Rebecca Gablé - Der Palast der Meere

  • Freibeuter, Diebe und die Waringhams zur Zeit Elisabeth I.


    Lady Eleanor of Waringham lebt schonseit ihrer Kindheit bei Königin Elisabeth I. Sie ist mit ihraufgewachsen und ihre Freundin geworden. Nun unterstützt sie dieKönigin, indem sie alles sieht und hört was dieser sonst entgehenwürde. Eleanor ist das „Auge der Königin“. Gleichzeitig erlebtder Leser die Seite des Hofes und bekommt hautnah die politischenEinzelheiten der Epoche mit. Aber auch Intrigen gegen die Königinwerden aufgedeckt und dann hat El auch noch ihr eigenes Leben,welches sie vom Hof wieder fortführt direkt in die UnterweltLondons, denn ihr Geliebter ist ein Meisterdieb.


    Der zweite Handlungsstrang entführtden Leser gemeinsam mit Isaac of Waringham quer über die Weltmeereund zurück. Isaac ist der Bruder von El und mindestens genausoverwegen. Er macht als Freibeuter Kariere und sorgt dafür, dass mansich ein bisschen wie in einem Piratenfilm beim Lesen dieses Buchesfühlt. Isaac ist verwegen und mutig und dabei stehst darauf bedachtauch den Schwächeren zu helfen. Er selbst gerät von einem Abenteuerins nächste und zwischendurch auch mal in Schwierigkeiten, aus denener aber nach Piratenmanier wieder herausfinden kann.


    Die fiktiven Charaktere der FamilieWaringham sind hier wunderbar eingearbeitet in historische Fakten undumgeben von historischen Persönlichkeiten. Man könnte direktvergessen, dass es sich hier um einen Roman handelt und nicht um einehistorische Abhandlung. Die Handlung hat die Autorin jedenfallsglaubhaft geschildert. Es macht einfach Spaß mit El und Isaac ins16. Jahrhundert einzutauchen und ihnen dabei zuzusehen wie sie ihrLeben und ihre Herausforderungen meistern. Das Leben am Hofe vonElisabeth I. wirkt lebendig und echt. Aber genauso wie die Abenteuerder fiktiven Charaktere geschildert werden, werden auch historischbelegte Charaktere mit eingebunden. Da ist zum Beispiel FrancisDrake, der ja wohl jedem ein Begriff ist, die Autorin hat hier einmalein ganz anderes Bild des Freibeuters gezeichnet. Die Wege von ihmund Isaac kreuzen sich immer wieder, ihre Karrieren sind ähnlichgestaltet. Es macht einfach Spaß zusehen wie die Zwei immer malwieder aufeinandertreffen und Drake dabei nicht immer, als derstrahlende Held hervorgeht, wie man ihn sonst aus alten Filmen kennt.Auch die Beziehung zu Mary Stewart, der Königin von Schottland istwunderbar wiedergegeben. Der Autorin ist es gelungen, ein glaubhaftesBildnis dieser beiden so wichtigen Frauen dieser Epoche zu gestalten.


    „Der Palast Der Meere“ ist bereitsder fünfte Band um die fiktive Familie Waringham, aber man könnteihn auch problemlos einzeln lesen, da jedes Buch für sich von einerneuen Generation erzählt. Allerdings gibt es immer wiederQuerverweise über die Familie oder über andere Protagonisten, dieder Familie nahestehen. Es macht also eindeutig mehr Spaß hier zulesen, wenn man die Vorgänger bereits kennt. Gerade bei „DerPalast der Meere“ handelt es sich um die Kinder von Nick ofWaringham aus dem Vorgänger, „Der Dunkle Thron“ und damitschließt diese Geschichte direkt an den Vorgänger an. Dies ist auchgut so, da die politischen Ereignisse so weitererzählt werden. Zweiunterschiedliche Handlungsstränge sorgen zudem für Spannung.Während Eleanor am Hof lebt, fährt Isaac zur See, nur hin undwieder treffen sich die Beiden auf der Burg deren von Waringham.Tauschen ihre Erlebnisse aus und lassen die Leser teilhaben an ihremLeben. Mir haben beide Handlungsstränge gut gefallen, egal ob mit Elam Hof oder mit Isaac zur See, beides war aufregend. Ein bisschen zumDurchatmen dann die Szenen im Kreise der Familie, aber genausowunderbar zu lesen. Auch wenn es hier eine Vielzahl von Protagonistengibt und die Handlungsschauplätze immer wieder wechseln hat mir dasLesen hier sehr viel Spaß gemacht und die knapp 1000 Seiten warenmir persönlich viel zu knapp.



    Wie immer ist diese Ausgabe mit allemausgestattet, was das Leserherz begehrt. So ist am Anfang einPersonenregister vorhanden, welches historische Protagonistenkennzeichnet und von den fiktiven Charakteren trennt. KleineZeichnungen sorgen für die richtige Stimmung beim Lesen und einausführliches Nachwort am Ende klärt Fiktion und Wahrheit. „DerPalast Der Meere“ ist ein gelungenes Buch, welches alles beinhaltetwas ich von einem guten historischen Roman erwarte. Er sorgt fürLesespannung und Lesegenuss und sollte in keinem Bücherregal fehlen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Der mittlerweile fünfte Band der Waringham-Reihe Rebecca Gablés führt uns in die Regierungszeit Elisabeths I, betrachtet wird die Zeit von 1560 bis 1588.


    Zwei Waringhams stehen im Mittelpunkt der Geschehnisse: Eleanor, deren Mutter Elisabeths Amme war, und die Elisabeth daher von Kindheit an verbunden ist. Sie ist nicht nur Elisabeths Vertraute sondern auch ihr „Auge“. Mit Eleanor zusammen erlebt man die politischen Ereignisse mit und erfährt gleichzeitig viel über die Königin als Person.


    Isaac, Eleanors jüngerer Halbbruder, entzieht sich 15jährig der Verantwortung als Titelerbe dadurch, dass er sich als blinder Passagier auf ein Schiff begibt. Dieses bringt ihn weiter weg als zunächst gedacht, die Seereise entscheidet letzlich sein Schicksal. Mit Isaac zusammen erlebt man, wie England seine Macht auf die Weltmeere ausdehnt, vor allem die Karibik wird Ziel der englischen Schiffe, aber auch die dunklen Flecken, wie etwa der Sklavenhandel bleiben nicht unerwähnt.


    Wie gewohnt lässt einen der Roman eintauchen in die historische Zeit, die Autorin erzählt sehr bildhaft, Personen und Örtlichkeiten erscheinen vor dem inneren Auge, sogar Gerüche und Geschmäcker werden vermittelt. Mir gefällt es gut, dass wir England Richtung exotischerer Gefilde verlassen, auch wenn es zunächst etwas ungewohnt ist. Fehlen darf es sowieso nicht, will man die Zeit angemessen darstellen.


    Auch die Charaktere gefallen mir gut, der Familie Waringham fühlt man sich als Leser der Vorgängerbände nach wie vor verbunden und die neue Generation ist interessant. Eleanor fühle ich mich sehr verbunden, mit Isaac zittere ich und Lappidot, der schon zur nächsten Generation zählt, muss man einfach lieben. Auch die historischen Persönlichkeiten, angefangen von Elisabeth I über Robert Dudley, Francis Drake, Mary Stewart und vielen mehr, scheinen mir gut getroffen und wirken lebendig. Nicht jede ist so, wie man sie sich vielleicht vorstellt, mich hat es direkt wieder angeregt, selbst zu recherchieren – (nicht nur) in diesem Zusammenhang ist auch das Nachwort der Autorin interessant.


    Rebecca Gablés Romane sind durchweg gut recherchiert, auch hier merkt man das wieder. Erzählt wird abwechselnd aus Eleanors und Isaacs Perspektive, hin und wieder treffen die beiden auch aufeinander. Die Autorin versteht es, wie immer, wunderbar, die fiktiven Geschichten der Protagonisten mit den tatsächlichen historischen Begebenheiten zu verweben. Ich hatte mir sehr gewünscht, einen Waringham-Roman aus Elisabeths Zeit lesen zu können, dieser Wunsch wurde erfüllt, und jetzt bin in der Tat bereit, die Familie ziehen zu lassen.


    Insgesamt ein spannender, kenntnisreicher und interessanter historischer Roman, den man auch ohne die Vorgängerbände gut lesen kann, das Lesevergnügen ist aber sicher größer, wenn man diese kennt. Absolute Leseempfehlung.

  • Ich bin mittlerweile bei 78% der eBook-Version und ich kann mich meinen beiden Vorrednern nur anschließen:
    Das Buch ist ganz großes (Kopf-) Kino. :applause:


    Vor allem mag ich das erblich bedingte Fehlen der Fähigkeit, in brenzligen Situation den Mund zu halten, das sich wie ein roter Faden durch alle fünf Waringham-Bücher bei den Hauptprotagonisten zieht.
    Ich liebe die Dialoge, die immer wieder dabei herauskommen und die mir oft genug einfach die Kinnlade runtersacken lassen.
    :totlach:

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    London 1560: Als Spionin der Krone fällt Eleanor of Waringham im Konflikt zwischen der protestantischen Königin Elizabeth I. und der katholischen Schottin Mary Stewart eine gefährliche Aufgabe zu. Ihre Nähe zur Königin schafft Neider, und als Eleanor sich in den geheimnisvollen König der Diebe verliebt, macht sie sich angreifbar. Unterdessen schleicht sich ihr fünfzehnjähriger Bruder Isaac in Plymouth als blinder Passagier auf ein Schiff. Nach seiner Entdeckung wird er als Sklave an spanische Pflanzer auf der Insel Teneriffa verkauft. Erst nach zwei Jahren kommt Isaac wieder frei ? unter der Bedingung, dass er in den Dienst des Freibeuters John Hawkins tritt. Zu spät merkt Isaac, dass Hawkins sich als Sklavenhändler betätigt ? und dass sein Weg noch lange nicht zurück nach England führt ...


    Autorin (Quelle: amazon)
    Rebecca Gablé, Jahrgang 1964, studierte Anglistik und Germanistik mit Schwerpunkt mittelalterliche Literatur in Düsseldorf, wo sie anschließend ein Jahr als Dozentin für altenglische Literatur tätig war. Heute arbeitet sie als freie Autorin. Ihr erster Roman "Jagdfieber" wurde 1996 für den Friedrich-Glauser-Preis nominiert. 1997 gelang mit ihrem ersten historischen Roman "Das Lächeln der Fortuna" der Durchbruch. Seither folgten 8 weitere historische Romane und ein Sachbuch, die alle SPIEGEL-Bestseller wurden. Für ihren Roman "Die Hüter der Rose" erhielt sie 2006 den Sir-Walter-Scott-Preis. Rebecca Gablé lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca.


    Allgemeines
    Fünfter Band der Waringham-Saga
    Erschienen am 10.September 2015 bei Bastei Lübbe, Hardcover mit 960 Seiten
    Erzählung in der dritten Person aus unterschiedlichen Perspektiven
    Personenverzeichnis - Vier Hauptteile, Kapitel nach Orts- und Zeitangaben untergliedert - Nachbemerkung und Dank (der Autorin), Landkarten (Atlantik und Neue Welt/ England im vorderen/hinteren Einband
    Handlungsorte: verschiedene Orte in England und der neuen Welt, Handlungszeit: 1560 - 1588


    Persönliche Beurteilung
    Der fünfte Band der Waringham-Saga schließt lose an den vierten an, Protagonisten sind hier die Kinder des Nick of Waringham (Band 4): Eleanor, Milchschwester und Spionin der Königin Elizabeth I und ihr Halbbruder Isaac, der als Seemann in die Kreise berühmter Freibeuter wie Francis Drake und John Hawkins gelangt. Die fiktiven Figuren sind wie immer in einen hervorragend recherchierten historischen Kontext eingebettet.
    Das Elisabethanische Zeitalter ist vom Konflikt mit Spanien geprägt, dabei geht es auf der einen Seite um die Vormachtstellung auf See (Konkurrenz der Piraten um die Ausbeutung der neuen Welt) als auch um religiöse Fragen. Unter Elisabeth ist England nach dem Tod ihrer Halbschwester Mary, die mit dem erzkatholischen Philipp von Spanien verheiratet war, wieder protestantisch. Es gibt jedoch auch "Papisten" im Land, die den Katholizismus als Staatsreligion wiederherstellen und die katholische Mary Stewart (Elisabeths Cousine, Königin von Schottland) auf dem Thron sehen wollen.
    Anschaulich und historisch korrekt erzählt Rebecca Gablé von den Ereignissen der 60er bis 80er Jahre des 16.Jahrhunderts: Eleanor of Waringham ist an der Seite von Francis Walsingham für die Aufdeckung von Verschwörungen zuständig, ihr Bruder Issac ist maßgeblich an der "Erschließung" der neuen Welt beteiligt. In flüssigem und humorvollem Sprachstil bekommt der Leser die Geschichte der Mary Stewart und der Armada geboten, die Figuren sind dabei allesamt charakterlich detailliert ausgestaltet.
    Eleanor und ihre Tochter Anne sind ein bisschen zu unkonventionell für die damalige Zeit geraten.
    Der Anfang des Romans (Isaacs Gefangenschaft auf Teneriffa) hätte etwas mehr gerafft werden können, nach diesem (meiner Meinung nach) etwas zähen Beginn fällt es schwer, das Buch aus der Hand zu legen.


    Fazit
    Ein gut recherchierter Roman zum Elisabethanischen Zeitalter, sehr empfehlenswert
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Mir hat auch dieses Buch von Rebecca Gablé wieder außerordentlich gut gefallen. Sie schafft es immer wieder mich mit in die historischen Zeiten zu nehmen, als würde ich sie selbst erleben. Die Charaktere wirken sehr lebendig und authentisch. Auch das typische schwarze Schaf darf im Waringham-Roman nicht fehlen. Isaac entscheidet sich für die Seefahrt und trifft auf Francis Drake! Eine sehr tolle Mischung, allerdings hätte ich mir hier mehr von Drake gewünscht, er schien mir am Ende doch eher nebensächlich zu sein. Nichtsdestotrotz sind die einzelnen Handlungsstränge ebenfalls spannend und man kann die ein oder andere Wendung erwarten. Isaacs Schwester Eleanor ist unterdessen am Hofe und so bekommt man auch dort den Einblick, den der Leser braucht, um das ganze Geschehen zu verstehen und mitzunehmen.


    Fazit: Tolle Fortsetzung der Waringham-Saga! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb::love:

  • Neues von den Waringhams zu lesen ist immer ein bisschen wie "Nach Hause kommen" - so geht es mir zumindest.
    Wie oft habe ich schon gemeinsam mit den Protagonisten auf dem "Mönchskopf" gestanden und wehmütig auf das Anwesen geschaut, das in den so geschichtsträchtigen, turbulenten Jahren zwischen 1360 und 1588 der englischen Monarchie über mehrere Generationen, gegen unzählige Widrigkeiten, Verschwörungen, entlang gekrönter und gefallener Häupter eine fiktive, aber historisch wunderbar eingebettete und wichtige Rolle gespielt hat. Rebecca Gablé schafft es auch mit dem 5. Teil ihrer Waringham Reihe mich wieder restlos zu begeistern und mir tolle, interessante und aufschlussreiche Lesestunden zu bescheren.
    Es passiert selten, dass in einer Reihe wirklich alle Teile gleich gut von mir wahrgenommen werden, aber diese Reihe schafft das.
    Dafür gibts von mir die volle Punktzahl :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: (wobei mir gerade aufgefallen ist, das ich den anderen Teilen jeweils "nur" 4,5 Sterne gegeben habe) :wink:

    "Imagination, rather than mere intelligence, is the truly human quality."


    "Chaos is found in greatest abundance wherever order is being sought. It always defeats order, because it is better organized."

    Terry Pratchett

    "The person, be it gentleman or lady, who has not pleasure in a good novel, must be intolerably stupid."

    Jane Austen


    :study:

    Richard Russo - Diese gottverdammten Träume

    Andrew Jefford - Whisky Island

    Randale Munroe - What if 2


    :bewertung1von5: 2024: 4 :bewertung1von5:

  • London, 16. Jahrhundert


    Die Rivalität zwischen Elizabeth I. und der schottischen Königin Mary Stewart sowie ihr Kampf um die englische Krone stehen dieses Mal im Mittelpunkt. Aber auch die damalige Seefahrt mit all ihren Entdeckungen und Eroberungen der Neuen Welt.


    Dabei gibt es zwei wichtige Figuren, aus deren Perspektive die Handlung weitergestrickt wird:


    ~ Eleanor Waringham, die Spionin der Königin, die ihr Leben dem Dienst des Hofes verschrieben hat, bis sie auf einen dreisten Schurken trifft, der ihre Prioritäten auf die Probe stellen wird


    ~ Isaac of Waringham, das schwarze Schaf der Familie, der sich seiner Verantwortung entzieht und sein Glück als blinder Passagier auf hoher See sucht - mit schwerwiegenden Folgen


    Mein Herz schlägt vor allem für Isaac, denn er ist ein Abenteurer und seine Freiheitsliebe ungeachtet aller Konventionen einfach liebenswert! Entgegen aller Widrigkeiten geht er seinen Weg mit viel Mut und Entschlossenheit und lernt auf seinen Fahrten ferne Länder kennen, schließt Freunschaften und hat natürlich auch gegen mächtige Feinde zu kämpfen.


    Eleanor ist dagegen etwas verstockt, was man aber durch die damaligen Treue und Ergebenheit gegenüber der Königin nachvollziehen kann - damals galt für viele ein Versprechen noch etwas und ihre Verbundenheit zu Elizabeth hat ja auch eine lange Vergangenheit. Die Begegnung mit dem König der Diebe lässt sie allerdings straucheln, trotzdem bleibt sie ihren Überzeugungen treu - was für mich manchmal etwas schwierig nachzuvollziehen war, einfach weil ich eher ein Gefühlsmensch bin und nicht immer so nach dem Verstand handle.


    Die Abwechslung zwischen den beiden Erzählsträngen führt uns durch die vielen intriganten Machtspiele in den Jahren 1560 bis 1588 und war dadurch sehr unterhaltsam und vielseitig. Einige bekanntere Namen sind mir dabei natürlich auch über den Weg gelaufen, wie z. B. von dem Seefahrer Francis Drake. Besonders schön sind in all den Büchern von Rebecca Gablé die vielen Hintergründe, wie auch zu Details des Königshauses, den Beziehungen zu anderen Ländern und auch dem Beginn des Sklavenhandels, deren man sich nicht so wirklich bewusst ist, wenn man sich nicht intensiv mit Geschichte befasst. Im Nachwort hat die Autorin wieder gezeigt, wie viel davon tatsächlich der Wahrheit entspricht. Natürlich nur insoweit, wie man es durch die geschichtlichen Forschungen weiß, und die Autorin hat diese "echten" Puzzleteile wunderbar in einen spannenden Roman verpackt.


    Fazit: 5 Sterne


    Ich war wieder total fasziniert von dem farbenprächtigen Hintergrund, der flüssigen Schreibweise und den pikanten Details aus den Überlieferungen, die die Autorin gekonnt mit in die Handlung eingeflochten hat. Diplomatie, Intrigen, Prunk und Politik, ein Sammelbecken an Machtkämpfen und der Familienehre hat die damalige Zeit geprägt - doch nicht jeder hat sich davon beeinflussen lassen, zum Glück! Ein faszinierender Einblick auf ein weiteres Kapitel der englischen Geschichte.


    © Aleshanee
    Weltenwanderer


    Waringham Saga


    1 ~ Das Lächeln der Fortuna (ab 1360)
    2 ~ Die Hüter der Rose (ab 1413)
    3 ~ Das Spiel der Könige (ab 1455)
    4 ~ Der dunkle Thron (ab 1529)
    5 ~ Der Palast der Meere (ab 1560)

  • Eleanor of Waringham ist die engste Vertraute der jungen Königin Elizabeth I., man nennt die Hofdame gar "das Auge der Königin", weil sie quer durch alle Schichten und Gruppen bestens vernetzt ist und am Hof und auch darüber hinaus wenig ihrer Aufmerksamkeit entgeht. Genau das, was Elizabeth sehr gut brauchen kann, sind ihre Untertanen doch immer noch gespalten in ihre eigenen Anhänger und diejenigen, die in ihre die Usurpatorin und in Mary Stuart die wahre Thronerbin sehen. Im Gegenzug ist Elizabeth auch eine der ganz wenigen Menschen, die von Eleanors heimlicher Liebe zu einem ganz und gar nicht standesgemäßen Mann wissen. Gemeinsam gehen die beiden Frauen durch persönliche Höhen und Tiefen, aber auch durch politische Verwerfungen und Skandale wie den rätselhaften Tod von Amy Dudley, der Frau von Elizabeths mutmaßlichem Geliebten.


    Eleanors Halbbruder Isaac nutzt als Halbwüchsiger die erstbeste Gelegenheit, um sich heimlich an Bord eines Schiffes zu schleichen. Er will aufregende, gefährliche Abenteuer erleben und die Welt sehen und ist gottlob einer der wenigen Waringhams, der nicht seekrank wird. Sein Versteck im Laderaum wird natürlich bald entdeckt, doch er hat Glück und darf an Bord bleiben. Entsetzt ist er allerdings, als er erstmals mit einem der damals wichtigsten Handelszweige in Berührung kommt, dem Geschäft mit afrikanischen Sklaven. Wie unmenschlich sie auf den langen Überfahrten behandelt werden, widerstrebt ihm zutiefst, im Gegensatz zu Francis Drake und anderen berühmten Kapitänen dieser Zeit, und bald findet er sich selbst in einer ausweglos scheinenden Situation wieder - mehr Abenteuer und Gefahr, als ihm lieb sein kann.


    Das Buch knüpft eng an den Vorgängerband an, wobei ich davon nach sehr langer Zeit nicht mehr allzu viel in Erinnerung hatte. Die wichtigsten Zusammenhänge werden aber nebenbei erläutert, so dass man die Vorgeschichte gar nicht zwingend kennen muss.


    Der Hof von Elizabeth I., die Segelschiffe, die den Atlantik kreuzen, exotische Inselchen und die Neue Welt, aber auch die Unterwelt von London bilden eine farbenprächtige Kulisse für die Handlung. Gut Waringham, wo Francis, der älteste Bruder der beiden Hauptdarsteller, nach guter alter Tradition Pferde züchtet und in der Nähe ein Internat betreibt, spielt diesmal nur eine Nebenrolle, hat aber auch ein paar schöne Auftritte. Das passt auch ganz gut zu dieser Zeit, in der vieles im Umbruch und im Aufbruch ist.


    Eleanor und Isaac sind sehr unterschiedliche Charaktere (die einander auch nicht so besonders mögen), und ihre Lebenswelten bilden einen interessanten Kontrast zueinander und sorgen für ordentlich Abwechslung beim Lesen. Politik und Ränkespiele am königlichen Hof sind genauso spannend erzählt wie die Widrigkeiten und Überraschungen des Seefahrerlebens. Für den Umgang mit dem heiklen Thema Sklaverei hat Gablé m. E. einen guten Weg gefunden, der die Ansichten der Gegner nicht zu modern wirken lässt und es dennoch vermeidet, den Sklavenhandel auch nur ansatzweise zu entschuldigen.


    Ein wenig schade fand ich, dass der letzte Zeitabschnitt, der unter anderem den Kampf der englischen Flotte gegen die spanische Armada thematisiert, im Vergleich zum Rest ein bisschen schnell abgehandelt wurde, und hier und da war mir doch zu viel des Zufalls im Spiel.


    Aber das sind nur kleine Kritikpunkte an einem insgesamt sehr süffig erzählten, unterhaltsamen und historisch fundierten Roman, der überdies in der Hardcover-Ausgabe auch noch schön ausgestattet ist mit hübschen farbigen Landkarten und von einem informativen Nachwort der Autorin abgerundet wird.