J.G. Ballard - Der Block / Hochhaus / High-Rise

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Ein Apartmentblock für Besserverdienende soll das Zusammenleben der Bewohner verbessern und rationalisieren. Über 40 Etagen verteilt sollen in einem Block etwa 2000 Menschen eine Bleibe fürs Leben finden. Im 10. Stockwerk gibt es eine Art Einkaufszentrum und ein Schwimmbad und weiter oben - auf einer Art Dachterrasse - ein weiteres Becken und einen Spielplatz. So weit - so gut gedacht.


    Schnell treten Spannungen zwischen den Bewohnern der verschiedenen Stockwerke auf - so etwa zwischen den Eltern, die unterhalb des 10. Stocks wohnen und den Hundebesitzern, die sich größtenteils oberhalb des 35. Stockwerks aufhalten. Zu regelmäßigen Stromausfällen und Problemen in der Wasserversorgung und dem Abfallsystem kommen sehr schnell Vandalismus und zunehmende Verwahrlosung in den unteren Etagen. Bald hat sich eine Drei-Klassengesellschaft ausgebildet, die zunehmende Abschottungstendenzen zeigt und außerdem innerhalb der 'Klassen' zu einer immer feineren Tribalisierung führt.


    Durch die Augen des Arztes Laing, des Dokumentarfilmers Wilder und des verantwortlichen Architekten Antony Royal - wie bei Wilder isr hier der Name Programm - beobachten wir den Zerfall von Moral und Zivilisation in diesem Haus der eigentlich gesellschaftlich Privilegierten bis in die völlige Anarchie mit Dauervergewaltigungen und Kannibalismus.


    Ballards Menschenbild ist nie besonders positiv gewesen, aber schon zu seiner Zeit waren die hier gezeigten Mechanismen aus psychologischer und soziologisch Sicht unsinnig. Besonders ist nicht zu erklären, warum es keine deutliche Gegenbewegung gibt, die man sonst selbst in sozialen Brennpunkten findet und dass Bekannte und Verwandte, Strom- und Wasseranbieter nicht misstrauisch werden - und noch mehr diverse Arbeitgeber. Das alleine macht die Geschichte in sich überaus fragwürdig. Was bleibt ist ein Katalog menschlicher Grausamkeiten und Perversionen, der in seiner Konzentration eher ermüdend zu lesen ist. Wirklich visionär ist hier nur die Vorwegnahme der Idee des so genannten Happy Slappings. Dass dieses Buch verfilmt worden ist und dieser Film 2016 in die Kinos kommt ist nicht unbedingt ein erfreulicher Gedanke.

  • Eine deutsche Fassung findet sich in dieser Sammlung: