Endlich habe ich Shining auch gelesen! Lange Zeit hat es mich ein wenig abgeschreckt, weil ich darin eher einen Psycho-Thriller vermutet habe.
Aber weit gefehlt: Shining ist Geisterhorror, "Gebäudehorror" und Psycho-Thriller in einem! Ich schreibe dabei nur eine ganz grobe Zusammenfassung, das Buch ist schließlich nicht erst gestern erschienen und es gibt tausende andere Rezensionen.
Zunächst möchte ich ein paar Sätze zum Protagonisten Jack Torrance schreiben. Ein unfassbar unsympathischer Typ. Zwar versucht er immer, ein guter Vater und Ehemann zu sein, in seinem Inneren ist er aber dennoch ein Schwein.
Oft empfindet er nur Verachtung für seine Frau, er sieht sich selbst als etwas Besseres, er neigt zur Gewalt und er trinkt(trank). Gut.. Jeder kann theoretisch zum Trinker werden, das macht diese Eigenschaft aber noch lange nicht sympathisch oder gar akzeptabel.
Das Buch ist dabei in typischer King Manier aufgebaut. Alltag -> neue Situation -> Horror. Ein Charakter wird vorgestellt, ein normaler Mensch, aber voller Schwächen und Probleme. Man könnte ihn vielleicht Loser nennen. (s.Jack Torrance).
Jack Torrance hat viele Fehler gemacht, er war/ist Alkoholiker, er hat seinem Sohn den Arm gebrochen, er hat einen guten Job als Lehrer verloren, weil er einen Schüler ins Krankenhaus geprügelt hat.
Zunächst kann man bei der Schilderung der Prügelattacke auf den Schüler durchaus Verständnis für Jack aufbringen. Der Schüler greift ihn - verbal - stark an, anschließend zersticht er Jacks Autoreifen.
Natürlich steht die Attacke in keinem Verhältnis, aber immerhin.
Dann aber werden die Umstände detaillierter. Jack hat den Schüler ungerecht, sogar diskriminierend, behandelt. Er ist genervt, weil er nach seiner letzten Zechtour mit Kopfschmerzen unterrichten muss.
Der Leser beginnt spätestens jetzt, Jack nicht mehr besonders zu mögen.
Nun befindet sich Jack bei einem Vorstellungsgespräch für den Hausmeister Posten in einem Hotel. Er soll das Hotel - während es im Winter geschlossen ist - hüten, pflegen und in Stand setzen.
Seinem Gegenüber begegnet Jack dabei nur mit Verachtung und zwingt sich zur Höflichkeit.
Im weiteren Verlauf werden dann Jacks Schandtaten beschhrieben, auch die oben bereits erwähnte Prügelattacke.
Jack, seine Frau Wendy und sein Sohn Danny ziehen ins Overlook Hotel, zunächst scheint alles gut zu sein. Danny freundet sich mit dem Koch an, dieser offenbart ihm, dass er und auch Danny das "Shining" besitzen, das zweite Gesicht.
Da der Koch Dick Halloran wie Danny über das Shining verfügt, macht er sich Sorgen - er kennt das Hotel und seine Vergangenheit - und fordert Danny auf, ihn im Notfall über das Shining zu rufen.
Die Tage und Wochen vergehen, alles läuft gut. Doch die unheimlich Vorkommnisse häufen sich. Wespen, die zu hunderten aus einem eigentlich toten Nest aufsteigen und Danny verletzen, eine tote Frau, die es ebenfalls auf Danny abgesehen hat. Heckentiere, die sich bewegen und Jagd auf Danny und Jack machen. Jack sieht Gespenster, zieht sich immer mehr in sich selbst zurück, sein Verlangen nach Alkohol steigt, seine Gesten und sein Verhalten sind wieder wie zu "flüssigen" Zeiten. Dieser Teil hat mir am Besten gefallen. Eine richtig gute Geistergeschichte, die einen dazu bringt, sich im leeren, dunklen Haus immer wieder umzudrehen und über die Schulter zu schauen.
Nun bewegen wir uns auf das Ende zu. Jacks Gedanken werden immer mehr von Gewalt und "Durst" beherrscht, Danny spürt das und hat immer mehr Angst. Selbst Wendy beginnt die Veränderung zu spüren und sieht schlussendlich auch Gespenster.
Nun folgt ein Teil, der mir nicht mehr so gut gefallen hat. Jack wird vom Overlook Hotel "eingenommen", er beginnt seine Familie zu jagen, Danny ruft Halloran um Hilfe an, Halloran taucht auf, alle zusammen überwältigen Jack. Zwar war dieser Endteil durchaus spannend, aber vom Gefühl der Angst, das mich im vorherigen Teil beherrscht hat, war hier nichts mehr zu spüren. Jetzt wirkte das Buch eher wie ein Teenie-Horror-Streifen.
Wer die Möglichkeit hat, sollte das Buch auf Englisch lesen - oder falls es die gibt - eine neuere Übersetzung wählen und vor allem die Finger von der Weltbild/BILD Edition lassen. Die Übersetzung wirkt einfach nicht mehr zeitgemäß. Die BILD Edition des Buches.. Ohne Worte. Da fehlen Anführungszeichen, Satzzeichen, wimmeln sich Rechtschreibfehler und so weiter und so fort. Einfach nur grottenschlecht.
Insgesamt gebe ich dem Buch und empfehle es bedingungslos weiter. King gilt nicht umsonst als der "King of Horror".