H.P. Lovecraft - Berge des Wahnsinns / At the Mountains of Madness

  • Der Ich-Erzähler William Dyer, Geologe an der fiktiven Miskatonic-Universität, bricht sein Schweigen über seine Erlebnisse und Erkenntnisse während einer von ihm in der Vergangenheit geleiteten Expedition in die Antarktis. Er sieht sich dazu gezwungen, da aktuell eine neue Mission in die Antarktis geplant werde, von der er befürchten muss, dass die Zukunft der Menschheit bedroht sein könnte. Mit der Offenlegung der bisher geheim gehaltenen Informationen hofft er, die Öffentlichkeit aufzurütteln und die neue Expedition verhindern zu können. (wikipedia)


    "Berge des Wahnsinns" war mein erster Lovecraft. Den Entschluss, mich dieser Geschichte zu widmen, fasste ich, zum einen aufgrund der immer wiederkehrenden Bemühungen eines von mir sehr geschätzen Regisseurs, nämlich Guillermo del Toro, eine Verfilmung in die Wege zu leiten. Zum anderen, die Empfehlungen einiger Lesewürmer im Internet. Oftmals mit der Begründung, dies sei eine gute Geschichte um in das Lovecraft Universum einzusteigen.
    So besorgte ich mir die 1931 verfasste und 1936 erstmals veröffentlichte Geschichte mit recht hohen Erwartungen.
    Zuerst einmal muss ich sagen, dass Lovecraft eines der allerwichtigsten Ziele eines jeden Autors (erst recht in dem Genre) mit Bravour meistert. Nämlich eine zum schneiden dicke Atmosphäre zu erschaffen. Einigen modernen Horror-Fans mag die in die Jahre gekommene Story sogar recht lahm vorkommen. Blutige Gewalt und detailreiche Morde gibt es kaum. Was andere Leute stören mag, freut mich allerdings ungemein. Kann "grapfische" Gewalt im filmischen noch einen bestimmten Effekt erzielen oder als Stilmittel verwendet werden, ist sowas in Textform leider nur allzu oft eine Kaschierung nicht vorhandener Atmosphäre. Natürlich nicht immer.
    Lovecraft hingegen lässt einen die Kälte spüren und das Unbehagen in die Glieder rasen.
    Oft las ich auch im Vorfeld, Lovecraf sei einigen Lesern zu prätentiös, gehe zu inflationär mit großen Worten um. Da kann ich nur bedingt zustimmen. Leider ist es bei Horrorroman eher der Fall, dass unbeschreiblich schreckliche Ereignisse schon nach wenigen Seiten behandelt werden, als seien sie nie passiert. Natürlich um mögichst schnell die Handlung voranzubringen.
    Hier kann man wenigstens erahnen, was für ein bis in die Grundfesten erschütterndes Erlebnis es sein muss, beispielsweise ein fremdes Wesen nur zu sehen.
    Ganz von der Hand weisen kann man diese Kritik aber auch nicht, denn der Autor geht mitunter nicht nur mit dem Horror der Geschichte so großspurig um, sondern auch mit kleineren, im Gesammtkontext eher nebensächlichen Dingen. So werden hier z.B. Gebäude, Tunnel und Wandmalerein in allen Einzelheiten beschrieben. Nicht nur das Aussehen, sondern auch ihre Bedeutung und Enwicklung. Über viele Seiten. Das dient zwar ungemein dem Aufbau der Mythologie, ist aber teilweise recht ermüdend.
    Dadurch entsteht beim Leser ein großes Wissensarchiv über die Welt des H.P. Lovecraft aber leider kaum echte charakterliche Entwicklung der Figuren und somit kaum wirkliche Emphatie.


    "Berge des Wahnsinns" ist zurecht ein Klassiker und wirkt trotz des Alters immer noch großartig böse auf den Leser. Lovecraft schuf nicht nur eine Geschichte zum fürchten, sondern gleich ein eigenes Universum, in dem er sich manchmal etwas verliert.



    Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Böden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.


    Hermann Hesse

  • H.P. Lovecraft - Berge des Wahnsinns


    Inhalt:
    William Dyer, Geologe der Miskatonic University, bricht sein Schweigen. Er berichtet von den schrecklichen Erlebnissen seiner Antarktisexpedition, um zukünftige Forschungsreisende von einer weiteren Erkundung des Südpols abzuhalten, da die gesamte Menschheit vor einer kaum fassbaren Bedrohung steht. Ein unglaublicher Horror bricht über die Forscher am Rand der Welt herein und mündet in der Entdeckung einer uralten, gigantischen Stadt jenseits der Berge des Wahnsinns. Doch das größte Geheimnis lauert tief unter der vereisten Erde ...
    ( Q Amazon)


    Meinung:
    Ich habe schon lange mit Werken von Lovecraft geliebäugelt und nahm mir immer wieder vor eines dieser Bücher zu lesen, denn man kommt nicht an seinem Namen vorbei wenn man einen kleinen Hang zum Horrorgenre hat. Mir war völlig bewusst, trotz des Lobes, welches dieser Schriftsteller für sich beanspruchen darf, dass ich sicherlich meine Probleme mit seinen Werken haben werde, denn nur weil etwas als großartig gilt heißt dass noch lange nicht, dass es jedem, in dem Fall mir, auch gefallen wird. Und meine Zweifel darüber waren, wie sich herausstellt hat, nicht ganz unbegründet.


    Mir ist völlig klar, wie alt die Geschichte um die 'Berge des Wahnsinns' ist und auch dass es zu dieser Zeit sicherlich einfacher war die Menschen mit subtiler Art zu erschrecken. Nur leider klappt das nicht so einfach bei mir, Zumindest nicht in der Art wie es Lovecraft in diesem Werk tut.
    Ich ziehe meinen Hut vor Lovecraft's Phantasie, denn diese ist überwältigend. Die Beschreibungen der verschiedenen Orte und Gestalten ist grandios und sucht sicherlich seinesgleichen. Im Grunde sind diese Beschreibungen ein ganz dicker Pluspunkt und wohl 5 Sterne wert, wären da nicht die ständigen Wiederholung bereits angesprochener Themen und die extremen Ausschweifungen. So wird z.B. ein bestimmter Punkt in der Argumentation, eine folgende Beschreibung angesprochen, doch dann verliert sich Lovecraft erstmal in eine abschweifende Einleitung um dann nach einer gefühlten Ewigkeit zum Punkt zu kommen.
    Auch der Satzbau ist stellenweise wirklich schwierig, wobei mich der weniger gestört hat als die Wiederholungen und die Abschweifungen.
    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich so etwas erwartet hatte und deshalb auch immer einen Bogen um Lovecraft gemacht haben. Jetzt endlich habe ich eines seiner Werke gelesen und kann dieses Thema für mich abschließen. Es ist einfach nicht meins. Ich habe nichts gegen subtilen Horror, aber Lovecraft ist mir hier einfach zu unterschwellig.


    Ich lasse mich hier gern mit 'Kunstbanause' oder 'Du hast ja keine Ahnung' betiteln, aber es ist eben nicht meine Art von Horror.
    Dennoch, und das möchte ich nochmals expliziert betonen, ist die Phantasie Lovecrafts faszinierend. In einem anderen 'Gewand' wäre es vielleicht auch etwas für mich.
    Vielleicht, irgendwann, werde ich mich nochmals an eine Geschichte Lovecrafts wagen, aber das werde ich mir noch gut überlegen müssen.



    Fazit:
    Die 'Berge des Wahnsinns' ist eine Geschichte, welche zu dem spektakulärem Fundus Lovecrafts gehört und die wohl selbst Geschichte geschrieben hat. Leider ist diese Art der Erzählung nichts für mich. Insbesondere die Wiederholungen und starken Ausschweifungen haben mich sehr geärgert und ich war zur Mitte des Buchs versucht das Lesen abzubrechen.
    Mit Sicherheit ist es eine gute Geschichte, wenn man den vielen Lobeshymnen glauben darf, wohl aber nur für Fans dieses Erzählstils. Die Phantasie des Autors ist auf alle Fälle beeindruckend.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Lebenskunst besteht zu neunzig Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.
    Samuel Goldwyn