Fritz J. Raddatz - Ich habe dich anders gedacht

  • Klapptext:
    Berlin 1930. Achims Kindheit ist geprägt von glücklichen Wochenenden im Haus am Wannsee, wo es zum Tee Himbeergelee gibt und die elegante Mutter mit dem von Achim vergötterten „Onkel Sami“ tanzt.
    Aber auch von der düsteren Stadtwohnung, dem wortkargen Vater und von den Hänseleien der Klassenkameraden. Bis der neue Sportlehrer Achim eine Möglichkeit bietet, endlich dazuzugehören …



    Ich habe dich anders gedacht ist die beklemmende Geschichte eines heranwachsenden Jugendlichen und seiner Verführung zum Nationalsozialismus – brillant erzählt, intensiv und verstörend.



    „Ein furios zugespitztes, verstörendes Bild der deutsch-jüdischen Katastrophe. Besonders empfehlenswert.“ Südkurier


    Ich habe noch nie was von Raddatz gelesen und habe es per Zufall bei meinem Bruder im Bücherregal gefunden. Empfehlenswert!


    Es ist immer wieder Interessant und Beängstigend zugleich, wie negativ gesteuerete Einflüsse auf Jugendliche einwirken können ohne dass sie es merken. Sie lassen sich relativ 'einfach' modellieren, meistens eben in die falsche Richtung, bis sie alt genug sind um rationell denken zu können.


    Die TB-Edition mit ihren knappen 110 Seiten ist meinerseits absolut Empfehlenswert.


    LG
    LJ

  • Ohja, dieses Buch steht auch auf meiner Wunschliste - damals hat mich vor allem der Titel angesprochen.
    Vielleicht schaffe ich es ja auch noch mal, das Buch zu lesen. :)


    Ist das Buch eigentlich eher ein Jugendbuch (und für Erwachsene auch geeignet) oder ist die Zielgruppe von vornherein auf Ältere festgelegt?

  • Zitat

    Original von Anriel


    Ist das Buch eigentlich eher ein Jugendbuch (und für Erwachsene auch geeignet) oder ist die Zielgruppe von vornherein auf Ältere festgelegt?


    Aus meiner Sicht ist es ein 'schwerverdauliches' Jugendbuch. Tendiere zu sagen, dass es für Erwachsene besser geeignet ist. Nicht von der Erzählung her sonder viel mehr von der Stilsicht her gesehen. Einige Passagen sind schwer zu lesen, da es viele nicht alltägliche deutsche Wörter gibt. Ich weiss nicht, wann ich das letzte Mal den Duden so viel zu Rat gezogen habe, wie mit diesem Buch. Aber sicherlich Empfehlenswert - auch um das deutsche Vokabular zu erweitern. :mrgreen:

  • Ich finde den Stil von Raddatz faszinierend, weil, wie mir scheint, einmalig. Schreibt er etwas, reicht mir schon seine filigrane durchdachte Satzbastelei, nicht selten abseits des Gewöhnlichen, zur Freude. Geschmeidig sind dann aber trotzdem. Man gewinnt den Eindruck, sie fließen ihm so ein. Genuss. Inhaltlich finden sich bei ihm auch keinerlei Oberflächlichkeiten.


    Aber dieses Buch war eine komplette Enttäuschung. Als vergleichendes Wortbild kommt mir da die naive Malerei in den Sinn. Sicherlich habe ich etwas nicht erfasst, denn das kann bei Raddatz eigentlich nicht sein. Eine profane völlig vorhersehbare Story. Die Intention liegt schon nach wenigen Seiten klar auf dem Tisch - wie langweilig. Dazu weist es eine pädagogische Konnotation, die fast ständig über allem liegt. Man möchte meinen Struwwelpeter lässt grüßen. Protagonisten sind Träger von Überzeugungen, jedoch in einer kläglich plakativen Weise, als hätte man ihnen zu Beginn des Textes die entsprechenden Zettelchen ans Revers geheftet.

  • Squirrel

    Hat den Titel des Themas von „-Ich habe dich anders gedacht- Fritz J. Raddatz“ zu „Fritz J. Raddatz - Ich habe dich anders gedacht“ geändert.