-ky & Co: Die Klette

  • -ky & Co.: Die Klette; Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek bei Hamburg 1983; 142 Seiten; ISBN: 3-49942659-5


    Hanns-Ulrich Lachmund arbeitet an der HÖV - Hochschule für Öffentliche Verwaltung Bramme. Als er seinen 40. Geburtstag feiert, kann er eine junge Dame vor dem Selbstmord retten. Doch damit nimmt das Unheil existenzgefährdend seinen Lauf. Ann-Kristin heißt die gerettete Frau. Sie entwickelt eine Dankbarkeit und Anhänglichkeit, die mehr als eine Familie und Karriere zerstört.


    Das vorliegende und hier besprochene Buch ist ein Krimi, der vom Verlag als Thriller bezeichnet wird. Er weist allerdings mehrere Besonderheiten, die an dieser Stelle auch benannt werden sollen.


    Offensichtlichste Besonderheit: Die Geschichte wird nicht als durchgehende Handlung, sondern in Briefform geschrieben. Es blickt also niemand von außen auf eine Handlung. Sie wird vielmehr aus der Ich-Perspektive geschildert und bietet so die Möglichkeit, die Beweggründe für eine Geschichte kennenzulernen. Der eigentliche Mord wird so nicht geschildert. Es gibt den langen Weg bis zum Mord und dann schildern die Beteiligten, wie es zur Lösung des Falles kommt.



    Stalking ist das willentliche und wiederholte (beharrliche) Verfolgen oder Belästigen einer Person, deren physische oder psychische Unversehrtheit dadurch unmittelbar, mittelbar oder langfristig bedroht und geschädigt werden kann. Bei uns in Deutschland ist Stalking unter dem Begriff Nachstellen strafbar.


    Dieses Stalking ist hier auch ein wesentliches Element der Handlung. Sie beschreibt, wie ein Mensch beruflich, menschlich, familiär und sozial durch eine solche Verfolgung mürbe und kaputt gemacht werden kann. Lachmund hat in dem Buch - zum Glück? - genügend fachkompetente Freunde, die zumindest seine strafrechtliche Vernichtung verhindern können. Kommt Stalking inzwischen häufiger in der (deutschsprachigen) Kriminalliteratur vor? Dieses hier ist der einzige Kriminalroman, von dem ich persönlich weiß, daß Stalking darin thematisiert wird. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren.


    Der sozialwissenschaftlich-soziologische und psychologische Ansatz ist in dem Duktus, also in der Art und Weise, wie die Handlung aufgebaut ist, und in der Sprachwahl sehr deutlich spürbar. Die Wortwahl ist rein deutsch - unverständliche Fachbegriffe und fremdsprachliche Ausdrücke gleichermaßen werden nicht benutzt. Die Handlung ist chronologisch aufgebaut und baut aufeinander auf.


    -ky heißt, wie in der breiten Öffentlichkeit bekannt sein dürfte, eigentlich Horst Bosetzky. Er ist Jahrgang 1938. Nach abgeschlossener Lehre zum Industriekaufmann bei Siemens studierte er zwischen 1963 und 1968 in Berlin Volks- und Betriebswirtschaft, Soziologie und Psychologie an der Freien Universität. Von 1973 bis zu seiner Emeretierung im Jahre 2000 war Horst Bosetzky Professor für Soziologie an der Fachhochschule für Verwaltungs und Rechtspflege der Stadt Berlin.


    Peter Heinrich wurde 1941 in Königsfeld im Schwarzwald geboren. Er ist ein inzwischen pensionierter Professor für Psychologie an der ehemaligen Fachhochschule für Verwaltungs und Rechtspflege Berlin - dort war er auch von 1999 bis 2007 Rektor.


    Dieser beruflich-wissenschaftliche Hintergrund der beiden Autoren ist überdeutlich in der Schreibweise zu spüren. Wer sonst wäre in der Lage, sich dermaßen in die Welt der Fachhochschulen, ihr Denken und Handeln einzufühlen? Wer sonst ware in der Lage, so gründlich und wissenschaftlich fundiert psychologisches und sozialwissenschaftliches Fachwissen in einen Kriminalroman einzuarbeiten?


    -ky gilt in der kriminalliterarischen Fachliteratur als stilbildend für die sogenannten Sozio-Krimis, die "neben der reinen Unterhaltung auch die besonderen sozialen Hintergründe der handelnden Personen sowie allgemeine Aspekte der gesamtgesellschaftlichen Situation und deren Auswirkungen zu beleuchten suchten".


    Doch genug der Theorie. Das Buch ist jedenfalls gut lesbar. Es bietet auch demjenigen Leser Vergnügen, der einfach nur an Unterhaltung interessiert ist.

  • Ich liebe diese rororo -Reihe und besitze auch einige dieser alten Krimis/Thriller. Und auch bei diesem Buch scheint es mir um eine interessante Thematik zu handeln, deshalb wandert das Buch gleich mal auf meine Wunschliste.

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    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

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