Norbert Scheuer - Die Sprache der Vögel

  • Der Sanitätsobergefreite Paul Arimond kommt 2003 zu einem Einsatz in Afghanistan, in ein Land, das auch schon sein Vorfahr Ambrosius einst, auf der Suche nach der Universalsprache der Vögel, einst bereist hatte. Auch Paul liebt es, Vögel zu beobachten und Aufzeichnungen über sie zu machen. Paul hat von zu Hause einen Packen Schuldgefühle mitgenommen, die ihn plagen, weil er einen Autounfall mit verursacht hat.


    Norbert Scheuer versieht Pauls Tagebuchnotizen mit Erinnerungsgeschichten und Geschehnissen aus der Heimat in der Eifel. Seine Beobachtungen bei der Vogelschau sind so scharf justiert wie das Fernglas von seinem Vater, das er dabei benutzt.


    Ob Paul seine Schuld in dem Land der Vögel mit dem einzigartig blauen Himmel abladen kann?


    Scheuers neues Buch besticht durch eine schlichte Sprache. Im Laufe der Tagebuchnotizen und eingestreuten Rückbesinnungen baut sich ein Spannungsfaden der Lebensgeschichte des Soldaten Paul auf, der den Leser mit seiner Poesie und seiner tragischen Schwere immer weiter lesen und das Buch kaum aus der Hand legen lässt.


    Aus der Flucht vor einer persönlichen Last und Schuld in die Freiheit, die Paul bei der Vogelobservation erlebt, wird ein emotionaler Kriegsbericht vom Hindukusch, der in seltsamer Weise über dem Leben zu schweben scheint. Norbert Scheuers „Die Sprache der Vögel“ wirkt wie eine Passionsgeschichte, die noch lange, nachdem man das Buch aus der Hand gelegt hat, nachklingt in der Seele.

  • 2003 geht Paul als Sanitäter der Bundeswehr nach Afghanistan. Nicht aus Überzeugung, sondern um dem zu entfliehen, was er verschuldet hat: Einen Autounfall, bei dem sein Freund Jan so schwer verletzt wurde, dass er seitdem körperlich und geistig behindert ist. Im Feldlager hält er in eher kurzen Tagebucheinträgen fest, was ihn bewegt und wie er den Tag verbringt. Neben seiner eigentlichen Arbeit ist es die Beobachtung von Vögeln, wie es auch schon ein Urahn von Paul mehr als 200 Jahre zuvor getan hat, der ebenfalls unter anderem in Afghanistan war. Paul versucht zu vergessen und konzentriert sich auf die kleinsten Details, die er notiert und in aquarellartigen Bildern festhält.
    Durch die verschiedenen Ebenen, die von Pauls Freundin Theresa, seinem Vater, seiner früheren Lehrerin und seinem Urahn handeln, erfährt man nach und nach die Geschichte von Paul, die immer mehr von Verlust und Tod geprägt ist. Dennoch ist es kein deprimierendes Buch, eher melancholisch und stellenweise einfach schön, gerade wenn es um die detaillierten Vogelbeschreibungen geht. Obwohl auch Angriffe, Verletzte und Tote nicht ausgespart werden, wirkte Afghanistan weniger wie ein Kriegsschauplatz auf mich, sondern eher eine fast schon märchenhafte Oase. Nicht dass hier etwas verklärt wird, ganz im Gegenteil. Die Schrecken dieses Aufenthaltes sind deutlich vorstellbar und man kann gut nachvollziehen, wie Manche den Druck nicht mehr aushalten und durchdrehen. Trotzdem gelingt es Norbert Scheuer, diesem Land mit seiner großen Vogelvielfalt einen besonderen Reiz zu verleihen, den ich nicht so schnell vergessen werde.
    Ein schönes Buch in ruhigen Worten, wozu auch die anmutigen Vogelzeichnungen beitragen. Auch der feste Umschlag sollte erwähnt werden, der ebenfalls mit diesen Zeichnungen geschmückt ist. Dennoch muss ich zwei Dinge bemängeln: Mich störten die vielen Ebenen, eine oder zwei weniger hätte ich nicht vermisst, im Gegenteil. Und müssen die Abschnitte immer auf einer neuen Seite beginnen? Man wäre mit gut 50 Seiten weniger ausgekommen, doch hätte man dafür vielleicht keine zwanzig Euro verlangen können.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling