Wie konzipiere ich eine Figur, in die sich die Leser verlieben?

  • Huhu!


    ich hatte eine ähnliche Frage schon im Small talk Forum gestellt, nun noch hier an euch Kollegen.
    Wie lege ich eine männliche Hauptfigur an, damit sich die geneigte Leserin ein bissl in ihn verliebt? Der nette, liebe Sonnyboy zieht im Buch nicht, denke ich. Also bei mir zumindest.


    Ich mag Männer, die sich erst als kaltschnäuzig erweisen, die die Heldin vielleicht sogar hasst, aber dann entdeckt sie nach und nach, dass der Kerl doch Gefühle hat. Wunden, verletzliche Stellen, ein Geheimnis, über das er nie redet, außer mit ihr.
    Aber was ist, wenn ich mal nicht den totalen Ekelbatzen, der sich wandelt, zeigen will?


    Mit welchen Tricks kriegt ihr es hin? Welche Charaktereigenschaften, welche Situationen, Entwicklungen verwendet ihr, damit die Leserin dahinschmilzt bei eurem Helden?
    Oder auch: was hat euch bei Büchern, die ihr gelesen habt, dazu gebracht, gerührt zu seufzen?


    bin gespannt


    Karin

  • Schreib über einen Mann, in den du dich selbst verliebst (literarisch gesehen). Alles andere wäre unecht, und ein routinierter Leser würde es spüren.


    Ob sich alle Leser in ihn verlieben, sei dahin gestellt. Es gibt Leserinnen, denen es beim Anblick der Nackenbeißer-Jungs kalt über den Buckel läuft, andere lassen sie kalt.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Das stimmt, mir war Edward viel zu perfekt. Ich hätte mir gewünscht, der wäre mal irgendwo gescheitert, lach...


    Naja, Nicolas Sparks schreibt auch über Romantik und ich denke nicht, dass der sich in alle Helden verliebt, trotzdem kaufen ihm die Leser das ab. Natürlich muss man etwas empfinden für seine Figuren, aber es gibt wie bei allem sicher auch handwerkliche Tricks. Genau wie beim Szenenaufbau etc. Das würde mich einfach interessieren.


    Und wenn ich nur immer über einen Männertyp schreibe, der mir gefällt, wird es auf Dauer sicher langweilig.


    Am Rande: Rosamunde Plicher hält überhaupt nix von Romantik, sie ist eine ganz praktische Person, die nicht viel mit Liebeschnickschnack am Hut hat. Ist das nicht lustig?


    servus

  • Das ist eine ganz schwierige Frage, und für mich als Leser eigentlich leicht zu beantworten. Ich verliebe mich nämlich nie so wirklich in eine Romanfigur, egal, wie undurchsichtig, mysteriös oder nett sie ist. 8-[ Da ich eher visuell geprägt bin, eher in einen Filmcharakter. Und ein allgemein tolles Aussehen und Schokoaugen sind für mich eher ein Grund, das Buch nicht zu lesen. Überhaupt Perfektion und das Betonen davon in jedem gefühlt zweiten Satz lassen mich innerlich schaudern, egal ob exotischer Mandelaugentyp mit gestähltem Waschbrettbauch oder die bildhübsche Heroine, die Beine bis zum Kinn hat. Von charakterlicher Vollkommenheit ganz zu schweigen.


    Als Autorin habe ich zwar Sympathie und auch Verständnis für meine Protagonisten, aber nie so viel, dass ich ihnen aufgrund ihrer Macken und Vorzüge eine Träne nachweinen würde oder Liebeskummer hätte. In meinem Roman "Das Bildnis des Grafen" spielt ein französischer Psychologe eine wichtige Rolle; er war so angelegt, dass er es recht einfach hatte, "everybody's darling" zu sein (Ecken und Kanten, traumatische Vergangenheit, groß, schlank, einfühlsam, grüblerisch). Trotzdem gibt es LeserInnen, die andere Figuren im Roman sympathischer fanden. Oft ist es gerade die Figur, die nicht als Sympathieträger beabsichtigt ist, die das Herz des Lesers erobert.


    Ich glaube nicht, dass es da ein Patentrezept oder Tricks gibt, um einen Romanhelden im wahrsten Sinn des Wortes liebenswert zu machen. Dafür sind die Geschmäcker zu verschieden. Trotzdem finde ich die Frage interessant. Ich werde den Thread weiterhin verfolgen. Vielleicht hat ja jemand eine zündende Idee. Und nur mal so nebenbei: Warum eigentlich verliebt sich jede Frau in Mr. Darcy? Ich sollte doch mal Jane Austen lesen. Dann wäre meine Antwort vielleicht hilfreicher. :loool:

  • Das ist eine schwierige Frage, denn die Geschmäcker sind nun mal komplett verschieden. Der Typ Mann, den du hier beschreibst

    Ich mag Männer, die sich erst als kaltschnäuzig erweisen, die die Heldin vielleicht sogar hasst, aber dann entdeckt sie nach und nach, dass der Kerl doch Gefühle hat. Wunden, verletzliche Stellen, ein Geheimnis, über das er nie redet, außer mit ihr.

    mag ich zum Beispiel in Büchern gar nicht (im wahren Leben auch nicht, aber darum geht es hier ja nicht :lol: ). Ein Universalrezept gibt es da einfach nicht - das wäre ja auch schrecklich, weil wir dann alle die gleichen Typen lieben würden und alle Autoren die gleichen Bücher schreiben müssten. :wink: Wichtig ist, wie @Marie schon geschrieben hat, dass der Typ "ehrlich" rüberkommt, dann wird er seine Fans finden. Anderen werden ihn vielleicht hassen, aber auch das kann Motivation sein, sein Schicksal weiter zu verfolgen.



    Warum eigentlich verliebt sich jede Frau in Mr. Darcy?

    Stimmt gar nicht - ich mag den Typ überhaupt nicht.

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


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  • der mir gefällt

    Ich glaube, dass du mich missverstanden hast. Gefallen und Liebe sind zwei Paar Schuhe. Es soll schon passiert sein, dass eine Frau große dunkelhaarige Männer bevorzugt und dann einen kleinen dicken Blonden heiratet. Weil er einfach ein toller Kerl ist.


    Verlieb dich in deine Figur, egal wie sie ist und wie sie aussieht. Natürlich gilt dasselbe auch für Frauen. Auch in literarische Frauengestalten kann man sich verlieben, das hat nichts mit der sexuellen Präferenz zu tun.
    Allein mit literarisch-handwerklichem Geschick lässt sich die Sache nicht bewältigen. Das hat man oder man hats nicht. Aufbau, Erstellung vom Plot und ähnliches kann man sich vermutlich aneignen.


    Natürlich wird es langweilig, nur über einen Männertyp zu schreiben. Aber schreib mal einfach über diesen einen, der dich anspricht, vielleicht kommen die anderen später von selbst.


    Pilcher ist ein gutes Beispiel. Ich habe zwar erst einen Roman von ihr vor x Jahren gelesen und nie eine Verfilmung gesehen. Doch ich habe mir sagen lassen: Kennst du einen, kennst du alle.
    Willst du Romane schreiben, die man später mit diesem Satz charakterisiert?


    Und wozu soll man sich in deine Gestalten verlieben? Eine der schillerndsten Figuren der zeitgenössischen Literatur ist Grenouille, der Protagonist aus "Das Parfüm" - hat sich schon mal jemand in den verliebt? Wohl kaum.
    Als Leserin wünsche ich mir originelle Figuren mit Ecken und Kanten, Typen, die man nicht in jedem zweiten Roman findet. Das macht u.a. für mich ein gutes Buch aus.

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  • Naja, ich hatte einfach auf ein paar Beispiele gehofft. Also in welcher Szene man mit der Figur sehr mitfühlt. Beispiel: Bevor Snape (aus Harry Potter) in die große Schlacht zieht, steht er alleine in einem Turm und schaut in die finstere Nacht hinein. Das ist so eine Szene, wo man sehr eintaucht und sein Leid spürt, finde ich. Bei Darcy erinnere ich mich im Film an die Szene, wo er total vom Regen durchnässt ist. Solche Dinge eben.


    Vieles hängt ja auch davon ab, welches Genre man schreibt. Ich schreibe seit Jahren unter anderem abgeschlossene Liebesgeschichten für Zeitschriften, da gibt es sehr wohl ein Strickmuster, wie man das aufbauen soll, damit es der Redaktion (und den Leserinnen) gefällt. Das kann man natürlich nicht mit einem literarischen Werk wie Das Parfum vergleichen. Oder schaut euch Poppy Anderson an, die schreibt eine Romanze nach der anderen über ein Footballteam.
    Ich schreibe romantische Komödien, also Humor und Herz.


    Mir sind schon oft in Büchern Figuren begegnet, die ich auch im wahren Leben gern getroffen hätte.


    aber um bei "Schnulzen" a la Nicolas Sparks zu bleiben: Da schreiben jede Menge Leserinnen "ich habe soooo mitgelitten und mit Mark/Joe/Rüdiger geweint". Sowas zu erreichen finde ich gut.

  • Du willst Beispiele, aber gerade das dürfte schwer sein. Ich habe meinen Roman "Folgen einer Reifenpanne" immer Kapitel für Kapitel geschrieben und jede Woche eines eingestellt, sodass mein Leserkreis das kommentieren konnte. Im Laufe der Zeit polarisierten sowohl Leser als auch Leserinnen sehr stark. Die einen bevorzugten den Bad Boy, bei dem sich erst so nach und nach herausgestellt hat, warum er so agiert, die anderen den guten Jungen, der sich im Nachhinein als nicht so harmlos entpuppt hat, wie er immer tat. Beide Charaktere hatten ihre festen Anhänger und einige der Leser litten richtig mit ihnen mit. Und ja, einige der Leserinnen haben geschrieben, dass sie "ihren" Charakter lieben. Diese Form der Polarisation wäre mir wohl nie aufgefallen, wenn ich das Buch wie jedes andere in einem durch geschrieben und es erst danach veröffentlicht hätte.


    Ich denke nicht, dass es wichtig ist, dass sich die Leser in die eine oder andere Figur verlieben, wichtiger ist es, ihre Handlungen zu verstehen, sich in sie hineinzuversetzen und sich enttäuschen zu lassen, wenn sich ein vorher gern gesehener Mensch als Schauspieler und Charakterschwein entpuppt. Es ist das Mitleben, nicht das Mitlieben, das die Bücher lesenswert macht :study:

    "deine beschreiebung alleine lässt vermuten, dass es sich um schmöckerroman einzigartiger klasse handelt, nämlich übertriebenem bullshid, der mit der wirklichkeit keinene hinreichenden effekt auf die wirklichkeit erstreckt." (Simon Stiegler)

    Stimmt! Ich schreibe spannende Unterhaltungsliteratur, die den Leser aus der Wirklichkeit entführt, bis zum Ende gelesen wird und bei der der Leser am Ende fragt: Wann erscheint der nächste Band? Schreiben will halt gelernt sein

  • Da schreiben jede Menge Leserinnen "ich habe soooo mitgelitten und mit Mark/Joe/Rüdiger geweint". Sowas zu erreichen finde ich gut.

    Wenn das so ist, habe ich dich wohl falsch verstanden. Solche Figuren interessieren mich nicht. Damit klinke ich mich hier aus. :winken:

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Hmm... schade, @Karin669, dann haben sich bisher wohl die falschen zu Wort gemeldet. :uups: Möchte aber dennoch für deine Zielgruppe ein kleines Beispiel nennen. In Chick-LIt bzw. Gay Romance (nicht dein Genre, aber dort auch sehr verbreitet) werden häufig Männer auf Covern gezeigt und porträtiert, wie sich die Mehrheit der Leserinnen einen tollen Kerl vorstellt. Derzeit rangiert der Schauspieler Chris Hemsworth ganz oben auf der Liste, wie ich aus anderer Quelle mitbekommen habe. Wenn man so einen aufs Cover druckt, ist es eigentlich fast schon egal, mit welchen Charaktereigenschaften man ihn ausstattet. Chris Hemsworth (hier links) verzeiht man alles. Was sind wir Mädels für ein oberflächliches Volk!

  • Ich finde es nach wie vor nicht verwerflich, sich als Autor darüber Gedanken zu machen, wie man gewisse Effekte erzielt.
    Das heißt doch noch lange nicht, dass man immerzu Schnulzen schreiben möchte. Aber man kann doch sachlich analysieren, wie ein erfolgreicher Autor seine Handlung und Figuren anlegt, damit er Leser erreicht. Das hat nichts mit Zufall zu tun und auch nur zum Teil etwas mit Talent. Natürlich braucht man ein Gespür für Sprache, Menschen, Text. Aber viele Dinge sind sehr bewusst gesetzt in Büchern oder auch Filmen, da ist nichts dem Zufall überlassen. Ich habe mich erst neulich mit einem Berufsautor und Schreibcoach über Pretty Woman unterhalten. Wäre mir nie aufgefallen, wieviel Symbolik im Film eingesetzt wird. Geld, das Motiv "Füße", die Kameraeinstellung, die erst eine wertvolle Skulptur in diesem Luxusappartement zeigt und dann im nächsten Bild die gleichen Körperteile bei der aufwachenden Julia Roberts betrachtet. Es gibt viele Beispiele für Ähnliches in Filmen und Büchern.
    Ich glaube, erfolgreiche Autoren machen sich über solche Dinge sehr viele Gedanken im Vorfeld. Auch was später "frisch von der Leber weg" geschrieben wirkt, ist oft lang und minutiös geplant.


    In Filmen wird z.B. der Held erst einmal gezeigt, wie er eine Katze aus dem Baum rettet, bevor er auf Mission Erdrettung geht. grins. Schaut mal hier: Kino Dramaturgie - rettet die Katze!
    Natürlich bedeutet das nicht, dass ich nur Bücher nach Strickmuster schreiben mag oder mich nur an solchen Tricks orientieren würde. Es ist einfach nur eine interessante Überlegung. Ich analysiere nun mal gerne. Auch wenn ich als Schreiberin von seichten Texten natürlich vielen Leseransprüchen nicht genüge, grins. Wer literarische Texte schreibt, hat einfach mehr Ansehen. Stört mich aber nicht, denn mir machen meine Sachen Spaß und ich verdiene gutes Geld damit.
    Ist halt so ein Spleen von mir, gerne die Theorie mitanzuschauen. Hab gerade in meinem Fundus einen Ratgeber gefunden. Writing for emotional impact, in den werde ich mal wieder reinschmökern. Bin trotzdem eine Bauchschreiberin, aber ein paar Anregungen schaden schließlich nicht.


    servus

  • @Yael: lach. Danke dir!
    Männer sind genauso oberflächlich, ich hab schon einige Erotikbücher geschrieben für die männliche Zielgruppe, also tröste dich! hihi


    Ich weiß, ich gehöre hier der Minderheit an, weil ich mich durchaus dem Mainstreamgeschmack unterwerfe. Ich lese selbst sehr gerne anspruchsvollere Bücher, aber mir fällt es nun mal leicht, Humor zu schreiben. Die Rückmeldung bekomme ich ja auch von den Redaktionen, die ich beliefere. Und weil wir grad beim Cover sind: Auf meinem nächsten Buch ist ein halbnackter Engel vorne drauf. Inklusive Sixpack. :pale:
    Das mag oberflächlich sein, aber es hat gute Chancen, sich zu verkaufen. (hoffe ich zumindest, ich werde berichten).


    Ja, ich oute mich hiermit, ich will Bücher verkaufen! Und wenn den Leserinnen ein knackiger Männerkörper auf dem Cover gefällt, bitteschön. Dann probiere ich das aus. Und wenn ein Buch 700 Rezis begeisterte Rezis hat, in denen die Leserinnen schwärmen, wie toll sie den Kerl im Buch fanden, dann schaue ich da halt man hin, wie das geschrieben ist. Ich habe nicht vor, sowas abzukupfern. Aber man kann sich Erfolgsrezepte zumindest anschauen.


    Ich bin da einfach aufgeschlossen für alles. :twisted:

  • Ich weiß, ich gehöre hier der Minderheit an, weil ich mich durchaus dem Mainstreamgeschmack unterwerfe.

    Ich denke, ich spreche für alle, die sich bisher gemeldet haben, wenn ich sage, dass daran auch nichts verkehrt ist. Im Gegenteil, ich finde es gut, wenn man als Autor die Begabung hat, die Wünsche seiner Leserschaft zu erfüllen, gleich, ob das Mainstream oder Indie ist. Oder Unterhaltungs- und Anspruchsliteratur (wobei letzteres ein sehr verwaschener Begriff ist). Ich mag es auch, dass du dir Gedanken machst, was bei den Lesern ankommt. Und verkaufen möchte jeder Autor seine Bücher. Von Kunst allein ist noch keiner satt geworden.


    Auf meinem nächsten Buch ist ein halbnackter Engel vorne drauf. Inklusive Sixpack.

    Haha! Ich bin sehr gespannt darauf. :loool:


    Ich bin da einfach aufgeschlossen für alles.

    Offenheit finde ich auch sehr wichtig. Es gibt Autoren, die sich treu bleiben, und andere, die gerne Neues ausprobieren. Wenn das Althergebrachte erfolgreich ist, wird man keine Experimente wagen (oder fällt bei einem Veränderungsversuch auf die Nase). Aber generell sind Neugier und Recherche auch unter den potentiellen Lesern das A&O beim Schreiben.

  • Du möchtest, dass sich der Leser in deine männliche Figur verliebt, aufgrund der Geschichte, nicht aufgrund des Covers, habe ich das recht verstanden? Dass er einigermassen aussehen muss, denke ich auch. Nur darf er meiner Meinung nach nicht perfekt sein. Er muss irgendeine Schwäche, einen Makel aufweisen. Den Mister Perfekt gibt es nicht! Ich finde eine Figur viel sympatischer, wenn sie ab und zu ins Fettnäpfchen tritt, wenn sie etwas macht, mit dem keiner rechnet, wenn es nur Fingernägel kauen ist. Nur dann kann ich mitfühlen. Mich stört es unendlich, wenn immer alle schlank sind, wunderschöne Augen haben, tolles Aussehen aufweisen, kurz gesagt - einfach perfekt sind.

  • Wenn das so ist, habe ich dich wohl falsch verstanden. Solche Figuren interessieren mich nicht. Damit klinke ich mich hier aus. :winken:

    Das habe ich auch gerade gedacht. Zu solchen Figuren kann ich nichts sagen, weil sie mich nicht interessieren und Bücher mit halbnackten Männern, Engeln und was auch immer mit Sixpack auf dem Cover sind mir keinen zweiten Blick wert. Sorry - nicht mein Gengre :wink:

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • @Karin669: Ich bin zu alt, um für Roman- oder Kinofiguren irgendwelche schwärmerischen Gefühle zu entwickeln. Vor vielen, vielen Jahren, als ich noch wesentlich weniger lang auf dieser Welt und auch noch wesentlich frischer war, da haben mir es die männlichen Helden in einigen Jane Austen-Romanen angetan. Ich nehme an, dass viele junge Mädels und Frauen auf die Kombination "reich und gut aussehend und schwer zu kriegen" abfahren, das war bestimmt so bei "Fifty Shades of Grey" (wie gesagt, da bin ich zu alt fürr, und ich habe in meiner kleinen Rezi auch kein gutes Häärchen an dem Mann bzw. dem Buch gelassen, auch bei wirklichen Milliardären habe ich gerade bei den Haaren immer so meine Probleme ... egal ...).


    Es gibt jedoch im Smalltalk-Bereich einen Thread, der "Habt Ihr Euch schon mal in einen Romanhelden verliebt?" heißt - vielleicht kannst Du dort ein paar Anregungen finden bzw. Dir eine grobe Vorstellung davon machen, welche Art von Männern die Leser / Leserinnen in der Fiktion als attraktiv empfinden?

    » Unexpected intrusions of beauty. This is what life is. «


    Saul Bellow, (1915-2005 ), U.S. author,
    in Herzog

  • Interessante Diskussion. Ich habe mir als Autorin bisher kaum Gedanken darüber gemacht, dass sich Leserinnen in die männlichen Figuren verlieben könnten.
    Vielmehr mache ich mir Gedanken, wie eine Figur auf die Leserinnen und Leser wirken soll, um der Geschichte Struktur und Aussage zu geben. Aber irgendwie kann ich mich schon an Schwärmereien in meiner Kindheit erinnern.
    Das waren dann aber Figuren aus dem Fernsehen und Film. Literarische Figuren haben mich immer auf einer anderen Ebene fasziniert. Vielleicht tiefer oder auch mehr mit dem Kopf. Schwer zu sagen.
    Jeder und Jede beurteilt Figuren anders, so ist es im Leben ja auch. Und weil ich im Leben keine reichen Schnösel mag, gefallen mir auch in Büchern die liebenswerten, fürsorglichen Männer besser,.
    So zum Beispiel der Onkel in dem Büchlein von Sandy Seeber, Aus der Sicht der Dinge , der seiner Nichte in einer schwierigen Lebenssituation ein Stofftier schenkt, dass dem Mädchen dann von vielen Reisen, wo es mitgenommen wurde, erzählt, und dabei sehr einfühlsam aus der Lebenskrise hilft.


    lg
    Christine

  • Mir ist völlig klar, dass ein halbnackter Engel auf dem Cover bei vielen Leserinnen auf Ablehnung stößt. Es muss auch nicht jeder auf Kerstin Gier oder Susanne Fröhlich stehen. Das ist ja das Schöne, dass es so viele verschiedene Genres gibt und jeder das findet, was ihm gefällt.
    Mir geht es wie Märchenfee, ich kann mit den ganz perfekten Edwards oder Mister Greys nicht so viel anfangen. Aber ich finde immer wieder in Büchern Figuren, die ich als Mann ansprechend finde. Das heißt noch lange nicht, dass ich mir Poster von denen aufhänge und Herzchen in die Bücher male, ich denke einfach, dass vieles in der Unterhaltungsindustrie darauf abzielt. In jedem Hollywoodfilm wird man einen Typen finden, der die Frauen anziehen soll. Das hat nicht nur mit kleinmädchenhafter Schwärmerei zu tun, auch ältere Damen lesen gerne Bücher oder schauen sich Filme an, wo ein Kerl vorkommt, den sie toll finden dürfen.
    Noch einmal: Ich persönlich mag Hollywood-Blockbuster überhaupt nicht. Mir sind die Frauen zu austauschbar schön und die Männer zu glatt und vorhersehbar. ABER ich schau gerne mal hin, wie das Drehbuch es schafft, dass die Zuschauer hingerissen sind vom Helden. Das ist einfach interessant, rein von der Machart.
    Ich seh schon, ich hab eher eine Diskussion angefacht über Männergeschmack statt über Handwerk, grins....


    und NEIN, ich lese nicht nur dämliche Anschwärmbücher und ich schreibe auch nicht nur glattgebügelte Schönlinge! Das wollte ich nur noch mal klarstellen. Aber ich gebe zu, meine Bücher sind nicht hochliterarisch, sie müssen auch nicht allen gefallen und dass viele Leute auf sie heruntersehen, war mir von Anfang an klar.
    Es gibt eben unterschiedliche Arten von Literatur und das ist gut so.

  • Guten Morgen Autorinnen und Autoren,


    obwohl ich nicht schreiben kann, verstehe ich Menschen und diese sind ja die Zielgruppe, gleich welcher Schublade. Von daher möchte ich einmal einen Beitrag leisten. Karin ist so freundlich und hilfsbereit, dass ich meinen bescheidenen Teil leisten möchte.



    Karin schreibt: „Wie konzipiere ich eine Figur, in die sich die Leser verlieben?“


    Verlieben ist ein Akt der unbewussten Projektion. Wenn sich eine Leserin in eine „Figur“ verlieben soll, dann muss m.E. nach zwei Fragen vorab gestellt werden.


    1. In welchem Modus liest sie,-überfliegen und oberflächlich, oder aber intensiv und genüsslich.


    Wir könnten auch sagen bzw. fragen, ob die Leserin bewusst liest oder weniger bewusst. Der Grad des Bewusstsein und der Rahmenbedingungen ist ein Parameter (in der U-Bahn, in der Badewanne z.B.)



    2. ist die Frau in einer harmonischen Beziehung und lässt sich ihre eigenen Phantasien nicht eingestehen, dann wird sie eher unbewusst „ihre subjektiven Projektionen“ übersehen, aber paradoxerweise davon angezogen.


    Oder aber die Leserin ist auf der Suche, ganz bewusst, nach einem Roman/Chick-Lit, in der ein toller Mann ankommt, der sie unterhält, anturnt und von ihr aber unweigerlich „unbewusst“ dann auch abgelehnt wird. Das Ego der Frau will ja umworben werden, aber nicht so machohaft, plump und offensichtlich.



    Ich bin überzeugt, dass jegliche Figur in einem Roman oder Film sein Äquivalent im realen Leben hat. Und der Autor kann bei sich selbst nur schauen, wie er Mitgefühl empfindet und in welchen Situationen. Karin hat gefragt, wer Beispiele hat. Eines könnte sein, dass ein „an sich patenter Mann eine Angststörung hat und in der Frau deren Schutzinstinkt auslöst. Forrest Gump wird von Frauen ebenso gemocht, wie von harten Kerlen, - weil er schutzbedürftig wirkt. Das Kindchenschema gilt nicht nur für Frauchen.



    Psychologie ist der Schlüssel, wenn wir uns tiefer damit beschäftigen. Schreibtheorie erklärt die Charakterisierung, aber bleibt an der Oberfläche. Aus meiner Sicht als Mönch. Konzipieren können wir eine Figur nur, wenn wir einen Menschen selbst idealisieren oder verachten. Jeder schreibt von dem am besten, das er selbst gerne möchte, - vorwiegend unbewusst, in unserer Gesellschaft. Für die Entwicklung einer Figur ist daher ein Menschenkenner von Vorteil.



    Karin,- ich bin hier.


    Liebe Grüße


    Claus