Der You-Tube-Film ist ja der Hammer! Danke für den Tipp!
Von diesem Pop-Up-Buch wusste ich bisher nichts.
Herman Melville - Moby Dick (ab dem 19. Okt)
-
-
Sehr nett gemacht!
Ich bin dann gestern auch fertig geworden - und bin auch zugegebenermaßen noch etwas erschlagen. Das Rathjen-Zitat von der "literarischen Wirrnis" trifft es auf jeden Fall.
Einige nicht ganz abschließende Gedanken hinter dem Spoiler (kein Stress, nur wenn ich es jetzt nicht aufschreibe, vergesse ich es wieder):
132 Kapitel Vorbereitung, um dann die Jagd auf den Wal in drei Kapiteln abzuhandeln - das muss man erst einmal bringen. Respekt vor Herman Melville, dass er die Geschichte auf diese Art und Weise durchgezogen hat.
Es waren drei spannende, packend geschriebene letzte Kapitel. Ahabs Ableben und den Untergang der Pequod empfand ich allerdings als fast antiklimatisch, wenn man bedenkt, mit wie vielen unheilvollen Vorahnungen der Leser im Laufe des Buches konfrontiert war und wie lang und ausführlich auf diesen Punkt hingearbeitet wurde. So viele Personen hat der Autor sorgfältig eingeführt, lebendig charakterisiert - und dann: Blubb, blubb, weg war'n sie, kein Wort mehr zu Stubb, Starbuck, Queequeg oder Pip, lediglich Tashtego bekommt noch seinen letzten großen Auftritt. Vielleicht macht es auch gerade das, dieses fast schon beiläufige Sterben während des Schiffsuntergangs, besonders realistisch. Kein Platz für Einzelschicksale, es rafft alle unterschiedslos dahin, Zeit für Trauer bleibt im Chaos nicht.Letztlich wird ein Sarg zum Lebensretter, das fand ich auch noch mal ein recht interessantes Bild.
Ich fand es jedenfalls eine lohnende Leseerfahrung. Manchmal zäh, manchmal frustrierend, aber lohnend.
Am Ende meines E-Books habe ich dann auch noch die Zitatesammlung entdeckt, die bei Euch am Anfang zu stehen scheint. An den Anfang gestellt empfinde ich sie auch als wesentlich sinnvoller.
-
Ich habe gestern den "Moby Dick" ebenfalls zu Ende gelesen. Und tatsächlich taucht der Weiße Wal doch noch höchstpersönlich in der Geschichte auf. Die letzten hundert Seiten waren nochmals sehr unterhaltsam, kein Wunder ist uns @Jean van der Vlugt beim Lesen davongeprescht :-)
Kapitel 117 leitet sozusagen das Ende ein, in dem wir erfahren, wie Ahab mal sterben wird, bzw. weshalb er die Tötung des Moby Dick überleben sollte. Aber auch schon das vorherige Kapitel mit der Begegnung der "Bachelor" ist typisch für Melvilles Erzählstil: hier die glückliche, vollbeladene Besatzung der Bachelor, dort die ausfahrende Crew der Pequod, die mit wehmütigen Gedanken weiter Jagd auf den Weissen Wal machen muss. Dabei begegnen uns noch weitere Zeichen und Hindernisse, die die Jagd erschweren (und dennoch weicht Ahab nicht von seinem Racheplan ab):ein schwerer Sturm, entmagnetisierte Kompassnadeln, die Leine mit dem Logscheit reisst, das Wehklagen der Ertrunkenen, Mann über Bord, und und und.
Ich fand diese letzten hundert Seiten waren so spannend wie keine Passage zuvor in dem Buch, ein echter Showdown, sozusagen!
Ich fand es jedenfalls eine lohnende Leseerfahrung. Manchmal zäh, manchmal frustrierend, aber lohnend.
Ja, genau so empfand ich es auch!
-
So, nun habe ich es auch geschafft!
Puuhhhhh, da muss man wirklich erst mal durchatmen nach diesem furiosen Finale!
So langatmig und zum Teil zäh die vorherigen Kapitel auch gewesen sein mögen: bei diesen letzten drei Kapitel zeigt uns Melville, dass er es wirklich drauf hat. Ich bin förmlich in das Buch hineingekrochen und habe atemlos Zeile für Zeile verschlungen. Wahnsinn!
Und der Epilog ist nochmal wie ein leiser Ausklang zu den vorherigen Ergüssen.Ein paar Gedanken zu den letzten Kapiteln:
Entsetzt hat mich die Begegnung mit der "Rahel", als Ahab schroff die Hilfe verweigert, nur um schneller zu Moby Dick zu kommen.
Unfassbar! Ausgerechnet dieses Schiff fischt dann den letzten Überlebenden der "Pequod" aus dem Wasser - der auf dem Sarg daherkommt!Gruselig das Bild, als die Schiffsmannschaft den zerfetzten Leichnam des Parsen auf dem Wal entdeckt. Ich glaube, dieses Bild wird mich noch eine Weile verfolgen...
Wieso wird ausgerechnet Tashtegos Ende zelebriert und nicht Quequegs - seinem Kumpel?
Ein ganz spezielles Lese-Erlebnis.
Über die Bewertung bin ich mir noch nicht im Klaren, da muss ich noch ein wenig drüber nachdenken. -
Wieso wird ausgerechnet Tashtegos Ende zelebriert und nicht Quequegs - seinem Kumpel?Zur letzten Anmerkung in deinem Spoiler:
Das ist auch wieder so ein Bruch mit den Leseerwartungen. In so gut wie jedem anderen Buchhätte vermutlich Queequegs Ableben mehr Platz bekommen - aber hier wird er ja nicht einmal mehr erwähnt.
Immerhin ist es sein Sarg, der Ishmael das Leben rettet. -
Wie mag wohl das Seitenverhältnis von "szenischen Handlungen" auf dem Schiff zu den ganzen walkundlichen und nautischen Kapiteln sein: 300 Seiten Handlung zu 500 Seiten Fachwissen? Ich muss schon sagen, dass ich mit dem Fortgang der Handlung am Ende gar nicht mehr so mitgefiebert habe, dazu war mir die Zielgerade dann doch zu antiklimatisch, alles Verderben zu sehr vorgezeichnet. Natürlich war es für mich als Leser auch schön zu sehen, wie sich die schlimmen Vorzeichen bewahrheitet haben, quasi als Bestätigung meines angelesenen "Wissensstandes". Mit Ausblicken und Andeutungen auf spätere Ereignisse Spannung zu schaffen, vermag Melville in dem Roman schon ganz gut.
Mir haben, vereinfacht gesagt, die sogenannten Abschweifungen fast besser gefallen als die Handlung, weil ich merkte, wie all dieses Vorwissen, das in ihnen vermittelt wurde, und das alle beteiligten Personen an Deck eben auch haben, ihr Handeln und Tun mit Bedeutung, aber auch mit Lebensechtheit und Schwere aufgeladen haben. Gewissermaßen wurde mir so das Nacherleben des schweren Berufsalltags auf einem Walfangschiff ermöglicht!
Ansonsten staune ich noch ein wenig einigen sehr eindrücklichen Bildern nach, ich denke da vor allem an
die Elmsfeuer, die die Masten der Pequod wie Grabkerzen erleuchten. Das Schicksal des Parsen hatte ich noch ein wenig aus dem alten Film mit Gregory Peck vor Augen, den ich als Kind mal gesehen habe. Das hat mich jetzt also nicht so sehr getroffen, wie etwa noch früher Tashtegos Sturz in den Walkopf. "Hübsch" fand ich, wie schnell es mit Ahab zuende ging: Wusch und raus!
Das ganze kurze Ende erscheint mir wie ein garstiger Kommentar über
das Schicksal der Menschen: Was einem erst so bedeutsam erscheint, ist plötzlich vorbei. Ohne Bedeutung, wenn der Vorhang gefallen ist. Ob großer Schurke oder kleiner Bootsjunge, wenn sie im Meer ertrunken sind, ist erstmal Ruhe.
-
Ich frage mich die ganze Zeit, ob die letzten drei Kapitel deshalb so spannend sind, weil man so gut vorbereitet war.
Diese ganzen Erklärungen zu den Geräten und Seilen und auch die mehrfach zelebrierte Waljagd machen einem den Ablauf irgendwie vertraut, oder? -
Ich frage mich die ganze Zeit, ob die letzten drei Kapitel deshalb so spannend sind, weil man so gut vorbereitet war.
Diese ganzen Erklärungen zu den Geräten und Seilen und auch die mehrfach zelebrierte Waljagd machen einem den Ablauf irgendwie vertraut, oder?Finde ich auch so! Man kann die Abfolge viel besser nachempfinden, mit mehr Sinnen, aber auch mit dem Wissen über das ganze Material, mit dem da gearbeitet wird. Man ist "mehr dabei".
-
Ich muss schon sagen, dass ich mit dem Fortgang der Handlung am Ende gar nicht mehr so mitgefiebert habe, dazu war mir die Zielgerade dann doch zu antiklimatisch, alles Verderben zu sehr vorgezeichnet. Natürlich war es für mich als Leser auch schön zu sehen, wie sich die schlimmen Vorzeichen bewahrheitet haben, quasi als Bestätigung meines angelesenen "Wissensstandes".
So ähnlich ging es mir auch.
Mich haben auch viele der Bilder im letzten Teil gar nicht mehr richtig erreicht. Dafür war mir das Ende auch zu vorgezeichnet - und es war auch alles seltsam unpersönlich. Bis zum Epilog hatte Melville die personale Erzählperspektive ja irgendwann komplett verlassen und trat nur noch als auktorialer Erzähler auf. Das hat sehr dazu beigetragen, die Geschehnisse an Bord der Pequod deutlich zu machen, hat mich aber davon abgehalten, wirklich in das Geschehen einzutauchen.Ich bin ein bisschen zwiegespalten, ob mir die szenischen oder die erklärenden Kapitel besser gefallen haben. Die Hintergrundkapitel waren ohne Frage interessant und ich bin froh, keine gekürzte Version gelesen zu haben, wo sie weggelassen wurden. Allerdings finde ich, dass in den szenischen Kapiteln Melvilles erzählerische Stärke besser zum Vorschein kam. Er schreibt unglaublich bildhaft, dazu kommen immer wieder die eingeschobenen Theaterszenen und schnelle Bildwechsel in einigen sehr kurzen Kapiteln in unserem vorletzten Leseabschnitt (ich finde leider gerade die genauen Kapitel nicht mehr, die Nachteile des E-Books ohne Inhaltsverzeichnis *grummel*). Da wirkt das Buch fast filmisch, obwohl es 1851 erschienen ist.
Nebenbei: So ganz kann ich von dem Thema nicht lassen; ich habe gestern mit Samuel R. Delanys "Nova" angefangen. Das gilt als Delanys Space-Opera-Version von Moby Dick, ist zwar wesentlich kürzer und die Crew jagd keinen weißen Wal, sondern einer ungemein wertvollen Energiequelle hinterher, aber im Mittelpunkt steht ebenfalls ein von Rache besessener Kapitän. Ich bin mal gespannt, wie viele Ähnlichkeiten mir auffallen
-
-
"Moby Dick" habe ich vor Jahren gelesen und habe eure Leserunde mit großem Interesse verfolgt! Hätte ich über mehr Zeit verfügt, wäre ich auch noch mal auf "Walfang" mit euch gegangen In vielen euren Bemerkungen habe ich mich wiedergefunden, aber hier habe ich -glaube ich- am meisten genickt:
Mir haben, vereinfacht gesagt, die sogenannten Abschweifungen fast besser gefallen als die Handlung, weil ich merkte, wie all dieses Vorwissen, das in ihnen vermittelt wurde, und das alle beteiligten Personen an Deck eben auch haben, ihr Handeln und Tun mit Bedeutung, aber auch mit Lebensechtheit und Schwere aufgeladen haben. Gewissermaßen wurde mir so das Nacherleben des schweren Berufsalltags auf einem Walfangschiff ermöglicht!
Denn diese Ausführungen sind mir -bis auf eine Anfangsszene - noch am eindringlichsten in meinem Gedächtnis geblieben. Allerdings war mir damals nicht bewusst gewesen, wie wichtig diese Abschweifungen für die Geschichte selbst war. Da sollte ich doch noch mal -irgendwann- zum Buch greifen.
-
"Moby Dick" habe ich vor Jahren gelesen und habe eure Leserunde mit großem Interesse verfolgt! Hätte ich über mehr Zeit verfügt, wäre ich auch noch mal auf "Walfang" mit euch gegangen In vielen euren Bemerkungen habe ich mich wiedergefunden, aber hier habe ich -glaube ich- am meisten genickt:
Denn diese Ausführungen sind mir -bis auf eine Anfangsszene - noch am eindringlichsten in meinem Gedächtnis geblieben. Allerdings war mir damals nicht bewusst gewesen, wie wichtig diese Abschweifungen für die Geschichte selbst war. Da sollte ich doch noch mal -irgendwann- zum Buch greifen.
Ja, dass kann ich komplett unterschreiben...
Gerade in den letzten Tagen habe ich viel darüber nachgedacht, das Buch doch noch mal zu lesen... -
Kennt jemand von Euch vielleicht noch andere Romane, in denen ein Berufsbild so detailliert und in sachkundigen Abschweifungen beschrieben wird, wie bei Moby-Dick die verschiedenen Berufe auf dem Walfangschiff? Je nach Beruf, kann das ganz interessant sein!
Wäre Moby-Dick ein Roman über Journalisten, dann würden erst einmal Pressefreiheit, Persönlichkeitsrechte und Presseagenturen besprochen werden, würden berühmte Journalisten wie der rasende ReporterEgon Erwin Kisch erwähnt werden, Methoden wie Recherche und Interviews durchgehechelt und Erfindungen wie das Diktafon oder der Kugelschreiber erklärt werden ...
Das Zitat aus dem deutschen Wikipedia-Artikel zu Melville find ich ja ganz bezeichnend:
ZitatMelvilles Werk war schon vergessen, als er starb; im Bibliothekskatalog der Yale-Universität wurde Moby Dick nur in der Kategorie Cetologie (der Wissenschaft von den Meeressäugern) geführt und verstaubte.
-
Ich habe nun das Hörbuch für mich entdeckt. Auf meiner täglichen Fahrt zur Arbeit, begleite ich nun Ismael auf seinen Abenteuern.
-
Ich habe nun das Hörbuch für mich entdeckt. Auf meiner täglichen Fahrt zur Arbeit, begleite ich nun Ismael auf seinen Abenteuern.
Etwa die ungekürzte Christian-Brückner-Lesung? 30 Stunden?!
-
Ja genau die!
-
Hallo ihr lieben,
ich habe es jetzt eine Zeitlang mit dem Hörbuch versucht und muss sagen zur Zeit habe ich nicht die nötige Muße für diese Art von Literatur.
Ich werde mich aus der LR ausklinken. Ich wünsche euch weiterhin einen schönen, regen austausch.Vielleicht werde ich mich zu einem anderen Zeitpunkt nochmal an die Geschichte ranwagen.
Mal sehen.Danke trotzdem, dass ich dabei sein durfte!
Bis Bald