Alexander Stapper - Zwei Seiten einer Mauer

  • So, da Büchertreff mich dazu aufgefordert hat, schreibe ich auch mal meine erste Rezension :)

    Inhalt

    »Unter Theos Füßen, die von der Mauer herabbaumeln, haben sich einige von ihnen angesammelt. Sehen kann er sie nicht. Einzig das leise Kratzen am Stein und das Röcheln sagen ihm, dass sie da sind. Bestimmt greifen ihre Hände nach seinen Füßen. Ob sie wohl irgendwann begreifen, dass ihre Bemühungen völlig sinnlos sind? Sie können es noch so oft versuchen, die letzten Meter fehlen am Ende doch. Die obere Kante bleibt für sie unerreichbar.«
    Nach einer weltweiten Epidemie wächst Theo hinter einer hohen Mauer auf, die ihn vor den Infizierten beschützt. Die Katastrophe liegt weit zurück, Ordnung und Struktur sind wieder eingekehrt. Doch eines Abends macht er eine Entdeckung, durch die sein gesamtes Weltbild ins Wanken gerät.
    (Quelle: Klappentext)

    Eigene Meinung


    Der Klappentext hat mir Lust auf das Buch gemacht, die Kombination von typischer Dystopie mit dem Setting einer (schon geschehenen) Zombie-Apokalypse ist für mich etwas Neues. Auch wenn die Zombies, oder "Infizierten", wie der Autor sie nennt, im Hintergrund (oder eben hinter der Mauer) stehen und eher passiv zur Geschichte beitragen. Die blutigen Zombieszenen, die man sonst so kennt, sucht man also vergeblich. Der Fokus des Buches liegt eher auf den sozialen Folgen einer solchen Zukunft/einer isolierten Stadt.


    Das Buch lässt sich grundsätzlich in zwei Abschnitte teilen, vor allem der Zweite bringt die Geschichte nochmal richtig in Fahrt, da man als Leser nun mit einer völlig anderen Sicht auf die Dinge konfrontiert wird und man alles, was man zuvor erfahren hat, nochmal hinterfragen muss.


    Die Erzählweise ist angenehm und hat mich das Buch in einer Nacht flüssig durchlesen lassen; dem jungen Hauptcharakter nimmt man seine teils naiv-philosophische Weltanschauung und die Dialoge mit seinen Freunden ab, die Beschreibung der Zukunft wirkt authentisch.


    Die Handlung fängt langsam an, man lernt erst mal das Setting, die Stadt, die Charaktere und deren Hintergründe kennen, aber mit der im Klappentext angedeuteten Entdeckung nimmt die Spannung stetig zu und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, da ich unbedingt wissen wollte, wie es weiter geht. Es gibt einige Wendungen in der Geschichte, die ich so nicht vorhergesehen habe, und das Ende ist konsequent und mutig, so etwas liest man nicht alle Tage. Aber insgeheim hoffe ich natürlich doch auf eine Fortsetzung, denn mir hat diese Zukunftsversion gefallen (so sehr einem eine dystopische Zukunft eben "gefallen" kann).


    Bei den Charakteren hat mir gefallen, dass es keinen richtigen Helden gibt, jeder hat auch seine Schattenseiten und man muss als Leser seine Sympathien immer kritisch hinterfragen, wie es im echten Leben ja auch ist. Allerdings ist es natürlich auch frustrierender, als wenn man eine richtige Identifikationsfigur hätte.


    Fazit


    Mir persönlich hat das Buch super gut gefallen, ich mochte vor allem dass es nicht so Horror- und Action-lastig war, sondern eher geschildert hat, was für Folgen es für die Menschen und vor allem für die zweite Generation hat, in einer solchen isolierten Stadt, umgeben von Infizierten, zu leben.
    Ich würde das Buch allen Fans von Dystopien und Endzeit-Geschichten empfehlen, vor allem denen, die nicht (nur) nach einer blutigen Zombie-Geschichte suchen!
    Insgesamt gebe ich volle 5 Sterne für eine tolle Lesenacht in Theos Fußstapfen :)
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Mein Fazit:



    Eine spannende Geschichte, das man so erstmal nicht erwartet. Mein großer Dank geht an den Autor, der es mir durch das kostenlose Lese-Exemplar ermöglich hat zu lesen.


    Das Cover wirkt dem Thema entsprechend, aber doch auf etwas kindliche Art. Und es beschreibt wunderbar eine Szene zum Anfang des Romans, wo Theo auf der Mauer sitzt und zwar über sein Fernweh grübelt, sich dennoch der Gefahren durch die Infizierten sehr wohl bewußt ist! Er hört sie, wie sie versuchen, die Mauer emporzuklettern. Aber das ist noch keinem gelungen. Zugegeben, diese Stelle erinnert mich doch sehr stark an den Film von "I am Legend". Sei es drum …


    Der Anfang war für mich etwas anstrengend durch die vielen Informationen, die dem Leser mitgeteilt werden. Theo lebt mit seinen Eltern in der Stadt, die namentlich nicht genannt wird, sich aber offensichtlich auf einem deutschsprachigen Boden befindet. Denn alle Namen sind durchweg deutschen Ursprungs. Es gibt auch kleine Rückblenden, was früher alles möglich war und wie eingeschränkt das Leben nun „nach dem Ausbruch“ ist. Eine Besonderheit, die mir aufgefallen ist: Theo hat seine Eltern mit Namen angesprochen, nie mit Kose-Namen.


    Theo ist vom Leben eher gelangweilt und wünscht sich mehr Aufregung. Er ist heimlich in Hanna verliebt und sein Freund Pitz dient immer als Alibi, wenn er bis kurz vor der Ausgangs-Sperre auf der Mauer gesessen hat. Was sie dann eines Abends am Tor entdecken, verändert sein Leben auf dramatische und unverrückbare Weise.


    Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, Theos Welt wurde nicht zu sehr detailiert beschrieben, aber man konnte sich durchaus ein Bild davon machen, wie trostlos das Leben dort ist. Obwohl genug zu Essen vorhanden scheint, werden die Rationen noch mehr gekürzt. Und alle sind sie am Arbeiten, nicht nur in der ihnen zugewiesenen Tätigkeit, sondern noch darüber hinaus. Die Figuren haben gute Profile und besitzen eine gewisse Tiefe. Sie sind für mich greifbar, außer Hanna erscheint mir da etwas blass. Aber für die Geschichte ist es dies nicht weiter tragisch.


    Der Spannungsbogen wird stetig aufgebaut und mündet in einem Finale, das mich kurz aufschrecken ließ. Ich hatte das so nicht erwartet. Noch ein großer Pluspunkt, für mich war die Geschichte kaum vorhersehbar! Und das Ende der Geschichte lässt darauf hoffen, das es womöglich noch eine Fortsetzung gibt.


    Von mir bekommt die Geschichte volle fünf Punkte.


    Anmerkung: Ich habe es als eBook gelesen!

  • Die Ausgangssituation dieser post-apokalyptischen Geschichte mit dystopischen Anklängen ist zwar nicht ganz neu, aber die Story ist durchaus solide umgesetzt. Die jugendlichen Protagonisten empfand ich als angenehm glaubwürdig und das Ende stellte sich als richtiger Schlag in die Magengrube heraus. Respekt dafür!


    Ich bin beim Lesen mehrmals über einige für mein Empfinden unnötige Füllwörter gestolpert: Einige "natürlich" und "wohl" weniger hätten dem Text gut getan. Die Dialoge empfand ich manchmal als ein wenig hölzern; echte Jugendliche reden doch ein wenig anders ;)
    Einige Kleinigkeiten kamen mir unlogisch oder zumindest schwer nachvollziehbar vor:


    Trotz dieser kleinen Kritikpunkte aber ein sehr vielversprechender Roman. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Selber lesen macht kluch."


    If you're going to say what you want to say, you're going to hear what you don't want to hear.
    Roberto Bolaño

  • Hallo, zu deinen Kritikpunkten:


    Freut mich, dass der Roman dir gefallen hat ;)