Jérémy Fel – Die Wölfe kommen / Les loups à leur porte

  • Original : Französisch, 2015
    Behelfsübersetzung des Titels : Die Wölfe vor ihrer Tür


    INHALT :
    Ein brennendes Haus ; ein Mann, Duane, der sich selbst in Gefahr bringt als er einem Jungen hilft ; eine Frau, Mary Beth, die wieder mit einer Vergangenheit konfrontiert wird, die sie zu fliehen suchte ; ein alltägliches Paar, das plötzlich schlechten Besuch empfängt… Was eint all diese Menschen ? Welches Geheimnis, welches Dunkel verbindet sie ? (Quelle : « Rivages » - Verlag)


    BEMERKUNGEN :
    13 Kapitel von 9-58 Seiten Länge beinhaltet dieses Buch. Alle sind mit Personennamen übertitelt, nur zweie mit denselben. Auf den ersten Blick sieht das nach einer Reihe von Kurzgeschichten aus, eine schrecklicher, dunkler, wenn nicht perverser, als die andere. Und sie enden alle eigentlich mit einer Gänsehaut und einem schauerlichen Grusel für den Leser. Doch was zunächst wie eine lose Folge derlei Geschichten aussieht, entwickelt sich dann dpch zu einem Roman, da alles irgendwie, und mehr und mehr, in Verbindung zu stehen scheint. Nicht nur durch die Thematik des Obskuren oder Perversen, sondern auch in wiederkehrenden Personen und Verbindungen. Einige spielen in Frankreich, doch die meisten in verschiedenen Staaten der USA. Eine Geschichte kann man in den 70iger Jahren ansiedeln, andere in der Jetztzeit.


    Aber ich werde nicht versuchen, diese einzelnen Erzählstränge auseinanderzunehmen und vorzustellen. Doch der Liebhaber etwas gruseliger Geschichten mit Horroreffekten und Thrillerelementen à la Stephen King (womit der Autor hier in Frankreich etwas allzu schnell verglichen wurde) wird wohl auf seine Kosten kommen. Dabei sind die Geschichten so geschickt verflochten und sprachlich doch ziemlich gut rübergebracht, dass es nicht einfach nur Gemetzel ist, sondern auch eine sprachliche Meisterschaft, die durchscheint.


    Anscheinend wollte der Autor, wie er es in einem Interview ausdrückte, « verschiedene Facetten des Bösen » zeigen. Meines Erachtens aber gibt es eher einige Variationen über einen Ausdruck des Bösen in übermäßiger, sichtbarer Gewalt. Ob man damit das Thema ausgeschöpft hat wage ich zu bezweifeln. Diese relative Uniformität der ausgeübten Gewalt spiegelt sich auch in einem wohl zu systematischem und so auch etwas nervendem Gebrauch gewisser Wörter des Genres wider : « Schatten, Nacht, schwarz, dunkel etc ».


    Der französische Titel versteckt einen schwer zu verdauernden Bissen : die Wölfe stehen vor der Tür. Sie sind nahe, Nahestehende. Und wenn eine Gefahr vorüber ist, zeigt sie sich in neuem Gewand bald wieder? Dunkel, dunkel…, doch die Amateure des Genres werden wohl das Ganze sehr interessant und gelungen finden ! Ich selber bin wohl nicht gemacht für derlei Lesestunden.


    Es handelt sich um den ersten Roman von Jérémy Fel, ein zweiter ist in der Mache. Mal sehen, was draus wird...


    AUTOR :
    Jérémy Fel studierte Literatur und Philosophie in Le Havre. Dann schrieb er einige Szenarien für Kurzfilme und öffnete eine Buchhandlung in Rouen. « Les loups à leur porte » ist sein erster Roman. Er beendet gerade seinen zweiten Roman, und hat vor, eine Trilogie zusammenzuschreiben.


    Über die Einordnung des Bucheskann man diskutieren : simpler, aber gut geschriebener Roman ? Oder eben Thriller ?


    Produktinformation:
    Taschenbuch: 500 Seiten
    Verlag: RIVAGES (19. August 2015)
    Sprache: Französisch
    ISBN-10: 2743633247
    ISBN-13: 978-2743633240

  • Ich selber bin wohl nicht gemacht für derlei Lesestunden.

    War das nicht deine erste Rezension bei Krimi/Thriller. Ich jedenfalls war baff, als ich deinen Namen unter dem Genre sah. :shock:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • War das nicht deine erste Rezension bei Krimi/Thriller. Ich jedenfalls war baff, als ich deinen Namen unter dem Genre sah. :shock:

    Du könntest Recht haben, da ich bei Vargas immer zu spät dran war (DIE aber mag ich heiß und innig!!!). Stimmt wohl. Ja, wenn ich an die zahlreichen Bücher meines SUBs denke, dann kommt es mir - ich weiß, dass das so echt nicht auf andere ummünzbar ist - etwas verlorener vor, meine Zeit mit Krimis zu verbringen.


    Hier bei Jérémy Fel, bin ich wegen unserer Buchhändlerin gelandet, die mir das Buch anpries. Und der Autor war für heute Abend hier angesagt. So liess ich mich auf eine Lektüre ein: es ist immer interessant mit dem Autor anschliessend sprechen zu können. Leider hat dieser aber einen Rückzieher gemacht (oder gab es einen anderen Grund?). Doch da hatte ich schon mit dem Lesen angefangen und wollte es halt mal versuchen... Na, so absolut bereuen tue ich es ja nicht: immerhin gebe ich dem Buch ja so drei, dreieinhalb Sterne. Aber längerfristig kehre ich wohl zu meinen anderen Sparten zurück..

  • Gerade gesehen, dass dieses Buch bald auf Deutsch erscheint unter dem Titel "Die Wölfe kommen"!. Hier die Produktbeschreibung bei amaz.de:


    Was verbindet einen Jugendlichen, der in den 70er Jahren in Kansas das Haus seiner schlafenden Eltern anzündet, einen New Yorker Stricher, der Jahrzehnte später den dreijährigen Sohn einer Kundin entführt, die Kellnerin in Indiana, die von einem grauenhaften Ereignis aus ihrer Vergangenheit eingeholt wird, und den Ehemann, der auf der anderen Seite des Atlantiks rasend vor Eifersucht seine Frau umbringt? Kapitel für Kapitel, Geschichte für Geschichte führt J. Fel den Leser hinein in ein beängstigendes Labyrinth: Im Epizentrum des von den USA bis nach Europa wabernden Bösen steht der Psychopath, eiskalte Mörder und Gangsterboss Walter Kendrick.


    Broschiert: 448 Seiten
    Verlag: dtv Verlagsgesellschaft (4. August 2017)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3423261439
    ISBN-13: 978-3423261432


    Kann ein Mod den Fredtitel erweitern? Danke!

  • Auffällig an diesem Buch ist schon der vordere schwarze Buchschnitt, der den Blitz der Vorderseite spiegelbildlich fortsetzt. Ebenso wie auf der Rückseite. Ein Buchschnitt, der mich sofort fasziniert hat.

    Aber zurück zur Story.
    Schon zu Beginn erfährt der Leser von Loretta und ihrem etwas verkorkstem Leben. Sie erscheint ängstlich, teilweise auch hörig, ohne jegliche Gefühle ihren Mitmenschen bzw. ihrer Familie gegenüber. Ich fand es sehr erschreckend zu lesen, mit welcher Emotionslosigkeit sie ihre Tochter und auch ihren Sohn erzogen hat.
    Hierzu hatte der Autor dann perfekt den Thrill eingebaut inform den Brandes. Plötzlich sind auch gewisse Erfindungen zu spüren. Es hatte den Anschein, als würde der Autor sehr auf die Psyche eingehen wollen.
    Aber gerade als ich mich so richtig mit Loretta Leben und Geschichte befasst hatte, kam der Break und eine neue Geschichte fing an.
    Ich war nun sichtlich irritiert. Stand doch im Klappentext nichts davon, dass es sich um mehrere Geschichten handelte.
    Gut, alle zwölf !!! Story zielen auf das Gleiche ab, nämlich die kaputte Psyche, dennoch hat mir jeweils auch das besondere Gespür gefehlt, dieses besondere Etwas.

    Ich war ständig hin und her gerissen, Auf der einen Seite war der Thrill vorhanden, aber für einen Thriller irgendwie dann doch nicht ausreichend. Was mich jedoch etwas irritiert hat war der Text auf der hinteren Innenklappe. Denn dort steht, dass es sich um einen Romandebüt handelt. Hm... hatte hier der Verlag etwa Vorder- und Klappentextbeschreibungen durcheinander gebracht? Denn vorne steht ganz klar, dass es sich um einen Thriller handeln würde.
    Sollte es jedoch ein Romandebüt sein, so finde ich ihn zu seiner auf die Psyche bezogen. Also für Thriller zu wenig, für Roman zu viel.