Thees Uhlmann - Sophia, der Tod und ich

  • Klappentext:
    Im Debütroman des Musikers Thees Uhlmann geht es ums Ganze. Der Tod klingelt an der Tür. Aber statt den Erzähler ex und hopp ins Jenseits zu befördern, gibt es ein rasantes Nachspiel. Ein temporeicher, hochkomischer, berührender Roman über die wirklich wichtigen Fragen des Lebens.
    Vor der Tür des Erzählers steht ein Mann, der ihm ähnlich sieht und behauptet, er sei der Tod und wolle ihn mitnehmen. Er habe noch ungefähr drei Minuten zu leben. Zwischen den beiden entspinnt sich eine absurd-witzige Diskussion, in der es um Kopf und Kragen, um die Insel Juist, den Lakritzgeschmack von Asphalt und das depressive Jobprofil des Todes geht. Zu seiner Verwunderung gelingt es dem Tod nicht, den Erzähler sterben zu lassen. Ein spektakulärer Roadtrip beginnt. Gemeinsam mit seiner Exfreundin Sophia und dem Tod macht sich der Erzähler auf den Weg zu seiner Mutter und zu seinem sieben Jahre alten Sohn, den er seit Ewigkeiten nicht gesehen hat, dem er aber Tag für Tag eine Postkarte schreibt.
    Es geht auf eine Reise zwischen Himmel und Hölle – und um die Frage, ob es das alles überhaupt gibt. Eine Reise, die geprägt ist durch die Tollpatschigkeit, mit der sich der Tod durch die Welt der Lebenden bewegt, und Fragen wie: Muss der Tod pinkeln? Und wenn ja, wie macht er das? – Und die große Frage, was denn besser ist, »to burn out or to fade away«.
    (von der KiWi-Verlagsseite)


    Zum Autor:
    Thees Uhlmann, geboren 1974 in Hemmoor, ist Musiker und Autor. Mit seiner Band Tomte und als Solokünstler feiert er große Erfolge, sein jüngstes Soloalbum erreichte Platz 2 der deutschen Albumcharts. »Er ist die Stimme des deutschen Herbstes 2013. Uhlmann besingt die letzten Träume der Enddreißiger. Mit seinem zweiten Soloalbum #2 gelingt Thees Uhlmann die Vermessung der Republik. Wirklich anrührende, erzählerische Kleinode hat Uhlmann geschaffen«, urteilte Die Welt. Thees Uhlmann hat schon für verschiedene Zeitungen und Magazine geschrieben. Sophia, der Tod und ich ist sein erster Roman. (von der KiWi-Verlagsseite)


    Allgemeine Informationen:
    Ich-Erzählung
    39 Kapitel, in lesegerechte Abschnitte geteilt, auf 318 Seiten


    Persönliche Meinung:
    Eigentlich soll er sterben, der Ich-Erzähler; ab dem Moment, in dem der Tod an der Tür klingelt, gibt es kein Erbarmen, ist sein Ende besiegelt. Wenn nicht Ex-Freundin Sophia wäre, die wenige Sekunden später völlig unerwartet klingelt. Und weil der Tod demjenigen, den er holt, noch einen Wunsch frei gibt, bekommt der Erzähler eine Galgenfrist: Zusammen mit Sophia hatte er eine Fahrt zu seiner Mutter geplant, die er jetzt noch machen darf. Natürlich muss der Tod mit.
    Doch auch der Tod hat Sorgen: Ein missliebiger Konkurrent sägt an seinem Stuhl; er könnte seinen Job verlieren und muss den anderen besiegen.


    Von außen betrachtet scheint der Erzähler ein Loser, eine Aushilfsstelle in einem Altenheim, eine Wohnung mit zusammengestoppelten und geerbten Alt-Möbeln, keine eigene Familie, nur einen Sohn von acht Jahren, der bei der Mutter und den reichen Großeltern mütterlicherseits weit entfernt aufwächst. Dennoch schreibt er seinem Sohn jeden Tag eine Postkarte mit einer Karikatur und einem kurzen Text über das, was er am jeweiligen Tag erlebt hat.
    Im Mittelpunkt seines Lebens steht Fußball; Spiele, Tabellen, Punktestände – er ist über alles informiert und liest bevorzugt Fußballzeitungen.
    Mit Tod und Sophia fährt er zunächst zur Mutter; dann brechen alle vier auf, um den Sohn, bzw. Enkel zu besuchen, der vom Tod-Konkurrent bedroht wird.


    Klamauk? Bemühter oder peinlicher Witz? Nein.
    Denn immer wieder bricht die Handlung auf und macht Erinnerungen Platz, kleinen (und großen) Gedanken über die Endlichkeit, das Wichtige und das Nebensächliche; dennoch kommt es nicht zum großen Rückblick. Es sind eher die beiläufigen und alltäglichen Ereignisse, die ins Gedächtnis zurückkommen. Nicht tiefsinnig, sondern zusammengefügt aus lapidaren, trockenen und unspektakulären Assoziationen.
    Auch den Wortgefechten zwischen der besorgten und emsigen Mutter, der schlagfertigen und willensstarken Sophia und dem Tod (der sich der ahnungslosen Mutter als Niederländer Morten de Sarg vorstellt) folgt man mit Vergnügen.


    Misslungen sind die aus der Fantasy entliehenen Einschübe um den Kampf der beiden Tode; ein Bruch. Trotz des irrealen Themas und der absurden Handlung ist die Geschichte dennoch auf der realen Ebene angesiedelt. Und was da blaue Funken sprüht und mit Leuchtstäben aufeinander losgeht, fällt störend aus dem Rahmen.
    Ein eventuelles Konzept, die Spannung des Buches dadurch zu puschen, geht nicht auf. Für einen Genremix sind die Passagen zu sehr vom Gesamtinhalt abgetrennt, und für die Gesamthandlung braucht das Buch sie nicht.


    Zu Anfang des Buches befürchtete ich, der schnodderigen Sprache, der flapsigen Dialoge und des saloppen Umgangs der Figuren miteinander schnell überdrüssig zu werden, doch der Autor schafft es vor allem durch die Abschweifungen des Erzählers in seine chaotischen Gedanken und Erinnerungen, den Roman auf ein anderes, weiteres Feld zu stellen.


    Er: „Warum lieben die Menschen eine Blumenwiese?“
    Ich: „Weil sie so schön bunt ist.“
    Er: „Nein, weil sie nur vier Wochen lang so schön bunt ist. Und dann wird sie gelb, und dann ist sie tot. Ohne mich wäre es einfach nur eine Fläche mit bunten Punkten. Ich mache den ganzen Kram hier zu dem, was er ist. Ich bin der Grund, warum ihr morgens aufsteht. Ich bin die Angst, die euch lieben lässt. Ich bin das Ticken in eurem Kopf. Alles, was ihr am Leben liebt, bekommt durch mich erst seine Form. Die Angst, etwas zu verpassen. Was willst du verpassen, wenn du es immer nachholen kannst?“

    (S. 248)

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Hallo, liebe Marie!!
    Gerade heute habe ich dieses Buch ausgelesen. Seit langer Zeit musste ich beim Lesen mal wieder laut lachen. Dabei hat das Buch auch sehr viel Tiefgang, gerade die Stelle mit der Blumenwiese gefiel mir auch besonders gut, es gibt noch mehr Nachdenkliches. Mir ging es ähnlich wie dir, die "Laserschwert-Szenen" sind ein wenig holprig...
    Wird schnell noch zu Weihnachten verschenkt, ich weiß schon zu wem es passt!
    Eine echte Leseempfehlung...

    "Wie wenig du gelesen hast, wie wenig du kennst - aber vom Zufall des Gelesenen hängt es ab, was du bist." Elias Canetti

  • @cheriechen, dein Auftauchen nach so langem Schweigen war eine schöne (Weihnachts)überraschung. :bounce:


    Dass dir das Buch gefällt, ist dagegen keine Überraschung. :lol:

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  • Ach,so richtig mitgenommen und beeindruckt hat mich das Buch nicht und das obwohl Thees Uhlmann nichts falsch gemacht hat


    Ich kann weder am Schreibstil herummäkeln ,noch waren die Protagonisten schlecht ausgearbeitet oder unsympathisch und auch die Idee zur Geschichte hat mir gefallen und hätte wohl kaum besser umgesetzt werden können..


    Aber das Buch hat mich nicht gepackt,irgendwas hat gefehlt,sodaß ich lange brauchte um das Buch zu beenden und somit mit


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: bewerte

  • Ich habe im Juni den Roman "Sophia, der Tod und ich" gelesen.


    Da die sympathische Christine Westermann (Zimmer frei) dafür in einer Buch-Talkrunde im TV geworben hatte, wurde ich neugierig.
    Witzig fand ich anfangs die Idee, dass ein Todgeweihter mit dem
    "Sensenmann" eine Art Freundschaft eingeht und mit ihm kleine Abenteuer erlebt.
    Doch zur Mitte des Buches hin wurde meine Lesefreude jäh unterbrochen.
    Weshalb?
    Nun, kurz gesagt: Zeitgeistiger Sittenverfall!
    Musste der todgeweihte Protagonist denn unbedingt noch mit seiner Exfreundin 'ne Nummer schieben? :shock:
    Wenn der Autor besser mit Anspielungen gearbeitet hätte, müsste man diese Schmuddelszene nicht kritisieren.
    Schade.
    Den Roman habe ich trotzdem noch ausgelesen, aber dass die Beiden es unbedingt
    miteinander "treiben" mussten, während der "Tod" nebenan lag, hat der Story nicht gut getan.

  • Meine Bewertung nachträglich: :bewertung1von5::bewertung1von5:


    Wenn der Autor (ein Kind der antiautoritären Erziehung der 70-er vermutlich) es sich verkniffen hätte,
    dem sexualisierten Zeitgeist nachzugeben, hätte ich mehr Sterne vergeben.


    Ein Todgeweihter hätte im wahren Leben sicher nicht das Bedürfnis gehabt,
    es mit seiner Ex-Freundin zu "treiben" während der Tod in Gestalt eines mysteriösen Mannes nebenan liegt.

  • Er: „Warum lieben die Menschen eine Blumenwiese?“
    Ich: „Weil sie so schön bunt ist.“
    Er: „Nein, weil sie nur vier Wochen lang so schön bunt ist. Und dann wird sie gelb, und dann ist sie tot. Ohne mich wäre es einfach nur eine Fläche mit bunten Punkten. Ich mache den ganzen Kram hier zu dem, was er ist. Ich bin der Grund, warum ihr morgens aufsteht. Ich bin die Angst, die euch lieben lässt. Ich bin das Ticken in eurem Kopf. Alles, was ihr am Leben liebt, bekommt durch mich erst seine Form. Die Angst, etwas zu verpassen. Was willst du verpassen, wenn du es immer nachholen kannst?“

    Ich nehme an, dass das ein Dialog zwischen Protagonist und Tod ist? Der gefällt mir richtig, richtig gut. Auf jeden Fall bin ich jetzt echt neugierig auf das Buch geworden und schiebe es mal auf meine Wunschliste.

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Eine wundervolles, berührendes, tröstliches, kluges, warmherziges, irrsinnig witziges bis schwarz-humoriges, fast schon zynisches Buch, dass extreme Lust auf Leben macht.
    Die Dialoge sind schmerzlich direkt und die Sprache völlig unverschnörkelt.
    Hat gutes Potenzial zum Jahreshighlight. Und kommt eindeutig auf meine Liste der Bücher "könnte ich nochmal lesen, wenn ich denn Bücher noch einmal lesen würde".
    Dieses Buch steckt voller wunderbarer Weisheiten, dass man alleine dafür ein zweites Mal bräuchte.

    Ich :study: gerade:

    [-X 2024: SuB 7.708

    gelesen/gehört insgesamt: 11 davon 6 :study: = 2265 Seiten / 5 :musik: = 53:34 Stunden

    (2023 gelesen: 14 B. / 4.602 S. + gehört: 32 HB. / 327:27 Std.)

  • Hallo alle!


    ich suche eine bestimmte Stelle in dem Buch und finde sie leider nicht wieder, da ich nur das Hörbuch habe. Und zwar wo der Erzähler das "choooooooahhhhhhhhhh" Geräusch beschreibt. Ich meine nicht die Stelle, wo Sophia ihn darauf hinweist, sondern die, wo er es selbst beschreibt.


    Hat jemand vllt das eBook zum durchsuchen? Oder erinnert sich jemand?


    Vielen Dank für eure Hilfe!