Für Marie
Original : Französisch, 2014
INHALT :
Josette, oder « Peuilleu » wie sie von ihrer Mutter genannt wurde (von « verlaust »), geht den Weg geradewegs in und durch die Hölle von physisch und psychisch erleideter Gewalt, Armut, Mangel an Bildung… Und als sich bei der gerade mal 14 Jährigen ein anscheinend edler Ritter präsentiert, fällt sie auch schnell drauf rein. Und es folgen die Schwangerschaften und das « Rittertum » Giovannis bei anderen Minderjährigen…, bis dass er im Gefängnis landet. Sie steigt aus diesem Boot, aber wie lange wird sie Opfer sein oder bleiben ? Gibt es einen Weg hinaus ?
BEMERKUNGEN :
Das Buch setzt in den 40iger Jahren ein und spielt im Mâconnais, jener Weingegend nördlich von Lyon, und kurz in Lyon. Die realistischen Beschreibungen einer ärmlichen Kindheit unter Gewalt ist kaum auszuhalten. Arbeit, Ausbeutung, blöde Männer, Mangel an Ausbildung – Josette wird nicht verwöhnt. Und doch sind da zwischendurch die aufbegehrenden Träume und Bilder, mit denen der Autor die Heldin versieht. Aber wie aufbegehren, woher die Kraft zum « Nein » nehmen ? Im dritten von drei Teilen gibt es Hoffnungsschimmer. Der Kampf bleibt, aber eine Perspektive ist da. Und ein Weg liegt hinter der Hauptperson.
Und der Autor versteht es, hinter wahrhaft gruseligen (dickensschen ? Die Franzosen sprechen von rabelaisschen?!) Beschreibungen Noten von Poesie einzubauen und teils sehr lustige Wortspielereien. Gegen Ende des Buches wird die Atmosphäre atembarer und luftiger, man findet gar zum Schmunzeln und Lachen.
Seltsam aber, dass hinter Josette einige andere Personen ganz verschwinden : ihr Kinder werden noch nicht einmal namentlich erwähnt, und ihre Geschichte nicht erzählt. Sie verschwinden einfach von der Bildfläche.
Im kurzen Vorwort schildert der Autor, dass er seit circa zehn Jahren (dieses Buch erschien im Jahre 2014) Frauen und Männer nach ihren Lebensgeschichten fragt. Dies gibt wohl diesem Buch eine unglaubliche (im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Realität ist un-glaublicher als manche Phantasie) Authentizität.
Wollte ich am Anfang wegen einer gewissen Härte fast abbrechen, bin ich im Nachhinein froh, weiter gelesen zu haben. Ein eigenwillig schreibender Autor schildert ein Leben ! Und zudem noch aus meiner Wahlheimat (wußte ich vorher nicht).
AUTOR :
Nach verschiedenen Arbeitsstellen (Büromaschinenmechaniker von 1973-77, Sekretär beim « Secours Populaire » von 1977-78) wird Patrick Grégoire 1982 Theaterdarsteller während er gleichzeitig von 1984-89 als freier Journalist arbeitet. Ab 1985 schreibt er Theaterstücke.
Taschenbuch: 132 Seiten
Verlag: Orphie (3. Mai 2014)
Sprache: Französisch
ISBN-10: 2877639290
ISBN-13: 978-2877639293
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Verlag: Orphie
