Wen interessiert denn bitteschön, wie viel jemand verdient?
Die höhere Gesellschaft hat das schon immer interessiert und tut es bestimmt heute noch. Und damals bestimmte das Einkommen ja den gesellschaftlichen Stand - da war es schon wichtig, wie viel der Bräutigam verdiente und wie viel die Braut als Mitgift mitbrachte. Dadurch war festgelegt, wer denn standesgemäß als Partner in Betracht kam - Liebe war absolut zweitrangig. Maria hat sich ja auch unter genau diesem Aspekt für ihren Mr. Rushworth entschieden und nicht, weil sie ihn als Mann so toll empfindet.
Erstens denke ich, dass es einfach unhöflich ist, ein Theaterstück aus der Tasche seines Vaters zu finanzieren, wobei der überhaupt nicht da ist und gar nicht um Erlaubnis gebeten werden kann. Ein wenig dreist ist das schon. Zweitens wird Edmund sich wahrscheinlich schon gedacht haben, dass diese seltsamen Dreiecksbeziehungen dadurch nur verkompliziert werden und drittens kann ich mir auch vorstellen, dass es sich für die Reichen von damals gar nich so ziemt, selbst ein Theaterstück aufzuführen.
Bei eins und zwei bin ich deiner Meinung - zumal ich durch die heutigen Kapitel schon ein wenig mehr weiß als Du. Aber bei Punkt 3 bin ich mir nicht ganz sicher. Natürlich konnte jemand aus der Oberschicht nicht wirklich Schauspieler werden, da hast Du recht. Aber ob die feine Gesellschaft nicht doch unter sich und im weiteren Familienkreise solche Aufführungen zum besten gab, da bin ich mir nicht ganz sicher. Wichtig wäre dabei aber wirklich, dass es nur im engen Kreis geschieht und keine Öffentlichkeit beinhaltet…. manchmal merke ich einfach gewisse Lücken in meinem Wissen
Ich fand es doch sehr amüsant, worüber man sich damals so Gedanken gemacht hat, was schicklich ist und was nicht.
Naja, übertragen auf heute ist das ja fast gleichbedeutend damit, dass die Braut kurz vor ihrer Hochzeit heftig flirtet und drauf und dran ist, mit 'nem anderen durchzubrennen, am besten im Brautkleid - ist also schon nicht so ganz die feine Art, was Maria da abzieht.
Auch die beiden folgenden Kapitel drehen sich noch voll und ganz um dieses leidige Theaterstück. Maria und Tom genießen es total, dass Edmund einknickt und jetzt die Rolle übernimmt - sie gehen natürlich davon aus, dass Edmund eifersüchtig ist und nun doch mitspielen will. Seine Beweggründe werden die beiden wohl nie verstehen. Fanny dagegen versteht Edmunds Entscheidung auch nicht. Sie allerdings hat Glück, denn nachdem man sie so fürchterlich bedrängte, hat jetzt doch Mrs. Grant die fragliche Rolle übernommen und Fanny hat ihre Ruhe. Alles in Mansfield Park dreht sich also um das Stück - und doch geht das Gezicke weiter. Julia ist genauso wie Fanny außen vor, doch während Fanny so ganz langsam doch den andren durchaus hilft und damit indirekt mit einbezogen wird, ist Julia komplett außen vor - sie lässt sogar Henry abblitzen und der gibt nach zwei Tagen auch jegliche Bemühungen auf. Julia ist natürlich eifersüchtig und die beiden Schwestern sind sich ferner als sie es je waren, aber gleichzeitig find ich es gut, dass sie den Beau so abblitzen lässt.
Zwar ist anfangs noch alles eitel Sonnenschein und besonders Maria und Henry Crawford genießen ihre Rollen und die Proben - aber bei den andern setzt so langsam der Frust ein, bei jedem aus einem anderen Grund. Fanny als stille Beobachterin hat da schon teilweise ihren Spaß, das alles zu beobachten. So richtig glücklich ist also doch keiner und die Stimmung wird immer etwas mieser - und jeder heult sich bei Fanny aus. Das ganze artet dann natürlich auch noch so weit aus, dass Tom doch alle möglichen Leute einlädt und die Show eine ganz große werden soll mit Bühnenbild und allem. Und prompt, als dann endlich mal ein erster kompletter Durchgang geprobt werden soll, da fehlt Mrs. Grant und alle bedrängen wieder Fanny…. sogar Edmund, und das find ich ziemlich fies von ihm. Er weiß genau, wie Fanny sich fühlt und doch bittet auch er sie darum, den Part zu lesen. Aber mit einem Paukenschlag wird Fanny erlöst - Lord Bertram ist zurück. Wisst Ihr was? Ich freu mich auf die nächsten Kapitel, das wird bestimmt spannend