Charles Dickens - Bleak House (ab 11.01.2016)

  • @Squirrel Echt, kein Vorwort (bzw. Vorrede heißt es in meiner Übersetzung von Meyrink)? Ähm, da würde ich auch zum großen A nachschauen gehen, so groß wäre mein Vertrauen in dem Übersetzer deiner Ausgabe :-, Abgesehen davon hast du doch bestimmt noch nicht mal ansatzweise Probleme mit dem Original :friends:

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  • meines auch, deswegen hab ich es grad getan und bestellt O:-)

    Kann ich gut verstehen *nickt-eifrig* (wir brauchen unbedingt mal ein nickendes Smiley, da gibt es doch ganz niedliche) :)

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  • @Nungesser nun, meine Übersetzung ist jünger (2000) und von daher im Sprachstil anders. Mir hat es durchaus auch gut gefallen. Aber was ist, wenn noch mehr im Buch fehlt als nur die Vorrede? :-? Da bin ich mittlerweile echt empfindlich, vielleicht auch überempfindlich geworden seit dem Studium :pale:

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Ich mache mal weiter mit meinen Eindrücken.


    Kapitel 3
    Esther kann einem ja auch wirklich leid tun, mit so einer Kindheit. Geburtstage sollen schöne Anlässe sein und nicht das was sie da mitmachen musste :cry: Und es freut mich für sie, dass sie es in der Anstalt komplett anders hat.
    Und hier kommt der Punkt wo mich Dickens jedesmal wieder hat, ob mit Oliver Twist oder mein -bisheriger Favorit- David Copperfield. Er schafft es, dass ich mit den Figuren mitfiebere, hemmungslos spekuliere und mich über seine (übertriebenen) Beschreibungen amüsiere.Toll! Kann man diese Beschreibungen so in Richtung satirisch, ironisch sehen? :-k
    Dafür hat es Esther aber wieder richtig gut getroffen in ihrer "Anstalt". Alle lieben sie und sie ist, ja mal ganz ehrlich, ja fast schon zu gut für diese Welt. Macht die Frau denn nie Fehler?


    Meine Neugierde wurde auch arg geschürt. Wieso setzt sich Mr. Jarndyce so für sie ein? Was bezweckt er? Und überhaupt, wer ist das eigentlich?


    Und so frage ich mich, ob er es nicht schon geplant hat, dass sie die Gesellschafterin von Ada werden soll? Aber warum?


    Ada und Esther verstehen sich jedenfalls auf Anhieb. Und dann gibt es noch jemanden neues, Richard Carstone, ein entfernter Vetter von Ada. Und wer protegiert die beiden? Natürlich dieser geheimnisvolle Mr. Jarndyce.


    Eine "alte" Bekannte trifft man in diesem Kapitel auch wieder. Die "seltsame kleine Alte mit einem zerdrückten Hut und einem großen Strickbeutel" erkennt in allen dreien die "Mündel in Sachen Jarndyce. Und schon wieder eine neue Frage. Wer ist sie und wieso kennt sie die Drei??? Und warum geht sie regelmäßig zu diesen Gerichtssitzungen?


    Kapitel 4
    Da gefällt mir alleine schon der Titel "Menschenliebe mit dem Fernrohr vor den Augen" Und so ein dickes fettes Fernrohr hat diese Mrs. Jellyby auf jeden Fall. Da kümmert sie sich absolut um die Belange Afrikas und übersieht die Probleme ihrer eigenen Familie komplett. Auch wieder etwas was man problemlos in unsere heutige Zeit übertragen kann. Dickens schafft da wirklich Figuren die man unsterblich nennen könnte. Ich habe mich in diesem Kapitel vor allem auch sehr über die Dialoge und Beschreibungen amüsiert.
    "Oh! Mr. Jellyby ist - hm- ich kann ihn nicht besser beschreiben, als wenn ich sage, er ist der Gatte der Mrs. Jellyby." "Eine Null, Sir?" fragte Richard mit einem komischen Blick. (Auf Seite 53 meiner Ausgabe - also ziemlich am Anfang des Kapitels für die anderen.) Armer Mr. Jellyby..
    Wunderbar auch die Beschreibung von Mrs. Jellyby selbst: Mrs. Jellyby hatte sehr hübsches Haar, war aber von ihren afrikanischen Pflichten zu sehr in Anspruch genommen, um es haben kämmen zu können. Der Schal, der sie lose umhüllte, fiel auf dem Stuhl, als sie uns entgegenkam; und als sie sich umdrehte, um ihren Platz wieder einzunehmen, konnte es uns nicht entgehen, daß ihr Kleid hinten offen stand und in der Mitte einen Zwischenraum mit einem Gitterwerk von Korsettenschnüren sehen ließ - gleich einer Sommerlaube." (Seite 56 meiner Ausgabe) :lol:


    Etwas leicht übertrieben erzählt, fand ich dann die Beschreibung als die älteste Tochter von Mrs. Jellyby zu Esther und Ada ins Zimmer kam. Beschwere sich noch einer gegen "meine" Russen und ihre überschwängliche Darstellung der Gefühle der Protagonisten. Ein Dickens nimmt es leicht mit ihnen auf :wink: und zieht es ins ironische.

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  • Hallo! :huhu:
    Ich bin grade aus dem Urlaub wieder nach Hause gekommen und werde jetzt auch noch bei euch einsteigen. :)
    Ich lese das Buch als Ebook, da ich es für den Kindle gratis erwerben konnte. Die Vorrede ist bei meiner Version auf jeden Fall schonmal dabei.
    Ich bin schon sehr gespannt auf das Buch. Letztes Jahr habe ich von Charles Dickens "Klein-Dorrit" gelesen, was mir zwar sehr gut gefallen hat, aber teilweise nicht einfach zu lesen war. Gerade diese vielen verschachtelten Sätze fand ich nicht so einfach zu verdauen. :wink:

    "I see you laugh. Very well, for simplicity’s sake, let us assume I am the center of creation. In doing this, let us pass over innumerable boring stories: the rise and fall of empires, sagas of heroism, ballads of tragic love. Let us hurry forward to the only tale of any real importance." His smile broadened. "Mine." (Kvothe in The Name of the Wind)

    2019: :study: 11 Bücher mit 3.997 Seiten

    :musik:12 Hörbücher mit 18.360 Minuten

  • zum englischen Rechtssystem: macht Euch frei von der Vorstellung, dass es ähnlich wie unseres ist. In England gibt es kein geschriebenes Gesetzbuch wie bei uns, sondern sämtliche Rechtssprechung basiert auf Präzedenzfällen der Geschichte und weitere Urteile leiten sich dann daher ab. Die Systeme sind also kaum vergleichbar. Deswegen können sich auch viele Prozesse sehr hinziehen, wenn die Anwälte dann Fall über Fall aus den Tiefen der Geschichte ziehen und diskutieren und machen und tun. Und es macht ein Urteil eben auch immer schlecht vorhersehbar, weil dann vieles auch vom einzelnen Richter abhängt.

    Ja, davon habe ich schon gehört, auch wenn ich mich frage, wie bei solchen Erbschaftsstreitigkeiten neue Präzedenzfälle auftreten können. Das müssen ja schwierige und ganz ausserordentliche Verwandtschaftsverhältnisse sein... Zudem habe ich wieder wertvolle Lesezeit beim Googeln verschwendet investiert und nachgeschaut, was der Lordkanzler ist, der Solizitor und der Barrister (nicht zu verwechseln mit dem Barista :-? )
    Ausserdem hatte Dickens in der Vorrede zwei Fälle erwähnt, die der gerichtlichen Ordnung in seinem Werk "Bleak House" ähneln, und er somit keine falschen Behauptungen aufstellt, um das Kanzleigericht herabzusetzen. Beim Rumgooglen stiess ich beim englischsprachigen Wiki auf einen Fall (Jennens v Jennens), der tatsächlich eine Erbstreitigkeit beinhaltet und von 1798 - 1915 dauerte (also zu BleakHouse' Zeit bereits 55 Jahre andauerte) - und dann wurde der Fall auch nur eingestellt, weil die ganze Erbmasse für Gerichtskosten aufgebraucht wurde :shock: Sachen gibt's (oder gab es zumindest), die sind kaum zu glauben!

  • Ich muss zugeben, dass ich noch in der Mitte des dritten Kapitels stecke. Aber heute und morgen komme ich zum Lesen und dann gibt es mehr von mir zu lesen :)

    Lieber jedes Unrecht leiden als hierherkommen

    Ja, mit anderen Worten ist mir das auch aufgefallen - das sorgt doch richtig für Vertrauen in ein Rechtssystem :twisted: In diesem ersten Kapitel sorgt Dickens ja so richtig für Stimmung - erst diese Beschreibung des Wetters und der Straßenverhältnisse in London, die bei mir spontan so die alten Bilder des versmogten Londons im Kopf entstehen ließen, und danach die Beschreibung des Kanzleigerichts (von mir mit dem High Court verwechselt, ist es aber nicht). Dabei hatte ich dann Immer Szene des alten Films "Zeugin der Anklage" im Kopf, der Film spielt ja über große Teile im Gerichtssaal und dieser Saal entspricht so sehr diesen Beschreibungen von Dickens. Also er kreiert hier schon mal die passende Atmosphäre fürs Buch, findet Ihr nicht?


    Die Szene mit den 18 ist herrlich :totlach: nein, Mr. Dickens ist überhaupt nicht sarkastisch :twisted:

    Eine wunderbare Beschreibung von Lady Dedlock und Sir Leicester Dedlock.

    Herrlich, alle beide - ich musste so grinsen bei Sir Leicesters Beschreibung als "voller Vorurteile und ohne einen Funken gesunden Menschenverstands" :totlach: Und seine Frau bekommt auch ihr Fett weg indem man sie als leicht steuerbar und dumm hinstellt. Vermutlich ist dies ja auch. Ja, hier werden wohl die Protagonisten vorgestellt in diesem und dem folgenden Kapitel. :loool: Und es scheint, als ob es dabei auch um den Konflikt zwischen "denen da oben und denen da unten" geht, also natürlich um die Gesellschaft und ihre starren Hierarchien und die daraus resultierenden Probleme. Dickens Lebensthema 8)

    Die vermeintliche Patin entpuppt sich als Tante und wenn ich es richtig verstehe, dann ist Esther unehelich geboren. Von ihren Eltern weiß sie nichts (ich habe allerdings das Kapitel noch nicht zu Ende gelesen). Ich bin ziemlich neugierig wie sie in dem berühmten Fall verwickelt ist.

    So verstehe ich das auch aus allen Andeutungen heraus. Aber Esther ist mir in der Beschreibung erst mal zu gut, zu lieb. Aber auch da unterstelle ich Dickens Absicht, nämlich den Kontrapunkt zu den Leicesters zu schaffen in der Person der guten Frau aus armen, dubiosen Verhältnissen. Das wird wohl sehr spannend und verwicklungsreich.

    nun, meine Übersetzung ist jünger (2000)

    Ich muss mich korrigieren - die Ausgabe ist jünger, aber der Übersetzer Zoozmann war nicht wesentlich jünger als Meyrink.

    Ich bin grade aus dem Urlaub wieder nach Hause gekommen und werde jetzt auch noch bei euch einsteigen.

    Schön, dass Du auch dabei bist. Wie Du siehst, sind wir noch nicht so weit vorgedrungen :wink:

    Ja, davon habe ich schon gehört, auch wenn ich mich frage, wie bei solchen Erbschaftsstreitigkeiten neue Präzedenzfälle auftreten können.

    Hm, stellt sich die Frage, ob es sich wirklich um einen Erbschaftsstreit handelt oder um einen geerbten Streit vor Gericht, der einmal eine ganz andere Ursache hatte :-k Das ist mir noch nicht so ganz klar, wenn ich ehrlich bin.

    der Solizitor und der Barrister

    Korrigiere mich falls ich falsch liege: beides sind Rechtsanwälte, aber nur der Barrister hat die Berechtigung, vor Gericht zu treten, also Klage zu führen oder zu verteidigen. Das kommt wohl von den "bars - to step to the bars" im Gerichtssaal :scratch: Gott, es ist lange her dass ich mich damit befassen musste... :pale:

    tatsächlich eine Erbstreitigkeit beinhaltet und von 1798 - 1915 dauerte (also zu BleakHouse' Zeit bereits 55 Jahre andauerte) - und dann wurde der Fall auch nur eingestellt, weil die ganze Erbmasse für Gerichtskosten aufgebraucht wurde

    Oh Gott - das ist ja echt heftig… :shock:

    viele Grüße vom Squirrel



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  • Beim Rumgooglen stiess ich beim englischsprachigen Wiki auf einen Fall (Jennens v Jennens), der tatsächlich eine Erbstreitigkeit beinhaltet und von 1798 - 1915 dauerte (also zu BleakHouse' Zeit bereits 55 Jahre andauerte) - und dann wurde der Fall auch nur eingestellt, weil die ganze Erbmasse für Gerichtskosten aufgebraucht wurde Sachen gibt's (oder gab es zumindest), die sind kaum zu glauben!

    Heftig! :shock: Da fällt mir nichts mehr ein :-#

    Hm, stellt sich die Frage, ob es sich wirklich um einen Erbschaftsstreit handelt oder um einen geerbten Streit vor Gericht, der einmal eine ganz andere Ursache hatte Das ist mir noch nicht so ganz klar, wenn ich ehrlich bin.

    Ich denke, da werden wir noch eine Zeitlang zappeln gelassen.



    Aber Esther ist mir in der Beschreibung erst mal zu gut, zu lieb. Aber auch da unterstelle ich Dickens Absicht, nämlich den Kontrapunkt zu den Leicesters zu schaffen in der Person der guten Frau aus armen, dubiosen Verhältnissen. Das wird wohl sehr spannend und verwicklungsreich.

    Geht mir auch so. Sie ist einfach zu lieb, aber ein recht spannender Gegensatz.



    Ich bin grade aus dem Urlaub wieder nach Hause gekommen und werde jetzt auch noch bei euch einsteigen. :)


    Schön, dass du mitliest :winken:

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  • Ach du liebes bißchen auf alles kann man gar nicht eingehen, so vielen wunderbaren, schräge Details begegnet man. Ich beschränke mich mal auf ein paar Eindrücke:


    Kapitel 5
    Und wieder unsere "alte Dame" (habe ich ihren Namen überlesen?) und diesmal nötigt sie unser kleines Grüppchen Helden, samt Miss Jellyby, zu ihrer Wohnung. Und noch mal eine ziemlich schräge Type, die man kennenlernt, Mr. Krook :shock: , der Vermieter von ihr.
    Und man erfährt ein paar Infos über den Prozess, Carstone, Barbary Clare und Dedlock sind noch drin verwickelt. Ein Tom Jarndyce hatte sich sogar erschossen. Mal sehen wie das Ganze sich noch zusammenfügen wird.


    Kapitel 6
    Endlich in Richtung Bleak-House. Und das ist so verwinkelt wie die Geschichte selbst, aber irgendwie auch gemütlich. John Jarndyce (ich möchte zu gerne wissen, in welchem Verhältnis er zu Tom Jarndyce gestanden hatte). Er (John) scheint Dankbarkeit nicht sehr zu mögen und flüchtet dann entsprechend lieber. Er scheint ziemlich herzlich zu sein. Und dann stellt er sich noch als den Mann heraus, der schon Esther anfänglich in der Landkutsche vor sechs Jahren getroffen hatte. Und sobald die Stimmung umschlagen könnte, spricht er von "Ostwind" :lol:
    Ich habe versucht rauszufinden was ein "Hindustuhl" (S. 94 - als Esther das Haus beschreibt) sein soll, aber leider nichts gefunden. Die Beschreibung klang auf jeden Fall interessant, ein Stuhl der zugleich ein Sofa, ein Koffer und ein Bettgestell bilden kann, hätte ich doch zu gerne mal gesehen. Aber ich schweife ab, wie die Geschichte :wink:
    Eine neue Person betritt die Bühne der Geschichte, Harold Skimpoles. Ein kindlicher Charakter, Verantwortung absolut abgeneigt, den Freuden des Lebens sehr zugeneigt und mit Geld nicht gerade umgehend können.

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  • Einen wunderschönen guten Morgen :D Wie versprochen habe ich gestern fleißig weitergelesen und sogar Kapitel 6 begonnen. Aber ich schreibe ab jetzt wohl hauptsächlich über die abgeschlossenen Kapitel.
    In Dickens Schreibstil hab ich mich gut eingelesen, das geht doch immer recht schnell bei mir. Ich mag ihn und seinen teils beißenden Sarkasmus, dann wieder die leichte Ironie, die mitschwingt - und die Überzeichnung der Charaktere, denn "normal" ist ja bisher niemand :loool:


    In Kapitel 3 blieb es übrigens bei meinem Eindruck, dass Esther als zu lieb und naiv dargestellt wird. Das ist normalerweise so ein Charakter, der mir überhaupt nicht liegt - noch dazu, wenn sich so jemand dann auch noch ständig selbst klein macht so nach dem Motto "ich bin so dumm" [-( Insgesamt war dieses ganze Kapitel so klischeehaft überladen von Gutmenschen und absoluter Glückseligkeit, dass es mir schon grauste :shock: Und das geht ja bis hin nach London, wo wir dann die nächsten Mündel kennen lernen.

    Und so ein dickes fettes Fernrohr hat diese Mrs. Jellyby auf jeden Fall. Da kümmert sie sich absolut um die Belange Afrikas und übersieht die Probleme ihrer eigenen Familie komplett

    Übersieht ist gut - diese Frau IST das Problem ihrer Familie. Das ist wieder so ein Extrem, dass Dickens in den Raum stellt - als Gegenpol? Oder als "erzieherische Massnahme" für die Mündel? Ich werde nicht so ganz schlau daraus, warum Mr. Jarndyce, der offensichtlich sehr großherzig sich gleich um 3 Waisen kümmert, diese ausgerechnet in dieses Haus verfrachtet über Nacht. Aber ich unterstelle Dickens, dass er keine Szene einfach nur mal so in den Roman einsetzt - also hat dieses Kapitel eine Bedeutung. Zumal er auch noch ganz gar den Kolonialismus angeht in seiner Darstellung, wie sich Mrs. Jellyby und dieser junge Mann um die Afrikaner "kümmern".
    Auch hier war mir Esther wieder viel zu gut, muss ich zugeben. Und wo ist eigentlich der junge Mann über Nacht abgeblieben? Auf einmal war er weg...


    ist Euch aufgefallen, wie diese drei jungen Menschen einfach so hin und her geschoben und verschickt werden? Und wie regelrecht unmündig mir in dieser Hinsicht auch der junge Cousin erscheint... die lassen sich einfach in alle möglichen Kutschen setzen und fertig, im Vertrauen drauf, dass schon alles organisiert ist - welch ein Unterschied zu heut

    Dickens schafft da wirklich Figuren die man unsterblich nennen könnte

    Allerdings :loool:

    "Oh! Mr. Jellyby ist - hm- ich kann ihn nicht besser beschreiben, als wenn ich sage, er ist der Gatte der Mrs. Jellyby." "Eine Null, Sir?" fragte Richard mit einem komischen Blick.

    G.... :loool:

    Beschwere sich noch einer gegen "meine" Russen und ihre überschwängliche Darstellung der Gefühle der Protagonisten. Ein Dickens nimmt es leicht mit ihnen auf und zieht es ins ironische.

    Und diese Ironie ist der Unterschied zu den Russen.


    Der Name der alten Dame wurde nie genannt, Du hast also nichts überlesen. Aber ich glaube, so durchgeknallt ist die gar nicht wie sie wirkt... Und hier werden also das erste Mal klar die Zusammenhänge der Protagonisten mit dem Prozeß geäußert - aber keiner der jungen Leute reagiert darauf, nicht die kleinste Frage dazu ?( Eigentlich müsste Esther doch sofort nachfragen, wenn der Name Barbary fällt und die beiden anderen sollten auch aufmerken... :scratch:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • ist Euch aufgefallen, wie diese drei jungen Menschen einfach so hin und her geschoben und verschickt werden? Und wie regelrecht unmündig mir in dieser Hinsicht auch der junge Cousin erscheint... die lassen sich einfach in alle möglichen Kutschen setzen und fertig, im Vertrauen drauf, dass schon alles organisiert ist - welch ein Unterschied zu heut

    Wie Schafe die zum Schlachter geführt werden. :roll: Ich wundere mich auch darüber, mit welchem Vertrauen und einer Geduld die sich hin- und herschieben lassen. Vielleicht typisch Dickens oder typisch für die Jugend dieser Zeit?

    Eigentlich müsste Esther doch sofort nachfragen, wenn der Name Barbary fällt und die beiden anderen sollten auch aufmerken...

    Barbary ](*,) Zwar ist bei Esther nicht der Groschen gefallen, aber gerade bei mir. Ich und mein Namensgedächtnis in Büchern :wuetend: Dabei führe ich doch schon mittlerweile extra eine Namensliste, nur bei dem Namen dachte ich so unschuldig: Och, den braucht man ja nicht aufzuschreiben. Und mißachte die wichtigste Grundregel bei Dickens, dass alles miteinander verwoben und eine Bedeutung hat. Kommt bestimmt nicht mehr vor, jetzt wird jeder Name eingetragen und wenn es der Laufbursche ist.

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  • :winken: Wollte euch schnell Hallo sagen.
    Ich liege gerade mit einer Erkältung flach und konnte mich jetzt die letzten Tage gar nicht konzentrieren. Werde mich dann aber ab dem Wochenende melden.
    Schon mal viel Spaß beim Lesen! Bin sehr gespannt. :wink:

  • Ich liege gerade mit einer Erkältung flach

    Auch von mir gute Besserung :friends: Erhol dich gut und wie schon @Squirrel schrieb: Nur keine Panik, an dem Buch lesen wir ja noch eine Weile :wink::lol:
    Lass dir also Zeit :friends:

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  • Im Moment bin ich noch fit (die kleinen Wehwehchen ignoriere ich mal :wink: ) und solange der Lesefluss läuft, bleibe ich dran. Ich habe jetzt unser Wochenpensum gestern zu Ende gelesen und damit sich meine Eindrücke nicht verflüchtigen (habe ich schon mal mein tolles Gedächtnis erwähnt? :-, ) schreibe ich sie auf. Dann mache ich eine kleine Pause und werde am Montag weiterlesen.

    Kapitel 7
    Ich finde es ja faszinierend, wie Dickens das Wetter benutzt um einen Ort und die entsprechenden Situationen zu charakterisieren. In Lincolnshire auf dem Landsitz der Dedlocks - Chesney Wold- scheint der Regen nie aufzuhören. Was uns das sagen mag? :lol:


    Sir Dedlock ist mir auf jeden Fall ziemlich supekt:

    Zitat

    Der gegenwärtige Repräsentant der Dedlocks ist ein vortrefflicher Herr. Er setzt bei allen seinen Leuten eine vollständige Abwesenheit individuelle Charakters und eigner Absichten und Meinungen voraus und ist überzeugt, daß er dazu da ist, seinerseits alle diese Mängel zu ersetzen. Sollte er einmal das Gegenteil entdecken, würde er einfach perplex sein und das Bewußtsein verlieren und wahrscheinlich nur wieder zu sich kommen, um noch einmal aufzuatmen und dann zu sterben.

    Nun, bei seiner Haushälterin wird ihm diese Unangenehmheit wohl nicht passieren :roll: Madame ist ja eher stockkonservativ, im Gegensatz zu ihren Söhnen. Die schlagen dafür ins absolute Gegenteil :lol: Ich bin gespannt ob ihr Neffe auch in diese Richtung schlagen wird. Ich vermute es mal stark.


    Wunderbar auch dieser Mr. Guppy. Dem Besucher den Namen "Guppy" zu geben, in einer Umgebung die vor Nässe nur so trieft, hat mir dann doch einen Lachanfall beschert. Und mit Sicherheit war das auch so von Herrn Dickens beabsichtigt, diese Fische waren mit Sicherheit auch ihm bekannt: Guppy. Auf jeden Fall eine wunderbare Anspielung auf Advokaten, die sich wohl auch entsprechend wie die Guppys vermehren können. Es scheint noch ein wenig mehr hinter diesem Mr. Guppy zu stehen. Wieso kommt ihm Lady Dedlock so bekannt vor und woher?
    Die Geistergeschichte ist auch vielversprechend. Ob der Untergang von den Dedlocks damit eingeläutet wird? :wink:


    Kapitel 8
    Die Drohnenphilosophie von Mr. Skimpole ist doch eine wunderbare Sache. Also ganz ehrlich, lieber Drohnenphilosophie, als die "Philosophie" einer Mrs. Pardiggle :roll:
    Aber der Reihe nach, es ist doch unglaublich, da könnte Esther mehr über sich erfahren und sie frägt nicht nach :wuetend: So viel Gutgläubigkeit und Vertrauen ist doch unfassbar? Aber immerhin wir wissen ein wenig mehr über diese Rechtssache. Und das Richard etwas lernen muss, ist doch klar, aber wieso sollen Esther und Ada mit ihm darüber reden?


    Jetzt kommt noch so ein Stichwort: charity (Wohltätigkeit). Die kritische Sicht von Dickens darauf kann ich gut nachvollziehen. Es ist wirklich Wahnsinn für was alles gesammelt wird und ich kann euch versichern, dass es in England immer noch so ist. Es gibt eigentlich nichts, für was nicht gesammelt wird, die Ideen gehen einfach nicht aus. Das reicht von sinnlosen Projekten bis sinnvollen, der Phantasie ist keine Grenze gesetzt.
    Und die unsympathischste Vertreterin bzw das negativste Beispiel von Engagement begegnet man in Mrs. Pardiggle :evil: Dagegen ist doch eine Mrs. Jellyby der reinste Sympathieträger... Unsensibel, rechthaberisch, manipulierend sind so einige Stichworte die mir zu Mrs. Pardiggle einfallen. Die unterdrückte Wut der Kinder kann ich gut verstehen.


    Der Besuch beim Ziegelstreicher war sehr berührend und zeigt, dass es nichts nutzt wohlgesetzte Worte und Bücher zu verteilen, sondern den Problemen bei den Wurzeln zu packen. In einem derartigen Umfeld kann man nicht erwarten das ein Haus vor Sauberkeit blinkt. Und Mrs. Pardiggle fällt noch nicht einmal auf, dass ein Kind im sterben lag bzw. gestorben ist :wuetend::cry:

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