Emma Hooper - Etta und Otto und Russell und James / Etta and Otto and Russell and James

  • Quellenangaben.
    Quelle: Amazon.de:
    "Die 83jährige Etta hat noch nie das Meer gesehen. Mit etwas Schokolade, Wanderschuhen und einem Gewehr macht sie sich daher auf den 3232 Kilometer langen Weg an die Ostküste Kanadas. Ihr Mann Otto lässt sie ziehen – trotz aller Sorge. Er ist vor vielen Jahren selbst zu einer großen Reise aufgebrochen, um in einem fernen Land zu kämpfen. Ihr gemeinsamer Freund Russell hingegen will Etta zurückholen und verlässt zum ersten Mal in seinem Leben die heimische Farm.
    Auf ihrer Wanderung trifft Etta den Kojoten James, der sie durch das staubtrockene Land begleitet. Je näher Etta der Küste kommt, desto lebendiger werden die Erinnerungen der drei alten Freunde – Erinnerungen an die gemeinsame Jugend, an Zeiten des Krieges, an Hoffnungen und versteckte Gefühle, aber auch an Erfahrungen, die sie nicht miteinander geteilt haben.


    »Emma Hoopers reine, atmosphärische Prosa bewegt sich zwischen Traum und Wirklichkeit, Gegenwart und Vergangenheit.«
    The Library Journal


    »Ein Buch, das den Glauben an das Leben zurückgibt und sein Geheimnis gleichzeitig vertieft. Wundervoll!«
    Chris Cleave, Autor von Little Bee


    „[Eine] rührende, entwaffnende Geschichte über eine lebenslange Liebe.“ The New York Times Books Review



    Produktinformation


    Gebundene Ausgabe: 336 Seiten
    Verlag: Droemer HC (1. September 2015)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3426281082
    ISBN-13: 978-3426281086
    Originaltitel: Etta and Otto and Russell and James
    Größe und/oder Gewicht: 15,1 x 3 x 22,1 cm
    Durchschnittliche Kundenbewertung: 4.2 von 5 Sternen Alle Rezensionen anzeigen (5 Kundenrezensionen)
    Amazon Bestseller-Rang: Nr. 1.140.614 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
    Nr. 69885 in Bücher > Belletristik > Gegenwartsliteratur


    Produktbeschreibungen
    Über den Autor und weitere Mitwirkende


    Emma Hooper, Anfang dreißig, geboren in Alberta/Kanada, hat in England studiert und in "Musico-Literary Studies" promoviert. Derzeit arbeitet sie als Dozentin an der Bath Spa University. Emma Hooper ist Musikerin und tritt sowohl als Solokünstlerin als auch mit diversen Bands auf. "Etta und Otto und Russell und James" ist ihr erster Roman. Emma Hooper ist verheiratet und lebt in Bath."


    Emma Hooper hat einen ganz aussergewöhnlichen Schreibstil, der in meinen Augen sicherlich sehr polarisieren wird. Deshalb fällt mir diese Rezension auch nicht leicht. Bin hin- und hergerissen, da die Autorin einerseits die Stimmung im Buch, die ja vielerlei Erschwernisse des Lebens darstellt, wiederspiegelt, andererseits mir aber auch schwergefallen ist, das Buch immer mal wieder zur Hand zu nehmen.


    Der Leser wird mit in die Geschichte hineingezogen, so dass man das Ende auf jeden Fall lesen will. Durch die etwas spröde Schreibweise fällt jedoch das "Dranbleiben" etwas schwerer.



    Das Buch handelt, wie ja der Titel schon sagt, von den Protagonisten Etta und Otto und Russell und James. Etta, eine Mittachtzigerin, die anscheinend unter Demenz leidet, will endlich das Meer sehen und macht sich nur mit wenig Reisegepäck zu Fuß dorthin auf den Weg. Ihr Mann Otto lässt sie ziehen. Ihr Nachbar und Freund Russell will sichergehen und folgt ihr nach. Ja, und James ist ein Weggefährte, bei dem nicht sicher ist, ob real oder Fantasie.



    Die Autorin erzählt die Leben der Protagonisten in abwechselnden Zeitsprüngen und macht so die Handlungen begreifbar.



    Mein Fazit: Ein Buch, das sicherlich polarisiert und schwere Kost liefert.

  • Etta ist 83 Jahre alt und merkt, dass ihre geistigen Fähigkeiten nachlassen. Manchmal weiß sie gar nicht mehr so richtig, wer sie ist. Doch dass sie noch nie das Meer gesehen hat, weiß sie, und deshalb schnürt sie eines Tages die Wanderstiefel, packt einen Rucksack mit dem Nötigsten und macht sich auf den Weg an die kanadische Ostküste, die nur schlappe dreitausend Kilometer entfernt liegt. Ihrem Mann Otto hinterlässt sie einen Zettel und eine Rezeptesammlung, damit er nicht verhungert, während sie unterwegs ist.


    Während ihres langen Marsches schlägt sich Etta zunächst alleine durch, bis sich ein Kojote zu ihr gesellt, den sie James tauft, und schließlich wird die Presse auf sie aufmerksam, und Etta wird zu einer kleinen Berühmtheit. Doch das ist ihr alles gar nicht so wichtig. Sie will einfach nur ans Meer.


    Auf dem Weg lässt sie ihr langes Leben Revue passieren, erinnert sich an ihre Kindheit, an ihre Schwester, an ihre erste Begegnung mit Otto und Russell, die wie Brüder aufgewachsen sind, und an den Krieg, der zunächst nur eine ferne Bedrohung schien, von der im Radio zu hören war, bis dann immer mehr junge Männer einrückten.


    Otto und Russell sind heute noch Nachbarn und gute Freunde, und während Otto zu Hause versucht, alleine zurechtzukommen, macht sich Russell mit seinem alten Truck auf den Weg, um Etta zu suchen.


    Die Ausgangssituation des Buches ist reizvoll - eine alte Frau, die spürt, dass es um ihren Verstand nicht gut bestellt ist, will sich einen Herzenswunsch erfüllen und zieht kurzerhand zu Fuß los, ungeachtet des weiten Weges. Ettas schwankender Geisteszustand ist über das ganze Buch hinweg auch gut eingefangen, glasklare Phasen wechseln sich mit Verwirrtheit ab, und manchmal verschwimmen sogar die Grenzen ihrer eigenen Erinnerungen mit denen Ottos, die sie eigentlich nur aus seinen Briefen von früher kennt.


    Schön eingefangen sind auch Ottos und Russells Kindheit auf der Farm, ein karges, von harter Arbeit geprägtes, aber dabei gar nicht unglückliches Leben, Ottos Erlebnisse im Krieg und Ettas Werdegang, die, selbst kaum den Kinderschuhen entwachsen, schon mit sechzehn Jahren als Lehrerin zu arbeiten begann. Wenige Seiten genügen, um ein lebhaftes Bild der Menschen und der damaligen Zeit zu zeichnen, und es steckt sehr viel an persönlicher und globaler Geschichte in diesen gut 300 Seiten.


    Umso mehr ist zu bedauern, dass das Buch stilistisch gewöhnungsbedürftig ist. Fehlende Anführungszeichen stören den Lesefluss, die Erzählweise wirkt oft eher distanziert, und die Autorin scheint nicht ganz sicher zu sein, ob das Ganze nun realistisch oder märchenhaft daherkommen soll. Irgendwie wird es am Ende ein Mix aus beidem, mit einigen surrealen Einsprengseln, die es nicht gebraucht hätte. Schade auch, dass sich Russells Geschichte irgendwann belanglos im Sande verläuft, während Ottos und Ettas Parts zu einem angemessenen Ende gebracht werden.

  • Inhalt

    Der letzte Pilgerweg einer 83-Jährigen

    Die 83-jährige Etta hat ihren Mann Otto allein gelassen und sich zu Fuß auf den Weg ans Meer gemacht. Aus Saskatchewan wäre der Weg an den Pazifik nach Vancouver näher. Doch Etta marschiert in Richtung Halifax, zum kanadischen Hafen, von dem aus kanadische Soldaten zum Militärdienst im Zweiten Weltkrieg verschifft wurden und zu dem manche von ihnen wieder zurückkehrten. Für Etta hat Halifax eine weitere persönliche Bedeutung; hierher wurde ihre einzige Schwester geschickt, als sie als Jugendliche ungeplant schwanger wurde. Etta hat einen Merkzettel in der Tasche, auf dem sie ihre Familienangehörigen notiert hat: ihre Eltern, ihre verstorbene Schwester, ihr Mann Otto Vogel, ihr Nachbar Russell – keine Kinder. Der Zettel gibt die Richtung vor, in die Ettas Pilgerweg führen wird: Etta leidet an Altersdemenz und kämpft mit dem Zettel gegen das bevorstehende Vergessen, das ihr bewusst ist. Da Otto und sein Nachbar Russell ebenfalls hochbetagt sind, wäre es nicht ungewöhnlich, wenn auch die beiden alten Männer am Ende ihrer Kräfte angelangt wären.


    Eingeschoben in Ettas Erlebnisse der Gegenwart – die stark an den Pilgerweg des Harold Fry erinnern, - sind Erinnerungen an die gemeinsame Jugend der drei Personen und der Briefwechsel zwischen Otto und Etta während des Krieges. Otto Vogel stammt aus einer Familie mit 15 Kindern, von denen jedes Kind Pflichten auf dem elterlichen Hof zu erledigen hatte. Russell, der Neffe des Nachbarn, wird als Kind Nr. 7 ½ mit allen Rechten und Pflichten seinem Alter entsprechend in die Reihe der Vogelschen Kinder aufgenommen. Vogels Kinder gehen nur zur Schule, wenn gerade keine Landarbeit ansteht, so dass Otto mit 17 Jahren noch nicht besonders gut schreiben kann. Etta ist zu diesem Zeitpunkt auch 17 und nach zweijähriger Ausbildung die Lehrerin der kleinen Dorfschule. Otto will unbedingt weg aus dem Dorf und meldet sich als Freiwilliger zum Militärdienst im Zweiten Weltkrieg. Erst durch seinen Briefwechsel mit Etta lernt Otto richtig schreiben. Während in der Gegenwart Ettas Weg durch Kanada bereits von Fans und Followern verfolgt wird, entfaltet sich die Vergangenheit der drei alten Leute und man versteht, warum Etta und Otto genauso handeln müssen, wie sie es tun.


    Fazit

    Emma Hoopers rührend einfache Erzählung aus dem ländlichen Kanada werden Leser mit großem Gewinn verfolgen, die schon Kontakt zu hochbetagten oder dementen Menschen hatten. Sonderbare Gedanken und Ereignisse, wie Ettas Gespräche mit dem Kojoten James, werden mit Demenzerkrankungen vertraute Leser in völlig anderem Licht sehen. Für Etta lassen sich Gegenwart und Vergangenheit nicht mehr trennen und sie erkennt ihre Angehörigen vielleicht schon nicht mehr. Wer offen für Emmas und Ottos eigenwillige Gedanken ist, findet in diesem Roman beispielhaft den biografischen Ansatz zum Verständnis Dementer, ohne den man sich in der Betreuung dementer Angehöriger in kurzer Zeit bis zum eigenen Zusammenbruch aufreiben würde. Wie Ettas Erkrankung tragen auch Ottos Kriegserlebnisse, über die er vermutlich vorher nicht gesprochen hat, dazu bei, dass „Etta and Otto and Russel and James“ einem beim Lesen eine fremde Gedankenwelt öffnen, mit der Leser des Buches belastbar sein sollten.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

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    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow