Roger Zelazny - Herr des Lichts / Lord of Light

  • Klappentext:


    Die Erde ist schon lange tot. Auf einem Kolonialplaneten hat eine Gruppe von Menshcen Kontrolle über die Technologie erlangt, sich selbst unsterblich gemacht und regiert ihre Welt nun in der Gestalt der Götter des hinduistischen Pantheon. Nur einer wagt, sich ihnen entgeng zu stellen: derjenige, der einst Siddharta gewesen ist und nun Mahasamatman heißt. Der Fessler der Dämonen. Der Herr des Lichts.


    Eigenzitat aus amzon.de:


    Roger Zelazny gehört sicherlich zu einem der traurigerweise etwas in Vergessenheit geratenen SF-Autoren des 20. Jahrhunderts, obwohl er in den 60er Jahren viele Lobeshymnen gehört und gelesen hat, der vorliegende Roman zum Beispiel sechs Hugo Awards bekommen hat, und seine Ideen in der Folge viele andere SF- und Fantasy-Autoren inspiriert haben dürften.


    Wir befinden uns zu Beginn dieser Geschichte während der Regenzeit in der Gesellschaft von Yama-Dharma, dem Totengott der Hindus, dem ehemaligen Archivar Tak, der seit einigen Reinkarnationen immer wieder als ein Affe wiedergeboren wird und Ratri, die mit Hilfe eines rätselhaften Mechanismus Mahasamatman – auch bekannt als Siddharta, oder einfach Sam, wieder zum Leben erwecken.


    Was folgt ist die Geschichte von Sams Wiedergeburt – und nach einiger Zeit auch die Feststellung, dass wir uns auf einem fremden Planeten befinden, den die Menschen besiedelt haben und dabei einige seltsame soziologisch-theologische Experimente durchgeführt haben. Mit Hilfe von überlegener Technologie haben sie nicht nur die Ureinwohner dieser Welt im wahrsten Sinne des Wortes in den Untergrund getrieben, wozu besonders Sams Handlungen und Fähigkeiten beigetragen haben, der deswegen auch unter anderem den Beinamen „Dämonenfessler“ trägt. Nein, die obere technologische Schicht der Siedler hat eine Art Kastensystem eingerichtet, in dem die Wiedergeburt von Personen durch Meriten in einem Leben gesteuert wird und die oberste Kaste – die sogenannten Ersten – mehr und mehr in die Positionen von Göttern mit bestimmten Aspekten und Attributen aufsteigen – und sie aus dem Rad der Reinkarnation heraus lösen.


    Aber es gibt unter den Göttern und Halbgöttern auch solche, die die technologische Entwicklung der unteren Kasten aktiv fördern wollen – etwas, das den oberen Kasten nicht behagt, die eine „natürliche“ technologische Evolution vorziehen würden. Die erste Gruppe – die Accelaristen – beginnen immer massiver in den Widerstand zu gehen, wobei Sam durch die Schaffung einer „neuen“ Religion auf diesem Planeten mehr oder minder ungewollt an der Spitze steht, als Buddha in seinen verschiedenen Aspekten und Erscheinungsformen. Er meditiert, kämpft gegen Götter und Halbgötter, steigt in die Unterwelt hinab und verhandelt mit Dämonen und bringt auch sonst die etablierte Ordnung mehr und mehr in Ordnung – bis es schließlich zu einer alles entscheidenen Schlacht kommt. Die dann doch noch das ein oder andere offen lässt.


    Die Geschichte beginnt mit der jüngsten Inkarnation Sams und seiner Situation, bevor sie dann zurück in frühere Inkarnationen der verschiedenen Figuren springt, um zu zeigen, wie es zur Ausgangssituation der Erzählung gekommen ist. Dabei dauert es einige Zeit, bis klar wird, dass wir hier keinen Fantasy-Roman mit hinduistischen Gottheiten und Helden vor uns haben, sondern tatsächlich einen Science Fiction, in dem die Prinzipien der hinduistischen – und später der buddhistischen – Religion eine große Rolle spielen. Herr Zelazny hat die Idee der zivilisationsstiftenden aber auch entwicklungshemmenden Wirkung von Religion hier in überaus komplexer und verwobener Gestalt dargestellt und sich dabei in erster Linie der Sprache der hinduistischen Veden bedient.


    Das Buch ist ob seiner zeitlichen Struktur und der Sprache und der für Westler ungewohnten Erzählweise nicht wirklich leicht zu lesen und Freunde der buddhistischen Philosophie werden einige der kriegerischen Momente in Bezug auf Sam ein wenig verstörend finden – obwohl man dies bei einer Betrachtung der die Veden und buddhistischen Schriften begleitenden Illustrationen nicht sein sollte. Freunde neuerer Fantasy- und SF-Literatur werden hier Elemente wiederfinden, die sie vielleicht von Terry Pratchett kennen (s. etwas Tak) oder aus Konzepten der amerikanischen (Nichteinmischungprinzip in Star Trek) oder russischen SF („Es ist nicht leicht ein Gott zu sein“).


    Alles in Allem ein Buch, das seiner Leserschaft Einiges abverlangt – die Investition an Zeit und Gedankenschmalz aber durchaus wert ist. Wirklich ein – leider weitgehend unbekannter – Klassiker der SF-Literatur.