Was braucht ihr beim Schreiben?

  • Na was wohl? Einen Computer oder Stift und Papier, werden die Pragmatiker sagen. Mich würde jedoch interessieren, wie ihr euch in "Schreib-Stimmung" versetzt. Wie muss der Raum aussehen, in dem ihr arbeitet? Esst oder trinkt ihr dabei? Welche Musik läuft im Hintergrund, oder lenken euch Nebengeräusche eher ab?


    Bei mir ist es so, dass ich es mir gerne gemütlich mache, um ein Flowgefühl zu erzeugen. Dazu brennt idealerweise eine Yankee Candle, während meine gerade bevorzugte Musikrichtung auf Playlist läuft, die zur Story passt. Zurzeit z.B. einige Stücke aus dem grandiosen Soundtrack zu "Crimson Peak" und Klassik wie Erik Satie oder orchestrale neuere Produktionen, die trotzdem nicht zu modern sind. Dann kann ich mich richtig in mein viktorianisches Setting hineinbegeben und werde auch oft emotional beeinflusst, wenn mich die Musik berührt.


    Was sind eure Geheimzutaten für ein Flowgefühl?

  • Etwas zu trinken ist bei mir Grundvoraussetzung. Dabei bevorzuge ich momentan schwarzen Tee oder Soja-Reis-Drink, manchmal auch verdünnten Fruchtsaft. Essen brauch ich nicht, denn beim Schreiben vergesse ich eh zu essen.


    Da ich leicht abzulenken bin, fällt es mir am einfachsten zu schreiben, wenn alle im Bett sind oder außer Haus. Meistens schreibe ich also nachts, teilweise auch bis vier oder halb fünf. Dabei sitze ich an einem Laptop im Wohnzimmer - es ist einfach am Wohnlichsten dort, da fühle ich mich wohl. Und gerade dieses Wohlfühlen ist für mich eine Grundvoraussetzung zum Schreiben, selbst wenn es sich um unheimliche oder gemeine Szenen handelt.
    In meinem Hintergrund steht lediglich eine kleine Tischleuchte ca. einen Meter hinter mir auf einem Lautsprecher, damit ich nicht gänzlich im Dunkeln sitze. Viel sehen tu ich trotzdem nicht, d.h. ich tippe fast blind 8)


    Viele schreiben mit Musik im Hintergrund - das geht bei mir nicht wegen der Ablenkung. Ich kann mich zwar mit gewissen Stücken in eine bestimmte Stimmung versetzen, aber sobald ich mit dem Schreiben beginne, brauche ich Ruhe. Oder aber ich höre mir ein Stück in Dauerschleife 40-50 x hintereinander an, das geht auch noch. Aber wehe es beginnt zu wechseln, dann ist es bei mir mit der Konzentration vorbei.


    Also im Grunde sind bei mir nur der Laptop, was zu Trinken und eine ruhige, angenehme, warme Umgebung vonnöten, dann fließt es mir aus den Fingern :thumleft:

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Ich kann eigentlich bei jeder Gelegenheit schreiben, egal ob zu Hause oder unterwegs. Je nach Situation mit PC, Tablet oder Bleistift und Zettel, und wo selbst das nicht geht, lege ich mir den Text im Kopf zurecht. Was das betrifft, bin ich mittlerweile geübt und kann vergleichweise lange Passagen über Zeiträume von einiger Länge und anderweitige Themen, die mich komplett fordern, hinwegretten.


    Was gar nicht geht: Während des Schreibens zugequatscht zu werden. Klar, bis zu einem gewissen Maß muss ich Gespräche in meiner Umgebung natürlich hinnehmen, aber wenn ich gezwungen bin, daran teilzuhaben, was die kleine Tochter zwanzig Meter von mir entfernt stehender Leute in die Windel gemacht hat :roll: , oder an irgendwelchen Beziehungskrisen, dann zwinge ich die Leute auch, an meiner schlechten Laune :wuetend: teilzuhaben, die sie dadurch verursachen.

  • Viel Ruhe!
    Falls Musik im Hintergrund läuft, darf die keinen Text haben, sonst bin ich abgelenkt. Ich schreibe - ähnlich wie Divina - gern nachts oder eben am Vormittag, wenn es halbwegs ruhig ist. Wobei ich unterscheide: Meine Texte für die Zeitschriften kann ich auch nebenbei schreiben, wenn im Haus was los ist oder mich jemand anquatscht. Aber für die Romane brauche ich mehr Konzentration.


    Was bei mir nur bei völliger Ruhe geht, ist das plotten. Am liebsten im dunklen Schlafzimmer. Ich könnte mich niemals vor eine weiße Seite setzen und losschreiben. Ich brauche immer den Rahmen, die ersten Sätze, vor allem das Ziel der jeweiligen Figur in der Szene, sonst geht da gar nichts. Ich muss wissen, auf was ich zu schreibe. Wenn das sehr klar ist, flutscht es auch mit dem "Flow".
    Unterwegs schreiben wie Kurier kann ich gar nicht, ich bewundere das sehr! So wie J.K.Rowling im Café sitzen mit Kind nebendran - da ginge bei mir nichts. Finde ich aber klasse, wenn das jemand draufhat! Wobei das sicher auch Übungssache ist.


    Falls ich in eine Stimmung mal nicht gut reinkomme, lege ich mir passende Musik auf. Das hilft eigentlich immer.


    Früh am Morgen bin ich null kreativ, ich bin ein echter Nachtmensch. Da sprudeln die Ideen. Nur schau ich dumm aus der Wäsche, wenn um 6 der gemeine Wecker klingelt. Bäh. Für freischaffende Künstler sollte das verboten sein! lach

  • Früh am Morgen bin ich null kreativ, ich bin ein echter Nachtmensch. Da sprudeln die Ideen. Nur schau ich dumm aus der Wäsche, wenn um 6 der gemeine Wecker klingelt. Bäh. Für freischaffende Künstler sollte das verboten sein! lach

    Nachtmensch bin ich in gewisser Weise aber auch. Heute habe ich zum Beispiel um zwanzig nach fünf (morgens!) die ersten Sätze geschrieben. Wenn Du da allerdings erst Feierabend machst, dann wundert es mich nicht, dass du um sechs den Wecker verfluchst. So ein Attentat würde meiner vermutlich nicht überleben. :loool:

  • Interessantes Thema...
    Ich erinnere mich sehnsüchtig an die Zeiten, als ich ein Werbepausenschreiber sein konnte. Ich sah meine Serie oder einen Film und sobald auch nur der erste Jingle lief, griff ich nach meinem Block, meinem Kugelschreiber und schrieb was das Zeug hielt. Ich fand immer sofort den Anschluss, hatte nur selten Hänger und wenn der Werbeblock vorbei war, legte ich die Schreibutensilien zur Seite und schaute weiter. Lang, lang ist es her... Liegt vielleicht doch am Alter, dass ich dies nun nicht mehr kann.
    Mein bevorzugter Ort ist mein Bett, ordentlich eingekuschelt, ganz viele Kissen im Rücken, mit einen großen Eiskaffee auf dem Nachttisch. Es darf niemand mehr in der Nähe sein und mich ansprechen, sonst verlier ich den Faden für den Satz, den ich eben im Kopf zusammengebastelt habe. Da ich noch immer per Hand schreibe, muss ich nach einiger Zeit an den PC, alles abtippen und dabei Schönheitskorrekturen vornehmen. Dann sitze ich an unserem Küchentisch, meistens mit einem Baileys auf Eis. Ruhe benötige ich dabei auch. Es ist nicht die Musik die mich stört, die kann ich sehr gut ausblenden, aber mein Mann sollte mich lieber nicht ansprechen.
    Was die Tageszeit betrifft. Ich schreibe am liebsten zwischen 19:00 Uhr und 21:00 Uhr, viel länger halte ich eh nicht durch, da ich meist schon gegen 21:00 Uhr schlafe.

  • Unabdingbare Bedingung zum Schreiben ist für mich eine Umgebung, in der keine anderen Menschen etwas Ernsthaftes von mir wollen (oder es üblicherweise tun). Meistens ist absolute Ruhe und Abgeschiedenheit dafür am besten. Ich kann aber auch nicht ausschließen, dass ich in einem ruhigen Café schreiben könnte wo man mich in Ruhe lässt. Natürliche Störungen (Stürme, schreiben bei Frost im Freien, ins Zelt gehen, weil es anfängt zu regnen) stören mich dagegen wenig, wirken sogar meist inspirierend.


    Ich brauche auch die Zeit, absolut in die Geschichte einzutauchen. Ein Stündchen zwischendurch hilft nichts.


    Notwendig ist auch die gute Versorgung mit Getränken. Koffein ist auch hilfreich, kann aber durchaus auch zusätzlich als Kaffeepulver roh verzehrt werden.


    Musik? Meistens ein absoluter Schreibkiller, manchmal aber ein tolles Hilfsmittel, um im Fluss zu bleiben. Voraussetzung: Die Musik will nichts von mir.


    Wilde Natur? Die beschleunigt den Schreibfluss enorm, wenn sie unkompliziert und unmittelbar erlebbar ist.

  • Essen und Trinken lenkt mich eher ab. Eine Tasse Tee ist da das höchste der Gefühle.
    Aufrecht sitzen muss ich auf jeden Fall.
    Die Tageszeit ist für mich eigentlich nicht sonderlich entscheidend, ich schreibe aber nicht gerne wenn ich weiß ich hab nur ne halbe Stunde oder weniger, weil ich dann das Gefühl habe, nicht wirklich eintauchen zu können in meine Geschichte.
    Und witziger Weise hat sich rausgestellt, dass ich recht produktiv schreibe, wenn es um mich herum dunkel ist. Damit ist aber nicht zwangsläufig später Abend gemeint (bin eh eher ein Morgenmensch). Es ändert schon was, am Tag einfach den Rolladen ne stunde runter zu lassen.
    Und in die passende Stimmung bringen kann mich Musik, selten lasse ich die sogar im Hintergrund laufen.
    Inspirieren und motivieren können mich passende Bilder auf Pinterrest, mit denen ich eine Pinnwand zu meinem Buch erstelle, aber das lenk mich so sehr ab, dass ich danach wohl nicht mehr schreibe. Ist aber gut, um sich einfach wieder "Lust auf seine Geschichte zu machen" finde ich :))
    Tschüüüüüss :winken:

  • In erster Linie brauche ich Ruhe und Zeit. Das ist bei mir das A & O. Ich darf nicht unter Stress stehen sondern muss mir einfach die Zeit frei einteilen können. Schreiben ist bei mir nichts Nebensächliches sondern etwas, in das ich eintauchen möchte - ich vergesse auch gerne die Zeit dabei, deswegen ist es wichtig, nichts weiter vorzuhaben.


    Die Uhrzeit ist mir ziemlich egal (ich habe mein zweites Buch fast ausschließlich frühs zwischen Aufstehen und zur Arbeit gehen geschrieben - täglich fast zwei Stunden, da hatte ich mich immer richtig drauf gefreut - wobei das auf Arbeit gehen anschließend immer verdammt hinderlich / nervig war - bin auch regelmäßig zu spät gewesen).
    Heute schreibe ich meist abends / nachts bevor ich ins Bett gehe.


    Ich schreibe am PC im Arbeitszimmer, gelegentlich auch am Laptop im Wohnzimmer (Papier und Stift geht gar nicht)
    Für den Fall, dass ich Ideen unterwegs habe, habe ich ein Notizbuch + Kugelschreiber dabei. Eine Weile habe ich auch die "Diktiergerät-Funktion" meines Smartphones genutzt, doch das war nicht das Wahre.


    Trinken habe ich immer neben mir am PC / Laptop stehen (Wasser oder Cola oder Pfefferminztee). Gedämpftes bzw. nicht ganz so helles Licht ist auch wichtig. Es ist im Normalfall auch totenstill, wenn ich schreibe, manchmal schalte ich aber meine Lieblingsmusik gaaaaaanz leise ein, die dann latent im Hintergrund dudelt - dabei ist es egal, ob Gesang dabei ist oder ob sie nur instrumental ist. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass orchestrale Musik sehr förderlich sein kann, während ich schreibe.


    Eine Besonderheit, fast schon ein Ritual, bei mir ist: Bevor ich anfange zu schreiben, suche ich mir einen Song aus, den ich in jenem Moment am liebsten hören möchte, spiele ihn relativ laut (beschalle unser kleines Häuschen) ab - dann schalte ich die Musik aus und fange an zu schreiben.


    Vermehrt hatte ich das Gefühl, dass ich deutlich kreativer und schreibsicherer bin, wenn ich emotional an irgendeiner Situation knabbere. Man muss dazu sagen, dass ich ein sehr stabiler Typ bin, der sich von Problemen und Schwierigkeiten nicht gleich aus der Bahn werfen lässt. Deswegen ist es eher selten, dass bei mir die Emotionen wirklich überkochen. Als ich mich vor vielen Jahren von meiner Freundin trennen musste, hatte mir das Schrieben jedoch enorm geholfen, die Situation zu verdauen. Zugleich war mein Text spürbar intensiver mit Gefühlen der Charaktere geprägt und machten meine Geschichte noch lebendiger.
    Aber es heißt ja, dass viele Künstler in ihren schlimmsten Krisenzeiten die besten Weke kreiert haben (egal ob Autoren / Sänger / Maler oder andere Künstler).


    Was mir persönlich auch sehr wichtig ist: eine Frau an meiner Seite, die Verständnis für meine Schreibarbeit hat und mich auch darin unterstützt bzw. mir den nötigen Freiraum gewährt, ohne mir dabei böse zu sein.

  • Ich fasse mich mal ganz kurz, da ich mich teilweise auch in meinen Vorrednern wiederfinde.


    Zeit: Ich muss mich richtig in die Geschichte einfinden.
    Ruhe: Niemand darf mich mit akustischen oder visuellen Reizen ablenken z.B. durch Gespräche oder im Sichtfeld "Herumlaufen".
    Musik. Klingt paradox, beachtet man den vorigen Punkt, ich rede auch nicht von aufgedrehter Popmusik, sondern von instrumentaler. Davon fühle ich mich nicht abgelenkt, sondern eher "inspiriert".
    Eine Kanne Tee: Zwischendurch eine kurze Schreibpause einlegen und in Ruhe Tee schlürfen, dabei nochmal den Text durchgehen. Top!

  • Also Musik ist bei mir auch ganz wichtig.
    In einer Szene meiner Story befindet sich mein Protagonist in einem Pub. Deshalb habe ich im Hintergrund Jazz Musik laufen lassen, nur um die Stimmung besser aufgreifen und beschreiben zu können.


    Da ich zudem illustrierte Romane schreibe ist es für mich wichtig meine Charaktere zu verbildlichen. Aus diesem Grund schaue ich mir auch mal Bilder oder Clips von Personen an, die mich an meine Charaktere erinnern. Das motiviert und inspiriert mich oft! :thumleft:

  • Ich brauche vor allem Ruhe und Zeit. Musik lenkt mich ab, genauso wie Fernsehgeräusche. Sogar das Zwitschern meiner Wellensittiche empfinde ich dabei als störend. Allein das Rauschen der Wellen beruhigt und inspiriert mich (ich wohne auf den Klippen, oberhalb des Atlantiks).
    Wenn ich schreibe, dann sind es im Durchschnitt ca. 1500 - 2000 Wörter am Stück. Deswegen fange ich gar nicht erst an, wenn ich unter Zeitdruck stehe.
    Tageslicht ist mir ebenfalls wichtig. Nachtschichten lege ich nur ein, wenn ich einen Abgabetermin sonst nicht einhalten kann. Am liebsten schreibe ich bei Sturm und Regen, Sonnenschein erweckt in mir den Drang, raus in die Natur zu gehen (ich gebe zu, so gesehen war es keine allzuschlaue Idee, ausgerechnet nach Portugal auszuwandern :lol: ).

  • Mal wieder ein Kapitel aus der Serie "Schreiben in allen Lebenslagen" :tanzensolo: : Ich bin aktuell am dritten Band meiner (nie als Reihe gedachten [-( ) Mädchenfußballreihe und hatte gestern den Fall, dass das Tor mittags zwischen zwei Terminen auf einem Zettel aufgelegt wurde, die Stürmerin das Tor auf dem Bahnsteig in den Notizblock geschossen und der gegnerische Trainer im Zug auf den Rückstand reagiert hat.

  • Ruhe ist auch für mich zumindest hilfreich. Meistens schreibe ich vormittags, wenn mein Mann in der Arbeit ist und die Kinder in Schule/Kindergarten sind. Aber ich schaffe es auch, wenn sie da sind.
    Für mich ist es allerdings nicht entscheidend, ob mit oder ohne Essen/Trinken oder wie mein Arbeitszimmer aussieht. Am wohlsten fühle ich mich, wenn ich gedanklich schon weiß, wo die Reise heute hingehen soll. Dann kann ich abtauchen in die von mir geschaffene Umgebung und vergesse alles um mich herum. Oft denke ich am Wochenende beim Aufwachen über den weiteren Verlauf meiner Geschichte nach, an der ich gerade schreibe. Und da habe ich gute Einfälle. Die brauche ich dann nur noch in die Tastatur zu hacken. Oder ich komme inspiriert vom Reiten, habe vielleicht gerade etwas erlebt, aus dem sich ein passendes Kapitel machen lässt. Wenn ich nicht groß über den Text nachdenken muss, sondern die Gedanken regelrecht aus meinem Kopf heraus wollen, dann fühle ich mich wohl beim Schreiben.