Ule Hansen - Neuntöter

  • Kurz zur Geschichte:
    Mitten in Berlin, in einem "falschen Haus" (hier wird eine riesige Plane mit einer Hausfront bedruckt, aber dahinter befindet sich nur eine Gerüstkonstruktion) , werden mehrere Leichen gefunden, die mit Panzertape eingewickelt sind und dort wie in einem Kokon baumeln. Die Fallanalytikerin Emma Carow und ihre Kollegen bekommen diesen Fall. Welchen Hintergrund haben der/die Täter die Leichen so zu drapieren und einzuwickeln? Wird es noch mehr Leichen geben, denn Emma scheint eine eigenartige Theorie erkannt zu haben, die die Täter verfolgen könnten. Hinzu kommen noch interne Machtkämpfe zwischen Emma und einem Kollegen und ihre Alleingänge, die sie immer wieder in Gefahr bringen. Zudem kämpft sie innerlich mit wirren Gedanken, da ihr Vergewaltiger wieder auf freiem Fuß ist und sie auf Rache sinnt, aber wie? Werden Leben gerettet werden können, oder nehmen die Morde zu?


    Meine Meinung:
    Mit Emma Carow haben die beiden Autoren einen Charakter geschaffen, der mich als Leserin, manchmal in den Wahnsinn getrieben hat. Einmal findet man sie sympathisch, dann irritiert sie einen mit ihren wirren Gedanken und Vorstellungen, dann leidet man mit ihr wenn sie an ihre Vergewaltigung zurückdenkt und dann versteht man sie wieder nicht, wenn sie ihre gefährlichen Alleingänge in Angriff nimmt.Sehr gewöhnungsbedürftig fand ich am Anfang auch die kurzen abgehackten Sätze, oder manchmal auch nur ein Wort. Da fühlte ich mich gehetzt beim Lesen. Dann wieder wird beschrieben was Emma gerade macht und nach einigen Sätzen wird man aufgeklärt, das sie dies doch nicht gemacht hat, sondern sich nur vorgestellt. Oftmals war es einfach von allem ein bisschen zu viel des Guten. Keine Ahnung ob das daran liegt, dass das Buch von zwei Personen geschrieben wurde.Aber es gab auch einige Szenen wo ich mit Emma gelitten habe und wo man vielleicht etwas nachvollziehen kann, warum sie so ist, wie sie ist und was sie tut. Vor allem als ihre Vergewaltigung Thema wird und man als Leserin mitbekommt, was ihr angetan wurde und die schwerwiegenden Folgen daraus. Etwas übertrieben hingegen finde ich wieder die internen Machtkämpfe zwischen Emma und ihrem Kollegen Felix, diese stehen in keiner Relation zur Position die beide haben wollen, nämlich der Schwangerschaftsvertretung der Abteilungsleiterin. Man könnte Wunder denken, um was für eine aufstrebende Position es geht.Das letzte Kapitel wartet noch mit einem Ende auf, wo Emma endlich mal was tut, was man verstehen kann und wo sie Größe und Stärke beweist.


    Von 5 möglichen Sternen vergebe ich: :bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Der Thriller „Neuntöter“ von Ule Hansen wurde mir vom Heyne Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Wir werden mit Emma Carrow auf die Ermittlungen zu einer Mordserie geschickt und zwar in Berlin. Ich fand es echt toll, deshalb habe ich das Buch auch angefragt, denn ich habe in der Nähe von Berlin gewohnt und habe dann erstmal ein bisschen mit Google Streetview, mir die ganzen Orte angeguckt und habe dann ein bisschen spekuliert, wie das alles funktioniert hat. Natürlich war ich auf dem falschen Weg, denn für so etwas habe ich gar kein Talent, so habe ich die Ermittlungen doch lieber Frau Carrow überlassen. Die ersten Leichen die gefunden werden, sind in Panzertape eingewickelt, wie in einen Kokon und hängen in einem Gerüst, welches von außen mit Planen bespannt ist und so den Eindruck eines Hauses vermitteln soll. Die Opfer sind auf grausame Weise ums Leben gekommen. Wer macht so etwas und was hat es mit dieser seltsamen Form des Mordens auf sich? Wir haben nicht nur den Fall, den wir verfolgen, sondern wir verfolgen auch Emma in ihrem Leben und ihrem Leiden, denn ihr ist in der späten Jugend ein Leid zugefügt worden, was sie noch heute verfolgt. Nun kommt es auch viel intensiver zur Sprache und könnte sogar ihren Job beeinflussen, was sie ja aber gar nicht will, doch Traumata lassen sich nicht einfach ein- und wieder ausschalten.

    Ich fand die Geschichte wirklich spannend gemacht, gerade das letzte Drittel des Buches zieht einen in den Bann und will einen das Buch nicht mehr weglegen lassen. Auch erfährt man sehr viel über die Ermittlerin und ihre Gedankengänge, wie sie an den Fall herangeht. Sie ist speziell, das ist vielleicht schon klar, aber sie wird auch nicht richtig verstanden. Die Autoren schreiben in unterschiedlichen Satzformen. Es gibt Teile, da werden kurze Sätze verwendet. Informationen kommen einfach so „zack, zack, zack“, das fand ich richtig gut, denn es war wirklich so ein: hier sind die Infos und nun arbeite damit. Und dann gab es eben die restliche Erzählung, die in Schachtelsätzen alles ausgeschmückt hat, sodass man die Charaktere besser verstehen kann, sich vorstellen kann, wo man nun ist und auch sich die Umstände der Morde vorstellen kann. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen und der zweite Teil lässt auch nicht lange auf sich warten, denn dieser ist im vergangenen Monat erschienen unter dem Titel: „Blutbuche“.

    Die Cover sind aufeinander abgestimmt, deshalb wohl auch die Neuauflage der ersten Teiles um die Fallanalystin Carrow, denn „Neuntöter“ gab es schon mal in einer anderen Aufmachung.

    Nun sehen wir zwei schwarze Vögel, die sich auf einem weißen, teilweise leicht gräulichen Hintergrund, scheinbar angreifen. Sonst ist nur die Schrift, mit Titel, Verlag und Autoren in Schwarz und Rot zu sehen, die noch mit Kleinigkeiten wie Fingerabdrücken und Kratzern oder Flecken verbunden und umgeben sind. Mir gefällt das Cover richtig gut und so ähnlich ist eben auch das Cover des zweiten Teiles angelegt, was ich bei Reihen sehr mag.