Rezensionen: Pro und Contra

  • Ich möchte mal eine Frage in den Raum stellen, die ich mir in letzter Zeit immer wieder stelle:



    Wie sinnvoll ist es, Rezensionen zu bekommen, bzw. "einzutreiben"?



    Ich habe im Lauf der Zeit sehr viele Rezensionsexemplare unter die Leute
    gebracht, meist kommt auch als Ergebnis eine Rezension zurück.
    Nun denke ich, dass es natürlich sinnvoll und gut ist, in Zeitschriften, ob
    online oder Print, die von vielen gelesen werden, einigermaßen professionelle Rezensionen zu erhalten.
    Aber was ist mit den anderen? Mit Leserinnen und Lesern, die durch ein kostenloses Buch
    geködert werden, ihre Rezenision in irgendeinem Portal abzugeben. Da
    kommt mal was Gutes mal was wenig Gehaltvolles dabei raus - was bringt
    uns das, außer dass wir jede Menge Bücher verschenken? Klar freue ich
    mich über jede und jeden, die/der mein Buch liest. Aber ein wenig muss
    ja auch der wirtschaftliche Aspekt bedacht werden. Mir vermittelt sich
    in letzter Zeit der Eindruck, dass sich in allen möglichen Foren vor
    allem Menschen tummeln, die nicht bezahlen wollen für ihren Lesestoff.
    Sie beteiligen sich an Leserunden und schreiben Rezensionen - aber eben
    immer nur dann, wenn sie dafür auch ein Buch geschenkt bekommen. Bringen
    uns diese von Schnäppchenjägern verfassten Rezensionen neue
    Leser*innen?



    Ich würde mich freuen, da mal ein paar Meinungen und Überlegungen von Euch dazu zu lesen.

  • Im gesamten Selbst-Marketing gibt es drei Standbeine:


    1. Öffentliche Wahrnehmung
    2. Persönliche Anteilnahme
    3. Transitive Botschaften


    Jemanden darum zu bitten, eine Rezension zu einem Buch zu schreiben ist eine Vermischung von Interessen.
    Auf der einen Seite willst Du, dass es verkauft wird (persönliche Anteilnahme) und die transitive Botschaft dazu ist: "Bitte hilf mir es bekannter zu machen!"
    Auf der anderen Seite willst Du, dass sie dich mögen. Das ist allerdings mit der Botschaft so nicht vereinbar, weil sie im ersten Schritt nur sehen, dass Du Deine Bücher "an den Mann/Frau" bringen willst.
    Das Ergebnis ist die öffentliche Wahrnehmung, dass der Autor verzweifelt versucht, seine Bücher zu bewerben.
    Nicht gut.


    Daher muss das Gesamtkonstrukt stimmen:
    Die öffentliche Wahrnehmung soll die persönliche Anteilnahme darstellen.
    "Ich habe ein Buch geschrieben, und es ist gut!" soll die Botschaft sein.
    Der Autor stellt sich nur minimal in den Vordergrund und lässt andere die Botschaft verbreiten.
    Um diese nicht zu verfälschen empfinde ich es daher grundsätzlich falsch, als Autor Rezensionsexemplare an den Endkunden zu geben.
    Das ist eine transitive Relation, welche die Wand zwischen Autor und Leser nicht durchbricht.


    Ob etwas gut ist oder nicht sollen daher Medien übernehmen.
    Eine gute Maßnahme ist daher beispielsweise eine Werbeauftrag in Facebook, da kannst Du die Zielgruppen sogar selbst definieren.
    Eine weitere ist der Kontakt an Redaktionen, welche die Bewertung übernehmen. Ob das nun ein Blog ist oder ein etwas berühmtere Webseite sei mal dahingestellt.
    All das, was ein Verlag macht musst Du an der Stelle übernehmen - und das beinhaltet nicht die Weitergabe von Rezensionsexemplare an Kunden.


    Damit ist der erste Punkt abgehakt und wir kommen zum zweiten Punkt, persönliche Anteilnahme.
    Es ist gemeint, im Internet eine Präsenz auszubauen. Zeigen, dass man interessiert ist, auch in den Dialog zu treten.
    Wichtigste Plattformen sind da Facebook und eine Webseite, wo sich Endkunden über die Bücher informieren können, am besten sogar mit kurzer Leseprobe. Sie sollte natürlich bescheiden gestaltet werden und nicht überfrachtet mit Werbung und bissiger Farbwahl.
    Optional - aber kein Muss - sind bspw Twitter (da kann man auch Werbekampagnen starten), Instagram (für 'hautnahe' Fotos) oder ein Blogspot, wo Du Einblicke in die Arbeit gibst. Das machen einige deutschsprachige Autoren, ich lese beispielsweise gern M.M. Thurner.
    Fans frequentieren durchaus gern ab und zu die Homepage oder die Blogs von Kreativen, um zu schauen, ob es etwas Neues gibt.


    Der letzte Punkt ergibt sich quasi eigentlich von selbst, wenn alles konsequent durchexerziert wurde.
    Autoren sprechen zu Fans nicht über Rezensionen, sondern über das Buch; geben Einblicke über "Geheimnisse der Welt" oder beantworten Fragen zu eigenen Romanen.
    Das soll ein "Ich kümmere mich um meine Fans!" sein.
    Ich sage dir, das kommt gut an und macht Dich sympathischer.

  • Das ist mir viel zu kompliziert.
    Ich versuche einfach, mir eine fanbase aufzubauen. Leserunden sind da super, auch Verlosungen oder Präsenz in Leseforen. (aber bitte nicht mit Werbung, sondern mit Beiträgen, mal aus dem Nähkästchen eines Autors plaudern, Die Leute nach Meinungen fragen). Such dir Vorableser auf diesen Seiten. Zumindest für einzelne Kapitel, aber auch fürs ganze Buch. Du wirst nie eine hundert Prozent Quote haben.
    Gedruckte Exemplare habe ich noch kein einziges Mal verschenkt.
    aber vor allem: ein Buch nachlegen. Und noch eins....
    Die allerbeste Werbung ist viel Präsenz auf Amazon (in meinem Fall). Lesen die Kunden immer wieder meinen Namen, klicken sie irgendwann auch auf das Buch. und wenn es ihnen gefällt, gibt es eine Rezi.


    toi toi toi!
    Karin

  • amazon ist nicht meins, ganz im Gegensatz zu den kleinen und individuellen Buchhandlungen. Ich komme zwar nicht an amazon vorbei, weil Verlage, auch meiner, alle auch amazon bedienen "müssen", aber ich selbst halte mich dort so gut es geht fern.


    Ich "bitte" auch niemanden darum, eine Rezension zu schreiben, sondern ich denke es gibt da ein gemeinsames Interesse. Ich biete Rezensionsexemplare an und als Gegenleistung gibt es Rezensionen. Damit ist letztendlich beiden Seiten gedient. Und hier setzt eigentlich meine Frage an: Sind nur Rezensenten von Zeitschriften und Blogs "lohnenswerte" Multiplikatoren oder eben auch die einzelnen ganz privaten Leserinnen und Leser, die auf verschiedenen Portalen (u.a. auch amazon) ihre Rezension posten - die aber manchmal auch nur eine Meinung abgeben, ob ihnen gefallen hat, dass es Vanilleeis gab und Sterne abziehen, wenn es nur Schokoladeneis gab, jetzt mal ganz vereinfacht ausgedrückt.


    Was ich nicht ganz verstehe ist: Buch nachlegen. Und noch eins. Ich bin nicht in der Lage, Bücher in Massenproduktion herzustellen. Ich habe auch keine Ahnung, wie Ihr das macht. Ich benötige allein fürs Schreiben ein bis zwei Jahre. Auch muss eine Geschichte da sein, die geschrieben werden will und die sucht sich meist selbst den passenden Zeitpunkt aus.

  • Da vergleichen wir wahrscheinlich Äpfel mit Birnen. Ich lebe vom Schreiben und gehe deshalb anders an die Sache ran, außerdem habe ich leichte Mainstream-Themen. Daher ist mein Schwerpunkt (mangels gut zahlender Alternativen) Amazon.
    Deshalb kann ich leider zu Zeitschriften und Blogs nichts sagen. Aber ich hoffe, es melden sich noch ein paar Autoren!


    und mit den Meinungen der Rezensenten hast du total recht - man ist da ausgeliefert. Insofern achte ich sehr darauf, mich in passenden Foren etc. zu betätigen. Eines, in dem es hauptsächlich um "bad boys" geht, würde mir keine zufriedenen Leser einbringen. Es ist schon recht mühsam, gell?


    Liebe Grüße

  • Ausgeliefert fühle ich mich gar nicht wirklich, bzw. ich liefere mich ja grundsätzlich den Lesenden aus, wenn ich mein Buch veröffentliche. Und ich freue mich auch über jede Kritik, sei sie gut oder schlecht, wenn sie denn eine Kritik ist. Nichts schlimmer als die Zeit zwischen Neuveröffentlichung und der 1. Rezension, in der ich nicht weiß, habe ich völlig daneben geschossen oder kommt das Buch einigermaßen an (wobei ich den Vorteil des Lektors habe, der mit ja schon eine erste Meinung gibt).

  • Ich würde sagen, dass der Nutzen einer Rezension nicht davon abhängt, ob sie spontan oder nach Erhalt eines Freiexemplars erstellt wurde. Ob sich die Investition lohnt, hängt davon ab ...


    - wie teuer den Autor das Buch kommt
    - wie die Reichweite des Blogs/Forums etc. ist, in der die Rezension landet
    - ob dort auch potenzielle Käufer vorbeischauen
    - ob der Rezensent die Kompetenz besitzt, Rezensionen ordentlich zu verfassen
    - wie das in andere Werbemaßnahmen (nichts anderes ist das Verschenken von Rezensionsexemplaren) eingebunden ist
    - was genau damit bezweckt wird (langfristiges bekanntwerden eines unbekannten Autors; "Verbesserung" der Verkäufe eines Buchs, das sich ohnehin gut verkauft ...)


    Die Rechnung könnte zum Beispiel so aussehen:


    - Mein Buch bringt mit 2€ Tantiemen, wenn ich es verkaufe
    - Wenn ich es verschenken will, kostet mich das 10€
    --------------------------------------------------------------------------------------
    Ich müsste infolge der Rezension 5 zusätzliche Bücher verkaufen, damit es kein Verlustgeschäft ist


    Das ist auf den meisten Plattformen zumindest für Autoren, die nicht sowieso schon sehr bekannt sind kurzfristig ziemlich unwahrscheinlich. Deswegen sollte ich Rezensionsexemplare zumindest nicht leichtfertig verschleudern. Andererseits lebt so eine Rezension im Netz ziemlich lange und wenn eines meiner Bücher etwas bekannter ist, werde ich auch als Autor bekannter. Rezensionen außerhalb von Amazon bekommt man als unbekannter Autor erst einmal nicht einfach so. Was kurzfristig Unsinn ist, könnte sich langfristig doch noch auszahlen. Ich persönlich bin diesen Weg noch nicht gegangen, wenn, dann würde ich aber statt in einem großen Forum beliebige Leute mit Rezensionsexemplaren zu versorgen wohlgepflegte, gut auffindbare Blogs von Leuten suchen, die über das entsprechende Genre schreiben und dort höflich anfragen, ob vielleicht ein Interesse besteht.

  • etwas off-topic:
    Ich darf mich heute über eine 1-Sterne-Rezi freuen von einer Dame, die es offenbar nicht mag, am Ende des Lesens von Amazon gefragt zu werden, ob sie bewerten will. Statt dass sie das an Amazon schreibt, gibt sie meinem Buch eine schlechte Rezi ohne Inhalt und verbittet sich darin, weitere ANFRAGEN zu erhalten. Für jeden Leser kling das jetzt so, als ob ich als Autor Leute bedränge, doch ihren Senf zu meinem Buch abzugeben. Grrrrrrrrrr.


    Dabei finde ich kritische Rückmeldungen total wertvoll. Aber solche Dinge sind einfach nur ärgerlich, zumal Amazon sich stets weigert, sowas zu löschen. Das meinte ich oben mit "Ausgeliefertsein".


    Martin hat recht, spezialisierte Blogs oder Foren bringen immer am meisten. Gerade bei deinen Themen, Maria, könnte ich mir das gut vorstellen.

  • Spezialisierte Blogs und Zeitschriften sind die Pflichtübung, das ist klar. Aber ich glaube schon, dass die meisten der anderen Rezensionen auf Dauer auch was bewirken, vor allem wenn man die Rezensenten dazu bringt, sie nicht allein auf amazon, sondern auch bei Thalia, anderen Buchhandelsseiten und was es sonst noch so alles gibt, zu posten. Vermutlich muss man diejenigen, die einfach nur hinter kostenlosen Büchern her sind einfach akzeptieren, neben den vielen anderen, die wirklich auch teilweise sehr gute Rezensionen an verschiedenen Orten posten. Als Verlagsautorin habe ich ja auch den Vorteil, dass mir die nicht verkauften Bücher zwar keine Einnahmen bringen, mich aber auch nichts kosten.

  • etwas off-topic:
    Ich darf mich heute über eine 1-Sterne-Rezi freuen von einer Dame, die es offenbar nicht mag, am Ende des Lesens von Amazon gefragt zu werden, ob sie bewerten will. Statt dass sie das an Amazon schreibt, gibt sie meinem Buch eine schlechte Rezi ohne Inhalt und verbittet sich darin, weitere ANFRAGEN zu erhalten. Für jeden Leser kling das jetzt so, als ob ich als Autor Leute bedränge, doch ihren Senf zu meinem Buch abzugeben. Grrrrrrrrrr.


    Dabei finde ich kritische Rückmeldungen total wertvoll. Aber solche Dinge sind einfach nur ärgerlich, zumal Amazon sich stets weigert, sowas zu löschen. Das meinte ich oben mit "Ausgeliefertsein".


    Martin hat recht, spezialisierte Blogs oder Foren bringen immer am meisten. Gerade bei deinen Themen, Maria, könnte ich mir das gut vorstellen

    Das ist tatsächlich ärgerlich, aber du kannst ja immerhin einen Kommentar unter die Rezi setzen und darauf hinweisen, dass sich der eine Stern nicht auf das Buch bezieht.

    "Outside of a dog, a book is man's best friend. Inside of a dog, it is too dark to read."
    - Groucho Marx