Irène Némirovsky - Herbstfliegen / Les mouches d'automne

  • Autorin: Irène Némirovsky
    Titel: Herbstfliegen
    Originaltitel: Les Mouches d'automne, erschien erstmals 1931 bei Grasset, Paris. Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer
    Verlag: Knaus
    Seiten: 95
    ISBN: 9783813502794


    Autorin: (von der Verlagsseite kopiert)
    Irène Némirovsky wurde 1903 als Tochter eines reichen russischen Bankiers in Kiew geboren und kam während der Oktoberrevolution nach Paris. Dort studierte sie französische Literatur an der Sorbonne. Irène heiratete den weißrussischen Bankier Michel Epstein, bekam zwei Töchter und veröffentlichte ihren Roman "David Golder", der sie schlagartig zum Star der Pariser Literaturszene machte. Viele weitere Veröffentlichungen folgten. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach und die Deutschen auf Paris zu marschierten, floh sie mit ihrem Mann und den Töchtern in die Provinz. Während der deutschen Besetzung erhielt sie als Jüdin Veröffentlichungsverbot. In dieser Zeit arbeitete sie an einem großen Roman über die Okkupation. Am 13. Juli 1942 wurde Irène Némirovsky verhaftet und starb wenige Wochen später in Auschwitz. 2005 entzifferte Némirovskys Tochter Denise Epstein das Manuskript, das als „Suite française“ veröffentlicht und zur literarischen Sensation wurde.


    Inhalt: (leicht gekürzter Klappentext)
    Die siebzigjährige Tatjana Iwanowna hat fast ihr gesamtes Leben als Haushälterin bei einer adeligen Familie verbracht. Doch die Russische Revolution zwingt sie, mit den Gutsbesitzern nach Paris zu flüchten. In der von Emigranten überfüllten Stadt versuchen sie, sich in einer kleinen Wohnung gemeinsam ein neues Leben aufzubauen. Doch keiner merkt, dass Tatjana Iwanowna in Gedanken immer noch in ihrer Heimat ist.
    Eine dichte Novelle über die Verbundenheit mit der Heimat und die Suche nach einem Neuanfang in der Fremde - von der Autorin des Welterfolgs "Suite française".


    Meinung:
    Auf nicht einmal hundert Seiten schafft es Némirovsky, die Entwurzelung der Adelsfamilie und ihrer Haushälterin in einer sehr poetischen und melancholischen Sprache zu erzählen: Während die Familie sich in Paris arrangiert, bzw. die jüngeren Familienmitglieder sich sehr gut einleben, so hat die ältere Tatjana Mühe, in der neuen Umgebung zurecht zu kommen. Merkwürdigerweise hatten mich nur die Gefühle und das Leben der Protagonistin Tatjana Iwanowna am wenigsten interessiert. Die stärksten Passagen waren aus meiner Sicht das Weihnachtsfest 1916, als die Söhne in den Krieg verabschiedet wurden, sowie das Kapitel, in dem Juri in sein verlassenes Elternhaus zurückkehrt und dort auf Revolutionäre trifft.
    Die Sehnsucht nach der alten Heimat, dem kalten, russischen Winter mit seinem Schnee, das Schicksal der Familie, die nun in der Fremde auf engem Raum und fremder Sprache, sich neu orientieren muss, ist ein Thema, welches die Autorin sehr gut kannte. Eine empfehlenswerte, kurzweilige Lektüre, die mein Interesse geweckt hat, mehr von der Autorin zu lesen!

  • Eine empfehlenswerte, kurzweilige Lektüre, die mein Interesse geweckt hat, mehr von der Autorin zu lesen!

    :cheers: Schon wieder einer mehr im Club! Herzlich willkommen. @maiglöckchen und @Squirrel werden mir zustimmen. Wer einmal ein Buch von Némirovsky gelesen hat, will mehr von ihr.


    Wieso dieses Buch bisher an mir vorbei ging, weiß ich nicht. Aber jetzt ist es fest auf der Wunschliste verankert. Vielen Dank, @Nungesser.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


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  • Euch habe ich im Prinzip die Lektüre auch zu verdanken. Kurz vor einer längeren Zugreise war ich auf der Suche nach einer Novelle, habe diesen Band für 2 Euro auf dem Wühltisch eines Second-Hand-Buchladens entdeckt, und ohne Euch hätte mir der Name der Autorin nichts gesagt. So habe ich aber rasch zugeschlagen und hatte eine angenehme Zugfahrt.

  • Wer einmal ein Buch von Némirovsky gelesen hat, will mehr von ihr.

    Da stimme ich dir absolut zu :thumleft:

    Wieso dieses Buch bisher an mir vorbei ging, weiß ich nicht. Aber jetzt ist es fest auf der Wunschliste verankert.

    Ich habe es auch erst gestern entdeckt :-, als ich beim großen A.... mal geschaut habe, welche Bücher ich von der Autorin noch nicht auf meiner WuLi hatte.

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