Harald Gilbers - Odins Söhne

  • Kurzbeschreibung:
    Kommissar Oppenheimer ist untergetaucht und muss sich mit Schwarzmarktgeschäften über Wasser halten. Als dabei ein brutaler Mord geschieht, wird seine Unterstützerin Hilde verhaftet, denn der Tote ist ihr Ehemann, SS-Hauptsturmführer Erich Hauser. Zwar sind die beiden seit Jahren getrennt, doch Hilde als Regimegegnerin hätte ein Motiv: Der skrupellose Mediziner Hauser war KZ-Lagerarzt im Osten und hat dort Versuche an Menschen durchgeführt. Oppenheimer muss alles riskieren, um Hilde aus den Fängen der NS-Justiz zu retten. Schon bald findet er Hinweise darauf, dass ein mysteriöser Kult in den Mordfall verstrickt ist... *Quelle*


    Zum Autor:
    Harald Gilbers, geboren 1969, studierte Anglistik und Geschichte in Augsburg und München. Anschließend arbeitete er zunächst als Feuilleton-Redakteur beim Fernsehen, bevor er als freier Theaterregisseur tätig wurde. Er lebt in Erding. Germania, sein Debüt, wurde 2014 auf Anhieb mit dem angesehenen Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet.


    Meinung:
    Odins Söhne ist der 2. Band der Richard Oppenheimer-Reihe, daher besteht beim Weiterlesen Spoilergefahr!


    Berlin Anfang 1945: Der ehemalige jüdische Kommissar Richard Oppenheimer lebt seit seinem letzten gelösten Fall im Untergrund und getrennt von Ehefrau Lisa. Mithilfe seiner guten Freundin Hildegard von Strachwitz lebt er mit neuen Papieren unter dem Namen Herrmann Meier und geht einer Arbeit als Nachtwächter in einer Bank nach. Doch bald muss er wieder ermitteln, denn Hilde wird von der Gestapo verhaftet.


    Sie steht unter dem Verdacht, ihren Ehemann Erich Hauser, der als Arzt u.a. im KZ Auschwitz tätig war und nun nach Berlin zurückgekehrt ist, ermordet zu haben. Unter erschwerten Umständen nimmt Oppenheimer zusammen mit Hildes Verteidiger Kuhn und dessen Mitarbeitern die Ermittlungen in diesem brisanten Fall auf. Die Zeit eilt, denn Hilde steht eine Hinrichtung bevor, denn der Volksgerichtshof unter dem Vorsitz von Roland Freisler kennt keine Gnade.


    Mit Odins Söhne liegt nun die Fortsetzung des von mir sehr geschätzten Romans Germania vor, der mir allerdings nicht ganz so gut gefallen hat.


    Wie in seinem Vorgängerband kann Harald Gilbers wieder durch seinen anschaulichen Schreibstil und die akribische Recherchearbeit brillieren. Er bringt dem Leser die letzten Tage von Hitler-Deutschland unheimlich nah, die Angst, die täglichen Bombenangriffe und der Kampf ums Überleben werden sehr detailreich und lebensnah geschildert.


    Richard Oppenheimer bleibt ein sympathischer Protagonist, der nun zwangsweise unter anderem Namen sein Leben bestreitet und von seiner Ehefrau Lisa getrennt lebt. Sie können sich nur am Wochenende kurz sehen, immer in der Gefahr, entdeckt zu werden, da sie Deutsche und er Jude ist. Trotzdem hat er mittlerweile seine Pervitin-Abhängigkeit im Griff und wirkt stärker als noch im Vorgängerband.


    Seine gute Freundin Hilde, die in Germania eher eine Nebenfigur war, wird zu einer zweiten Protagonistin, die ein schwerer Schlag trifft, denn sie wird beschuldigt, ihren zurückgekehrten Ehemann Erich umgebracht zu haben. Deshalb wird sie von der Gestapo verhaftet, verhört und landet im Gefängnis, wo ihr nicht mehr viel Zeit bis zur Gerichtsverhandlung vor dem Volksgerichtshof unter der Führung des berüchtigten Roland Freisler bleiben wird.


    Die Handlung war spannend von Beginn an, auch wenn es sich diesmal "nur" um einen zentralen Mordfall dreht. Doch durch verschiedenste Verstrickungen gestaltet sich die Geschichte recht abwechslungsreich und bietet einige Themen, wie z.B. die berüchtigten medizinischen Versuche an den Insassen im KZ Auschwitz sowie der Hang zu Okkultismus, der damals einen gewissen Nährboden fand.


    Einzig mit dem Ende war ich nicht sehr glücklich, da zwar der Mordfall aufgeklärt wird, aber einiges andere im Argen bleibt. Daher kann man nur auf eine hoffentlich baldige Fortsetzung der Reihe um Richard Oppenheimer gespannt sein.


    Fazit:
    Wie bereits sein Vorgänger Germania ist Odins Söhne ein sehr gut recherchierter historischer Krimi, der von Anfang bis Ende spannend bleibt und mit einem sympathischen Protagonisten aufwartet. Vor allem die zeitgeschichtlichen Aspekte und die dazugehörige Umsetzung im Roman konnten mich wieder vollends begeistern, auch wenn mir das Ende diesmal zu offen war.


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