Herman Melville - Moby Dick (ab dem 19. Okt)

  • Ich hab da mal was gefunden...


    Moby Dick bei You Tube

    Sehr nett gemacht!


    Ich bin dann gestern auch fertig geworden - und bin auch zugegebenermaßen noch etwas erschlagen. Das Rathjen-Zitat von der "literarischen Wirrnis" trifft es auf jeden Fall.
    Einige nicht ganz abschließende Gedanken hinter dem Spoiler (kein Stress, nur wenn ich es jetzt nicht aufschreibe, vergesse ich es wieder):



    Ich fand es jedenfalls eine lohnende Leseerfahrung. Manchmal zäh, manchmal frustrierend, aber lohnend.


    Am Ende meines E-Books habe ich dann auch noch die Zitatesammlung entdeckt, die bei Euch am Anfang zu stehen scheint. An den Anfang gestellt empfinde ich sie auch als wesentlich sinnvoller.

    "Selber lesen macht kluch."


    If you're going to say what you want to say, you're going to hear what you don't want to hear.
    Roberto Bolaño

  • Ich habe gestern den "Moby Dick" ebenfalls zu Ende gelesen. Und tatsächlich taucht der Weiße Wal doch noch höchstpersönlich in der Geschichte auf. Die letzten hundert Seiten waren nochmals sehr unterhaltsam, kein Wunder ist uns @Jean van der Vlugt beim Lesen davongeprescht :-)
    Kapitel 117 leitet sozusagen das Ende ein, in dem wir erfahren, wie Ahab mal sterben wird, bzw. weshalb er die Tötung des Moby Dick überleben sollte. Aber auch schon das vorherige Kapitel mit der Begegnung der "Bachelor" ist typisch für Melvilles Erzählstil: hier die glückliche, vollbeladene Besatzung der Bachelor, dort die ausfahrende Crew der Pequod, die mit wehmütigen Gedanken weiter Jagd auf den Weissen Wal machen muss. Dabei begegnen uns noch weitere Zeichen und Hindernisse, die die Jagd erschweren (und dennoch weicht Ahab nicht von seinem Racheplan ab):

    Ich fand diese letzten hundert Seiten waren so spannend wie keine Passage zuvor in dem Buch, ein echter Showdown, sozusagen!

    Ich fand es jedenfalls eine lohnende Leseerfahrung. Manchmal zäh, manchmal frustrierend, aber lohnend.

    Ja, genau so empfand ich es auch!

  • So, nun habe ich es auch geschafft!
    Puuhhhhh, da muss man wirklich erst mal durchatmen nach diesem furiosen Finale!
    So langatmig und zum Teil zäh die vorherigen Kapitel auch gewesen sein mögen: bei diesen letzten drei Kapitel zeigt uns Melville, dass er es wirklich drauf hat. Ich bin förmlich in das Buch hineingekrochen und habe atemlos Zeile für Zeile verschlungen. Wahnsinn!
    Und der Epilog ist nochmal wie ein leiser Ausklang zu den vorherigen Ergüssen.


    Ein paar Gedanken zu den letzten Kapiteln:


    Ein ganz spezielles Lese-Erlebnis.
    Über die Bewertung bin ich mir noch nicht im Klaren, da muss ich noch ein wenig drüber nachdenken.

  • Zur letzten Anmerkung in deinem Spoiler:
    Das ist auch wieder so ein Bruch mit den Leseerwartungen. In so gut wie jedem anderen Buch

    "Selber lesen macht kluch."


    If you're going to say what you want to say, you're going to hear what you don't want to hear.
    Roberto Bolaño

  • Wie mag wohl das Seitenverhältnis von "szenischen Handlungen" auf dem Schiff zu den ganzen walkundlichen und nautischen Kapiteln sein: 300 Seiten Handlung zu 500 Seiten Fachwissen? Ich muss schon sagen, dass ich mit dem Fortgang der Handlung am Ende gar nicht mehr so mitgefiebert habe, dazu war mir die Zielgerade dann doch zu antiklimatisch, alles Verderben zu sehr vorgezeichnet. Natürlich war es für mich als Leser auch schön zu sehen, wie sich die schlimmen Vorzeichen bewahrheitet haben, quasi als Bestätigung meines angelesenen "Wissensstandes". Mit Ausblicken und Andeutungen auf spätere Ereignisse Spannung zu schaffen, vermag Melville in dem Roman schon ganz gut. :wink:


    Mir haben, vereinfacht gesagt, die sogenannten Abschweifungen fast besser gefallen als die Handlung, weil ich merkte, wie all dieses Vorwissen, das in ihnen vermittelt wurde, und das alle beteiligten Personen an Deck eben auch haben, ihr Handeln und Tun mit Bedeutung, aber auch mit Lebensechtheit und Schwere aufgeladen haben. Gewissermaßen wurde mir so das Nacherleben des schweren Berufsalltags auf einem Walfangschiff ermöglicht!


    Ansonsten staune ich noch ein wenig einigen sehr eindrücklichen Bildern nach, ich denke da vor allem an

    Das ganze kurze Ende erscheint mir wie ein garstiger Kommentar über

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "Die Bäume" (214/365)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

    :study: Gelesen: 43 (2024), 138 (2023), 157 (2022), 185 (2021), 161 (2020), 127 (2019), 145 (2018), 119 (2017), 180 (2016), 156 (2015)70/365)
    O:-) Letzter Kauf: Esch "Supercool" (24.03.)

  • Ich frage mich die ganze Zeit, ob die letzten drei Kapitel deshalb so spannend sind, weil man so gut vorbereitet war.
    Diese ganzen Erklärungen zu den Geräten und Seilen und auch die mehrfach zelebrierte Waljagd machen einem den Ablauf irgendwie vertraut, oder?

  • Ich frage mich die ganze Zeit, ob die letzten drei Kapitel deshalb so spannend sind, weil man so gut vorbereitet war.
    Diese ganzen Erklärungen zu den Geräten und Seilen und auch die mehrfach zelebrierte Waljagd machen einem den Ablauf irgendwie vertraut, oder?

    Finde ich auch so! Man kann die Abfolge viel besser nachempfinden, mit mehr Sinnen, aber auch mit dem Wissen über das ganze Material, mit dem da gearbeitet wird. Man ist "mehr dabei".

    White "Die Erkundung von Selborne" (103/397)

    Everett "Die Bäume" (214/365)


    :king: Jahresbeste: Gray (2024), Brookner (2023), Mizielińsky (2022), Lorenzen (2021), Jansson (2020), Lieberman (2019), Ferris (2018), Cather (2017), Tomine (2016), Raymond (2015)

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  • Ich muss schon sagen, dass ich mit dem Fortgang der Handlung am Ende gar nicht mehr so mitgefiebert habe, dazu war mir die Zielgerade dann doch zu antiklimatisch, alles Verderben zu sehr vorgezeichnet. Natürlich war es für mich als Leser auch schön zu sehen, wie sich die schlimmen Vorzeichen bewahrheitet haben, quasi als Bestätigung meines angelesenen "Wissensstandes".

    So ähnlich ging es mir auch.
    Mich haben auch viele der Bilder im letzten Teil gar nicht mehr richtig erreicht. Dafür war mir das Ende auch zu vorgezeichnet - und es war auch alles seltsam unpersönlich. Bis zum Epilog hatte Melville die personale Erzählperspektive ja irgendwann komplett verlassen und trat nur noch als auktorialer Erzähler auf. Das hat sehr dazu beigetragen, die Geschehnisse an Bord der Pequod deutlich zu machen, hat mich aber davon abgehalten, wirklich in das Geschehen einzutauchen.


    Ich bin ein bisschen zwiegespalten, ob mir die szenischen oder die erklärenden Kapitel besser gefallen haben. Die Hintergrundkapitel waren ohne Frage interessant und ich bin froh, keine gekürzte Version gelesen zu haben, wo sie weggelassen wurden. Allerdings finde ich, dass in den szenischen Kapiteln Melvilles erzählerische Stärke besser zum Vorschein kam. Er schreibt unglaublich bildhaft, dazu kommen immer wieder die eingeschobenen Theaterszenen und schnelle Bildwechsel in einigen sehr kurzen Kapiteln in unserem vorletzten Leseabschnitt (ich finde leider gerade die genauen Kapitel nicht mehr, die Nachteile des E-Books ohne Inhaltsverzeichnis *grummel*). Da wirkt das Buch fast filmisch, obwohl es 1851 erschienen ist.


    Nebenbei: So ganz kann ich von dem Thema nicht lassen; ich habe gestern mit Samuel R. Delanys "Nova" angefangen. Das gilt als Delanys Space-Opera-Version von Moby Dick, ist zwar wesentlich kürzer und die Crew jagd keinen weißen Wal, sondern einer ungemein wertvollen Energiequelle hinterher, aber im Mittelpunkt steht ebenfalls ein von Rache besessener Kapitän. Ich bin mal gespannt, wie viele Ähnlichkeiten mir auffallen :wink:

    "Selber lesen macht kluch."


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    Roberto Bolaño

  • "Moby Dick" habe ich vor Jahren gelesen und habe eure Leserunde mit großem Interesse verfolgt! Hätte ich über mehr Zeit verfügt, wäre ich auch noch mal auf "Walfang" mit euch gegangen :wink: In vielen euren Bemerkungen habe ich mich wiedergefunden, aber hier habe ich -glaube ich- am meisten genickt:

    Mir haben, vereinfacht gesagt, die sogenannten Abschweifungen fast besser gefallen als die Handlung, weil ich merkte, wie all dieses Vorwissen, das in ihnen vermittelt wurde, und das alle beteiligten Personen an Deck eben auch haben, ihr Handeln und Tun mit Bedeutung, aber auch mit Lebensechtheit und Schwere aufgeladen haben. Gewissermaßen wurde mir so das Nacherleben des schweren Berufsalltags auf einem Walfangschiff ermöglicht!

    Denn diese Ausführungen sind mir -bis auf eine Anfangsszene - noch am eindringlichsten in meinem Gedächtnis geblieben. Allerdings war mir damals nicht bewusst gewesen, wie wichtig diese Abschweifungen für die Geschichte selbst war. Da sollte ich doch noch mal -irgendwann- zum Buch greifen.

    Nimm dir Zeit für die Dinge, die dich glücklich machen.


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  • "Moby Dick" habe ich vor Jahren gelesen und habe eure Leserunde mit großem Interesse verfolgt! Hätte ich über mehr Zeit verfügt, wäre ich auch noch mal auf "Walfang" mit euch gegangen :wink: In vielen euren Bemerkungen habe ich mich wiedergefunden, aber hier habe ich -glaube ich- am meisten genickt:

    Denn diese Ausführungen sind mir -bis auf eine Anfangsszene - noch am eindringlichsten in meinem Gedächtnis geblieben. Allerdings war mir damals nicht bewusst gewesen, wie wichtig diese Abschweifungen für die Geschichte selbst war. Da sollte ich doch noch mal -irgendwann- zum Buch greifen.

    Ja, dass kann ich komplett unterschreiben...
    Gerade in den letzten Tagen habe ich viel darüber nachgedacht, das Buch doch noch mal zu lesen...

    LG Jani



    "Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste."

    Heinrich Heine

  • Kennt jemand von Euch vielleicht noch andere Romane, in denen ein Berufsbild so detailliert und in sachkundigen Abschweifungen beschrieben wird, wie bei Moby-Dick die verschiedenen Berufe auf dem Walfangschiff? Je nach Beruf, kann das ganz interessant sein!


    Wäre Moby-Dick ein Roman über Journalisten, dann würden erst einmal Pressefreiheit, Persönlichkeitsrechte und Presseagenturen besprochen werden, würden berühmte Journalisten wie der rasende ReporterEgon Erwin Kisch erwähnt werden, Methoden wie Recherche und Interviews durchgehechelt und Erfindungen wie das Diktafon oder der Kugelschreiber erklärt werden ...


    Das Zitat aus dem deutschen Wikipedia-Artikel zu Melville find ich ja ganz bezeichnend:

    Zitat

    Melvilles Werk war schon vergessen, als er starb; im Bibliothekskatalog der Yale-Universität wurde Moby Dick nur in der Kategorie Cetologie (der Wissenschaft von den Meeressäugern) geführt und verstaubte.

    :lol:

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  • Ich habe nun das Hörbuch für mich entdeckt. Auf meiner täglichen Fahrt zur Arbeit, begleite ich nun Ismael auf seinen Abenteuern.

    Ein Wort, ein Buch, ein Autor sind nichts als einzelne Wassertropfen. Alle zusammen ergeben den Strom, der alles hinwegreist und den keine Kraft zurückfließen lassen kann. Adalbert de Chamisso

    :study:Brumm- Helmut Barz

    :study:Harry Potter und der Feuerkelch - J.K. Rowling

    :study:Das andere Geschlecht - Simone de Beauvoir

    :study:Meine Reise zum Tadsch Mahal

    :musik:Die kleine Bäckerei in Brooklyn - Sophie Caplin und Julie Caplin

    :study:Testleserin für einen bis dato unveröffentlichten Roman von Anette Schaumlöffel

  • Ich habe nun das Hörbuch für mich entdeckt. Auf meiner täglichen Fahrt zur Arbeit, begleite ich nun Ismael auf seinen Abenteuern.

    Etwa die ungekürzte Christian-Brückner-Lesung? 30 Stunden?! :shock:

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  • Ja genau die!


    :lechz:

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  • Hallo ihr lieben,
    ich habe es jetzt eine Zeitlang mit dem Hörbuch versucht und muss sagen zur Zeit habe ich nicht die nötige Muße für diese Art von Literatur.
    Ich werde mich aus der LR ausklinken. Ich wünsche euch weiterhin einen schönen, regen austausch.


    Vielleicht werde ich mich zu einem anderen Zeitpunkt nochmal an die Geschichte ranwagen.
    Mal sehen.


    Danke trotzdem, dass ich dabei sein durfte!
    Bis Bald

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