Kirsty Greenwood – Der Vintage-Guide für einsame Herzen / The Vintage Guide to Love and Romance

  • Klappentext (Quelle: Amazon):
    Jessica Beam ist eine moderne junge Frau. Sie flucht wie ein
    Bierkutscher, kann auf Romantik verzichten, trägt neonfarbene
    Unterwäsche und hat hemmungslosen Sex. Als die am selben Tag Job und
    Wohnung verliert, bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihre Großmutter
    um Obdach zu bitten. Aber auch Matilda Beam steckt in Schwierigkeiten.
    Die Bestsellerautorin berühmter Frauenratgeber aus den 50er-Jahren hat
    schon lange kein Buch mehr verkauft. Doch dann erhalten die Beam-Damen
    eine letzte Chance: ein neuer Buchvertrag, wenn sie beweisen, dass
    Matildas Vintage-Guides auch heute noch funktionieren. Dafür muss Jess
    zur Lady werden und das Herz des begehrtesten Junggesellen Londons
    erobern – das Herz des unnahbaren Leo Frost.



    Chick-Lit-Romane sind so eine Sache: Einerseits lese ich sie gerne als Abwechslung zu nervenaufreibenden Thrillern, komplexen Familien- und tragischen Kriegsromanen, andererseits ärgere ich mich auch oft über sie: Die Protagonistinnen sind häufig … nun ja … hohl, und die Handlung belanglos. Die Heldin des Buches ist am Ende in der Regel zusammen mit a) ihrem besten Freund b) dem süßen Nachbarn oder c) dem Anwalt, der sie aus dem ihrer Blödheit geschuldeten Schlamassel wieder rausholt. Einzig die Kulisse hat zumeist ihren Reiz. Denn obwohl die Protagonistin hohl ist und einen Assistentenjob bzw. gar keinen hat, lebt sie trotzdem wie Carrie Bradshaw in New York. Obwohl die sich ja, wir wissen es alle, ihr Leben in der Realität auch nicht ansatzweise leisten könnte. Und ich frage mich selbst wieder: Wieso greife ich eigentlich hin und wieder doch zu Chick-Lit-Romanen. Sollte ich es nach etlichen Lese-Jahren nicht besser wissen?


    Die Anwort ist: Weil es hin und wieder doch Highlights gibt. Hin und wieder gibt es da diese chaotischen Protagonistinnen, die trotzdem Grips haben. Protagonistinnen, über die wir nicht lachen, sondern mit denen wir lachen.


    „Der Vintage-Guide für einsame Herzen“ sprang mir durch sein schönes Cover ins Auge, das Modeliebhaber vermutlich magisch anzieht. Als ich anfing zu lesen, dachte ich, ich hätte einen von den oben genannten typischen Chick-Lit-Romane vor mir. Jess benimmt sich wie ein unreifer Teenager, ihr Leben besteht nur aus Partys, Alkohol und Männer aufreißen. Karriereambitionen – Fehlanzeige. Und dann passiert auch noch das typische Chick-Lit-Klischee: Job weg, Wohnung weg – auf zu Oma, die man gar nicht kennt. So kommt es, dass die unkonventionelle Jess und ihre sehr konservative Großmutter zusammen ein Buch schreiben, wie man sich in der heutigen Zeit einen Mann mit den Benimmregeln aus den 60er Jahren aufreißt. So weit, so gut.


    Kirsty Greenwoods Schreibstil ist auf originelle Weise leicht und locker und passt hervorragend zu Jess’ aufmüpfigen Charakter. Und auch Jess macht während der Geschichte eine beachtliche Entwicklung durch. Die grölenden Partyheldin wird zur sensiblen Schriftstellerin. Und wer denn jetzt der Traummann ist, ist für den Leser auch nicht von Anfang an offensichtlich.
    Das Buch bietet eine Menge Situationskomik, zum Beispiel in Form eines unfreiwilligen Poetry-Slam-Auftritts.


    Insgesamt ist „Der Vintage-Guide für einsame Herzen“ eine unterhaltsame Lektüre mit der richtigen Portion Gefühl und Witz, die trotzdem ohne Kitsch auskommt.


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