Antoine Laurain - Der Hut des Präsidenten / Le chapeau de Mitterrand

  • Wunderbar charmant und liebreizend!


    Für Daniel Mercier, einen unscheinbaren Buchhalter aus Paris, wird sich am Abend durch eine ganz besondere Begegnung sein Leben verändern. Denn eines Tages, als seine Frau über die Ferien mit ihrem Sohn seine Schwiegereltern in der Normandie besucht, beschließt Daniel nach mittlerweile bestimmt einem ganzen Jahr wieder einmal eine Brasserie aufzusuchen. Ihm zaubert schon der Anblick der Tische allein ein Lächeln ins Gesicht: Die schneeweißen Tischdecken und die glitzernden Gläser und Bestecke sind für ihn der Inbegriff von Luxus. Daniel hat auch schon seit einer Weile eine bestimmte Brasserie ins Auge gefasst. Doch als er eintreten möchte, wird er zunächst vom Oberkellner gebremst, schließlich hat Daniel nicht reserviert. Doch zum Glück wurde eine Reservierung abgesagt, sodass der Abend für ihn hier doch noch nicht enden muss.
    Als er am Tisch angekommen zu der Speisekarte greift, bemerkt er schnell, dass alles doch teurer ist, als er es erwartet hatte. Doch um nicht geizig zu erscheinen ordert er die Meeresfrüchteplatte Royal und eine Flasche Pouilly-Fuissé. Als er gerade zu essen beginnt, wird es um ihn im Raum plötzlich ganz still. Und tatsächlich, der Präsident hat die Brasserie betreten und setzt sich mit seinen beiden Begleitern zu Daniel an den Tisch. Der Buchhalter kann es kaum fassen, immer wieder schaut er zu den drei Männern und lauscht ihrem Gespräch. Er wird nie mehr eine Auster mit Essig essen können, ohne dabei François Mitterrands Stimme zu hören: “Das habe ich letzte Woche zu Helmut Kohl gesagt.”
    Nach ein paar Stunden ist der Zauber jedoch vorbei und der Präsident verlässt das Restaurant – allerdings ohne seinen Hut. Diesen hat er dort vergessen. Als Daniel das bemerkt beschließt er ihn an sich zu nehmen.
    Der Filzhut mit den eingeprägten goldenen Initialen F.M. ändert schlagartig Daniels Leben. Plötzlich ist er nicht mehr unscheinbar, sondern selbstsicher. Der Hut verleiht ihm Aufschwung, doch genauso unerwartet wie er in Daniels Leben getreten ist, ist er auch wieder verschwunden. Und so wandert der Hut des Präsidenten immer weiter, das Leben derer, die ihn tragen, von Grund auf verändernd…


    Bei “Der Hut des Präsidenten” handelt es sich nach “Liebe mit zwei Unbekannten” um Antoine Laurains zweiten bezaubernden Roman. Mit großer Leichtigkeit trägt er den Leser in das Paris der 80er Jahre. Dabei wird alles was der Autor erzählt lebendig; man taucht vollkommen in das Buch ein und kann es nicht mehr aus der Hand legen. Laurains Erzählweise ist so voller Charme, dass sie einen von der ersten Seite an packt. Außerdem bringt einen das Buch immer wieder zum Lächeln, da die Geschichte oft mit einem Augenzwinkern erzählt wird, was mir sehr gefallen hat.
    Die Idee des Hutes, der von Kopf zu Kopf wandert und bei den Menschen einen völlig unerwarteten Wandel auslöst, finde ich sehr ansprechend. Man möchte immer wissen wie es weitergeht, wohin es den schwarzen Filzhut wohl als nächstes tragen wird und welche Wirkung er dort wohl entfalten mag.
    Aber auch durch die verschiedenen Charaktere wird das Buch sehr abwechslungsreich. Jeder einzelne von ihnen wird sehr schön beschrieben und erscheint real. Einen besonders tiefen Eindruck hat bei mir jedoch ein einsiedlerischer Herr hinterlassen, der früher für seine meisterhaften Parfüm-Kompositionen bekannt war, doch nun schon eine ganze Weile keinen neuen Duft mehr kreiert hat. Die Beschreibungen wie er Gerüche wahrnimmt und mit anderen Eindrücken in Verbindung bringt, haben mir außerordentlich gut gefallen – ich war von diesem Charakter sehr angetan. Doch auch die anderen Personen sind sehr interessant, lebensnah und auf ihre ganz eigene Art sympathisch.
    Laurain gelingt es, wie auch schon in seinem letzten Roman, diese Geschichte echt und greifbar zu erzählen, sodass man immer mitten im Geschehen ist und das Gelesene nie anzweifeln würde. Es scheint alles ganz nah zu sein, als müsste man selber nur den Arm ausstrecken, um den Filzhut zu berühren und als könnte man ihm bei einem Spaziergang durch die Straßen von Paris tatsächlich begegnen.
    Nicht zu vergessen ist aber auch das wunderbare Ende des Buches. Dieses ist nämlich unglaublich stimmig, charmant und einfach nur perfekt.
    Dieser Roman zeigt auf ganz einfühlsame und liebreizende Weise, wie die kleinen Dinge ein Leben verändern können und wie leicht es ist, einen neuen Weg zu gehen, die Richtung zu ändern und dass man vor diesem Schritt keine Angst zu haben braucht.


    Von mir gibt es für diesen wunderschönen Roman eine ganz klare Leseempfehlung und 5/5 hell leuchtende, filzhutweiche Sterne!

  • Man muss schon sagen, „Der Hut des Präsidenten“ ist wahrlich ein ganz besonderes Buch. Mein erstes Buch von Antoine Laurain und sicherlich auch nicht das Letzte. Eigentlich ist die Geschichte in mehrere einzelne Geschichten unterteilt. Allerdings haben die einzelnen Geschichten eine Gemeinsamkeit - Den Hut des Präsidenten. Und am Ende ergibt alles ein einheitliches Bild.


    Ich mag Bücher von französischen Schriftstellern. Ihr Schreibstil hat diese besondere Eigennote, die mich augenblicklich in den Zug springen lassen will, um mich auf direktem Weg nach Frankreich und Paris insbesondere zu begeben. Auch Herr Laurain hat in mir diesen Wunsch geweckt. Aber am meisten hat er mich dadurch beeindruckt, dass er mir eine völlig neue Sichtweise auf etwas gegeben hat, was für mich bisher von keinem großen Interesse war. Dem Hut. Natürlich geht es nicht wirklich um einen Hut, sondern eher wofür der Hut steht. Aber ich habe dies noch nie im Zusammenhang mit einem Hut gesehen. Und ich glaube, dass ich nach dem Lesen von „Der Hut des Präsidenten“ Hüte allgemein in einem neuen Licht betrachten werde.


    Die einzelnen Geschichten in der Geschichte selbst haben alle einen gemeinsamen Nenner. Der Autor lässt die Charaktere sich entfalten und entwickeln mit Hilfe eben dieses Hutes. Und zeigt dem Leser so, dass man vielleicht nur einen neuen Hut braucht, um aus dem Käfig seines Lebens hinauszutreten und neue Wege zu gehen, die einem vielleicht Angst machen, aber das Leben auch lebenswert machen. Und dies macht Antoine Laurain auf eine spritzige und einnehmenden Art und Weise, die sehr viel Charme versprüht. Man selbst versprüht das Verlangen sich einen Hut auf den Kopf zu setzen und zu schauen, was passieren wird.


    Bei all dem Tiefgang, den „Der Hut des Präsident“ definitiv hat, und der vielleicht nicht auf dem ersten Blick ersichtlich ist, so überzeugt der Autor mit seiner französischen Leichtigkeit und dem Charme. Das Buch wird sicherlich nicht das letzte Buch des Autors für mich sein. Es fällt schwer, den Charme des Buches in Worte zu fassen. Man muss es selbst lesen, um es zu verstehen.


    Fazit
    Mit „Der Hut des Präsidenten“ hat Antoine Laurain mir ein völlig neues Bild von Hüten verschafft. Mit viel französischem Charme und Leichtigkeit präsentiert der Autor eine Geschichte, die Tiefgang besitzt und den Leser auf eine kurze Reise nach Frankreich mitnimmt. Absolut lesenswert.


    4/5

  • Ein nettes Buch. Viel mehr kann man dazu nicht sagen. Ein kleiner Lesehappen für zwischendurch, leicht und locker ohne allzu viel Tiefgang.
    Französisch eben. Hat Spaß gemacht zu lesen, wird mir aber nicht lange im Gedächtnis bleiben.


    Märchenhaft am Anfang, ein wenig langweilig zu Beginn des letzten Drittels. Und eine diebische Pointe mit einem Touch Bösartigkeit am Ende.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Meine Meinung:

    Als der Buchhalter Daniel Mercier eines Abends in Paris zu Abend isst, setzt sich Frankreichs Präsident Mitterrand mit einem Begleiter zu ihm an den Tisch. Als Mitterand das Restaurant verlässt, hat er seinen Hut vergessen. Daniel nimmt ihn mit, setzt ihn auf und plötzlich ist alles anders. Der Hut bleibt nicht bei ihm, sondern kreuzt auf unterschiedliche Art die Wege, bzw. die Köpfe von Autorin Fanny und Parfumeur Pierre. Der Hut vollbringt Wunder bei seinen neuen und sehr unterschiedlichen Kurzzeit-Besitzer, sie werden mutiger, selbstbewusster, erkennen was sie vom Leben noch erwarten und schöpfen neue Energie.


    Eine ganz tolle und runde Geschichte, angesiedelt 1986. Sie ist durch und durch französisch und erinnerte mich an "das Weihnachtsglas", das wie der Hut seine Kreise zieht. Der Autor hat zudem viele typische, französische, 80er Jahre-Dinge erwähnt - Leser über 45 werden den einen oder anderen Aha-Moment haben. Doch auch ohne diese kleinen Details bewusst wahrzunehmen, versprüht die Erzählung eine Prise Magie, ein wenig wie Pan Tau's Hut.


    Die Charakter werden extrem genau und schön beschrieben, und wieder findet sich diese französische Leichtigkeit in allem. Es braucht nicht viel, nur ein kleiner Anstoss von aussen, um den Leben der Figuren eine neue Richtung zu geben und um genau dies, geht es in dieser lesenswerten Erzählung.


    Fazit:

    "Der Hut des Präsidenten" ist eine wundervolle amüsante Erzählung, die mit einer Prise Nostalgie und Melancholie versehen ist. Chapeau, Hut ab, Monsieur Laurain!

    4.5 Punkte. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: