Mia Sheridan - Die geheime Sprache der Liebe / Archer's Voice

  • Klappentext
    Manchmal sagt eine kleine Geste mehr als tausend Worte ... Als Bree in der verschlafenen Kleinstadt Pelion ein Häuschen am See mietet, findet sie endlich die Ruhe, die sie so verzweifelt sucht. Doch dann trifft sie Archer Hale, den zurückgezogen lebenden Außenseiter, von dem die anderen Bewohner nur wissen, dass er bei einem Unfall vor Jahren seine Eltern verloren hat – und seine Stimme. Niemand kennt jedoch die genauen Umstände dieses Unglücks, und Archer meidet seither jeden Kontakt zu seinen Mitmenschen. Brees Neugier ist geweckt, und es gelingt ihr, eine zarte Verbindung mit dem verschlossenen jungen Mann zu knüpfen, der schon bald nicht mehr anders kann, als sich ihr zu öffnen.


    Meine Meinung
    Vielleicht lag es daran, dass ich „Die geheime Sprache der Liebe“ direkt im Anschluss zu „Forever with You“ gelesen habe, da hätte es wahrscheinlich jedes Buch schwer gehabt. Aber „Die geheime Sprache der Liebe“ hatte es mir zwischenzeitlich ein wenig schwer gemacht. Als seichte Lektüre für zwischendurch ist es gut geeignet, bleibt es aber doch auch recht weit hinter anderen Büchern dieses Genres zurück.


    Der Schreibstil von Mia Sheridan ist leicht und flüssig zu lesen und man findet sehr schnell in die Geschichte hinein. Zu Anfang war mir Bree sympathisch und ich mochte es, wie sie und Archer langsam zueinander fanden. Insbesondere, dass Archer „keine Stimme“ hatte, hatte ich im Vorfeld so noch nicht gelesen gehabt. Zudem gab es immer wieder Andeutungen bezüglich eines bestimmten Vorfalles in der Vergangenheit und als Leser bekam man immer wieder kleine Happen, die dann ein großes Ganzes ergab. Allerdings hatte man schon recht schnell raus, wie alles zusammen hing und zumindest mir fehlte dann der Überraschungsmoment am Ende.


    Und ich muss auch sagen, dass mir die Geschichte je weiter sie fortschritt, zu übertrieben wurde. Nicht nur, was den Plot anbelangt, sondern auch das Verhalten von Bree und Archer. Wobei mich Bree da etwas mehr gestört hat. Sie waren mir nicht direkt unsympathisch, aber ich habe mich doch so manches Mal dabei erwischt, wie ich beim Lesen die Augen verdreht habe. Ich habe nichts gegen Drama und Schmalz. Aber in einem gut proportionierten Ausmaß und Brees Liebesbekundungen und ihr teilweises Wehklagen, ging mir dann doch ein wenig auf die Nerven.


    Zum Ende hin gab es dann auch nochmal einen Showdown, der für mich auch nicht so recht hineingepasst hat. Zwar war es schon verständlich und nachvollziehbar dargestellt von Frau Sheridan, aber auch hier meiner Meinung nach einfach zu überzogen. Das typische Happy End gab es natürlich auch, da „Die geheime Sprache der Liebe“ meines Erachtens ein Einzelband ist. Es bleiben keine Fragen mehr offen, aber ich bin mir auch unsicher, ob ich überhaupt wissen wollen würde, wie es weiter gehen könnte.


    Fazit
    Mit „Die geheime Sprache der Liebe“ konnte mich Mia Sheridan leider nicht ganz überzeugen. Teilweise einfach zu überzogen und zu übertrieben, obwohl ich durchaus auf Drama und Schmalz stehe. Wirklich schade, da die Grundidee hinter der Geschichte durchaus einen Reiz hat. Nur konnte es mich auf Dauer dann doch nicht von sich überzeugen.


    2,5/5

  • Schade, dass dir das Buch nicht so gut gefallen hat. Ich habe es schon zu Hause und werde es auch demnächst lesen, mal kucken ob es mir auch so geht. Ich finde die Idee mit einem stummen Protagonisten sehr reizvoll, das hat mir auch bei "Irgendwann für immer" so gefallen. Ich habe auch in der Uni Gebärdensprache gelernt, aber leider schon wieder einiges vergessen...

    Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen. Kurt Tucholsky :wink:


  • Menschen widerfahren nicht nur schlimme Dinge, weil sie es verdienen. Menschen widerfahren schlimme Dinge, weil so was zum Leben ganz einfach... dazugehört. Und egal, wer wir auch sind, wir müssen die Dinge nehmen, wie sie kommen, auch wenn sie manchmal echt ätzend sind, und uns stets bemühen, trotzdem weiter geradeaus zu gehen, zu lieben und zu hoffen und daran zu glauben, dass die Reise, die wir machen, irgendeinen Sinn verfolgt... Und zu glauben, dass aus jedem Knacks, den wir bekommen, Licht nach außen strahlt. (Seite 324)


    Um es gleich vorweg zu nehmen:


    "Die geheime Sprache der Liebe" ein emotionaler, gefühlvoller, sinnlicher, romantischer, zarter, sentimentaler und kitschiger Roman. Einer fürs Herz. Aber manchmal brauchen wir das, und das nicht nur am Valentinstag.


    Doch gehen wir in media res.


    Bree Prescott musste mit ansehen, wie ihr Vater durch einen sinnlosen Gewaltakt aus dem Leben gerissen wird, und bloß einem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass nicht auch sie ein Opfer wurde. Traumatisiert vom Erlebten verlässt sie ihre Heimatstadt Ohio in der Hoffnung, im kleinen Städtchen Pelion in Maine Abstand, etwas Ruhe und Frieden zu finden. Einst hatte sie hier harmonische Tage mit ihrer Familie verlebt. Sie mietet ein kleines Häuschen am See, macht Bekanntschaft mit ihrer Nachbarin Anne, einer älteren Dame, und bekommt einen Job im örtlichen Imbiss von Norm und Maggie. Während sie nach außen hin freundlich und aufgeschlossen ist und sich bald allgemeiner Beliebtheit erfreut, weiß niemand, dass sie jeden Morgen mit Panikattacken zu kämpfen und und dann immer bis zum Abend damit zu tun hat, neue Kraft und Zuversicht zu tanken. Täglich hofft sie darauf, die grässlichen Erinnerungen endlich zu überwinden, um nicht mehr die Trauer und den Schmerz des einen grauenhaften Augenblicks durchleben zu müssen.


    Keineswegs erwartet sie, in der Abgeschiedenheit der kleinen Stadt jemandem wie Archer Hale zu begegnen, einem vermeintlich exzentrischen Einsiedler, dessen ungepflegte lange Haare in sein von einem zotteligen Bart bedeckte Gesicht fallen, der von niemandem wirklich beachtet wird, nicht nur weil er mit keiner Person unterhält.


    Gleichwohl hat Bree von Anfang an das Gefühl, als ob sich zwischen den beiden etwas bewegt und die Luft, die sie umgibt, plötzlich weich und warm und irgendwie mit Händen greifbar ist. Schnell findet sie heraus, dass Archer nicht spricht. Sie kann trotzdem mit ihm kommunizieren, da sie die Gebärdensprache beherrscht, die sie wegen ihres gehörlosen Vaters schon als Kind gelernt hat.


    Archer erlebte in seiner Kindheit eine Tragödie, verstummte und vereinsamte an der Seite seines Onkels Nate, der ihn zu Hause unterrichtet, bevor dieser verstarb. Danach brachte sich der junge Mann vieles selbst bei, unter anderem auch die Gebärdensprache. Dabei gibt es keinen Menschen, gegenüber dem er sie benutzt. Bis Bree erscheint...


    Mia Sheridan schreibt gefühlvoll und überschwänglich. Die Geschichte ist ordentlich und bis auf wenige Ausnahmen, in denen Archer "zu Wort" kommt, aus Sicht von Bree erzählt. Sie ist verständlich, wenngleich vorhersehbar. Gerade im Hinblick Archers familiären Hintergrund. Zudem ist die Tatsache, dass Bree die Gebärdensprache kann und Archer sich diese selbst beigebracht hat, eher ein unwahrscheinlicher Zufall.


    Manchmal übertreibt die Autorin es mit den Emotionen, so dass diese das Geschehen überladen und es insgesamt ein wenig zu viel von der allumfassenden Heilkraft der Liebe ist, wenn beide Protagonisten nach ihrer traumatischen Vergangenheit keine professionelle Hilfe mehr benötigen.


    Zudem schleichen sich Wiederholungen ein. Wenn sich Bree zum dritten Mal nach dem Duschen ein Tanktop anzieht, fällt dies schon auf beim Lesen.


    Bei aller Kritik ist zu spüren, dass Mia Sheridam ihre Helden Bree und Archer besonders am Herzen liegen. Als sich die beiden begegnen, braucht es eine Weile, bis Archer auf Bree zugeht und sich ihr zu öffnen beginnt. Das liegt vor allem an der Hartnäckigkeit der jungen Frau, die sich von der anfänglichen Ablehnung nicht abschrecken lässt. Bree ist bescheiden, gutherzig und fürsorglich. Sie sieht in Archer keinen "seltsamen" jungen Mann, sondern einen, der lediglich anders ist. Für sie ist er nicht der schweigende, isolierte und verschrobene Einzelgänger. Sondern einer, der charmant sein kann, ein warmes Lächeln hat. Und eine innere Stimme, die Bree von Anfang an berührt. Seine - ruhige - Nähe ist wohltuend und bietet Bree Sicherheit. Außerdem stimmt die Chemie - auch die sexuelle - zwischen den beiden. Es offenbart sich jedoch gleichzeitig, dass Archer die Vergangenheit lähmt und es nicht klar ist, ob er jemals in der Lage sein wird, jemanden auf Dauer zu vertrauen und die Angst abzulegen, verlassen zu werden...


    Außer Bree und Archer hat die Autorin weitere, hauptsächlich liebenswerte Charaktere geschaffen, die das Geschehen beleben. Daneben gibt es auch unerträgliche Protagonisten. Hier weist die Autorin allerdings leider eine größtenteils einseitige negative Figurenzeichnung auf, wobei andererseits die Sympathien klar verteilt werden können.


    Trotz allem bereitet die Geschichte Freude beim Lesen und hinterlässt ein glückseliges Gefühl. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, dass es in der Liebe häufig darum geht, die Sprache des jeweils anderen zu lernen, weil man sich nur dann wirklich versteht.


    You brought the silence,
    The most beautiful sound I'd ever heard,
    Because it was where you were.


    Du schenktest mir die Stille.
    Nie zuvor habe ich ein schöneres Geräusch gehört,
    Weil ich in dieser Stille dir begegnet bin.


    (Seite 371)


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Ich lese sehr gerne Bücher mit Protagonisten, die ein Handicap haben, und da ich selbst ein bisschen Gebärdensprache kann, musste ich dieses Buch unbedingt lesen. Ich stimme einigen Kritikpunkten, die hier schon genannt wurden, zu, allerdings hat das für mich dem Buch keinen Abbruch getan. Von mir gibt es volle :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne, ein absolutes Jahreshighlight für mich! :love:


    Da die anderen beiden Meinungen ja bisher eher durchschnittlich waren, will ich mich mal kurz dazu äußern, damit man besser einschätzen kann, ob das Buch was für einen ist oder nicht.

    Als seichte Lektüre für zwischendurch

    Das habe ich gar nicht so empfunden. Also, grundsätzlich sind alle (oder fast alle) Liebesromane ja nicht unbedingt literarisch wertvoll, aber dieser hier spricht meiner Meinung nach ein sehr großes Problem an: Die Ausgrenzung von Menschen, die anders sind als wir, nur weil wir unsicher sind und nicht wissen, wie wir mit ihnen umgehen sollen. Das ganze Buch dreht sich darum, wie sehr Archer von den anderen Gemeindemitgliedern ausgeschlossen wird, nur weil er nicht reden kann. So seicht, wie andere Liebesromane, fand ich es nicht.

    Allerdings hatte man schon recht schnell raus, wie alles zusammen hing und zumindest mir fehlte dann der Überraschungsmoment am Ende.

    Das stimmt, aber auch das ist fast immer so. Wenn mich ein Liebesroman überraschen kann, ist das wirklich was besonderes, aber wenn er es nicht kann, dann ist das auch kein Minuspunkt. Aber das ist meine Ansicht, so hat eben jeder seine Erwartungen. :wink:

    Ich habe nichts gegen Drama und Schmalz. Aber in einem gut proportionierten Ausmaß und Brees Liebesbekundungen und ihr teilweises Wehklagen, ging mir dann doch ein wenig auf die Nerven.

    Ja, es gab viiiel Drama und viiiel Schmalz. Das ist auch so eine Geschmackssache. Ich persönlich mag Bücher mit viiiel Drama, habe aber auch gerne mal eins, wo es realistischer und mit weniger Herzschmerz zugeht. Vor dem Lesen dieses Buches sollte man wissen, dass es sehr dramatisch wird und oft auf die Tränendrüse drückt, und ob man das mag oder nicht. Mich hat es sehr an die Bücher von Jessica Sorensen erinnert, wer diese Bücher mag ist hiermit also gut beraten. :D

    Zudem ist die Tatsache, dass Bree die Gebärdensprache kann und Archer sich diese selbst beigebracht hat, eher ein unwahrscheinlicher Zufall.

    Mmh, also dass sich in diesem Fall zwei Menschen treffen und zusammenfinden, die die Gebärdensprache können, finde ich sehr gut nachvollziehbar. Wenn Bree sie nicht gekonnt hätte, wäre sie niemals von sich aus auf ihn zugegangen und die beiden wären sich auch nie näher gekommen. Und dass nach vielen Jahren mal jemand in die Gemeinde kommt, der die Gebärdensprache kann, ist ziemlich wahrscheinlich - so selten ist das ja nun auch nicht. :lol: Dass Archer sich die Gebärdensprache selbst aus Büchern beigebracht hat, okay, das stelle ich mir sehr sehr schwierig vor, weil man manche Bewegungen einfach bei anderen sehen muss, um sie nachmachen zu können. Aber an einer Stelle erwähnt Bree kurz, dass seine Bewegungen am Anfang sehr langsam waren und er viele Wörter buchstabieren musste - und mit dieser Erklärung kann ich leben. :wink:


    Immer, wenn Bree und Archer in der Gebärdensprache reden, ist der Text kursiv. Ich glaube nicht, dass man Gebärdensprache so eins zu eins übersetzen kann, wie es hier gemacht wurde, aber ich sehe ein, dass das zum angenehmeren Lesen nötig war, und störe mich daran auch nicht weiter. Ich glaube, ich habe (fast) noch nie ein Buch gelesen, in dem die Frau mehr "Erfahrung" hatte als der Mann, und das fand ich sehr erfrischend. Ich habe Archer sofort in mein Herz geschlossen - seine Taten und Worte waren in vielen Situationen so niedlich, dass ich schmachtend vor dem Buch saß. :love: Und mir kamen einige Male Tränen, wenn beschrieben wurde, wie unsicher und ängstlich er durch seine jahrelange Isolation im Umgang mit anderen Menschen ist. Bree mochte ich ebenfalls sehr, weil sie so ein herzlicher und offener Mensch ist. Trotz der Aspekte, die mich nicht komplett überzeugen konnten, habe ich mich so in die Charaktere verliebt und mit ihnen gelitten, dass ich nicht weniger als die volle Punktzahl vergeben kann.


    Fazit:
    Wer Liebesromane mag, in denen es sehr viel Drama gibt, der wird mit diesem Buch bestimmt seine Freude haben. :love:

    Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen. Kurt Tucholsky :wink:


  • Mmh, also dass sich in diesem Fall zwei Menschen treffen und zusammenfinden, die die Gebärdensprache können, finde ich sehr gut nachvollziehbar. Wenn Bree sie nicht gekonnt hätte, wäre sie niemals von sich aus auf ihn zugegangen und die beiden wären sich auch nie näher gekommen. Und dass nach vielen Jahren mal jemand in die Gemeinde kommt, der die Gebärdensprache kann, ist ziemlich wahrscheinlich - so selten ist das ja nun auch nicht. :lol: Dass Archer sich die Gebärdensprache selbst aus Büchern beigebracht hat, okay, das stelle ich mir sehr sehr schwierig vor, weil man manche Bewegungen einfach bei anderen sehen muss, um sie nachmachen zu können. Aber an einer Stelle erwähnt Bree kurz, dass seine Bewegungen am Anfang sehr langsam waren und er viele Wörter buchstabieren musste - und mit dieser Erklärung kann ich leben. :wink:

    Fraglich ist, warum Archer die Gebärdensprache lernte, wenn er doch jeden Kontakt zu seiner Umgebung vermieden hat und sie im Grunde gar nicht benötigte. Schließlich konnte er schreiben und auch so "kommunizieren". Hat er sie gelernt, weil er damit rechnete, dass eines Tages jemand wie Bree kommen würde? Das ist für mich der unwahrscheinliche Zufall, der aber der Geschichte ansonsten nicht weh tut :) .

  • Fraglich ist, warum Archer die Gebärdensprache lernte, wenn er doch jeden Kontakt zu seiner Umgebung vermieden hat und sie im Grunde gar nicht benötigte. Schließlich konnte er schreiben und auch so "kommunizieren". Hat er sie gelernt, weil er damit rechnete, dass eines Tages jemand wie Bree kommen würde? Das ist für mich der unwahrscheinliche Zufall, der aber der Geschichte ansonsten nicht weh tut :) .

    Ah, jetzt verstehe ich. :lol: Ja das ist nicht ganz logisch, aber ich vermute, dass er wirklich die Hoffnung hatte, irgendwann käme jemand, mit dem er sich unterhalten könnte. Und da er ja eh viel Zeit hat, dachte er sich wahrscheinlich, dass es ja nicht schaden kann. :wink:

    Erfahrung heißt gar nichts. Man kann seine Sache auch 35 Jahre schlecht machen. Kurt Tucholsky :wink: