Robert McCammon - Das scharlachrote Auge / Swan Song

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    Sieben Jahre sind vergangen seit dem Ende des ersten Bands dieser Duologie, in dem ein thermonuklearer Schlagabtausch zwischen Ost und West – angeregt ein wenig durch einen „Mann“ mit vielen Gesichtern – die Welt in einen postnuklearen Winter gestürzt hat, in dem sich die Überlebenden mehr schlecht als recht durchschlagen. Die zerstörte Vegetation, das verunreinigte Wasser, die Kälte und das ewige Zwielicht durch die hohe, dichten Staubschichten in der Atmosphäre lassen Hoffnung als etwas Idiotisches erscheinen – und die von Colonel Macklin angeführte Armee des Fortschritts ist in dieser Hoffnungslosigkeit zwangsrekrutierend, plündernd und vergewaltigend unterwegs um sich auf einen allerletzten Schlagabtausch mit erwarteten russischen Einheiten vorzubereiten. Dies ist eher die Seite der gefallenen Engel. Und eines Tages treffen sie auf einen hohen Anführer einer Armee christlicher Fanatiker, der von sich behauptet, Gott getroffen zu haben. Auf einem Berg. Mit einem schwarzen Kasten und einem silbernen Schlüssel – bereit für das letzte Gebet.


    Auf der anderen Seite – der der „richtigen“ Engel – finden wir zwei wandernde Gruppe. Da ist die ehemalige Obdachlose Sister mit ihrem magischen Glasring und ihren tapferen Begleitern, die mit stählernem Blick und schneller Schrotflinte auf der Suche nach einer Person ist, die ihr Visionen aus ihrem Glasring immer wieder zeigen. Doch vor das Erreichen dieses Ziels muss sie noch einige Hin-dernisse überwinden – unter anderem ein Zusammentreffen mit einer Gruppe von „Verlorenen Jungen“, die von einem Robin Oakes angeführt werden und die in erster Linie von Raub und Diebstahl leben. Mit denen machen sie sich schließlich auf in Richtung eines Orts namens Mary’s Rest.


    Und dann ist das Swan, die Titelheldin dieser Geschichte, mit ihrem gigantischen „Bodyguard“ Josh und dem Begleiter Rusty, einem alten Zirkuskünstler, dessen Wagen ein wenig Farbe in eine eher monochrome Landschaft bringt. Auch sie ist auf dem Weg nach Mary’s Rest zu einigen schicksalhaf-ten Begegnungen, die die Stimmung in dieser endzeitlich erscheinenden Welt absolut verändern könnte. Denn bei ihrer Ankunft in Mary’s Rest sind die Menschen dort eher ruhelos. Doch Swans besondere Gabe sorgt dort schnell für Veränderung.


    Und dann ist da immer noch der „Mann“ mit den tausend Gesichtern und vielen Namen, der sowohl Sister als auch Swan nachstellt, weil er sich sicher ist, dass diese irgendwie seine Pläne für seine große, letzte „Partie“ behindern könnten. Und bei dieser Verfolgungsjagd macht diese sehr erfahrene Wesenheit einige ganze neue, beängstigende Erfahrungen.


    All diese Gruppe ziehen also durch das, was von den USA übrig geblieben ist – und steuern dabei einer unausweichlichen Konfrontation entgegen, die über das Schicksal der Menschheit entscheiden wird.


    Die guten Ansätze des ersten Teils werden hier konsequent fortgeführt und auch wenn die Geschichte immer noch ein wenig an Kings Das letzte Gefecht erinnert, so wird hier doch stringenter erzählt und bei aller Brutalität und Gräuel, die dargestellt werden, erscheint das Ende hier doch versöhnlicher – und auch ein wenig folgerichtiger als in Kings älterem Werk. Auf jeden Fall zu empfehlen. :thumleft:

  • Ich hatte große Hoffnungen, dass der zweite Teil ein 5-Sterne-Buch werden könnte, wurde es aber leider nicht. Für die Vielzahl an Seiten ist mir dann schon fast zu wenig passiert und die Idee mit der Armee des Fortschritts hätte man ruhig noch etwas ausweiten können. Nichtsdestotrotz hat mir "Das scharlachrote Auge" großen Spaß bereitet und die manchmal schon etwas verschrobene 80er-Jahre-Naivität ließ mich sogar das ein oder andere Mal schmunzeln. Die Charaktere haben mir weiterhin gut gefallen, Gut und Böse ist hier ganz klar abgegrenzt. Mit sympathischen Menschen wie Swan, Josh oder Sister konnte man einfach nur mitfiebern, das ging gar nicht anders. Beim Bösewicht musste man allerdings schon viel Fantasie haben um nicht an Randall Flagg aus Stephen Kings "The Stand" denken zu müssen. Dieser blieb für mich sogar ein wenig zu blass und mir gefielen die "Bösen" aus der zweiten Reihe etwas besser: Roland oder natürlich Macklin und sein Schattensoldat. Der Showdown war sehr spannend und man trifft sogar nochmals einen alten Bekannten, die letzten Seiten waren mir dann schon fast etwas zu positiv. Unter dem Strich bleibt eine sehr gute, klassische Endzeitgeschichte, von der sich viele sogenannte Dystopien heutzutage eine Scheibe an Atmosphäre oder Spannung abschneiden könnten.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: