Alexandra Bracken - Blut und Feuer / In the Afterlight

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    Mit einem weinenden und einem lachenden Auge klappe ich das Buch zu, denn in diesem letzten Band sagen wir Ruby und ihren Freunden Lebwohl. Ich war sehr gespannt darauf, wie die Geschichte enden würde - ich konnte mir einfach keine schlüssige Lösung vorstellen; zu übermächtig erschien mir die Angst der Erwachsenen vor den Kindern, deren Fähigkeiten sie nicht kontrollieren können.


    Aber der Autorin ist in meinen Augen ein glaubhaftes Ende gelungen! Es geht nicht ohne Verluste ab, es löst die Probleme nicht über Nacht, aber es schließt die Geschichte auf eine Art und Weise ab, die ich als Leserin zufriedenstellend fand.


    Es geht direkt wieder rasant und spannend los - wir sind mitten drin in einer gefährlichen Situation, ein kommender Verrat scheint wie ein Damoklesschwert über den Überlebenden zu hängen... Es gibt für diese traumatisierten Kinder (noch) keinen Frieden, sie können sich auf nichts und niemanden verlassen.


    Ich fand die emotionale Entwicklung der Charaktere genauso spannend wie die übergreifende Handlung, denn viele davon haben wir ja in den drei Bänden schon lange begleitet, und mir sind sie sehr ans Herz gewachsen.


    Im Mittelpunkt steht natürlich wieder Ruby, die unter posttraumatischem Stress zu leiden scheint. Sie hat Panikattacken, sie ist unglaublich wütend... Aber sie hält sich auch unglaublich tapfer; sie gibt niemals auf und handelt oft mutig und selbstlos.


    Allerdings übertreibt sie es manchmal damit, ihre Freunde beschützen zu wollen. Um sie zu schützen, enthält sie ihnen Dinge vor und beraubt sie damit der Chance, informierte Entscheidungen über ihr eigenes Leben zu treffen - was eigentlich ihr gutes Recht wäre. Das fand ich nicht gut, aber ich fand es verständlich. Sie ist einfach von der Angst motiviert, noch einen geliebten Menschen zu verlieren.


    Auch über Vida, Chubs, Zu, Liam und Cole könnte ich viel schreiben; sie sind mir alle sehr ans Herz gewachsen, und für mich sind sie lebendige, glaubhafte, liebenswerte Charaktere.


    Besonders Liam und Cole verkörpern zwei unterschiedliche Vorstellungen von einer möglichen Zukunft: während Cole eine kriegerische Lösung anstrebt, ist es leicht, Liam für den Schwächeren zu halten - er will keine Gewalt anwenden, aber er hat eine andere Art von Mut, den er für eine friedliche Lösung einsetzt.


    Interessant fand ich auch wieder Clancy. Es ist einfach zu vergessen, dass auch er zu den Opfern gehört - er ist das Resultat dessen, was die Erwachsenen ihm angetan haben, aber das entschuldigt nicht alles, was er tut.


    Die Liebesgeschichte zwischen Ruby und Liam fand ich einerseits wunderschön, anderseits oft beinahe schmerzhaft, denn so sehr sich die beiden auch lieben, so sehr steht die Vergangenheit zwischen ihnen...


    Ich war wieder beeindruckt von den originellen Ideen, die die Autorin in die Geschichte einbringt, und es gibt auch eine unerwartete Wendung, die mich kalt erwischt hat! Auch den Schreibstil fand ich immer noch fantastisch. Er hat oft etwas beinahe Melodisches, Atmosphärisches, mit unverbrauchten Bildern.


    "Schwarz ist die Farbe, die keine Farbe ist.
    Ich renne, aber es ist mein Schatten. Der mich jagt, verschlingt, verseucht.
    Schwarz ist die Farbe der Erinnerung.
    Es ist unsere Farbe.
    Die einzige, die sie verwenden werden, um unsere Geschichte zu erzählen."


    Fazit:
    Die Geschichte der Überlebenden kommt zu einem schlüssigen, glaubhaften Ende, das auf kitschige Rosarotmalerei verzichtet. Die Charaktere habe ich wieder geliebt (und/oder gehasst), und der wunderbare Schreibstil hat mich wieder sehr berührt. Die 608 Seiten flogen für mich vorbei wie nichts, spannend und einfallsreich und mit unerwarteten Wendungen - ein würdiges Ende einer originellen Dystopie.

  • Mein Fazit:



    Lange musste man auf den dritten und finalen Teil der Reihe warten. Und das warten hat sich gelohnt, zumindest aus meiner Sicht. Eines vorweg: Um diesen Band zu verstehen, sollten unbedingt die Vorgänger-Bände gelesen werden. Auch wenn Ruby das eine oder andere erklärt, wirklich grundlegende Kenntnisse werden in den anderen Bänden vermittelt.


    Es ist schon eine Weile her, wo ich den zweiten Band las und ich musste mich erstmal wieder einlesen, um die ganzen Namen, Personen und Ereignisse einzuordnen. Denn der letzte Band schließt nahtlos an den zweiten an. Sie sind noch immer in Los Angeles und Ruby auf der Suche nach Nahrung und einem Ausweg für die Gruppe. Ihr Instinkt sagt ihr, das sie niemanden trauen sollte. Einzig Cole erkennt sie als Agenten und Führungsperson an, doch Liam – Coles Bruder – hat damit so seine Probleme. Er weiß nicht, das Cole ein Roter ist. Kaum einer weiß davon und Cole selbst hat noch Probleme, seine Fähigkeiten zu kontrollieren. Aber er denkt stets an das Wohl der Gruppe und scheut auch nicht davor zurück, seinen Bruder aus der Gruppe zu werfen.


    Ruby hat mit heftigen Schuldgefühlen zu kämpfen. Sie glaubt, die Opfer des Angriffs auf Los Angeles hätte sie retten können. Aber sie tut sich schwer damit und manchmal ging es mir auf die Nerven, weil sie sich das Leid der Welt aufbürdete. Dabei war sie genauso gefangen in ihren Fähigkeiten wie die anderen. Sie liebt Liam über alles und doch kann sie ihm nicht 100%ig vertrauen. Ihre Gefühle und Ängste sind durchaus nachvollziehbar, aber bei den Schuldgefühlen war es meines Erachtens nach zuviel.


    Der Erzählstil ist auch hier wieder flüssig und in der Ich-Form. Fragen bleiben keine offen, alles wurde gelöst. Dieser Teil ist eher auf strategischen Kampf ausgerichtet, während Ruby im zweiten Teil permanent ums Überleben kämpfen musste. Auf der Ranch kann sie etwas zur Ruhe kommen und ihren erschöpften Körper und Geist regenerieren. Ebenso auch die anderen!
    Das Ende war ungefähr so zu erwarten und meines Erachtens nach logisch und konsequent. Es zeigt aber auch, das man nicht alle Probleme auf einmal lösen kann und es durchaus Sinn macht, sich kritisch mit allen Dingen auseinander zu setzen und alle Beteiligten zu Wort kommen zu lassen. Die zweite Hälfte des Buches habe ich in einem Rutsch gelesen, weil es dann wirklich wieder so unglaublich spannend wurde und die vielen verschiedenen Fäden sich in einem Ende bündelten.


    Ein schöner Abschluss einer sehr spannenden Dystopie. Insgesamt ist es mir 5 Sterne wert und ich empfehle es uneingeschränkt weiter.


    Anmerkung: Ich habe es als eBook gelesen.