Laura Esquivel - Malinche

  • Laura Esquivel:
    Malinche



    Klappentext:
    Die Autorin der köstlichen „Bittersüßen Schokolade“ hat jetzt den Roman über eine der umstrittensten Personen der Geschichte Mexikos geschrieben: über Malinalli, die Malinche, die bewunderte und zugleich verachtete Geliebte des Hernán Cortés, die dem Conquistador während der Eroberung Mexikos als Dolmetscherin diente. Lange wurde Malinalli wegen angeblichen Verrats an den eingeborenen Völkern geschmäht. Neuere Forschung zeigte jedoch, dass ihre Rolle viel komplexer war: Sie war als Übersetzerin von Náhuatl und Spanisch zugleich die Vermittlerin zwischen hispanischer und indigener Kultur. Laura Esquivel erzählt leidenschaftlich, einfühlsam, bilderreich das bewegte Leben dieser Frau, die symbolisch als Urmutter der heutigen mexikanischen Nation gelten darf.
    Malinalli, aus einem von den Azteken unterjochten Stamm, im Kindesalter als Sklavin verkauft, wird als junge Frau die Übersetzerin des Cortés, den sie zuerst für einen wiedergeborenen Ahnherrn ihres Stammes hält: Sie meint, ihm helfen zu müssen, die Azteken zu besiegen und ihren Stamm zu befreien. Bald jedoch merkt sie, dass Cortés sie nur benützt, um Moctezuma und sein Aztekenreich zu vernichten. Sie hofft, dass der Fremdling die grausigen Menschenopfer der Azteken abschaffen wird, muss aber die nicht geringere Blutrünstigkeit der Eroberer mitansehen. Sie ist zerrissen zwischen der eingeborenen Kultur, die sie durch die mythischen Erzählungen ihrer Großmutter erfahren hat, und dem Christentum, das sie durch die neuen Herren kennenlernt.


    Rezension:
    Laura Esquivel hat aus einer Unmenge an historischen Informationen ein feines narratives Netz gespannt, in dem der Mythos der Malinche behutsam einbebettet ist. Dabei erhebt die Autorin weder Anklage gegen die Geliebte des spanischen Eroberers Cortés (an dessen Geschichte sich die der Malinche großteils orientiert), noch lobt sie selbige in den Himmel. Vielmehr erzählt sie märchenhaft von einer Legende, die jedes mexikanische Kind seit beinahe fünf Jahrhunderten kennt.


    Fazit:
    Das Sujet der Malinche ist eines der prägendsten kulturhistorischen Elemente Mexikos überhaupt. Esquivel weist metaphorisch darauf hin, dass die Kinder Malinallis die ersten Mestizen der Neuen Welt waren und somit eine neue Kultur (zwischen Europäern und der Indigenen Bevölkerung Amerikas) begründeten. Und auch wenn meiner Meinung nach dieses Buch nicht aufgrund seiner sprachlichen Qualität überzeugt, so bereichert es durchaus den Diskurs rund um die nationale Identität Mexikos im 21. Jahrhundert - ein Thema, das etliche ehemals europäische Kolonien bis heute stark beschäftigt.

    Es gab viele Straßen, Schilder, Verkehrsampeln, Signale, aber er konnte sich nicht zurechtfinden, weil er die vier Himmelsrichtungen vergessen hatte...