Charles Dickens - Bleak House (ab 11.01.2016)

  • Wow, jetzt überschlagen sich wirklich die Ereignisse; wer hätte gedacht, dass "Bleak House" noch zu einem Kriminalroman wird?

    Inzwischen bin ich bei Kapitel 53. Habe euch also endlich fast wieder eingeholt.

    Super, dass wir alle Drei dann wieder gleich weit sind! Dann fasse ich doch mal die nächsten Kapitel zusammen:


    Kapitel 53:
    Zu Tulkinghorns Begräbnis kommen eigentlich nur eine Handvoll Leute, dafür entsendet der Hochadel seine prunkvollen, mit Wappen beschlagenen Kutschen - und zwar so viele, dass man meinen könnte, Vater und Mutter des Heroldsamts seien verstorben. So muss man also nicht persönlich erscheinen, bezeugt aber doch auf diese Weise sein Beileid. Da ist es ja Sir Leicester menschlich wieder hoch anzurechnen, dass er sich persönlich zur Beerdigung bemüht. Inspektor Bucket ist übrigens auch anwesend, versteckt in einem der angeblich leeren Kutschen, während seine Frau, die eigentlich talentierte, aber doch im geschickten Dilettantimus stecken gebliebene Amateurdetektivin, mit der neuen Mieterin vor Tulkinghorns Haus bleiben musste.
    Nach der Beerdigung geht Bucket zu den Dedlocks, auf Betreiben Sir Leicesters, der den Tod "seines Freundes Tulkinghorn" aufgeklärt sehen möchte, hat Bucket mittlerweile sogar seinen eigenen Schlüssel. Hier erhält er einen Zettel, wie er ihn wohl schon mehrmals erhalten hat, nur mit den Worten "Lady Dedlock" darauf. Scheinbar möchte jemand Buckets Aufmerksamkeit auf die Dame des Hauses lenken. Im anschliessenden Gespräch mit Sir Leicester erfahren wir wenig Neues über den Fall, ausser dass seiner Meinung nach kurz vor der Auflösung seht und am nächsten Morgen nochmals vorbei kommen möchte. Ach ja: und nachdem er sich von Sir Leicester verabschiedet hat, befragt er den "Merkur" (ist wohl der Portier / Hausdiener?), indem er ihm Komplimente über dessen Aussehen macht und zwischendurch "unauffällige" Fragen zu Lady Dedlocks Alibi in der Mordnacht stellt...


    Kapitel 54:
    Ein sehr spannendes und überraschendes Kapitel! Wie versprochen taucht Bucket am nächsten Morgen wieder bei Sir Leicester auf und bereitet ihn sehr behutsam auf die Lösung des Mordfalls vor. Er kennt die Familiengeheimnisse, so wie er viele andere Familiengeheimnisse kennt. Der Mörder ist zudem nicht Mr. George, sondern eine Frau - und sie befindet sich hier in diesem Haus! Jetzt denkt natürlich jeder Leser, dass er Lady Dedlock verhaften wird, aber Dickens ist clever und lässt seinen Inspektor ebenfalls sehr vorausschauend handeln. Bevor es aber zur grossen Verhaftung und Auflösung kommt, tauchen plötzlich die geldgierigen "Erpresser" a: Smallweed, die Chadbands und Mrs Snagsby tragen ihre Forderungen vor. Der arme Leicester leidet wohl still und teilnahmslos und lässt Bucket alles regeln - und er ist nicht dumm! Er kennt die Besucher sehr gut, weiss bereits im Voraus weshalb sie gekommen sind und fertigt sie ganz gut ab, inde er sie auf den nächsten Ta vertröstet und ihre Forderungen sowieso für überzogen hält. Der Inspektor wird mir sehr sympathisch!
    Tja, und dann Auftritt für die Mörderin: Hortense, das aufbrausende Kammermädchen hat sich dann wohl an Tulkinghorn auf ihre Art gerächt. Sie hatte einen fiesen Plan, die Tat Lady Dedlock in die Schuhe zu schieben, aber der Inspektor ist wirklich clever und war ihr schon früh auf der Schliche. Jedenfalls hat er bereits mit Hilfe seine Gattin ausreichend Beweise zusammengetragen, sodass er sie sofort verhaften kann.
    Nach deren Abgang, erleidet Sir Leicester einen Schwächeanfall. Offensichtlich liebt er Lady Dedlock noch immer und die ganze Geschichte mit ihrer Tochter und der Angst vor Tulkinghorn und nun vor den Erpressern) geht im ziemlich nahe.


    Kapitel 55:
    In der Zwischenzeit war Mrs Bagnet bei Mr. Georges Mutter, und welch Überraschung: es ist Mrs Rouncewell! Selbst Mrs Rouncewell wusste nicht, das ihr Sohn noch am Leben ist, und wir erfahren die ganze Familiengeschichte über Erwartung, Enttäuschung, sich nicht melden, besser als verschollen gelten, etc. Aber bei Wiedersehen im Gefängnis sind alle wieder happy und Mr. George ist um jegliche Unterstützung einverstanden - man möge nur seinem Bruder nichts von seiner Situation erzählen, das möchte er ggf selbst erledigen - noch schämt er sich zu sehr für sein Leben.
    Nach dem Gefängnisbesuch geht Mrs Rouncewell zu Lady Dedlock: ihr erzählt sie alle Neuigkeiten; nämlich, dass ihr verschollen gewesener Sohn wieder aufgetaucht sei und nun im Gefängnis sitzt, und dass sie glaubt, dass Lady Dedlock seine Unschuld beweisen kann, denn se hat einen Zettel gefunden, auf dem steht, dass Lady Dedlock eine Mörderin sei. Sicherlich der gleiche Zettel, den Bucket auch erhielt, aber er verfehlt seine Wirkung nicht! Lady Dedlock ist jedenfalls geschockt, ihr Geheimnis ist auch nach Tulkinghorns Tod nicht mehr sicher, und sie wird wohl als Mörderin gesucht! Sie beschliesst zu fliehen, lässt alle Wertsachen zurück und schreibt Sir Leicester einen Abschiedsbrief.


    Kapitel 56:
    Sir Leicester wird nach seinem Schwächeanfall / Herzattacke von Volumnia gefunden. Mrs Rouncewell kümmert ich um ihn, während er erschöpft nur mit einem Stift auf einem Brett schreiben kann. Er fragt nach seiner Frau, erhält aber nur deren Abschiedsbrief. Daraufhin ruft er Bucket und der Inspektor überblickt die Situation rasch: er verliert keine Zeit, nimmt sich Geld, durchstöbert Lady Dedlocks Zimmer, findet ein Taschentuch ihrer Tochter Esther Summerson und holt Esther schliesslich bei Jarnyce ab. Er befürchtet, dass Lady Dedlock sich umbringen könnte - und Esther sie aber davon abhalten könnte, wenn sie nicht zu spät sind...


    Alles in Allem sehr temporeiche Kapitel, jetzt geht es wirklich in einen tollen Schlussspurt. Inspektor Bucket finde ich super, aber auch Sir Leicester hat mich positiv überrascht. Mit Hortense als Mörderin hätte ich gar nicht gerechnet, passt aber ganz gut.

  • Oh, dann erzähl aber bitte auch mal, wie die Verfilmung so ist. Die BBC hat ja einen guten Ruf in dieser Hinsicht.

    Mache ich gerne, auch wenn es wohl eher Ende März wird, bis ich mir die Serie anschaue (oder noch später, die Verfilmung des "Radetzkymarsches" liegt seit einem halben Jahr hier herum - ich bekomme meine Familie nicht dazu, solche Buchverfilmungen mit zu schauen.

    Tja, und dann erfahren wir die nächste grosse Überraschung: Richard und Ada sind verheiratet!

    Ist gar nicht so eine grosse Überraschung, wenn man den Klappentext vorab liest! Die Fischer-Klassikausgabe verrät nämlich, dass die Beiden heimlich heiraten und sich ihre Hoffnungen auf ein grosses Erbe in Luft auflösen. Ach ja: und ausserdem heisst es, dass Inspektor Bucket der erste Detektiv der Romanliteratur sei. Echt? Das wäre ja mal eine gute 1-Mio-Frage bei Günther Jauch...

    ich muss mal beim großen A nachschauen, ob es da was Gescheites im Angebot gibt - bzw. erst mal frag ich hier, ob schon jemand eine Biografie über Dickens gelesen hat und empfehlen kann


    edit: bin schon fündig geworden - Stefan Zweig und Hermias Rezension

    Vielen Dank für den Service! Spontan würde ich auf Stefan Zweigs Bio zugreifen.

  • Danke für's Zusammenfassen. Ich freu mich auch, dass wir wieder alle gleichauf sind :wink: Und es wird ja jetzt echt spannend, mit dieser Krimi-Entwicklung hätt ich überhaupt nicht gerechnet. Dickens ist extrem facettenreich und geschickt im Manipulieren seiner Leser :applause: Ich hatte mehrere Überraschungsmomente beim Lesen der Kapitel :dance:

    dafür entsendet der Hochadel seine prunkvollen, mit Wappen beschlagenen Kutschen

    Das fand ich interessant, aber ich musste das wirklich zweimal lesen - dachte, ich hätte es falsch verstanden beim ersten Mal :uups: Interessante Variante der Beileidsbekundung, aber dem Verkehr nicht zuträglich. Trotzdem scheint es mir, dass Tulkinghorn nicht wirklich beliebt war und man die Kutschen nur schickt, um gesehen zu werden. Hattet Ihr auch den Eindruck?

    Da ist es ja Sir Leicester menschlich wieder hoch anzurechnen, dass er sich persönlich zur Beerdigung bemüht.

    Allerdings - trotz aller adeligen Schnöseligkeit ist er ja doch einer der Sympathieträger der Geschichte, wie ich finde. :wink:

    befragt er den "Merkur" (ist wohl der Portier / Hausdiener?),

    Wenn ich mich nicht verlesen habe, dann werden ja unterschiedliche Personen mal als "Mercury" angeredet - so als ob es eine geläufige Titulierung eines Dieners gewesen wäre. :-k Ich entdecke immer wieder leichte Bildungslücken bei mir, muss ich feststellen :uups:
    Die ganzen Beschreibungen, wie Bucket ermittelt und kombiniert und spioniert, wie er seine Frau in die Ermittlungen einspannt (in beiden Kapiteln) - das fand ich köstlich beschrieben. Hercule Poirot des 19. Jahrhunderts :loool: Wenn das stimmt mit dem ersten Detektiv, dann wär das wirklich eine tolle Frage für WWM :thumleft:

    Ein sehr spannendes und überraschendes Kapitel!

    Sehr - Dickens kann wirklich schreiben und eine Geschichte entwickeln :pray: Wenn ich bedenke, wie viele Handlungsstränge und Personen er jetzt sehr schlüssig zusammenführt und uns dabei ja auch in die Irre führt :pray: Da haben wir uns ja schon einmal drüber unterhalten: er muss sehr gute Notizen und ein sehr gutes Gedächtnis gehabt haben - und viel Fantasie, um den Plot jetzt so schlüssig zu komprimieren und alles zu einem Strang zu verflechten. Viele andere Autoren hätten sich schon heillos verzettelt bei so einem Plot!

    eine Frau - und sie befindet sich hier in diesem Haus! Jetzt denkt natürlich jeder Leser, dass er Lady Dedlock verhaften wird

    Ja, natürlich hab ich das auch gedacht - Dickens hat das wirklich toll aufgebaut, dieses Kapitel. Alles was Bucket sagt und aufdeckt, zusammen mit allen Infos aus den vorherigen Kapiteln, deutet ja so extrem auf die Lady hin, dass ich echt an sie als Täterin glaubte. Und dann diese Auflösung :applause:

    die geldgierigen "Erpresser" a

    Mit denen hab ich ja gar nicht gerechnet - am wenigstens mit der vertrottelten Mrs. Snagsby #-o Was will diese Frau? Geld, weil sie ihren Gatten für untreu hält? Hä??? Die anderen sind geldgierige Schleimer, aber sie ist einfach dumm. :roll: Bucket geht wirklich toll mit denen um, aber das bringt sein Beruf und seine Art so mit sich. Ich hab ja gesagt: er gehört doch zu den Guten. Auch dass er sich nicht einfach darauf ausruht, dass George höchst verdächtig ist - nein, er geht trotzdem den anderen Spuren nach und beweist somit seine Unschuld! Er ist also der positive Gegenentwurf zum System der Chancery und zur geldgierigen Kaste der Anwälte, die nur um ihrer selbst willen prozessieren. Nicht alles im System ist also schlimm, es gibt noch immer den Glauben und die Hoffnung auf Gerechtigkeit bei Dickens. Schön, dass er sein Land und sein Leben nicht immer nur schwarz zeichnet und seinen Lesern (zur damaligen Zeit) auch ein Fünkchen Hoffnung lässt. :)

    die Mörderin: Hortense, das aufbrausende Kammermädchen hat sich dann wohl an Tulkinghorn auf ihre Art gerächt. Sie hatte einen fiesen Plan, die Tat Lady Dedlock in die Schuhe zu schieben

    Eigentlich vom Charakter her vorgezeichnet, haben wir sie wohl doch einfach vergessen. Nachdem Tulkinghorn sie so abkanzelte, hatte ich sie aus meiner Erinnerung gestrichen. Dass sie hier gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen will, zeichnet von einer hohen kriminellen Energie 8-[ Tulkinghorn hat sich aber nach allen Seiten abgesichert mit Hilfe seiner Frau :lol:

    Mr. Georges Mutter, und welch Überraschung: es ist Mrs Rouncewell!

    Ich war fertig mit der Welt :totlach: Wißt Ihr noch wie wir überlegt haben, was diese Personen denn jetzt auch noch in der Geschichte zu suchen haben? Wir haben zwar darauf gebaut, dass Dickens nichts ohne Grund schreibt, aber hatten trotzdem nicht die geringste Ahnung, was kommt. Dabei lässt er Mrs. Rouncewell irgendwo am Anfang ja erwähnen, dass sie zwei Söhne hat und einer davon verschwunden ist, nachdem er zur Armee ging. Aber ich hab das so komplett vergessen - ich wär nie ein guter Detektiv geworden :loool:
    War dann ja eine rührende Szene im Gefängnis - bis auf die Regenschirm-Stupser des "old girl" :loool: das war aber wohl ihre Art, mit ihren Gefühlen umzugehen.

    Lady Dedlock ist jedenfalls geschockt, ihr Geheimnis ist auch nach Tulkinghorns Tod nicht mehr sicher, und sie wird wohl als Mörderin gesucht! Sie beschliesst zu fliehen, lässt alle Wertsachen zurück und schreibt Sir Leicester einen Abschiedsbrief.

    Da tat sie mir ja leid - nun war diese Nebelkrähe weg und schon wieder ist da einer, der ihr Böses will. Sie kann ja nicht wissen, dass längst alles gelöst ist. Aber diese Spannung kann sich Dickens ja nicht entgehen lassen, denn schließlich muss er jetzt noch den Kreis zu Esther und Jarndyce schließen.

    ich bekomme meine Familie nicht dazu, solche Buchverfilmungen mit zu schauen.

    Wenn Du nicht so weit weg wohnen würdest, würd ich ja glatt einen gemeinsamen Video-Abend vorschlagen - aber da liegen doch ein paar Kilometer zwischen uns :-s Schade, denn mit mir schaut ja auch keiner solche Filme :-?

    Ist gar nicht so eine grosse Überraschung, wenn man den Klappentext vorab liest!

    Das ist ja fies, wenn der Klappentext so viel vorweg nimmt :wuetend: In meiner Originalausgabe steht gar nichts, und bei der Übersetzung hab ich nicht geschaut. Ich kann heut abend mal nachschauen, ob und wie detailliert da der Klappentext ist.


    Bei all den Verbindungen und Strängen, die sich hier verwirren und entwirren und miteinander verknotet sind, stell ich mir schon die Frage, wie Dickens das konzipiert hat. Eigentlich muss er doch vorneweg in einer Art Diagramm / Stammbaum all diese Verbindungen zwischen den Personen aufgezeichnet haben, um nicht durcheinander zu kommen :-k Ich bin zutiefst beeindruckt :pray:

  • Trotzdem scheint es mir, dass Tulkinghorn nicht wirklich beliebt war und man die Kutschen nur schickt, um gesehen zu werden. Hattet Ihr auch den Eindruck?

    Ja, ich glaube er war mehr gefürchtet als beliebt. Aber irgendwie gehörte er zur Upper Class und da musste man halt standesgemäss sein Beileid bekunden. Kutschen sind halt praktisch, wenn man nicht direkt sehen kann, ob sie besetzt sind. :P

    Nicht alles im System ist also schlimm, es gibt noch immer den Glauben und die Hoffnung auf Gerechtigkeit bei Dickens. Schön, dass er sein Land und sein Leben nicht immer nur schwarz zeichnet und seinen Lesern (zur damaligen Zeit) auch ein Fünkchen Hoffnung lässt.

    Ja, wobei er mit Jarndyce und Esther ja schon die ganze Zeit sehr helle "Weisstöne" in der Geschichte hatte. So übertrieben gut und zur Selbstaufgabe, dass es für den Leser auch keine Option war. Da finde ich Bucket endlich mal als Charakter, an dem man sich orientieren kann. Und ja, schön, dass irgendwo im Justizsystem noch Menschen arbeiten, die sich um etwas kümmern.

    Tulkinghorn hat sich aber nach allen Seiten abgesichert mit Hilfe seiner Frau

    Du meinst Bucket, oder? Ja, sein Frauchen ist ne echte Hilfe :lol:

    Dabei lässt er Mrs. Rouncewell irgendwo am Anfang ja erwähnen, dass sie zwei Söhne hat und einer davon verschwunden ist, nachdem er zur Armee ging.

    Daran hatte ich mich schon gar nicht mehr erinnert !

    Das ist ja fies, wenn der Klappentext so viel vorweg nimmt

    Eigentlich eine Sauerei, über die ich mich schon oft aufgeregt hatte. Aber in diesem Fall hatte ich den Klappentext sicherlich gelesen, vermutlich als ich mir das Buch vor einem halben Jahr kaufte, und dann diese Infos wieder vergessen.

    Bei all den Verbindungen und Strängen, die sich hier verwirren und entwirren und miteinander verknotet sind, stell ich mir schon die Frage, wie Dickens das konzipiert hat. Eigentlich muss er doch vorneweg in einer Art Diagramm / Stammbaum all diese Verbindungen zwischen den Personen aufgezeichnet haben, um nicht durcheinander zu kommen Ich bin zutiefst beeindruckt

    Genau das habe ich mich auch mehrmals gefragt. Ich gehe davon aus, dass er sich einen Plan samt Skizzen, Diagramme, etc zurecht gemacht hatte. Aber so geschickt, dass selbst bei 1200 Seiten eigentlich kein Wort zuviel da steht!

  • Kutschen sind halt praktisch, wenn man nicht direkt sehen kann, ob sie besetzt sind. :P

    Das wär auch heute manchmal noch praktisch :-,

    So übertrieben gut und zur Selbstaufgabe, dass es für den Leser auch keine Option war. Da finde ich Bucket endlich mal als Charakter, an dem man sich orientieren kann.

    Nein. so selbstlos und gut kann niemand als Identifikationsfigur dienen, denn das ist auch unrealistisch. Es dient hier als guter Gegenpol, aber im Leben kann niemand so gut sein und auch wirklich niemals auch nur einen negativen Gedanken hegen. Bucket ist dagegen ein echter Charakter mit Ecken und Kanten, der sein Bestes tut um im System nach guten Grundsätzen zu leben und zu arbeiten. An ihm kann man sich reell orientieren. Ich mag diesen Charakter immer mehr. :wink:


    Du meinst Bucket, oder? Ja, sein Frauchen ist ne echte Hilfe :lol:

    natürlich mein ich Bucket :pale: Ich fand das so witzig und so aktuell, wie Dickens die Ermittlungen beschreibt, wie das Frauchen geschickt im Hintergrund agiert und beobachtet - und dann die "Kommunikation" über Brot und Milch :totlach: das hat schon wieder ein bisschen Slapstick-Charakter, finde ich, und nimmt der eigentlich bösen Geschichte wieder ein wenig das Scharfe, Negative. Diese humorvollen Szenen im Kontrast zum Elend machen das Buch so gut lesbar, weil nicht immer alles nur schwarz gezeichnet ist. :applause:


    Daran hatte ich mich schon gar nicht mehr erinnert !

    Ich auch erst beim Lesen der Szene und frag mich nur bloss nicht, wann genau das erwähnt wurde… ich müsste echt viel Nachschlagen, um es wieder zu finden :uups:


    Ich gehe davon aus, dass er sich einen Plan samt Skizzen, Diagramme, etc zurecht gemacht hatte. Aber so geschickt, dass selbst bei 1200 Seiten eigentlich kein Wort zuviel da steht!

    Nicht ein einziges - und kein einziger Logikfehler, der mir aufgefallen wäre :pray:


    Ich hab übrigens mal den Klappentext meiner deutschen Ausgabe gelesen und die ist vorsichtiger verfasst. Zwar wird die Geschichte von Esther, Ada und Rick grob umrissen sowie Esters eigene, aber dabei gleichzeitig so allgemein beschrieben, dass doch nicht wirklich viel verraten wird. Wer immer den Text verfasst hat (Zoozmann?), hat einen guten Job gemacht. :) Bei den Biografien tendiere ich übrigens zu beidem, denn Zweig hat wohl "nur" einen Essay geschrieben :-k

  • Stimmt, Logikfehler habe ich auch keine entdeckt. Wir erfahren sogar noch, wie und weshalb der kranke Jo die sichere Unterkunft bei Jarndyce verlässt! Für mich bleiben in der Erzählung keine Fragen offen!
    Ich bin übrigens mit dem Wochenpensum bereits durch. Kapitel 59 endet wieder mit einem "Cliffhanger", sodass ich mit dem Lesen der letzten 90 Seiten nicht mehr bis nächste Woche warten kann. Ich gehe mal davon aus, ihr habt Verständnis dafür, wenn ich voranpresche und die letzten paar Seiten des Buches vermutlich bis morgen Abend zu Ende lese?

  • Ich gehe mal davon aus, ihr habt Verständnis dafür, wenn ich voranpresche und die letzten paar Seiten des Buches vermutlich bis morgen Abend zu Ende lese?

    aber natürlich, viel Spaß beim Lesen :friends: Ich bin heut und morgen wohl unterwegs (morgen auf jeden Fall), sonst wär ich vermutlich heut abend auch schon durch mit dem Wochenpensum :wink:

  • Alles in Allem sehr temporeiche Kapitel,

    Ja, vor allem die Kapitel 56 und 57 - da wird man ja regelrecht durchgejagt, besonders durch zweiteres. Dickens kreiert eine starke Atmosphäre der Dringlichkeit, der Bedrohung, der Jagd und Suche, aber auch der steigenden Verzweiflung. Ganz egal ob nun bei Bucket, der mir in diesen Kapitel immer menschlicher erscheint und sympathischer wird, als auch bei Esther, die das zweite Kapitel erzählt. Den armen Lord hat also wörtlich der Schlag getroffen und er muss warten, während die beiden anderen durch die Gegend hetzen. :-?


    Was mir aufgrund der mangelnden eigenen Erfahrung grad abgeht ist ein Gefühl für die Distanzen und Entfernungen, über die diese Jagd geht. Es erscheint so weit, kann es aber auch wieder nicht sein, denn die Lady ist zu Fuß unterwegs. Das war für mich dann teilweise etwas verwirrend, aber woher sollen wir das auch abschätzen können? :scratch:


    Diese atmosphärische Dichte, die Dickens heraufbeschwört, kommt ja noch viel mehr in Kapitel 58 zum Tragen. Diese Enge und diese bedrückende Atmosphäre im Haus, dieses Hoffen und Warten, das an den Nerven aller zerrt, die Verzweiflung des Lords, der so hilflos im Bett liegt und nicht mal alleine hochrutschen kann, diese Weigerung von ihm, die Nacht als Nacht zu akzeptieren weil dann eben der Tag zu Ende ist und die Suche immer schwieriger wird - all das beschwört Dickens herauf mit einer Kraft und einer Art, die mich tief beeindruckt. Ich bin mit George durch das dunkle Haus gewandert und konnte mit dem hilflosen Mann im Bett mitfühlen - ganz große Kunst, wie das geschrieben ist :pray:

  • Ja, vor allem die Kapitel 56 und 57 - da wird man ja regelrecht durchgejagt, besonders durch zweiteres. Dickens kreiert eine starke Atmosphäre der Dringlichkeit, der Bedrohung, der Jagd und Suche, aber auch der steigenden Verzweiflung. Ganz egal ob nun bei Bucket, der mir in diesen Kapitel immer menschlicher erscheint und sympathischer wird, als auch bei Esther, die das zweite Kapitel erzählt. Den armen Lord hat also wörtlich der Schlag getroffen und er muss warten, während die beiden anderen durch die Gegend hetzen.

    Da nimmt das Buch doch tatsächlich kurz vor dem Ende noch Fahrt auf. Lange habe ich darauf gewartet, aber die letzten gelesenen Kapitel waren sehr gut. Man kann mit den einzelnen Charakteren jetzt sehr gut mitfiebern und verfolgt ein gemeinsames Ziel. Lange Zeit fragte ich mich, was Dickens mir erzählen möchte, aber auf den letzten Seiten hat er mich jetzt auch endlich mitgerissen.

  • Lange Zeit fragte ich mich, was Dickens mir erzählen möchte

    Das hab ich mich nie gefragt, das war für mich von Anfang an klar. Die Geschichte um Esthers Herkunft und den Skandal, der sie umgibt, ist für mich nur ein Teil des Ganzen. Das Hauptaugenmerk liegt für mich in der Verlogenheit und Ungerechtigkeit der Gesellschaft und der gesellschaftlichen Systeme, hier ganz klar im Vordergrund das Justizsystem. Das einzig menschliche an diesem Justizsystem ist die Person Buckets, der menschlich geblieben ist und seine Arbeit als Polizist nach bestem Wissen und Gewissen macht ohne auf falsche Öffentlichkeit oder Indizien zurückzugreifen. Er ist einer der Menschen, die Hoffnung auf Gerechtigkeit bieten (ganz deutlich bei der Suche nach Tulkinghorns Mörder) in einer verlogenen Welt. Zugleich bieten die "Gutmenschen" Esther und Jarndyce Hoffnung an, die einfach ihrem Charakter entsprechend versuchen zu helfen, wo es ihnen möglich ist. Und jetzt am Ende personifiziert Lord Leicester das Menschliche in der gehobenen Gesellschaft - offensichtlich liebt er seine Frau wirklich.

  • Ich schreib mal weiter - ich geh mal davon aus, dass Du @Nungesser das Buch schon fertig gelesen hast. Spätestens morgen bin ich auch so weit, aber ich lese heute auf alle Fälle auch noch weiter. Aber ehe ich meine Gedanken vergesse, schreib ich sie mal auf und warte auf Eure Kommentare :)


    Ich hab nun echt nicht damit gerechnet, dass Dickens die Lady sterben lässt - ist ja schon ein wenig melodramatisch, aber die Lady war dabei sehr clever und gründlich in der Art, wie sie ihre Spuren verwischt hat. Ich hätte auch damit gerechnet, dass die Situation des Lords nach dieser Nachricht schon thematisiert wird, aber der Fokus liegt in diesen Kapiteln klar auf Esther. Geschickt vermeidet Dickens hier die emotionale Falle, zu sehr ins Trauernde und Weinerliche abzugleiten, zu gefühlsduselig zu werden - er lässt Esther die Tage direkt nacht dem Fund der Leiche ausklammern und richtet den Blick auf ihre Situation und auf die Ricks und Adas. Jarndyce beschliesst, weiterhin in London zu bleiben um den beiden jungen Leuten beistehen zu können und damit Esther nicht dauernd unterwegs ist. Ist also auch ein gewisser Eigennutz. Und endlich kommen die beiden auch in die Pötte, ich hab mich ja schon gefragt, wann sie denn heiraten wollen - der Antrag ist ja schon eine Weile her. Mich irritiert auch durchaus, dass Esther den Mann noch immer "Guardian" nennt. Aber irgendwie trau ich dem Ganzen noch nicht so ganz, nachdem Dickens die Szene zwischen Woodcourt und Esther eingefügt hat. Warum lässt er den jungen Mann seine Liebe erklären, warum ist der so extrem zuverlässige Jarndyce ausgerechnet an diesem Abend nicht am Treffpunkt? Ich denke, das Ganze dreht sich noch mal :lol:


    Die Situation des jungen Pärchens wird immer schlimmer und Adas Schwangerschaft ist da bestimmt nicht von Vorteil - auch wenn Ada hofft, dass wenigstens das Kind Rick zur Vernunft bringt. Aber das sehen wir vermutlich alle etwas anders. Allerdings taucht dann in Kapitel 62 Bucket mit Smallweed auf und der Prozess könnte sich ja evtl. doch noch drehen? Ich hab zwar immer noch so meine Zweifel und kann nicht ganz glauben, dass Dickens ein derartiges Happy End schreibt, aber ich lasse mich mal überraschen. Aber Bucket find ich immer witziger und sympathischer, muss ich zugeben - der ist in de Szene herrlich beschrieben :totlach:

  • ich geh mal davon aus, dass Du @Nungesser das Buch schon fertig gelesen hast.

    Ja, ich hatte am Freitag abend den Roman zu Ende gelesen, kam aber nicht dazu, meine Kommentare abzugeben. (Endlich hat es hier mal geschneit, da mussten wir den lange erwarteten "Winter" mit einem Wochenendausflug geniessen!)

    Ich hab nun echt nicht damit gerechnet, dass Dickens die Lady sterben lässt

    Ich auch nicht. Nachdem Kapitel 59 mit dem Fund der Lady abschloss, musste ich unbedingt weiterlesen, ob sie nicht doch noch irgendwie ins Leben zurückgebracht wird. Ich hatte fest mit einem Treffen zwischen Esther und ihrer Mutter, sowie einer Versöhnung Lady Dedlocks mit Sir Leicester gerechnet. Aber so wie Dickens die Geschichte darstellt, ist es natürlich ebenfalls prima!

    Geschickt vermeidet Dickens hier die emotionale Falle, zu sehr ins Trauernde und Weinerliche abzugleiten, zu gefühlsduselig zu werden

    Ich bin begeistert. Dickens hat mich mit dem Buch mehrmals positiv überrascht. Ein ganz toller Geschichtenerzähler! Er lässt Esther als Erzählerin einfach ein paar Wochen, Monate, bis zu 7 Jahre überspringen und erzählt nun aus einer zeitlichen (und daher auch emotionalen) Distanz, was nach dem Tod ihrer Mutter geschah.

    Warum lässt er den jungen Mann seine Liebe erklären, warum ist der so extrem zuverlässige Jarndyce ausgerechnet an diesem Abend nicht am Treffpunkt? Ich denke, das Ganze dreht sich noch mal

    Nachdem Du das Buch ja zu Ende gelesen hast, weisst Du ja auch, warum :wink: Und jetzt versteht man auch, weshalb Mrs Woodcourt noch ins Bleak House einzog - darüber hatte ich mich ebenfalls sehr gewundert. Eine tolle Wendung, über die ich sehr froh bin. Ein zweites Bleak House, in dem Esther nun die Herrin ist - mit ihrer grossen Liebe.

    Allerdings taucht dann in Kapitel 62 Bucket mit Smallweed auf und der Prozess könnte sich ja evtl. doch noch drehen? Ich hab zwar immer noch so meine Zweifel und kann nicht ganz glauben, dass Dickens ein derartiges Happy End schreibt, aber ich lasse mich mal überraschen.

    Zumal ich mich köstlich darüber amüsiert habe, dass Miss Flite Richard als Testamentsvollstrecker, Verwalter und Kurator ihrer Angelegenheiten benannt hat. Das sind ja schöne Aussichten... und zwei neue Vögel hat sie sich ebenfalls zugelegt - und nach den Mündel in Sachen Jarndyce genannt. Beim Lesen ging ich davon aus, dass somit die Zukunft für Richard und Ada klar in Tradition von Miss Flite & Co vorgegeben ist. Da konnte schon die Hochzeit mit Ada keine Besserung bringen, und ein Baby ist auch keine Lösung. Da ist das "Happy End" mit dem Abschluss des Prozesses eine Überraschung - auch wenn es für Richard den Todesstoss bedeutet

    Aber Bucket find ich immer witziger und sympathischer, muss ich zugeben - der ist in de Szene herrlich beschrieben

    Bucket ist hervorragend! Immer wenn er auftritt, wird es lustig und es kommt zu einer spannenden Wendung. Neben Boythorne, der leider nicht allzu häufig in Erscheinung trat, ist Bucket mein Lieblingscharakter in dem Roman !


    Was war noch? George versöhnt sich mit seinem Bruder und dessen Familie :thumleft: , der Kontakt zu Skimpole wird abgebrochen (nachdem er weiterhin mit Richard verkehrt und ihn weiter in die Schulden treibt), Skimpole schreibt irgendwann seine Memoiren und bezeichnet Jarndyce als "die verkörperte Selbstsucht" [-( und stirbt ein paar Jahre später, Guppy ist unglaublich und macht Esther erneut einen Heiratsantrag :totlach: , Richard stirbt, nachdem der Prozess eingestellt wird - die Kosten haben das Erbe aufgefressen, es gibt halt nicht für Jeden ein Happy End :( , Sir Leicester verbringt seine letzten Tage in Chesney Wold, und mit ihm wird die "glorreiche" Dedlock-Familie wohl verschwinden - Volumnia hofft natürlich noch auf ein ansprechendes Erbe, und Mrs Jellyby hatte wenig Erfolg mit ihren afrikanischen Projekten und kümmert sich nun um etwas Sinnvolles, nämlich Frauen ins Parlament zu bringen!


    Die letzten Kapitel waren somit eine Rückschau, um uns Lesern zu erzählen, was aus den Hauptpersonen des Romans wurde.
    Ich muss sagen, ich bin von dem Buch begeistert! Ich bin von der zahlreichen Kritik der damaligen Gesellschaft, aber auch von den sehr komischen Szenen überaus überrascht. Ich hatte etwas ganz anderes erwartet, vielleicht eine "geschlossenere", fokussierte Erzählung, aber dieses Gesellschaftspanorama mit den vielen Personen - da ist wirklich ganz grosse Klasse! Alle Handlungsstränge kamen irgendwie zusammen, alles machte irgendwie Sinn, Dickens hat ganz tolle Charaktere erschaffen, die man so schnell nicht vergisst! Mir hat das Lesen jedenfalls ganz viel Spass gemacht - und mit Euch in einer Leserunde natürlich ganz besonders :pray:
    Vielleicht trifft man sich ja mal wieder bei einer weiteren MLR - ich wünsche Dir @Squirrel jetzt erstmal viel Spass mit Jane Austen!

  • Endlich hat es hier mal geschneit, da mussten wir den lange erwarteten "Winter" mit einem Wochenendausflug geniessen!

    Sehr vernünftig - habt Ihr richtig gemacht. :)

    Ich hatte fest mit einem Treffen zwischen Esther und ihrer Mutter, sowie einer Versöhnung Lady Dedlocks mit Sir Leicester gerechnet.

    Ich auch - ich war regelrecht darauf festgefahren, weswegen mich diese Wendung der Geschichte sehr überrascht hat. Auf diesen letzten 150 Seiten hat Dickens echt noch viele Räder gedreht und die Geschichten und Handlungen in neue Richtungen abdrehen lassen

    Nachdem Du das Buch ja zu Ende gelesen hast, weisst Du ja auch, warum :wink:

    JAAAAAA :mrgreen: ich hab's ja vermutet

    Ein zweites Bleak House, in dem Esther nun die Herrin ist - mit ihrer grossen Liebe.

    eine sehr schöne Idee - und eine schöne Wendung der Geschichte. Ja, es ist schon sehr Happy-End-mäßig, aber trotzdem passend, dass ausgerechnet Jarndyce die Einsicht gewinnt, dass er mit dem Eheversprechen doch recht eigennützig einem sehr jungen und pflichtbewussten Mädchen gegenüber war. Und auch wenn Esther absolut nicht unglücklich geworden wäre an seiner Seite, so ist eine Verbindung mit Woodcourt einfach passender. Und Jarndyce ist ja nicht wirklich alleine

    Zumal ich mich köstlich darüber amüsiert habe, dass Miss Flite Richard als Testamentsvollstrecker, Verwalter und Kurator ihrer Angelegenheiten benannt hat

    hihihi da hat sie echt den Bock zum Gärtner gemacht :totlach:

    Beim Lesen ging ich davon aus, dass somit die Zukunft für Richard und Ada klar in Tradition von Miss Flite & Co vorgegeben ist

    Ging mir genauso - da hat uns Dickens echt noch ganz am Ende in die Irre geführt :mrgreen:

    Neben Boythorne, der leider nicht allzu häufig in Erscheinung trat

    Doch, ein Mal noch und das auf sehr sympathische Weise - eigentlich wollte Boythornja Frieden schließen und merkt dann, dass sein Gegenspieler damit nicht umgehen kann. Und Sir Leicester zuliebe greift er den Fehdehandschuh wieder auf und liefert ihm "einen Kampf", damit der alte, kranke und geschlagene Lord sich wenigstens daran noch halten kann.

    Skimpole schreibt irgendwann seine Memoiren und bezeichnet Jarndyce als "die verkörperte Selbstsucht"

    ohne Worte :evil:
    oohn :evil:

    die Kosten haben das Erbe aufgefressen, es gibt halt nicht für Jeden ein Happy End

    Das muss ja wohl öfter vorgekommen sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Dickens sich das einfach ausdachte :-k Schlimm daran fand ich, wie sich die ganzen Justizangestellten darüber amüsierten und auch Mr. Kenge und Mr. Vhole sich keinen Deut mehr wirklich um ihre Mandanten scheren. An denen ist ja nix mehr zu verdienen :wuetend:

    Ich bin von der zahlreichen Kritik der damaligen Gesellschaft, aber auch von den sehr komischen Szenen überaus überrascht.

    Mit all dieser Komik und besonders mit dem Slapstick-haften, das dieser Komik oft anhaftet, habe ich überhaupt nicht gerechnet. Das ist wirklich der Aspekt, der mich am meisten bei Dickens überraschte. Ich hab einen sehr ernsten, gesellschaftskritischen Roman erwartet - ist es ja auch über große Teile, aber mit seiner Komik im Großen wie im Kleinen macht Dickens die Geschichten und Geschichte immer wieder erträglich, nimmt den unerträglichen Teilen ihre Schwere und führt den Leser weiter, damit er auch am Ball bleibt.

    Guppy ist unglaublich und macht Esther erneut einen Heiratsantrag :totlach:

    DAS war der Slapstick überhaupt :totlach::totlach: ich bin ja schier von der Couch gekugelt als Mrs Guppy dann John und Esther aus ihrer eigenen Wohnung werfen wollte mit "get out - get out of here and find someone worthy" :totlach: wie genial ist das :love::mrgreen::mrgreen:


    dieses Gesellschaftspanorama

    das ist der absolut treffende Ausdruck dafür - ein Panorama durch alle Schichten und Gegebenheiten, dabei immer glaubwürdig und nach meinem Empfinden wahrheitsgetreu :applause:

    Alle Handlungsstränge kamen irgendwie zusammen, alles machte irgendwie Sinn,

    Nicht nur irgendwie - ich hatte nicht ein einziges Mal das Gefühl, dass Dickens jetzt an einem Handlungsstrang besonders ziehen müsste, um es passend zu machen. Er hat es komplett schlüssig aufgelöst und aufgedröselt :thumleft:

    Vielleicht trifft man sich ja mal wieder bei einer weiteren MLR

    immer wieder gerne :friends: jetzt tauche ich erst mal in den nächsten Klassiker ab, aber Jane Austen kenn ich schon gut :wink:


    Bestimmt fällt mir heut abend oder morgen noch was ein, was ich unbedingt schreiben wollte. Ich melde mich dann hemmungslos hier wieder. Vielen Dank an Euch für diese tolle Leserunde :friends:

  • Jetzt bin ich mit dem Buch auch endlich durch.
    Ich wollte gerne mal ein Buch von Charles Dickens lesen. Allerdings wird es wohl auch vorerst das letzte sein. Natürlich kann ich durchaus verstehen, warum man sich für dieses Buch begeistern kann. Trotzdem ist der Funke bei mir nicht ganz übergesprungen und mir fehlte einfach etwas.
    Das soll dieses großartige Werk allerdings keineswegs abwerten. Es verdient schon ganz großen Respekt, so ein Buch zu schreiben.


    Danke für die schöne Leserunde und auf dass man sich mal wieder in einer anderen Runde trifft.

  • Trotzdem ist der Funke bei mir nicht ganz übergesprungen und mir fehlte einfach etwas.

    Das ist schade, aber nicht jedes Buch kann jedem gefallen :friends: Dann ist es ja eine echte Leistung, dass Du trotzdem tapfer durchgehalten und fertig gelesen hast.


    Ich hab übrigens noch ein Nachwort in meiner Ausgabe, da werde ich am Wochenende noch was dazu sagen :wink: