Val McDermid - Northanger Abbey

  • Klappentext: Lesen ist gefährlich! Zu gern verliert die 17-jährige Pfarrerstochter Cat Morland sich in der Welt der Bücher und träumt von aufregenden Abenteuern. Die sie im ländlichen Piddle Valley niemals finden wird! Doch dann darf sie ihre Nachbarn, die Allens, zu einem Kulturfestival nach Edinburgh begleiten. Wo sie nicht nur unerwartet in Bella Thorpe eine neue Freundin findet, sondern sich in den jungen, aufstrebenden Rechtsanwalt Henry Tilney verliebt. Als Henry und seine Schwester Eleanor sie auf den schönen, aber düsteren Familiensitz Northanger Abbey einladen, geht Cats Fantasie mit ihr durch. Was, wenn hier ein Verbrechen stattgefunden hat? Und tatsächlich wird es für sie gefährlich – wenn auch auf unerwartete Weise.


    Das Cover des Buches gefällt mir sehr gut. Der Schutzumschlag ist aus einem samtigen Material und fühlt sich so toll an ♥ Das Cover ist in recht düsteren Farben gehalten, die zunächst nur wenig, später aber immer besser zum Buch passen. Zu sehen ist ein Mädchen, vermutlich Cat. Ich liebe Buchcover, bei welchen die Protagonistin von hinten gezeigt wird. Sie untersützen die Vorstellungskraft des Lesers, ohne das Gesicht vorzugeben.


    Schon in dem Moment, als ich gesehen habe, dass dieses Buch auch auf deutsch erscheinen wird, freute ich mich wie eine Verrückte auf "Northanger Abbey" von Val McDermid. Die Idee des Jane Austen Projekt, in welchem auf englisch noch mehr Bücher verschiedener Autoren erschienen sind, finde ich total spannend. Ich liebe Val McDermids Schreibstil und Jane Austens Geschichten. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen.


    Zu Beginn wurden diese leider nicht erfüllt und Enttäuschung machte sich breit. Auch wenn Val McDermids Schreibstil auch hier wieder grandios ist und auch die Geschichte selbst vielversprechend schien, konnte mich das Zusammenspiel dieser beiden Aspekte nicht überzeugen. Der Schreibstil erinnerte mich stark an Bücher des frühen 20. Jahrhunderts. Doch dieses Buch spielt in der heutigen Zeit. Smartphones, Facebook, Twitter...all das findet man in dieser Adaption. Doch die Dialoge und auch die Verhaltensweisen der Charaktere sind größtenteils nicht zeitgemäß und so zerrten in meinem Kopf verschiedene Bilder aneinander, doch keines wollte sich einstellen.


    Auf den ersten 80 Seiten hatte ich also wirklich große Probleme ins Buch zu finden. Diese wurden nicht zuletzt wegen der äußerst nervigen und unsympathischen Nebencharaktere hervorgerufen. Cats Bruder James, auch Jamie genannt, bliebt für mich die größte Zeit blass und zeigte kaum Persönlichkeit. Viel schlimmer waren jedoch die oberflächliche Bella und ihr total bescheuerter Bruder Johnny. Natürlich ist die nervige Art der beiden gewollt und doch fragte ich mich immer wieder, weshalb Cat mit Bella befreundet ist. Auch Cats Schwärmerei für den attraktiven Anwalt Henry, zu dem ich mir bis zum Schluss ebenfalls keine Meinung bilden konnte, konnte ich zunächst nicht nachvollziehen. Die beiden haben lediglich in einem Tanzkurs miteinander getanzt und sie war sofort Feuer und Flamme. Die besonderen Momente, die diese Schwärmerei hervorrufen könnten, haben mir gefehlt. Cat mochte ich während des Lesens zwar sehr gerne, doch wegen ihrer naiven Art, konnte ich, vor allem in der zweiten Hälfte des Buches, teilweise nur den Kopf schütteln.


    Das klingt jetzt alles total negativ, doch nach ca. 80 Seiten merkte ich, wie ich mit der Art des Buches immer besser klar kam. Langsam entwickelte es einen Sog auf mich und ich war gespannt, wie es mit Cat weiter gehen würde. Erwähnenswert finde ich, dass Cat erst auf S. 200 nach Northanger Abbey gelangt. Davor besucht sie mit ihren Nachbarn und ihren Freunden verschiedene Events in Edinburgh. Die Geschehnisse auf Northanger Abbey waren leider so abstrus, dass auch das Ende mich nicht überzeugen konnte. Zudem blieb für mich eine wichtige Frage unbeantwortet.


    Fazit: Ein besonderes Buch, dass es mir aber aufgrund dieser Besonderheit teilweise sehr schwer machte. Anfang und Ende des Buches empfand ich, vor allem neben dem starken Mittelteil, sehr schwach. Ein Buch, das mich mit gemischten Gefühlen zurück lässt. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Cat Morland ist eine verträumte Siebzehnjährige, die (Vampir)Bücher liebt, eine blühende Phantasie hat und in ihrem Leben noch nie über die unmittelbare Umgebung ihres Heimatortes im beschaulichen Piddle Valley in Dorset hinausgekommen ist. Nicht einmal eine Schule hat sie besucht, denn ihre Mutter hat sie und ihre drei Geschwister zu Hause unterrichtet. Umso aufregender ist es für sie, als sie die Gelegenheit erhält, mit Bekannten ihrer Eltern zum Fringe Festival nach Edinburgh zu fahren. Dort freundet sie sich mit der weltgewandten Bella Thorpe an und lernt die Geschwister Henry und Ellie Tilney kennen. Ellie ist ihr grundsympathisch, und Henry lässt ihr Herz sowieso höher schlagen, aber irgendein Geheimnis scheint die beiden zu umgeben.


    Northanger Abbey, das ehemalige Kloster, in dem Henry und Ellie aufgewachsen sind, fasziniert Cat alleine schon vom Erzählen her. Zu gerne würde sie sich das alte Gemäuer einmal in echt anschauen ... und tatsächlich bietet sich ihr eines Tages diese Chance.


    Wem das in Grundzügen bekannt vorkommt, hat wahrscheinlich das gleichnamige Original von Jane Austen gelesen. Val McDermid, eher als Krimiautorin bekannt, versucht sich hier an einer Neuauflage der altbekannten Geschichte in modernem Gewand. Könnte interessant sein, denn die grundlegenden Themen, die Austen behandelt - Liebe, Familie und überhaupt Zwischenmenschliches - sind universell.


    Leider macht McDermid aber in ihrem Neuaufguss einen entscheidenden Fehler und überträgt das literarische Vorbild aus dem 18. Jahrhundert fast schon Szene für Szene ins 21. Jahrhundert, was so natürlich nicht funktioniert. Anno 2015 wird eine Siebzehnjährige sich nicht mehr nach wenigen Wochen gleich mit dem Objekt ihrer Begierde verloben wollen, und auch bei den konservativsten Eltern ist es kaum vorstellbar, dass ein Vater seiner Tochter nicht mal eine Ausbildung zuteil werden lässt.


    Das alles ließe sich noch verschmerzen, wenn nicht auch noch die Dialoge oft so hölzern und die Figuren schablonenhaft daherkämen und die Autorin unter "moderner Adaptation" hauptsächlich verstünde, möglichst häufig Twitter und Facebook zu erwähnen, ein paar aktuelle Buch- und Filmreihen zu "namedroppen" und flotte Kutschen durch flotte Sportwagen zu ersetzen, während die Denkweise der Figuren fast durch die Bank altertümlich bleibt. Am allermeisten genervt haben mich aber diese vermaledeiten Vampire. Ich war kurz davor, eine Strichliste zu führen, wie oft die langzähnigen Blutsauger in allen möglichen und unmöglichen Zusammenhängen Erwähnung finden, und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein 17jähriges Mädchen, und sei es noch so phantasievoll und weltfremd, tatsächlich glaubt, Vampire gäbe es wirklich!


    Immerhin lässt sich das Buch relativ schnell lesen, es gab ein paar recht stimmungsvolle und vereinzelt sogar etwas gruselige Szenen, und die Tilney-Geschwister sind mir durchaus ein wenig ans Herz gewachsen.

  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:


    Eine Neuerzählung des Klassikers "Northanger Abbey" von Jane Austen? In meinem Kopf stritt sich das "Juchu!" mit dem "Ohje!" und letztendlich wurde daraus ein "Naja..."


    "Juchu"


    Ich war von der Grundidee des "Jane Austen Projects" sehr angetan. Die Bücher der Autorin sollen einem modernen Publikum näher gebracht werden, indem die Geschichten in unsere Zeit verlegt und an unsere heutige Lebenswirklichkeit angepasst werden, ohne die Essenz und die Atmosphäre zu verfälschen.


    Die Geschichte an sich hat auch in dieser Neuerzählung auf mich eine starke Sogwirkung ausgeübt. Obwohl ich die Handlung des Originals noch grob im Kopf hatte, fand ich das Buch dennoch spannend.


    Die Charaktere sind sich meines Erachtens nach im Wesen treu geblieben. Cat ist eine Protagonistin, mit der sich auch moderne jugendliche LeserInnen sicher identifizieren können. Sie ist sehr liebenswert, und ich fand ihre überschäumende Begeisterung, was ihre Lieblingsbücher betrifft, sehr mitreißend und amüsant. (Obwohl ich ihren Lesegeschmack nicht immer teile - zum Beispiel konnte ich ihre Liebe zu "Twilight" nicht ganz nachvollziehen...)


    "Ohje"


    In meinen Augen geht die Modernisierung des Buches nicht tief genug. Es kam mir oft so vor, als hätte man ein wunderschönes, antikes Möbelstück nur oberflächlich mit frischer Farbe überpinselt (und damit nicht unbedingt schöner gemacht). Leere Schlagwörter wie "Facebook" und "Twitter" werden sehr ausgiebig benutzt, genau wie Hinweise auf Bücher wie "Twilight" und "Harry Potter". Die Jugendlichen schreiben sich SMS, sagen "cool" und gehen shoppen, aber das Wertesystem und besonders die Ansichten über die Rollen von Mann und Frau sind hoffnungslos antiquiert.


    Im Original, das um die Jahrhundertwende zwischen dem 18. und 19. Jahrhundert geschrieben wurde, störe ich mich nicht an solchen Ansichten, die damals alltäglich waren - aber in einer Neuerzählung, die in der Gegenwart spielen soll, tue ich das durchaus! Denn eigentlich ist der Sinn einer Modernisierung doch, dass der Leser sich und seine Zeit darin wiederfinden kann... Ansonsten könnte er ja einfach das Original lesen.


    Der Schreibstil ist oft sehr förmlich, mit gestelzten Dialogen. Besonders die jungen Charaktere wirken in ihrer Ausdrucksweise meist nicht sehr lebendig oder authentisch; ein paar der Schlüsselfiguren der Geschichte blieben für mich daher ziemlich blass, wie zum Beispiel Cats Schwarm Henry Tilney. Sicher lag es zum Großteil daran, dass mich die Liebesgeschichte kaum berühren konnte...


    "Naja"


    Das Buch las sich schnell und flüssig runter, und dennoch habe ich es unzufrieden zugeklappt.


    Ja, es hat mich durchaus unterhalten, aber nicht *wegen* der Modernisierung, sondern *trotz* der Modernisierung. Die Geschichte, die dem Original ziemlich nah folgt, fand ich interessant und spannend, aber es hat mich immer wieder gestört, wie unharmonisch und erzwungen die Verlegung der Geschehnisse in die Gegenwart auf mich wirkte. Ich habe mich öfter bei dem Wunsch ertappt, es wegzulegen und stattdessen das Original noch einmal zu lesen!


    Fazit:
    So zeitlos unterhaltsam ich die Geschichte auch finde, so problematisch sehe ich die Verlegung der Handlung in die Gegenwart. Nicht etwa, weil die Neuerzählung zu modern wäre - ganz im Gegenteil! Die Modernisierung ist meiner Meinung nach zu oberflächlich und halbherzig, um sich vom Original als etwas Neues, Eigenständiges abzuheben.


    Das Buch ist keine Katastrophe; man kann es gut lesen. Aber es macht (meiner Ansicht) aus einem phänomenalen Klassiker ein sehr mittelmäßiges modernes Buch.

  • Danke für Eure Einschätzungen, @Coco90, @Magdalena und @Mikka Liest. Ich werde dieses Buch von meiner Merkliste streichen.

    und in ihrem Leben noch nie über die unmittelbare Umgebung ihres Heimatortes im beschaulichen Piddle Valley in Dorset hinausgekommen ist. Nicht einmal eine Schule hat sie besucht, denn ihre Mutter hat sie und ihre drei Geschwister zu Hause unterrichtet.

    Auch das wirkt heutzutage extrem unglaubwürdig. :roll:


    "Northanger Abbey" von Jane Austen habe ich gelesen und es hat mir sogar richtig gut gefallen, auch wenn ich sonst nicht so ein Fan der Autorin bin.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Danke für Eure Einschätzungen, @Coco90, @Magdalena und @Mikka Liest. Ich werde dieses Buch von meiner Merkliste streichen.

    Auch das wirkt heutzutage extrem unglaubwürdig. :roll:

    Ja, das fand ich auch schon ziemlich albern, zumal es dafür eigentlich keinen vernünftigen Grund gibt im Buch. Es ist zwar wohl in UK grundsätzlich relativ einfach möglich, zu Hause zu unterrichten, aber ich habe nicht verstanden, wieso die Pfarrerskinder nicht einfach in die Dorfschule gehen, die es ja sicher gibt.


    Das Original war übrigens auch eines der Bücher von Austen, die mir gut gefallen haben (ich fand "Stolz und Vorurteil" relativ langweilig).

  • es hat mir sogar richtig gut gefallen, auch wenn ich sonst nicht so ein Fan der Autorin bin.


    eines der Bücher von Austen, die mir gut gefallen haben

    Ihr macht mir Mut. Bisher habe ich mich durch Austens Bücher gequält oder habe sie abgebrochen. Ich komme mit ihr nicht klar, auch dann nicht, wenn ich mir die Zeit vor Augen halte, in der sie geschrieben hat. "Northanger Abbey" habe ich auf meiner Bücherei-Merkliste notiert. Das ist aber dann Austens allerletzte Chance! :-?

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich mochte "Emma" noch gerne. "Northanger Abbey" fand ich streckenweise erstaunlich böse, das hat mir gefallen.

  • "Northanger Abbey" habe ich auf meiner Bücherei-Merkliste notiert. Das ist aber dann Austens allerletzte Chance!

    Du solltest Dich erst ein bisschen über das Genre der Gothic Novels informieren, z.B. "The Mysteries of Udolpho" von Ann Radcliffe. Sonst entgehen Dir vermutlich einige Anspielungen und "Gags".



    Ich mochte "Emma" noch gerne.

    "Emma" fand ich so öde, dass ich entnervt abgebrochen habe. Mir sagt Elizabeth Gaskell bei den Autorinnen des 19.Jahrhunderts wesentlich mehr zu als Jane Austen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Hast Du eine Empfehlung zu Gaskell? Bisher kenne ich nur "Cranford", das ich nett, aber nicht umwerfend fand. "North and South" reizt mich sehr.

  • @Magdalena
    Ich habe bisher von ihr "North and South" und "Mary Barton" gelesen.
    Schau mal :arrow: hier und :arrow: hier.


    "Wives and daughters", "Cranford" und "Ruth" habe ich noch auf dem SuB.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ihr macht mir Mut. Bisher habe ich mich durch Austens Bücher gequält oder habe sie abgebrochen. Ich komme mit ihr nicht klar, auch dann nicht, wenn ich mir die Zeit vor Augen halte, in der sie geschrieben hat. "Northanger Abbey" habe ich auf meiner Bücherei-Merkliste notiert. Das ist aber dann Austens allerletzte Chance!

    Trau Dich, Northanger Abbey ist herrlich böse und sarkastisch. :)

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Lesen ist gefährlich! Zu gern verliert die 17-jährige Pfarrerstochter Cat Morland sich in der Welt der Bücher und träumt von aufregenden Abenteuern. Die sie im ländlichen Piddle Valley niemals finden wird! Doch dann darf sie ihre Nachbarn, die Allens, zu einem Kulturfestival nach Edinburgh begleiten. Wo sie nicht nur unerwartet in Bella Thorpe eine neue Freundin findet, sondern sich in den jungen, aufstrebenden Rechtsanwalt Henry Tilney verliebt. Als Henry und seine Schwester Eleanor sie auf den schönen, aber düsteren Familiensitz Northanger Abbey einladen, geht Cats Fantasie mit ihr durch. Was, wenn hier ein Verbrechen stattgefunden hat? Und tatsächlich wird es für sie gefährlich – wenn auch auf unerwartete Weise.



    "Northanger Abbey" ist eine Neuinterpretation des gleichnamigen Jane Austen Klassikers aus der Feder von Val McDermid.



    Schon der Hintergrund dieses Buches, sowie der Klappentext lassen das Leserherz höher schlagen. Eine Neuinterpretation eines Jane Austen Klassikers in einer Kombination mit einer büchersüchtigen Hauptprotagonistin macht definitiv Lust, und vorallem neugierig auf diese Geschichte.



    Schon auf den ersten Seiten wird Cat Morland dem Leser sofort sympathisch und man kann sich auch gut mit ihr identifizieren. Im Laufe der Handlung wächst sie dann, mit ihrer unvoreingenommenen und positiven Art immer das Beste in den Menschen zu sehen, immer mehr ans Herz. Man fiebert mit ihr mit und schmunzelt über ihre eigentümlichen Fantasien im Bezug auf spezielle Aspekte.



    Die Geschichte ist nicht übermäßig spannend, lebt sie doch von den zwischenmenschlichen Beziehungen und den vielen Geheimnissen und Ränkespielen, besitzt aber dennoch einen tollen Lesesog, von dem man sich, trotz der nachfolgenden Kritikpunkte, nur allzu gern gefangen nimmt. Im Laufe des Romans offenbaren sich so einige menschliche Abgründe, die "Northanger Abbey" zu einem ganz besonderen Charme verhelfen und so eine unterschwellige Spannung heraufbeschwören.



    Besonders passend zeigt sich hier das Setting. Erst Edinburgh mit seiner geschichtsträchtigen Altstadt, dann der Norden Schottlands mit seiner geheimnisvollen Atmosphäre, welche perfekt zu dieser Geschichte passen und das Geheimnisvolle unterstreichen.



    Val McDermid ist es definitiv geglückt, die Geschichte aus Jane Austens Feder neu zu interpretieren und in unsere Zeit zu transferieren, ohne dabei den Kern der Originalgeschichte aus den Augen zu verlieren. So bleibt der rote Faden aus Jane Austens "Northanger Abbey" erhalten, lediglich die Epoche ist eine andere.



    Allerdings fehlt dem Roman oftmals die nötige Tiefe, um lebendig zu erscheinen. Man hätte hier und da die Geschichte unterfüttern und verdichten müssen, um den Charakter noch stärker heraufzubeschwören und dem Leser die Chance zu geben, vollends in die Welt um "Northanger Abbey" eintauchen zu können. Viele Aspekte wurde auch viel zu schnell abgehandelt, bevor man ihnen richtig gewahr wurde und ihren tieferen Sinn verstehen konnte. Die knapp 300 Seiten sind für eine derartige Geschichte einfach zu wenig, um sich komplett entfalten zu können.



    Auch das Ende war, meines Erachtens, viel zu schnell abgehandelt, sodass man dieses nicht komplett genießen konnte.



    Fazit: Tolle Neuinterpretation des Jane Austen Klassikers, der viel Positives, aber auch den einen oder anderen negativen Aspekt bereithält. Das Potential hätte noch umfassender genutzt werden können, um den Leser vollends zu überzeugen. Gut, aber das letzte gewisse Etwas fehlte leider.

  • Jane Austens Northanger Abbey (Val McDermid)

    Erschienen:
    Januar 2016
    Seitenzahl: 304
    Verlag: Harper Collins Verlag
    Hardcover: 19,90 €
    ISBN: 978-3959670180


    Val McDermid


    Val McDermid stammt aus Schottland. Bereits mit siebzehn Jahren besuchte sie das renommierte St. Hilda‘s College in Oxford. Sie arbeitete als Journalistin und Bühnenautorin. Ihre psychologischen Krimis, für die sie zahlreiche Auszeichnungen erhielt, dienten mehrfach als Filmvorlage. Val McDermid lebt mit ihrem Sohn und ihrer Lebensgefährtin im Nordosten Englands. (amazon)


    Jane Austens Northanger Abbey


    Cat Morland liest leidenschaftlich gern Bücher. Sie liebt es sich in der Welt der Geschichten zu verlieren und von aufregenden Abenteuern zu träumen. Sie selbst ist ein 17-jähriges Mädchen und Pfarrerstochter. Leider fühlt sie sich in ihrer Heimat, dem ländlichen Piddle Valley ziemlich verloren und freut sich umso mehr, als sie zu einem Kunstfestival ins entfernte Edinburgh reisen darf. Dort lernt sie neben Bella Thorpe auch noch den attraktiven Rechtsanwalt Henry Tilney kennen. Augenblicklich ist es um Cat geschehen. Doch dann lädt Henry sie zu sich nach Hause ein und die junge Frau findet sich plötzlich im Schatten der Vergangenheit wieder. Ihre Fantasie scheint mit Cat durchzugehen, denn hinter jeder Ecke vermutet sie ein stattgefundenes Verbrechen.


    Fazit


    Ein interessanter Roman, welcher vom Stil her an Jane Austen anknüpft, aber trotzdem versucht, seine eigenen Regeln festzulegen. Cat ist eine junge Frau, die von Beginn an als sympathische, verträumte und bücherliebende Protagonistin auftritt. Ihre Leidenschaft für Bücher lässt sie häufig alles um sich herum vergessen. Leider kam für mich nicht wirklich eine Verbindung zu ihr zustande. Auch das Gefühl und die Emotionen, die einen Roman so lesenswert machen, vermisste ich ein wenig. So erging es mir auch mit Cats Familie und anderen Protagonisten im Roman.


    Von Beginn an hatte ich das Gefühl in einem typischen Jane Austen Roman zu stecken. Die verschnörkelte, geblümte Schrift, ein etwas verstaubter Stil, aber trotzdem ansprechend. Da ich auch den Stil von Jane Austen sehr mag, wobei „Stolz und Vorurteil“ mein Lieblingsroman der Autorin ist, fand ich auch Gefallen an „Jane Austens Northanger Abbey“ von McDermid. Leider fand ich es dann jedoch nach einigen Seiten ein wenig Schwierig die Verknüpfung von alter Sprache und neumodischer Zeit zu finden. Ich bin auch der Meinung, dass die Autorin durchaus selbst in der Lage ist hervorragende Liebesromane zu schreiben, ohne dabei auf Jane Austen zurück greifen zu müssen.


    Die Grundidee des Romans gefiel mir sehr gut, allerdings war die Umsetzung für mich selbst ein wenig schwierig. Trotzdem fand ich das Buch recht gelungen, habe mich jedoch beim Lesen häufiger ziemlich gequält. Den „Schauerroman“ habe ich bis zur letzten Seite ebenfalls vermisst.


    :bewertung1von5::bewertung1von5:
    http://immer-mit-buch.blogspot…ens-norhtanger-abbey.html

  • Ich habe es abgebrochen:



    Meine Meinung bis Seite 78:
    Ich habe bisher nur ein Buch von Jane Austen selbst gelesen und habe mich damals ein wenig schwer getan mit der Schreibweise der Autorin. Inhaltlich hat es mich allerdings total begeistert und auch die ganzen Verfilmungen finde ich einfach nur toll!
    Umso begeisterter war ich also, als ich dieses Buch entdeckt habe: Northanger Abbey als Neuauflage in die heutige Zeit transportiert. Klang toll und nach einer schönen kurzweiligen Unterhaltung.


    Schon nach wenigen Seiten standen mir aber schon das erste Mal die Haare zu Berge: so oft wie Cat von Vampiren spricht, wird das ja wohl hoffentlich kein Nackenbeißerroman werden?!
    Bis Seite 78 hat sich meine Befürchtung zwar nicht bestätigt und ich denke auch nicht, daß es wirklich soweit kommen wird – aber diese Besessenheit von Twilight und Vampiren paßt in dem Maße eher zu einer Zwölfjährigen und nicht zu einem 17-jährigen Mädchen.
    Es waren letzendlich aber auch noch ganz andere Gründe, die mich dazu bewogen haben, das Buch nicht zu Ende zu lesen.
    Die Idee einen Roman aus dem sehr frühen 19. Jahrhundert in die heute Zeit zu transportieren ist nicht damit getan, einfach die Kutsche gegen einen Sportwagen und Briefe gegen Facebook auszutauschen.
    Genau das hat Val McDermid aber getan.


    Die Gespräche der Jugendlichen sind so steif und künstlich, man kann quasi das Original heraus lesen.
    Auch der Umgang der Jugendlichen untereinander paßt trotz der nun modernen Kulisse absolut nicht in die heutige Zeit.
    Und natürlich kann man Jugendliche in dem Alter auch mal für eine Comedy-Show oder einen kulturellen Tanzabend begeistern – aber ganz sicher nicht durchgängig 4 Wochen komplett ohne Kino, Disco, Partys etc.


    Ich empfand diese Geschichte bis zur Seite meines Abbruchs einfach sehr lieblos umgesetzt, ich habe weder Zugang zu den Figuren, noch zur Geschichte selbst gefunden.


    Fazit: Meiner Meinung nach keine sonderlich gut gelungene Adaption des Originals :bewertung1von5: