Roswitha Pöring - Lex Play

  • Klappentext:
    „Unser Gamer sollte das Gras riechen können, von der Sonne geblendet werden und das Brot schmecken. Und ich kann dir verraten: Es ist uns gelungen!“ Der 18 jährige Alex Reimann ist Sohn, großer Bruder und Schüler. Ständig fordern seine Eltern, dass er sich mehr in die Familie einbringen soll. Seine Schwester ist nur dann aus seinem Zimmer zu verbannen, wenn er absperrt und in der Schule sitzt er einfach die Zeit ab. Doch online kennt man ihn als Lex Play. Den Youtube-Gamer mit über einer Million Abonnenten. Seine Freunde hier kennen ihn richtig, auch wenn sie ihn nie gesehen haben. Als er die Einladung erhält, eine neue Spieltechnologie zu testen, nimmt er neugierig an. Jedoch hat er da noch keine Ahnung, wie real das Spiel wirklich wird.


    Zum Buch:
    Die Buchcovergestaltung gefällt mir sehr gut, weil diese perfekt den Inhalt des Buches widerspiegelt. Der Hintergrund wirkt wie eine Steinwand. In der Mitte zeigt sich eine Art Szenario mit zwei Teenagern, aus einem Blickwinkel als würde man gerade durch eine Kamera sehen. Diese Szene erinnerte mich an eine Art PC-Spiel.


    Erster Satz:
    "Zwar hatten sie sich für acht Uhr verabredet aber Alex loggte schon eine halbe Stunde vorher auf den Server ein."


    Meine Meinung:
    Nach dem Debütroman "Schicksalsfenster" - einem Liebesroman, schreibt die Autorin Roswitha Pörings nun ein spannendes Jugendbuch über eine virtuell erschaffene Welt.


    Alex ist ein sehr erfolgreicher Let´s Player auf Youtube, der lieber anonym bleiben möchte, als seinen Ruhm auszuleben. Dabei bleibt seine Familie auf der Strecke, was seiner kleinen Schwester Romy am meisten belastet. Als er eine Einladung erhält, um eine neue Spieltechnologie zu testen, zögert Alex, nimmt dieses Event jedoch an. Nur wenige Zeit später befindet er sich mit einer Gruppe anderer Youtube-Stars in einer anderen Welt, in dem er um sein Überleben und dem Entkommen kämpft. Was steckt hinter dieser neuen Technologie und wie kann er in sein "altes Leben" zurück?


    Der Schreibstil der Autorin ist sehr flüssig zu lesen und bildlich vorstellbar. Die ersten Seiten geben einen kleinen Einblick in die Let's Play und Youtube Szene und werden von Seite zu Seite spannender.


    Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, obwohl es spannend geschrieben war, dass sich einige Handlungen wiederholten und ich auf der Stelle gestanden bin, was sich dann schnell wieder verflüchtigte und die Story neuen Fahrtwind aufnahm.
    Am Ende gab es eine Szene, die ich als nicht ganz zusammengehörig empfunden habe - es gab hier zwei Arten von Gestalten, so wie ich fand, dass diese nicht zusammen passten. Doch bei der Aufklärung wird dieses Szenario klar und stimmig.


    Sehr erschrocken war ich über die Tatsache, wie authentisch doch ein Gamer-Leben von dem wirklichen Leben dargestellt wurde. Es stimmte mich nachdenklich und ich hoffe, einige Gamer, die dieses Buch lesen, werden ebenfalls in sich gehen und entscheiden, ob nicht das "reale Leben" kostbarer ist, als die virtuelle Welt. Vielleicht finden sie eine gesunde Mischung aus beidem.


    Im Ganzen betrachtet hat mich dieses Buch sehr gut unterhalten und es wirkte zudem sehr gut recherchiert.


    Fazit:
    In "Lex Play" wird der Leser in eine virtuelle und real wirkende Welt entführt, in dem es ums bittere Überleben und Gewinnen geht. Nicht nur für Let's Player oder Youtube Fans ein aufregender und spannender Jugendroman. ~ spannend ~ authentisch ~ lebendig ~ gegenwärtig ~


    Meine Wertung: 4,5 von 5 Blumen

  • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Die Grundidee ist in meinen Augen unheimlich spannend, denn ich interessiere mich sehr für die Internetkultur und die ganzen Phänomene, die sie begleiten! In "Lex Play" geht es um eines davon: wie der Titel schon vermuten lässt, das Phänomen "Let's Play". Abertausende von Zuschauern erleben tagtäglich am Bildschirm mit, wie routinierte Gamer ein Computerspiel spielen und das Ganze locker und witzig kommentieren. Dabei kann ein Kanal schon mal so viele Abonnenten erreichen, dass der Betreiber einen richtigen Kultstatus bekommt und sogar von den Werbeeinnahmen leben kann.


    Zuschauen, statt selber zu spielen? Spielen, statt selber zu leben? Ist "Let's Play" damit nicht der Schatten eines Schattens, doppelt aufgewärmte Realität? Das ist vielleicht die eine Meinung, die man darüber haben kann.


    Einfach nur Spaß haben, ohne jemandem dabei weh zu tun? Harmlose Unterhaltung, die entspannt und auch noch Gleichgesinnte über das Internet verbindet? Das wäre eine mögliche andere Position.


    Diese Thematik wird in "Lex Play" unterhaltsam, spannend und originell eingebaut, und das auch noch glaubhaft. Denn im Mittelpunkt steht der junge Alex, der mit seinem Youtube-Kanal monatlich mehr Geld verdient als sein Vater mit seiner "richtigen" Arbeit - und dabei gar nicht mehr weiß, wie er seinen Drehplan, seine Hausaufgaben und das Leben mit seiner Familie unter einen Hut kriegen soll.


    Er war mir direkt sehr sympathisch, mir gefiel sein Humor, und vor allem kam er mir so "echt" vor, wie ein 18-jähriger eben so ist. Ich habe das ganze Buch hindurch immer mit ihm mitgefiebert!


    Im Verlauf der Handlung lernt man vor allem noch Taty und Andi kennen, beide ebenfalls Youtuber, die zum Test dieses revolutionären neuen Spiels eingeladen wurden. Taty fand ich einfach klasse - sie behauptet sich als Mädchen kess und mutig in der Welt der Gamer, die immer noch hauptsächlich von jungen Männern beherrscht wird. Wenn es hart auf hart kommt, ist sie einfallsreich und entschlossen.


    Andi ist ein bisschen unbeholfen, ein bisschen übergewichtig und hat manchmal einen etwas nervigen Humor. Und trotzdem ist er schlichtweg knuffig und liebenswert, und ich schloss ihn schnell ins Herz! Alex, Taty und Andi zusammen geben ein großartiges Team ab, das schnell durch gemeinsam durchlebte Extremsituationen zusammengeschweißt wird.


    Ein paar der anderen Spieler blieben für mich leider ein bisschen blass, wie z.B. Evan, der zuerst als richtiger Fiesling auftritt, der skrupellos alles tut, um zu gewinnen. Alex hasst ihn richtig, aber später betrachtet er ihn dann auf einmal als Freund... Das ging mir ein bisschen zu schnell!


    Überhaupt hätte ich über ein paar Charaktere gerne noch deutlich mehr erfahren.


    Die Liebesgeschichte ist niedlich, und mir kam es auch sehr glaubhaft vor, dass Menschen sich in einer Ausnahmesituation sehr schnell emotional aneinander binden. Sie ist auch nicht kitschig oder drängt sich zu sehr in den Mittelpunkt.


    Die Spannung baute sich für mich schnell auf und ließ auch selten mal nach. Ein neues Spiel, das absolute Realität verspricht? Die Erklärung dahinter fand ich richtig einleuchtend und plausibel, da könnte ich mir wirklich vorstellen, dass das irgendwann so funktioniert! Auch das Ziel des Spiels (bzw die Ziele) ist eine einfach brillante Idee.


    In der Welt des Spiels fällt es Alex & Co schnell immer schwerer, zwischen Spiel und Realität zu unterscheiden, denn sie können alles hören, riechen, anfassen, schmecken... Sie bekommen Hunger, sie spüren Schmerzen, und sie erleben extreme Angst.


    Als der erste blutrünstige Gegner auftauchte, musste ich erstmal lachen - nein, das verrate ich noch nicht! Aber sagen wir mal so, ich musste öfter an den Trash-Film "Black Sheep" denken... Aber das Lachen blieb mir schnell im Halse stecken, denn das Buch kann durchaus blutig und eklig werden!


    Der Schreibstil war für mich so eine Sache. Einerseits fand ich ihn meist sehr ansprechend und flüssig zu lesen, andererseits beschlich mich immer wieder das Gefühl, dem Buch könnte ein gründliches Korrektorat nicht schaden... Fehler bei Kommasetzung oder Groß- und Kleinschreibung, Tempusfehler in der indirekten Rede, "das" statt "dass", "wiederstrebend" statt widerstrebend", fehlende oder unpassende Wörter, und manchmal erschien mir auch die Wortstellung etwas holprig.


    Dazu muss ich sagen, dass ich da ein sehr pingeliger Leser bin, mir springt sowas immer extrem ins Auge! Im Großen und Ganzen fand ich das Buch sehr gut und habe es sehr gerne gelesen.


    Mit dem Ende bin ich allerdings nur so halb glücklich, denn einerseits finde ich es passend und schlüssig, andererseits hätte ich gerne mehr über Alex' Leben nach dem Spiel erfahren. Denn das Spiel passt sich an den Spieler an, und Alex lernt dadurch etwas sehr Wichtiges über sich.


    Fazit:
    Wenn ein Spiel absolut realistisch ist, wenn du alles hören, riechen, schmecken, anfassen kannst - wo ist dann die Grenze zwischen Spiel und Realität? Roswitha Pörings macht daraus ein spannendes, unterhaltsames Buch nicht nur für jugendliche Leser. Trotz kleiner Schwächen würde ich es allen weiterempfehlen, die sich ein bisschen für Themen wie Internetkultur, Computerspiele und Youtube-Prominente begeistern können.