David Foster Wallace - Das hier ist Wasser / This is Water: Anstiftung zum Denken

  • Original : This is Water: Some Thoughts, Delivered on a Significant Occasion, about Living a Compassionate Life (2009)
    Zweisprachige Ausgabe (Engl. / Dt.)


    INHALT :
    David Foster Wallace wurde 2005 darum gebeten, vor Absolventen des Kenyon College eine Abschlussrede zu halten. Diese berühmt gewordene Rede gilt in den USA mittlerweile als Klassiker und Pflichtlektüre für alle Abschlussklassen – eine kleine Anleitung für das Leben, die man jedem Hochschulabsolventen und jedem Jugendlichen mit auf den Weg geben möchte. Was bedeutet es eigentlich, erwachsen zu sein, und wie können Menschen ihre Standardeinstellung, dass sich alles im Leben erst mal um sie selbst dreht, durchbrechen, um ein sinnvolleres und stressfreieres Dasein zu führen? David Foster Wallace zeigt in dieser kurzen Rede mit einfachen Worten, was es heißt, Denken zu lernen und erwachsen zu sein.Eine frappierende Weisheit, eine entwaffnende Moral und ein Aufruf zu mehr Empathie – es wird keinen Leser geben, der sich dem Zauber von Wallace’ Darlegung entziehen kann. (Quelle : Produktbeschreibung amazon)


    BEMERKUNGEN :
    Wallace möchte nicht mit erhobenem Zeigefinger einige Dogmen von sich geben in solch einer klassischen Pflichtveranstaltung, die eine schulische oder universitäre Abschlußrede darstellt. Er lädt zum Denken ein, und schildert eingangs anhand eines ganz schlichten « Gleichnis' » von Fischen im Wasser, die sich ihres so evidenten Umfeldes gerade wegen seiner Selbstverständlichkeiten nicht bewusst sind…


    Davon ausgehend die hervorragend geführte Darstellung, wie auch wir bewegt, umgeben werden von selbstverständlichen Dingen, die wir gar nicht mehr wahrnehmen, aber dennoch wie ein Fundament sind. Wie sich dieser Dinge bewußt werden ? Wo besteht innerhalb von Routine und scheinbar unverrückbaren Erfahrungen unser Spielraum, unsere Freiheit ? Was bedeutet « eine Erziehung zum selbständigen Denken » in diesem Zusammenhang ?


    Der Text ist wirklich nicht lang, liesse sich im Eilmarsch eventuell in zwanzig Minuten lesen, auch wenn meine französische Ausgabe aus Leserlichkeit und als Einladung zum Nachdenken diese Rede auf 138 Seiten mit manchmal nur einem Satz pro Seite editiert. So präsentiert sich der Text als enormer, brillianter Gedankenanstoß. Ich landete bei diesem kurzen Stück, weil mir der « Unendliche Spaß » als Einstieg in sein Werk als zu mächtig erschien.


    Was für ein Einstieg !


    AUTOR :
    David Foster Wallace (* 21. Februar 1962 in Ithaca, New York; † 12. September 2008 in Claremont, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Schriftsteller und Hochschullehrer. Bekannt wurde er durch seinen 1996 veröffentlichten Roman Unendlicher Spaß (Infinite Jest). Das Magazin Time wählte das Werk zu einem der wichtigsten englischsprachigen Romane, die zwischen 1923 und 2005 erschienen sind. Wallace' Leben war vom Kampf gegen seine schwere Depression und seine Alkoholabhängigkeit gekennzeichnet. Er nahm sich im Alter von 46 Jahren während einer schweren Depressionsphase das Leben.


    David Ulin, Literaturkritiker der Los Angeles Times, bezeichnete Wallace in einem Artikel nach dessen Suizid als „einen der einflussreichsten und innovativsten Schriftsteller der letzten 20 Jahre.“ Andreas Borcholte nannte in einem Nachruf für den Spiegel seine Romane, Erzählungen und Essays das intellektuell und künstlerisch Verwegenste, was die moderne amerikanische Literatur in den vergangenen Jahren hervorgebracht habe. Zum literarischen Nachlass von Wallace zählte ein nicht vollendeter Roman, der 2011 unter dem Titel The Pale King (deutscher Titel: Der bleiche König) erschien. Dieser Roman war 2012 für den Pulitzer-Preis nominiert, die Jury konnte sich in diesem Jahr nicht darauf einigen, wer von den drei Finalisten der Preisträger sein sollte.
    (Quelle : wikipedia)


    Taschenbuch: 64 Seiten
    Verlag: KiWi-Taschenbuch (14. Mai 2012)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3462044184
    ISBN-13: 978-3462044188
    Originaltitel: This Is Water

  • Ich war schon die ganze Zeit über neugierig wie dir das Büchlein gefallen wird, seit ich gesehen habe, dass du es liest. Beim recherchieren im Internet bin ich noch über diesen Blogeintrag mit einem recht interessanten Video (englisch mit dt. Untertiteln) gestossen und mag es noch als Ergänzung empfehlen.


    Nachdem du von einem Einstieg redest, kann ich davon ausgehen, dass es nicht bei dieser kleineren Lektüre von dem Autor bleiben wird?

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • Hallo, tom leo!


    Vielen Dank für deine Rezension! Dank ihr ist dieses Buch gerade auf meinem Reader gelandet, da es vielleicht gar nicht so schlecht ist, mit einem kürzeren Werk in die Lektüre von David Foster Wallace einzusteigen, dessen "Unendlicher Spaß" mir zur Zeit auch ein zu gewichtiger Broken ist.


    Herzliche Grüße
    Buchfresser

  • Der Originaltitel lautet: This Is Water: Some Thoughts, Delivered on a Significant Occasion, about Living a Compassionate Life

    :study: Ich bin alt genug, um zu tun, was ich will und jung genug, um daran Spaß zu haben. :totlach: na ja schön langsam nicht mehr :puker:

  • Ich war schon die ganze Zeit über neugierig wie dir das Büchlein gefallen wird, seit ich gesehen habe, dass du es liest. Beim recherchieren im Internet bin ich noch über diesen Blogeintrag mit einem recht interessanten Video (englisch mit dt. Untertiteln) gestossen und mag es noch als Ergänzung empfehlen.


    Nachdem du von einem Einstieg redest, kann ich davon ausgehen, dass es nicht bei dieser kleineren Lektüre von dem Autor bleiben wird?

    Danke für den Link. Mit meinem Beitrag wollte ich nicht zu weit in der Zusammenfassung der Gedanken gehen...


    Ja, ich denke, dass es langfristig nicht bei dieser ersten Entdeckung des Werkes bleiben wird. Der Name ist vorgemerkt!


    Natürlich dachte ich an Eure Leserunde und die überwiegend herrschende Begeisterung über den "Unendlichen Spaß", aber:


    Dank ihr ist dieses Buch gerade auf meinem Reader gelandet, da es vielleicht gar nicht so schlecht ist, mit einem kürzeren Werk in die Lektüre von David Foster Wallace einzusteigen, dessen "Unendlicher Spaß" mir zur Zeit auch ein zu gewichtiger Broken ist.

    genauso geht es mir. Bei einem Eschnuppern eines Autors direkt mit einem Wälzer anzufangen schreckt mich ab. Überhaupt lese ich mit den Jahren generell immer mehr eher "dünnere" Bücher. Wer in diesem Format zurechtkommt mag auch bei den Wälzern nicht schlecht sein...

  • Leserunde? Ach so, du meinst die Beiträge bei "Ich lese gerade..." :D Ich war da kurz verwirrt. :uups:


    Eigentlich hatte ich auch die Tendenz zu dünneren Büchern, aber irgendwie ist es in diesem Jahr wieder völlig anders gekommen. Da machen mir auch die seitenstarken wieder Freude. Man bleibt länger in einer Geschichte drin und es fällt einem ja schon fast schwer, nach einer so lang verbrachten gemeinsamen Zeit, das Buch zu schließen.

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  • Hallo, tom leo!


    Ja, so sehe ich das auch. Gerade in kurzen Texten zeigt sich, ob ein Autor sein Werkzeug beherrscht oder nicht, und wenn er das im Kurzen kann, klappt es meist auch bei den umfangreichen Büchern.


    Hallo, Farast!


    Das geht mir genauso. Ich habe hier mittlerweile einige kurzere Bücher stehen, aber dennoch liebe ich die Wälzer.


    Liebe Grüße
    Buchfresser

  • Das ist ja ein echt toller Text, vielen Dank für die Rezi, @tom leo ! Denn wie vielen anderen hier, fiel mir die Begeisterung für DFW von einigen BT'lern auf, aber womit anfangen ? Und diese Rede oder vielmehr deren Inhalt sollte man sich immer mal wieder zu Herzen nehmen. Der Egozentrismus, der bevorstehende Alltagstrott und die Art, wie man auf die Dinge blickt und man somit auch ein zufriedenes Leben führen kann, sind für eine Abschlussrede sicher ungewöhnlich, aber doch wertvoller als ein "Ihr seid die nächste Generation von Entscheidern! - Glückwunsch".
    Vielen Dank auch an @Farast für den Link zu dem Filmchen!

  • Ich habe den Text jetzt auch gelesen. Die beiden Parabeln, die David Foster Wallace in seine Rede einbindet und ihre Verknüpfung mit dem Inhalt der Rede an sich, seine Aussage und auch seine ehrliche, direkte Sprache haben mir sehr gut gefallen. Ein Denkanstoß, der einen wirklich zum Nachdenken bewegt und der sich sehr gut liest. Auch die Beispiele, mit denen Foster Wallace seine Rede illustriert, sind gut gewählt und verständlich, denn es sind Alltagssituationen, die fast jeder kennt und die hier knallhart analysiert beziehungsweise von verschiedenen Seiten betrachtet werden. Da ich ja die ersten zwanzig Seiten von "Unendlicher Spaß" gelesen habe - wenn auch leider noch nicht mehr - so habe ich hier bei "Das ist Wasser" den Eindruck, dass in dieser Rede die genau sezierende Beobachtungsgabe, wie sie wahrscheinlich den "Unendlichen Spaß" prägt, auch hier spürbar ist.


    Ich denke, in den nächsten Monaten werde ich mir nach und nach die Kurzgeschichtensammlungen von David Foster Wallace zulegen und mich dann so nach und nach an sein Großwerk herantasten.