Über die Autorin (lt. Verlag):
Jenny Erpenbeck wurde 1967 in Berlin geboren. 1999 debütierte sie mit der Novelle »Geschichte vom alten Kind«, der weitere literarische Veröffentlichungen folgten, darunter Romane, Erzählungen und Theaterstücke. Ihr zuletzt erschienener Roman »Aller Tage Abend« wurde von Lesern und Kritik gleichsam gefeiert und vielfach ausgezeichnet, unter anderem 2013 mit dem Joseph-Breitbach-Preis und 2015 mit dem Independent Foreign Fiction Prize.
Inhalt (lt. Verlag):
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.
Mein Eindruck:
Normalerweise suche ich mir Bücher mittlerweile sehr sorgsam aus. Das hat mir schon so manchen Mißgriff erspart. Hier hatte ich eigentlich nicht wirklich Gutes über das Buch gelesen und habe es unter "nicht interessant für mich" abgespeichert. Tja, und dann habe ich bei "lesenswert" ein Interview mit Erpenbeck über ihr Buch gesehen. Die Frau und was sie über das Buch erzählt hatte war mir schlagartig sympathisch und dann habe ich mir ziemlich spontan das Buch gekauft. Ein ziemliches Risiko und im ersten Moment zweifelte ich an meinem Verstand und was mich da geritten hatte dieses Buch zu kaufen. Eine sympathische Autorin muss ja nicht zwingend ein gutes Buch schreiben.Ich kann schon mal vorab schreiben, doch hat sie.
Über das Thema brauche ich wohl nichts mehr zu schreiben. Da hat die Wirklichkeit die Fiktion mittlerweile aufs schrecklichste überholt. Ich habe hier eine ganz klare Meinung dazu, Menschen die vor Krieg und Terror flüchten sollen, nein, müssen Assyl gewährt werden. Und dieses Buch trägt seinen kleinen Beitrag dazu bei. Die Flüchtlinge werden im Laufe des Buches nicht mehr das Fremde, das Unheimliche. Sie werden schlicht und ergreifend zu Menschen, die vor Entsetzlichem geflohen sind. Da fand ich auch die Figur von Richard passend gewählt. Jemand, der nicht mehr wegschaute, sondern erst aus reiner Neugier auf diese Menschen zugegangen ist, um sie näher kennenzulernen. Es blieb nicht aus, dass er sich bei diesen unterschiedlichen Begegnungen auch über sich selbst viel gelernt hat. Er fragt, hinterfragt und vergleicht.
Für mich war es eine sehr menschliche und sehr wichtige Lektüre gewesen. Es ist kein hochliterarisches Buch, was mir gefallen hatte. Beim Schluss habe ich ein klein wenig gehadert. Ich bin gespannt wie es andere Leser des Buches sehen werden.
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