Anthony Ryan - Der Herr des Turmes / Tower Lord

  • Vaelin al Sorna kehrt aus den Schlachten zurück und die schwere Bürde der Erinnerung lastet auf ihm. Nie wieder will er töten. Zu viele haben in König Janus’ Krieg ihr Leben gelassen. Nicht nur, dass er für viele, die überlebt haben, das Ziel ihrer Rachegelüste ist. Zum Turmherrn der Nordlande ernannt, möchte er fern aller Intrigen Ruhe finden. Doch der neue König ist schwach und die Feinde des Reiches schmieden ein Bündnis, das mehr und mehr an Macht gewinnt. Wird Vaelin al Sorna, der das Töten hasst und in seiner Loyalität hin und her gerissen ist, doch wieder zum Schwert greifen?


    Gebundene Ausgabe: 859 Seiten
    Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 1. Aufl. (26. September 2015)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 360896018X
    ISBN-13: 978-3608960181
    Originaltitel: Tower Lord
    Größe und/oder Gewicht: 15,4 x 5,8 x 22,5 cm
    --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Dies ist der anschliessende Band zu "Das Lied des Blutes: Rabenschatten 01", wobei ich vorweg schicken möchte, dass man diesen nicht unbedingt gelesen haben muss um sich in "Herr des Turmes" einzufinden und der Handlung zu folgen.. Alles wird quasi "wie neu" erzählt und diverse kleine Einzelheiten die sich auf Bd. 01 beziehen sind nicht wirklich relevant, wenn auch schön sie zu wissen...
    Der Autor bringt zahlreiche gute und auch neue Ideen ein. In der High Fantasy darf man jetzt vielleicht nicht erwarten, dass das Rad neu erfunden wird. Aber Anthony Rayn hat geschafft eine Saga auf den Weg zu bringen die nicht überzogen ist, denn gerade bei Fantasy ist es immer schwer, eine stimmige Geschichte zu erschaffen, da ja ganze Welten neu erfunden werden müssen.
    Diese Fortsetzung war für mich eine echte Überraschung. Sehr kurzweilig, aber dennoch spannungsgeladen und atmosphärisch geschrieben ,voller symphatischer Charaktere, originell und liebenswert, authentisch und echt logisch.Diese sind für mich in der Beschreibung ihrer Darstellung und Handlungsfähigkeit einfach nur einmalig und so vielschichtig wie nun mal Menschen sind und reifen und wachsen näher aneinander und fast alle machen tolle Entwicklungen und Wandlungen durch und keiner Verhält sich nach einem altbekannten, sie werden beiläufig immer tiefgründiger! Das schafft nicht jeder Autor.
    Die Geschichte wird sehr flott erzählt, ist gefüllt mit sympathischen, nicht perfekten Helden, witzigen Dialogen oder Gedanken der Protagonisten, einer nicht vorhersehbaren Handlung sowie emotionalem Tiefengang zum Thema Freundschaft, Vertauen und Respekt.
    Das alles geschrieben in einem Stil, der mir das Gefühl gab mitten im Buch zu Hause zu sein und mit Freunden die Abenteuer zu erleben, die Handlungen sind spannend, es ist nie langatmig und die Szenenwechsel sind überschaubar und nachvollziehbar dargestellt. Durch die lebendigen, sympathischen Figuren zieht einen das Buch in seinen Bann und bietet eine gute Mischung aus Abenteuer und Beschreibung. Humor ist ebenfalls vorhanden, Romantik bleibt auf einem angenehm naiven Niveau, was sehr gut zu der Handlung passt. Klischees werden auf eine ansprechende Weise ausgelebt und manchmal auch interessant variert, ich bin total gefangen von sämtlichen Protagonisten in dieser bezaubernden Welt. Besonders die Tatsache, dass eben nicht immer nur der Gute gewinnt bzw. dem üblichen Klischee "Held steht vor aussichtslosem Kampf und immer im letzten Moment passiert etwas Unglaubliches und rettet alle..." verleihen diesen - bislang beiden - Büchern, meiner Meinung nach ihr ganz besonderes Etwas. Ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band.

  • Toll - aber mit Längen


    „Der Herr des Turmes“ ist der zweite Band der Rabenschatten Trilogie von Anthony Ryan und hat stolze 859 Seiten. Das Cover ist gut gewählt und passt sehr gut zu Band 1 und ist auch nicht völlig wahllos gewählt, sondern hat eine Verbindung zum Buchinhalt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger „Das Lied des Blutes“, ist hier nicht Vaelin al Sorna der einzige Protagonist, sondern andere wichtige Personen aus Band 1 (Frentis und Lyrna), als als einen völlig neuen Charakter (Reva), treten in den Vordergrund.
    Verniers Berichte sind weiterhin jedem Abschnitt vorgestellt und werden meines Erachtens nach ein wenig persönlicher als zuvor. Toll hierbei ist, dass man wie in Teil 1 zu Anfang noch relativ verwirrt von seinen Berichten ist und erst im Laufe des Buches alle Details einordnen kann und einen „Aha“-Effekt verspürt.
    Einige wichtige Charaktere aus Band 1 geraten leider fast in Vergessenheit und ich fand es sehr schade, dass die Rolle der Orden, die im ersten Teil sehr bedeutend war, in diesem Band stark zurückgeht. Sehr gelungen fand ich die Entwicklung der einzelnen Protagonisten, vor allem die von Lyrna und Reva, wobei ich mit letzterer eine Weile gebraucht habe, um mit ihr warm zu werden.


    Ein wenig zwiegespalten lässt mich „Der Herr des Turmes“ zurück. Ein grandioser Schreibstil, der dem Buch Größe verleiht, eine epische Geschichte, die nach einer Verfilmung schreit und einem des Öfteren eine Gänsehaut verpasst, aber leider, leider auch manche Längen. Diese Längen entstehen für mich daraus, dass ich im Laufe des Buches häufig das Gefühl hatte, dass ich gar nicht wusste wohin die Reise nun eigentlich gehen sollte.
    Letztlich fügt sich die Geschichte jedoch zum Schluss zusammen und man versteht, wie die einzelnen Schicksale miteinander verbunden sind. Trotzdem fehlt mir ein roter Faden und selbst beim Ende des Buches hat man nur eine vage Vermutung über den Inhalt von Teil 3. Ich bin weiterhin gespannt wie es weiter gehen wird und wie sich die Geschichte noch zusammenfügen wird.
    Für den Folgeband würde ich wünschen, dass die bisherigen Charaktere im Vordergrund bleiben und nicht zu viele neue Gesichter dazu kommen, da ich von jedem weiteren Namen erschlagen werde. Außerdem würde ich mir mehr „Dunkle Gabe“ Action wünschen und hoffe auf eine Rückkehr von zwei wichtigen in Band 2 in Vergessenheit geratenen Charakteren.

  • Achtung, das wird ein Verriss.


    Ich finde das Buch im Vergleich zum Vorgänger katastrophal schlecht. Folgt man in Band 1 noch Vaelin und schließt diesen ins Herz, fängt der Autor in Band 2 an, aus 5 Perspektiven zu erzählen. Alles ist zäh und langatmig. Vaelin kaum noch charismatisch. Die anderen Handlungsstränge wirken wie Lückenfüller. Außer Frentis, der auf einmal viel charismatischer ist als Vaelin, der doch die Hauptfigur sein sollte, sich aber lieber mit irgendwelchen schamanistischen Dingen abgibt und wirkt wie ein Ökokönig und nicht wie der größte Krieger aller Zeiten.


    Ich bin der Meinung, dies ist ein typisches Produktbuch. Der Autor hat ein einzelnes Buch geschrieben, das eine in sich abgeschlossene Handlung hat. Dann hat der Verlag gesagt: "Veröffentlichen wir, aber du musst drei Bücher daraus machen" (die übliche Fantasy-Pflichttrilogie). Dann hat er versucht, seine dünnen Ideen zu strecken. Mehr Perspektiven. Mehr unnötige Vorhandlung. Die komplette erste Hälfte des Buches is unnötig. Ich meine, Lyrnas Trip in den Norden? Für den weiteren Verlauf der Handlung vollkommen irrelevant. Sie hätte auch im Palast bleiben können, dann wäre sie ebenfalls entführt worden – und erst dann geht ihr Handlungsstrang ja richtig los.


    Die Volorianer, die härtesten gefährlichsten Krieger des Universums, lassen sich einfach die Butter vom Brot nehmen. Wurfmaschinen, die derart ungefährlich sind, dass die Mary-Sue-Heerführerin im Schneidersitz auf den Zinnen sitzt, sind genauso spannend wie die entspannteste Stadtbelagerung der Fantasy-Geschichte. Und was es mit diesem "Kaiserreich" auf sich hat, erschließt sich mir nicht. Gehören die Volorianer nun dazu? Wenn ja, warum greifen die Alpiraner dann nicht ebenfalls an? Oder sind die Volorianer ein eigenens Kaiserreich? Wie viele Kaiserreiche hat's dort denn? :-)


    Und dass ich beim Hörbuch mal wieder mit Detlef Bierstedt geschlagen bin, macht das Lese-/Hörerlebnis nicht besser. Seine tiefen Krokodil-aus-dem-Kasperle-Theater-Stimmen sind einfach nur albern. Dass er schon mal Stimmen verwechselt, Frauen unterwürfig hauchend spricht und Vaelins Stimme einfach von Band 1 zu Band 2 geändert hat, macht mich wahnsinnig.


    Sorry, bin gefrustet. Mir hat Band 1 echt gefallen. Habe mich gefreut endlich wieder ein gutes Fantasy-Buch zu haben und dann wird Band 2 so schlecht. Soll ich mir Band 3 wirklich noch antun?