bin ich besser geworden?

  • Hallo alle miteinander,


    vor 3 Jahren habe ich hier schon mal eine kleine Leseprobe von mir veröffentlicht, die einfach nur dilettantisch war.
    Seit dem habe ich viel dazu gelernt (glaube ich) und viel geschrieben. Aber nur für mich. Der Wille zu Schreiben war da, das Können weit entfernt.
    Nun bin ich wieder an einer Geschichte dran, die ich zunächst nur als reine Übung erachtet bzw angefangen habe, aus der ich jetzt aber gerne mehr machen würde, etwas großes und längeres.


    Um schon mal Meinungen anderer zu bekommen, poste ich mal den Anfang dieser Geschichte, um zu erfahren, ob ich weiter machen oder lieber endgültig die Finger vom Schreiben lassen soll.


    ich nenne den Anfang einfach mal - ein scharfes Mittagessen - !





    Ein warmer Tag stand bevor, das ausgerechnet heute. Heute, wo endlich der Tag, die Stunde für sie gekommen war. Theresa stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Cremè de la Cremè, einem piekfeinen Schuppen an der 5. Ecke May, und war vor Aufregung völlig durchnässt. Sie schwitzte fürchterlich. Nicht auf Grund der Wärme , sondern aus Angst. Sie schwitzte aus Angst vor dem, was sie gleich tun würde, und die brutzelnde Sonne über ihrem Haupt gab ihr den Rest.
    So lange schon, Jahre bereits, hatte sie sich diesen Moment vorgestellt, ihn herbei gesehnt. Dabei stand sie sich die ganze Zeit nur selbst im Weg. Theresa hatte nie den Mut das zu tun, was getan werden muss, damit ihre Würde, ihre Hoffnungen und vor allem ihr Leben nicht versiegen.
    In ein paar Minuten sollte damit Schluss sein. Wenige Schritte noch, einmal abdrücken, und alles wäre zu Ende, der Akt vorbei. Ihr ganzer Schmerz, all das Leid, was sie ertragen musste, würde sich im Bruchteil einer Sekunde in Luft auflösen - genauso wie ihr Scheiskerl von Mann. Seine gesamten Parteifreunde, einschließlich seiner Sekretärin Denisè, sollten dabei zu sehen. Den Preis, den Theresa dafür zahlen müsste, nahm sie in Kauf und wäre nichts im Vergleich dazu, was sie gewinnen würde. Warum also warten? Wenn sie es nicht tut, tut es irgendwann ein anderer. Davon war auch David überzeugt, ein Bekannter von ihr.


    Theresa überquerte die Straße, steuerte unaufhaltbar dem Eingang des Restaurants entgegen. Die Uhr zeigte 12.32Uhr. Der halbe Bezirk hatte sich jetzt hier versammelt und speiste zu Mittag. Wie immer saß Edward hinten links in einem abgeschotteten, ganz speziellen Bereich. Er nannte diese Ecke immer seine Ecke, in der er so wenig wie möglich von den einfallslosen, primitiven Gesprächen der anderen Gäste mit bekam und wo er sich in Ruhe den wirklich wichtigen Themen zuwenden konnte. Seine Getreuen hörten ihm immer gespannt zu und pflichteten ihm bei anstatt diesem Verbrecher mal ordentlich die Meinung zu geigen. Theresas Ansicht nach, quoll so oder so nur Unsinn aus dem Munde ihres Gatten sobald er den Mund aufmachte.
    Heute war es nicht anders und so verwunderte es Theresa auch nicht, dass niemand von ihr Notiz nahm, als sie sich dem Tisch näherte. Alle blickten nur zu Edward, aßen und tranken, und lauschten seinen Worten. Edward gab wieder eine Menge von sich, grinste vergnügt , arrogant, als wäre er der Herrscher des Universums. Dabei beherrschte er nur diesen Tisch, und sein Heim. In mitten dieser feinen Herrenrunde saß selbstverständlich auch wieder das Luder Denisé, eng und anschmiegsam an Edwards Seite. Mit strahlenden Augen sah sie Edward an. Auch sie bemerkte Theresa nicht.


    Erst als Theresa näher trat, sich provokant benahm, horchten alle auf und sahen sie an - verdutzt, als wäre sie ein Alien von sonst wo und nicht hier her gehörend. Edward rollte die Augen, Denisè gab sich einen Schlug Wein.
    Theresa beobachtete alle, peilte die Lage, schaute sich um. Sie hielt einen Moment inne, als wolle eine andere Theresa in ihr, es nicht übers Herz bringen. Eine weiche und barmherzige Theresa. Eine viel zu schwache Theresa! Doch diese Theresa sollte es nicht mehr geben - nie mehr!
    Theresa öffnete ihren Mantel, streifte alle Zweifel von sich, und sah Edward hasserfüllt an. Dann sagte sie, laut und entschlossen, so dass möglichst alle es mitbekamen: > Edward!, nie......nie..nie wieder, in meinem gesamten Leben nicht, werde ich jemals die Frau eines Politikers wieder. Und..... und schon gar nicht von so einem wie dir. Du bist ein Betrüger und Heuchler - und das - das - ist für dich! < Dann schoss Theresa, warf die Armbrust zu Boden und verließ wie neu geboren - als gestärkte und hoffentlich baldige Ex Frau von Senator Edward Anderson - das Restaurant. Denisé schrie auf, ging zu Boden, und war scheinbar sofort tot.

  • Hallo @Matze3004, ich habe Deinen Beitrag in den Autorenbereich verschoben, dort passt er besser hin als in den Vorstellungsthread. Und hier bekommst Du auch am ehesten die passenden Rückmeldungen. :wink:

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Joseph Roth - Hiob

    :study: Mike Dash - Tulpenwahn


  • Hi Matze,


    ich finde die Idee als Anfang eines Romans oder einer Geschichte sehr gut. Eine Frau erschießt mitten in der Öffentlichkeit ihren Mann, der in Ruhe in einem Lokal speist. Du erzählst das Ganze aus der Perspektive der Täterin, tauchst in sie ein, zeigst ihre Aufgeregtheit und den Zwiespalt. Das gefällt mir sehr gut.
    Ein paar kleinere Dinge sind mir aufgefallen. Über die Rechtschreibung und Grammatik solltest du nochmals drübergehen. Ein "Schluck", die Kommasetzung, den Satzbau. Vor allem wechselst du teilweise die Zeiten. Es müsste heißen "...ihr Leben nicht versiegten"..."..wenn sie es nicht tat, tat es ein anderer". Und schau dir französische Schreibweisen an, normalerweise heißt jemand Dénise und ich denke, man schreibt Crème de la Crème. da stimmen die Akzente nicht.
    "Sie benahm sich auffällig" ist mir zu pauschal, was genau tut sie denn?
    Der Satz, den sie ihrem Mann an den Kopf wirft, gefällt mir nicht so ganz. Der ist zu lang, finde ich. In so einer Situation würde ich knackiger schreiben. "Das ist für dich, du Bastard" und abdrücken. Aber das ist sicher Geschmackssache.
    Was meiner Meinung nach gar nicht geht, ist der letzte Satz. Du bist ja komplett in der Perspektive von Theresa und sie geht raus. Dann kann sie nicht sehen, wie Dénise tot umfällt.


    Aber das sind alles Details, die du leicht ändern kannst. Das Grundsätzliche ist gut! Nix wie ran an die Story!


    liebe Grüße
    Karin

  • Hallo und erstmal vielen Dank für deine Kritik,


    zu meiner Verteidigung sei folgendes gesagt: ich wollte eigentlich aus der Perspektive schreiben, die über den Dingen steht. Also der allwissende Erzähler, es gibt auch einen Fachausdruck dafür, der aber auch zwischenzeitlich in Theresas Perspektive wechselt, um dem ganzen mehr emotionale Nähe zu geben. Darum auch am Ende scheinbar tot, weil ich als Erzähler dem Leser nicht direkt verraten wollte, ob Dènise nun tot oder nicht tot ist. Und auch Theresa nimmt es nur an, weil sie es nicht wissen kann und daher dachte ich passt das scheinbar auch zu ihrer Perspektive.


    Ein paar Zeitfehler fallen mir jetzt auch auf, die mir beim schreiben überhaupt nicht auffielen. Zu der Kommasetzung, die habe ich wirklich mehr nach meinem persönlichen Empfinden gesetzt, um manchen Passagen oder nur Wörtern mehr Ausdruck, mehr Bedeutung/Betonung zu verschaffen. Ich habe mal gelesen, dass dies geht, auch wenn es von der absolut korrekten Kommasetzung wohl abdriftet.
    Und das mit dem provokant benehmen, war auch Absicht. Ich wollte nicht unbedingt beschreiben, was sie genau tut, sondern der Leser sollte sich da selbst etwas nettes ausmalen. Ich wollte nur verraten, andeuten, dass sie sich irgendwie provokant bemerkbar machte. Es schien mir zu reichen, ohne das Ganze jetzt noch ausgeschmückt zu haben.
    Aber du wirst sicher Recht haben, das anderes besser gewesen wäre.

  • Das mit einem auktorialen Erzähler kann funktionieren, ist aber nicht leicht.
    Fakt ist halt, in dieser Szene bist du ausschließlich in ihr drin. Falls du in den allwissenden Modus wechseln willst, musst du das meiner Meinung nach vollziehen, also wie bei einer Filmkamera einen Schwenk machen und die Szene nicht mehr nur aus ihren Augen betrachten. Für den Leser aber nicht ganz leicht zu schlucken, denke ich.
    Naja, klar kann man manche Kommas nach Gutdünken setzen, aber du musst aufpassen, dass es nicht unprofessionell wirkt. Wobei das halt echt Kleinigkeiten sind. Ich lese mein Buch grad zum x-ten Mal Korrektur und finde immer noch Fehler, es ist zum Haare raufen!


    toi toi toi
    Karin

  • In der Tat meinte ich ehr das anscheinend. Doch habe ich mir den Link dazu mal durchgelesen und wenn das stimmen sollte, was dort erklärt wird, dann kann ich wiederum das Scheinbar in meinem Text so belassen. Denn die Story nimmt eine ganz andere Wendung als dieser Anfang vielleicht glauben machen mag. Desweiteren wollte ich den Lesern Theresa erstmal als diese Art von Mensch präsentieren, wie Sie am Anfang ja auch rüber kommt. Jeder soll mit ihr mitfühlen und leiden, Sympathie für sie erstmal entwickeln, Verständnis gegenüber ihr zeigen, nur um dann im Verlauf der Geschichte langsam aber sicher die wahre Theresa zu offenbaren.
    Aber das sind jetzt Infos, die in weiter Ferne noch liegen.


    Um zu dem auktorialen Erzähler noch mal zu kommen, genau diesen Fachausdruck meinte ich, diese Erzählperspektive schien mir schon immer die beste zu sein, weil sie einem die größten Freiräume lässt. Man weiß alles, sieht und spürt alles, ist nicht ortsgebunden usw..., während man bei anderen Perspektiven leider sehr eingeschränkt wird. Da darf man nicht mal Gefühle oder Emotionen der Charaktere mit hinein bringen, da man diese gar nicht kennen kann. Als allwissender Erzähler, so dachte ich halt, kann und darf ich alles. Sogar in die intimsten Gedanken all meiner Charaktere vordringen.

  • Wenn du in all deine Charaktere eindringen willst, müsstest du aber ständig hin und herspringen. Das würde mich als Leser abschrecken. Ich bleibe gern in einer oder zwei Personen, denn wie soll man sich sonst mit jemandem identifizieren?
    Alles gleichzeitig geht nicht. Entweder du hast die Kameraperspektive von oben (dann kannst du nicht so tief in die Figuren gehen) oder du setzt sie quasi einer Person als Stirnkamera auf. Ein Wechsel ist natürlich möglich, aber NIEMALS innerhalb einer Szene. Sonst verwirrst du den Leser total.
    Die meisten Romane, die man heutzutage liest, sind in der personalen Perspektive geschrieben. Du solltest dir einfach vor jeder Szene überlegen, wir diese am besten erzählt. Und wie du sie aufbaust. (Ziel der Person, Konflikt, Scheitern, Höhepunkt etc.).
    Kommt natürlich auch darauf an, welches Genre du schreibst und wen du ansprechen willst. Ein auktorialer Liebesroman ist undenkbar, bei einem Politthriller ist das sicher möglich.


    Bin gespannt auf weitere Meinungen!
    Karin

  • Das scheint mir der Anfang einer schönen Geschichte zu sein. Der Text hat allerdings, wie Karin669 schon geschrieben hat, noch einige Überarbeitung.


    Besonders aufgefallen sind mir folgende Stellen:

    Ein warmer Tag stand bevor, das ausgerechnet heute.

    Der erste Satz setzt sich äußerst ungünstig zusammen. Erst kommt eine klare nüchterne Aussage zum Wetter (allwissender Autor), dann die negative Wertung aus Sicht einer noch unbekannten Person. Das ist nicht nur ein Perspektivwechsel in einem Satz. Es ist ohnehin meist ungünstig, einfache Fakten und eine emotionale Wertung in dieser Weise zu vermischen.


    und war vor Aufregung völlig durchnässt. Sie schwitzte fürchterlich.

    Doppelte Erwähnung des gleichen Fakts. Der zweite Satz sollte gestrichen werden.


    Den Preis, den Theresa dafür zahlen müsste, nahm sie in Kauf und wäre nichts im Vergleich dazu, was sie gewinnen würde.

    Den Preis wäre nichts.


    saß selbstverständlich auch wieder das Luder Denisé, eng und anschmiegsam an Edwards Seite

    "Anschmiegsam" ist eine Eigenschaft von Denise, "eng" nicht. Daher können die Wörter nicht in einer Aufzählung verwendet werden.


    Denisè gab sich einen Schlug Wein.

    (von dem "Schlug" einmal abgesehen) Sie gab ihn sich?


    steuerte unaufhaltbar dem Eingang des Restaurants entgegen

    Sie "ging dem Eingang entgegen" oder "steuerte darauf zu". "Entgegensteuern" bedeutet "in die andere Richtung lenken".


    Es gäbe auch noch einige Füllwörter zu streichen und so weiter und so fort. Aber wie schon gesagt: Aus der Geschichte lässt sich etwas machen, sie ist gut angelegt. Dass noch viel zu überarbeiten ist, ist ganz normal.