Maria W. Peter - Fortunas Rache

  • Inhaltsangabe:



    Im Dritten Jahrhundert nach Christus, Trier: Die 17jährige Invita ist Sklavin im ersten Haus der Stadt, des Statthalters. Obwohl sie ein Findelkind ist, kam sie in den Genuss von gewisser Bildung. So wird ihre Sehnsucht nach immer wieder neuen Schriftrollen zum Verhängnis; sie bringt sich immer wieder in Schwierigkeiten.


    Der gutmütige und schüchterne Mitsklave Modestus kehrt von einem Botengang nicht zurück. Gleich wird vermutet, dass Invita etwas damit zu tun hat. Und obwohl sie sich bewusst ist, dass sie unter scharfer Beobachtung steht und ihr sowieso alles angelastet wird, was im Haus passiert, kann sie ihre Neugier nicht zügeln. Und so bringt sie sich immer wieder in neue Schwierigkeiten, die harte Strafen zur Folge haben.


    Wird Modestus’ Verschwinden noch aufgeklärt? Und was verbirgt sich hinter Selena, der Heilerin, die Invita immer wieder kryptische Andeutungen offenbart …


    Mein Fazit:



    Dieses Buch bekam ich überraschend von der Autorin geschenkt mit einer sehr lieben Widmung. Ich war zuerst skeptisch, da mich historische Kriminalromane sonst nicht unbedingt anziehen. Ich habe da auch schon die eine oder andere schlechte Lektüre gehabt. Aber ich wollte dem Buch trotzdem eine Chance geben und ich bereue es nicht.


    Dieses Buch ist der Auftakt einer Serie, nämlich der Sklavin Invita, die erst 17 Jahre alt ist und durchaus Verstand hat. Sie kann lesen und schreiben und neben Latein auch noch griechisch verstehen. Gerade dies bringt sie immer wieder in Schwierigkeiten, denn sie liest für ihr Leben gern. Da sie als Sklavin jedoch kein Eigentum hat, muss sie sich die Schriftrollen ausborgen, wobei man sie stets erwischt.


    Das Verschwinden des Mitsklaven Modestus stachelt zuerst ihre Neugier an. Doch sie lässt sich immer wieder irgendwie bei verbotenen Dingen (und das sind ziemlich viele) erwischen und so gerät sie unter Verdacht, mit dem Verschwinden etwas zu tun zu haben. Da Sklaven bekanntermaßen keine Glaubwürdigkeit haben, ist sie auf die Gnade des Fatum (Schicksal) angewiesen.


    Es ist der Debüt-Roman der Autorin. Jedoch zeugt die Geschichte, aus der Sicht von Invita erzählt, ein hohes Maß an historischer Authentizität. Viele Dinge werden so nebenbei erklärt und ich bekam als Leserin einen guten Einblick in das Leben des römischen Imperiums. Viele Recherchen haben die Autorin begleitet und das merkt man diesem Buch auch auf jeder Seite an. Da ich früher mal dem Spiel „Cäsar“ sehr zugetan war, war mir das eine oder andere durchaus ein Begriff, aber das Buch führt einen noch tiefer in das römische Reich hinein.


    Von der ersten Seite an ist es spannend, Invitas Gedanken und Handlungen für mich nachvollziehbar. Einzig die Brutalität, die zu damaligen Zeit auf der Tagesordnung stand, schreckte mich etwas ab. Denn Invita hat die (zum Himmel schreiend ungerechten) Strafen bekommen und es war schon recht grausam. Auch wenn es ungerecht klingen mag, aber dafür gebe ich einen Punkt Abzug. Ich hoffe, dass die Nachfolge-Bände nicht so brutal sind. Lesen will ich sie auf jeden Fall.


    Vier Sterne für dieses packende Debüt.

  • 260 v. Chr.: Invita lebt als Sklavin im römischen Trier im Haus des Statthalters. Ihr Name bedeutet „Die Widerwillige“ - und das beschreibt ihren Charakter schon ganz gut, nicht dass sie widerwillig wäre, die Arbeit zu tun, die man ihr aufgibt, es ist vielmehr so, dass sie lesen und schreiben kann, sich gerne mit den alten Philosophen beschäftigt und keine Gelegenheit auslässt, sich in Pergamentrollen zu vertiefen, nur ist ihr das nicht erlaubt. So stößt sie immer wieder an Grenzen und muss Strafen fürchten. Als eines Tages ein Mitsklave spurlos verschwindet, hat man schnell eine Schuldige im Blick: Sicher ist Invita darin verwickelt. Um ihre Unschuld zu beweisen, versucht sie den Schuldigen selbst zu finden und verstrickt sich immer mehr in Lügen und Intrigen.


    Erzählt wird die Geschichte von Invita in Ich-Form, durchgehend nur aus ihrer Perspektive, so dass man als Leser nie mehr erfährt als die Protagonistin selbst. Die Erzählweise passt gut zur Geschichte. Eingeflochten werden immer wieder lateinische Begriffe, die meist auch direkt erklärt , aber auch in einem Glossar noch einmal aufgegriffen werden. Der Roman lässt sich sehr gut und spannend lesen.


    Ein Ausflug ins römische Trier, darauf hatte ich große Lust, denn ich habe eine Zeit lang in Trier gelebt, sogar ganz in der Nähe der Basilika. Leider kommt mir Trier selbst ein wenig zu kurz, es fehlt an Lokalkolorit. Vielleicht ist das zu viel verlangt für einen Roman, der in römischer Zeit spielt, denn die Städte waren sich sicher sehr ähnlich, trotzdem hat es mich ein bisschen enttäuscht.


    Sehr gut dagegen hat mir Invita gefallen. Römische Sklaven konnten durchaus Selbstbewusstsein haben und bei ihren Herren Ansehen erlangen. Invita ist zwar nur eine niedere Sklavin, aber sie kann Lesen und Schreiben und hat dadurch durchaus die Möglichkeit es zu etwas zu bringen. Als Findelkind kennt sie ihre Eltern nicht, was sie als Makel empfindet, es ergeben sich im Laufe des Geschehens aber Anzeichen, die darauf hindeuten, dass sich das ändern könnte.


    Die anderen Charaktere, vorwiegend Mitsklaven, sind unterschiedlich gut gelungen, viele erscheinen etwas klischeehaft, am wenigsten gefiel mir Celsus, der Sklavenaufseher, der sehr eindimensional gezeichnet ist und dessen Grimm auf Invita mir nicht ganz verständlich erschien. Flavus, der frisch versklavte „Barbar“ und Marcella, die Tochter des Hauses, gefallen mir gut, bei beiden kann man Geheimnisse vermuten.


    Der Kriminalfall steht meiner Meinung nach nicht im Zentrum der Handlung. Als Ermittlerin ist Invita auch weniger gut geeignet, sie hat zum Einen wenig Möglichkeiten, Spuren zu entdecken oder gar Befragungen durchzuführen, zum Anderen sind ihr viele Dinge fremd bzw. kann sie Vieles als Sklavin gar nicht wissen bzw. durchschauen. So wird der Fall am Ende auch eher am Rande durch sie selbst aufgelöst. Trotzdem bietet der Fall durchaus Möglichkeiten mitzurätseln und die Auflösung ist zufriedenstellend, alle offenen Fragen werden geklärt.


    Neben dem Glossar gibt es noch eine Karte des römischen Trier sowie ein Nachwort der Autorin, die u. a. Alte Geschichte und Klassische Archäologie studiert hat und deshalb weiß, wovon sie erzählt. Im Nachwort geht sie auf die geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergründe jener Zeit ein. Der Roman ist der erste einer Trilogie um Invita, auf die beiden anderen freue ich mich schon, den ich bin gespannt, wie es mit Invita, Flavus und Marcella weitergeht.


    Die römische Zeit ist eine meiner liebsten Epochen, ich lese sehr gerne Romane, die zu dieser Zeit spielen. „Fortunas Rache“ hat mich gut unterhalten, ich vergebe knapp 4 Sterne und eine Leseempfehlung an alle, die sich gerne unterhaltsam in die römische Zeit entführen lassen wollen.

  • Aus dem Leben einer Sklavin


    Bei „Fortunas Rache“ handelt es sich um den Debüt-Roman von Maria W. Peter, er erschien bereits 2007 zum ersten Mal. Jetzt wurde die Reihe noch einmal neu aufgelegt. Der Roman erzählt aus dem Leben der Sklavin Invita , diese lebte im 3. Jahrhundert in Trier. Invita ist eine etwas vorlaute Sklavin, die den Hang dazu hat, in Schwierigkeiten zu geraten. Lebhaft schildert die Autorin dann aus der Sicht eben jener Sklavin, wie es dazu kam und vor allem auch, wie Invita es immer wieder schafft, sich aus ihren brenzligen Situationen zu befreien.


    Der Erzählstil ist sicherlich einfach zu lesen, aber die Autorin hat es geschickt verstanden diverse Spuren zu legen. Sie hat damit auf ihre eigene Weise Krimispannung erzeugt.


    Da die Geschichte aus Sicht von Invita erzählt wird, erfährt der Leser eben auch nicht mehr wie Invita und kann so mit ihr erleben, wie es sich lebte im alten Römischen Reich. Man kann wunderbar mitgehen auf Spurensuche und gemeinsam mit der Sklavin herausfinden, was geschah und auch warum. Sicherlich gab es einige Szenen, die vorhersehbar waren und manchmal war auch der Zufall ein bisschen viel, aber das schmälert nicht den Lesespaß.


    Invita als Charakter ist wunderbar dargestellt. Es fällt leicht, sich das Mädchen vorzustellen. Allerdings werden einige Handlungsverläufe nur angedeutet, da es sich ja um eine Reihe handelt und sich die Geschichte weiterentwickeln soll. So ist man am Ende natürlich neugierig wie es denn nun mit Invita und den anderen Sklaven weitergeht. Der Leser darf gespannt sein, was noch alles auf das junge Mädchen zu kommt.


    In meiner Ausgabe sind am Ende ein Glossar, eine Karte des römischen Triers und ein Nachwort der Autorin vorhanden. Ich mag solche Zusatzinformationen immer sehr gern lesen.


    „Fortunas Rache“ ist der Auftakt einer Krimireihe um die Sklavin Invita. Für mich war es ein gelungener Start dieser Reihe. Ich bin froh darüber, diese Autorin für mich entdeckt zu haben. Ich fühlte mich gut unterhalten und hatte Freude daran, mit der Sklavin durch das antike Trier zu schlendern.


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  • Den Mutigen hilft Fortuna… oder doch nicht?


    „Du wirst dich schon bald in ernste Schwierigkeiten bringen.“ Ich widerstand dem Drang, mich umzudrehen, und ging. Um bei mir Schwierigkeiten vorauszusehen, brauchte man nun wirklich keine hellseherischen Fähigkeiten.“ (Zitat Invita)


    Invita lebt als Sklavin im Hause von Legatus Augusti pro Praetore, dem mächtigen und einflussreichen Statthalter von Treveris. Ihren vorherigen Besitzern ist es zu verdanken, dass die Siebzehnjährige Bildung erfahren durfte, mehrere Sprachen spricht und des Lesens, Schreibens und Rechnens mächtig ist. Ihre große Schwäche für Dichter und Philosophen bringt sie immer wieder in Schwierigkeiten. Invita gilt als aufsässig, vorlaut und unzuverlässig. Aufgrund ihrer Neigung, sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit Schriftrollen aus dem Haus ihrer Eigentümer auszuleihen, wird sie wiederholt des Diebstahls bezichtigt. Ihre permanenten Verstöße gegen die Hausregeln tragen darüber hinaus dazu bei, dass sie sowohl der Hausverwalter Diodoros, als auch der Aufseher Celsus, scharf im Auge behalten. Nachdem Modestus, der stille und gutmütige Bote des Statthalters, Invita ein Geheimnis anvertraut hat, verschwindet er spurlos. Die junge Sklavin mit dem vorlauten Mundwerk beschließt, Nachforschungen anzustellen und bringt sich dadurch in Lebensgefahr.


    Nachdem ich bereits mit großer Begeisterung mehrere Romane der Autorin Maria W. Peter gelesen habe, wurde ich nun mit der Buchreihe um die junge Sklavin Invita auf einige frühere Werke der Autorin aufmerksam. Im vorliegenden ersten Band „Fortunas Rache“ lernt der Leser die ungewöhnlich gebildete Protagonistin kennen, die sich nach geistiger Nahrung verzehrt, zu ihrem Leidwesen jedoch nicht gerade mit Gehorsam und Diplomatie gesegnet ist. Laufende Konfrontationen und drastische Strafen sind die Folgen ihres Ungehorsams, doch widerspenstig und starrköpfig fordert Invita ihr Schicksal täglich aufs Neue heraus. Der Ich-Erzählerin Invita stehen etliche Nebenfiguren zur Seite, der Schauplatz der Handlung ist die bereits erwähnte Hauptstadt der Treverer an der Mosel. Während Invita mit den Sklavinnen Foeda und Bricia ein freundschaftliches Verhältnis pflegt, machen ihr die boshafte und manipulative Sklavin Rapida, der griesgrämige Hausverwalter Diodoros und der grausame Aufseher Celsus das Leben schwer. Die hellsichtige Heilkundige Selena gibt nur zögernd begehrte Informationen preis, den selbstbewussten Kriegsgefangenen Flavus betrachtet Invita als versklavten Barbaren und ungehobelten Alemannen. Eine wichtige Rolle im Buch spielt auch die kränkliche Tochter des Statthalters namens Marcella, die eine schützende Hand über Invita hält. Doch ebenso wie einige andere Bewohner dieses Hauses ist Marcella äußerst bedacht darauf, ihre Geheimnisse zu wahren.


    Der Autorin ist es hervorragend gelungen, historische Fakten mit einer spannenden Krimihandlung zu vereinen. Man erfährt interessante Einzelheiten über das Alltagsleben der römischen Elite, liest von Errungenschaften wie beispielsweise Toiletten oder Fußbodenheizung in den Häusern der wohlhabenden Familien. Durch Invita erhält man Einblicke in das Leben der Sklaven bei einflussreichen, begüterten und von sich selbst überzeugten Römern.


    „Die Römer sind so von der Einzigartigkeit und Ewigkeit ihrer eigenen Weltordnung überzeugt, dass sie vergessen, dass es schon eine Welt vor der Zeit Roms gab und ebenso eine danach existieren wird.“


    Die Autorin hat den Kriminalfall um den spurlos verschwundenen Modestus sehr gut umgesetzt. Der Spannungsbogen bleibt zudem durch die laufenden Missgeschicke und Verstöße der Protagonistin konstant aufrecht. Maria W. Peters Schreibstil ist flüssig und einnehmend. Was mir persönlich nicht zusagte waren die derben Ausdrücke im Buch, die wohl die Schlichtheit und fehlende Bildung unter den Sklaven verdeutlichen sollten. Sehr gut gefallen haben mir die in einige Dialoge eingebrachten Zitate Senecas. Wiederholt zum Schmunzeln veranlassten mich jene Gedankengänge und Aussagen Invitas, welche von ihrem trockenen Humor zeugen:


    „Schon als ich den kostspieligen Papyrus in die Hand nahm, rollte er sich von selber auf. Ich grinste. Die Anziehung zwischen Schriftrollen und mir beruhte offensichtlich auf Gegenseitigkeit. Einen Moment lang kämpfte mein besseres Ich gegen die Versuchung, einen kurzen Blick auf den Inhalt zu werfen. Das bessere Ich unterlag.“ (Invita)


    Bei der Bewertung der Charakterzeichnung der handelnden Figuren war ich ein wenig zwiegespalten. Invita als Ich-Erzählerin erlaubt großzügige Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt und lässt die Leser auch an ihren Beobachtungen der anderen Charaktere teilhaben. Die beiden Antagonisten Diodoros und Celsus empfand ich ebenfalls als glaubwürdig ausgearbeitet. Einige Nebenfiguren empfand ich jedoch etwas zu blass – die Haussklaven und der eigenmächtige Alemanne Flavus blieben mir bis zuletzt ein wenig fremd, sie konnten mich emotional nicht einbeziehen. Da es sich bei dem vorliegenden Roman um den Beginn einer Buchreihe handelt, gehe ich jedoch davon aus, dass der Fokus der Autorin sich vermutlich erst im nächsten Band auf Flavus und einige der aktuell etwas vernachlässigt wirkenden Randfiguren richten wird. Ich bin schon jetzt gespannt darauf, Näheres über diesen Personenkreis zu erfahren.


    Abschließend möchte ich noch auf die überaus ansprechende optische Aufmachung dieses Buches hinweisen sowie auf die Tatsache, dass Maria W. Peter ihren Lesern im Anhang nicht nur eine Karte des römischen Trier im dritten Jahrhundert nach Christi zur Verfügung stellt, sondern auch ein aus meiner Sicht äußerst hilfreiches Glossar zu den im Buch verwendeten lateinischen Ausdrücken. Das Nachwort liefert detaillierte geschichtlichen Fakten zu Zeit und Schauplatz der Handlung.


    Fazit: Maria W. Peter entführte mich in „Fortunas Rache“ an der Seite der jungen Sklavin Invita auf eine abenteuerliche und spannende Reise in die Vergangenheit, wo ich im Jahre 260 n. Chr. interessante Einzelheiten über das Alltagsleben der römischen Oberschicht und jenes ihrer Sklaven in Erfahrung bringen durfte. Der flüssige und einnehmende Schreibstil, eine vorlaute und waghalsige Protagonistin und ein ausgeklügelter Kriminalfall bescherten mir großes Lesevergnügen. Ich freue mich bereits darauf zu erfahren, welche Abenteuer Invita in den Nachfolgebänden erwarten.