Jonas Karlsson - Das Zimmer / Rummet

  • Björn ist "etwas Besonderes", wie es heutzutage heißt. Er wurde vor kurzem strafversetzt, und arbeitet nun in einem Großraumbüro und trägt keine Verantwortung mehr. In diesem Büro entdeckt Björn ein Zimmer, das scheinbar niemand sonst beachtet. In genau diesem Raum ist er produktiver und kreativer als je zuvor und sticht somit nach und nach seine Kollegen aus, bekommt plötzlich eigene Aufträge und beeindruckt sogar den Direktor höchstpersönlich. Die Situation zwischen ihm und seinen Kollegen droht jedoch zu eskalieren, als diese behaupten, dass es das Zimmer gar nicht gäben würde.


    Es ist schon ein paar Tage her, dass ich dieses Hörbuch beendet habe und ich finde immer noch keine richtigen Worte dafür. Um ehrlich zu sein schwanke ich noch, ob es ein genialer Schachzug oder ziemlich großer Unsinn ist. Der Ich-Erzähler Björn ist einfach anders als andere. Um dieses festzustellen, bedarf es nicht lange. Er ist komplett durchstrukturiert, lässt sich nicht dazwischen reden und wird mit Fortschreiten der Geschichte immer pedantischer.


    Hätte ich den Roman gelesen, hätte ich das Buch sicherlich nach 50 oder 100 Seiten zur Seite gelegt. Da ich das Hörbuch jedoch auf einer längeren Autofahrt mitgenommen hatte und kein anderes Hörbuch zur als Alternative vorhanden war, habe ich es zu Ende gehört und das war auch ganz gut, denn auf der dritten und letzten CD wird Björns Handeln immerhin etwas klarer und macht (unter Berücksichtigung seiner verqueren Welt) sogar etwas Sinn. Trotzdem dreht es sich die ganze Zeit darum, ob dieses Zimmer tatsächlich vorhanden ist, ob es nur in Björns Welt existiert oder ob seine Kollegen sich einfach gegen ihn verschworen haben und ihn in den Wahnsinn treiben wollen.


    Fazit: Die Handlung ist schon recht merkwürdig. Erst nach über zwei Dritteln habe ich verstanden, worauf der Autor hin will - zumindest glaube ich das. Diese Art von Geschichte muss man mögen und ich habe mich anfangs sehr schwer damit getan. Aber irgendwie hat die Story auch etwas. Da ich so hin und her gerissen bin, vergebe ich 3 Sterne.


    • Audio: 3 CDs - ca. 220 Minuten
    • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
  • Inhalt:
    Björn lebt in seiner eigenen Welt. Er ist nicht nur pedantisch und zwanghaft, sondern versteht die Welt nicht, weil sie für ihn ganz anders ist.
    Als er in ein Großraumbüro versetzt wird, ist er total glücklich, als er ein leeres Bürozimmer entdeckt, in das er sich zurück ziehen und sich erholen kann.
    Doch das bedeutet bald Ärger. Denn die Kollegen behaupten, dass es dieses Zimmer nicht gibt.
    Ich denke, Björn hat ein Asperger Syndrom mit psychotischen Symtomen.


    Meine Meinung:
    Obwohl Björn mit seiner pedantischen Natur nicht zu den nettesten Zeitgenossen gehört, fand ich den Anfang ziemlich witzig. Es ist ja eigentlich eine Tragik, dass er von seiner psychischen Disposition so eingeschränkt ist, dass eine normale Kommunikation fast nicht möglich ist. Doch er ist so fest davon überzeugt, dass all die anderen alles falsch machen, dass es einfach total lustig ist.


    "Ich ging zu ihrem Tisch und stellte mich entspannt, das Körpergewicht auf ein Bein verlagert neben sie, damit sie unzweifelhaft begrifft, dass ich einer Konversation nicht abgeneigt wäre. Sie schaute zu mir auf und erkundigte sich, ob sie mir bei etwas behilflich sein könne. "Nein", sagte ich. Sie arbeitete weiter.
    Ich blieb noch einen Moment stehen, betrachtet die missratene Kinderzeichnung des Sonnenuntergangs und überlegte, ob ihr bewusst war, wie frapierend falsch die Darstellung war. Führte ihre emotionale Verbindung vielleicht dazu, dass sie kein Auge dafür hatte? Das Kind oder Enkelkind hatte es jedenfalls verdient, sich seines Fehlers bewusst zu werde, um ihn bei der nächsten Zeichengelegenheit berichtigen zu können. Wenn solche Dinge nicht beachtet wurden, würde das die Note mit Sicherheit negativ beeinflussen. [...]
    Ich pustet auf den Kaffee und wartete darauf, dass sie etwas sagen würde. Langsam aber sicher fühlte ich mich unwohl da so herum zu stehen. Jörgen blickte kurz zu mir auf und ich beschloss, ihr noch 10 Sekunden zu geben. Als diese verstrichen waren, ging ich mit der deutlichen Botschaft davon: Ich war hier nicht erwünscht!"


    Der Sprecher liest es auch so trocken vor. Genial.


    Die Kollegen merken natürlich bald, dass mit Björn etwas nicht stimmt, vorallem wenn er "in dem Zimmer verschwindet".
    Sie wollen ihn loswerden, was sie bei den Besprechungen klar sagen. In den Besprechungen spiegeln sich alle Positionen wieder, die man auch in der Gesellschaft gegenüber psychisch Kranken finden kann. Die eine Kollegin hat Angst vor Björn, ein andere findet einfach, dass er verrückt sei und deswegen weg muss, bis hin zum Chef, der Björn nicht einfach aufgeben will.


    Der Schluß hat mich sehr berührt.
    Von mir gibt es 4,5 :bewertung1von5: