Sybil Volks - Wintergäste

  • Klappentext:
    Die Nachricht von Inge Boysens Tod war ein Fehlalarm. Doch da haben sich Kinder und Kindeskinder bereits in dem kleinen Haus hinter dem Deich versammelt. Kurz vor dem Jahreswechsel schneidet ein Schneesturm Haus Tide und seine Bewohner von der Außenwelt ab. Während draußen die Welt vereist, kochen im Inneren alte Feindseligkeiten und neue Sehnsüchte hoch.


    Meine Einschätzung:
    Inge hat - durch einen Zufall - ihre vier erwachsenen Kinder, die Schwiegerkinder und Enkelkinder nochmals um sich geschart. Das macht sie glücklich. Trotzdem fühlt sie sich müde und spürt ihren Tod durchaus nahe. Ein klärendes Gespräch zu mehreren Themen, unter anderem auch über den Verbleib des Hauses nach Inges Tod wäre längst überfällig. Durch einen Schneesturm kann niemand abreisen; in dieser eingeengten Situation müssen sich alle Familienmitglieder miteinander und mit den anstehenden Problemen auseinander setzen. Dies geschieht aber nicht zur Gänze - viele Probleme werden angesprochen, Lösungsvorschläge werden besprochen, aber die endgültige Lösung bleibt - in zu vielen Punkten - offen.


    Dies ist ein gutes Buch, eine schöne Familiengeschichte: Detailreich und genau schildert die Autorin alle Charaktere des Romans, die besondere winterliche Atmosphäre des alten friesischen Hauses am Deich mit Schnee und Eis, emotionale und auch komische Momente, aber trotzdem - irgendetwas fehlt diesem Roman, um ein richtig toller Roman zu sein. Es ist schwer zu sagen, was noch fehlt, die Geschichte ist für mich einfach nicht "rund".


    Einerseits kann sich jeder von uns in diese Familie hineindenken, jeder von uns kennt Konflikte und Streitereien bei Familientreffen, andererseits wird hier kein einziger Konflikt gelöst. So zum Beispiel:


    Ein Buch ist dann ein gutes Buch, wenn ich den Buchdeckel befriedigt nickend zuklappen kann, und die Geschichte für mich ein gutes Ende genommen hat. Manchmal gibt es auch ein schlechtes Ende, das ist auch in Ordnung. Hier hat leider nichts ein gutes Ende genommen, hier bleiben alle Fragen offen. Das Buch hat mich gut unterhalten, aber der Schluss ist unbefriedigend.
    Gut gefallen haben mir die Schilderungen der Natur und des Hauses: Nordsee, Schnee und Eis, das Haus am Deich mit seinen schönen alten Inventarstücken. Auch die Musik ist ein wichtiges Thema. Ständig greift jemand zur Gitarre und spielt für sich oder für andere ein Lied.


    Zur Autorin:
    Sybil Volks, geb. 1965, lebt als freie Autorin und Lektorin in Berlin. Sie hat zahlreiche Erzählungen und Gedichte in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht. Ihr historischer Berlin-Krimi "Café Größenwahn" war nominiert für den Glauser-Preis 2008 als bestes Krimidebüt. 2012 ist ihr hochgelobter Roman "Torstraße 1" erschienen.
    ich vergebe: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Nicht jeder, der das Wort ergreift, findet ergreifende Worte :-,


    (frei nach Topsy Küppers)


  • Die Autorin (Quelle: Bücher.de)


    Sybil Volks, geboren 1965 in Rheine, lebt als freie Lektorin und Autorin in Berlin. Sie veröffentlichte bereits zahlreiche Kurzgeschichten sowie Lyrik in Zeitschriften und Anthologien und erhielt mehrere Preise und Stipendien.


    • Produktdetails
    • dtv Taschenbücher Bd.26080
    • Verlag: Dtv
    • Seitenzahl: 412
    • 2015
    • Ausstattung/Bilder: 2015. 416 S.
    • Deutsch
    • Abmessung: 212mm x 134mm x 34mm
    • Gewicht: 491g
    • ISBN-13: 9783423260800
    • ISBN-10: 3423260807
    • Best.Nr.: 42640069


    Ein Haus voller Familie


    Über das Buch


    Inge, ihre Schwiegermutter war tot, hatte Kerrin festgestellt, und die ganze Familie informiert. Alle waren gekommen, bis auf Ennos Bruder Boy und ihrer beider Sohn Karsten….


    Da waren Enno und Kerstin, deren Ehe anscheinend doch nicht ganz do glücklich war, als es schien… und Enno, der es nicht mal fertig brachte, seiner eigenenFrau von seinen Ängsten zu berichten…


    Da war Gesa, die mit Mann und zwei Kindern da war, aber hochschwanger von ihrem Geliebten…


    Berit, die sich vom Trauerredenschreiben ernährte, egal ob für Mensch oder Tier… und der jetzt etwas anderes einfiel….


    In dann noch Inka. Ennos und Kerrins Adoptivtochter, die nicht ihr Fleisch und Blut war, und trotzdem….


    Jeder macht sich über seine eigenen Probleme Gedanken, auch Jochen, Gesas Mann, der eigentlich aufs Festland zu einem Gerichtstermin wollte, doch etwas hielt ihn davon ab….


    Dann gibt es da noch Boy, Inges jüngeren Sohn, der damals die Seefahrt gewählt hatte, und jetzt als Schiffmusiker sein Leben fristet. Die Nachricht von Mutters Tod liest er zu spät und die der Wiederauferstehung kann er nicht mehr lesen, sie ist weg….



    Warum waren Boy und Karsten nicht gekommen? Wieso war die Ehe der beiden nicht so glücklich wie es zunächst schien? Warm sprach Enno nicht mit seiner Frau über seine Probleme? Wieso hatten Jochen und Gesa noch keinen Schlussstrich gezogen? Was hielt Jochen von der Rückkehr zum Festland ab? Wieso hatte Boy die Todesnachricht so spät bekommen?Wovon wollte Berit leben, wenn nicht weiterhin vom Trauerreden schreiben? Wer ist Inka? Alle diese Fragen und noch viel mehr werden in diesem Buch beantwortet.



    Meine Meinung


    Es ist das erste Buch von Sybil Volks, das ich gelesen habe, und wohl auch das letzte. Ich bin schon vorher um dieses Buch herumgeschlichen, und hatte viel mehr erwartet. Genauer gesagt, es hat mich enttäuscht!Nur Gelaber über jeden Einzelnen und seine Befindlichkeiten, das ist mir eindeutig zu wenig für ein Buch, das mich fesseln sollte. Mich hat es – leider muss ich sagen, denn ich hatte mich darauf gefreut – richtig gelangweilt.Ich wundere mich, dass ich es überhaupt geschafft habe, es fertig zu lesen. Vermutlich habe ich zu lange die Hoffnung nicht aufgegeben, dass endlich mal was passiert. Auf jeden Fall ist das ein Buch, bei dem mir das Cover wesentlich besser gefällt, als der Inhalt. Andere mögen anders darüber denken, denn bekanntlich sind die Geschmäcker ja verschieden, zum Glück. Für mich hat es auf jeden Fall nicht das gehalten was es versprochen hatte. Ich vergebe, und das mit sehr viel Wohlwollen, gerade noch 2/5 Sterne, aber absolut keine Leseempfehlung!

    Liebe Grüße
    Lerchie



    _______________________
    nur wer aufgibt, hat schon verloren

  • Gerade mal viereinhalb Tage umfasst dieses Buch, doch in dieser kurzen Zeit lernt man die Mitglieder der Familie Boysen recht genau kennen. Und erfährt vielleicht mehr über sie, als sie selbst voneinander wissen.
    Der Anlass für ihr Zusammentreffen im Haus Tide ist eigentlich ein trauriger, der sich letztenendes aber als amüsant herausstellt. Mutter Inge wird von ihrer Schwiegertochter Kerrin für tot gehalten und so informiert sie umgehend die drei Geschwister ihres Mannes Enno, die bis auf Sohn Boy sofort anreisen. Selbst Kerrins und Ennos Adoptivtochter Inka fliegt aus ihrem Auslandsaufenthalt in St. Petersburg zurück, wenn auch widerwillig (glücklicherweise passt der Anlass zu ihrer neu entdeckten Liebe zum Gothic Style ;-)). Doch es ist ein Fehlalarm - glücklicherweise. Mutter Inge schlägt wieder die Augen auf und freut sich, als sie fast all ihre Lieben, wenn auch verspätet, doch noch zu Weihnachten um sich hat. Doch die Freude währt nicht allzu lange. So gut wie alle tragen ihr mehr oder weniger großes Problempäckchen mit sich, die durch den durch einen Schneesturm zwangsweise verlängerten Aufenthalt nach und nach 'ausgepackt' werden.
    Grundtenor des Buches scheint das nicht gelebte Leben zu sein; Wünsche und Träume, die zugunsten Anderer zurückgestellt oder schlicht als nicht realisierbar abgehakt wurden. Doch irgendwann holen sie einen ein und nun ist es wohl so weit. Allzu viel Handlung sollte man nicht erwarten, der Großteil der Geschichte spielt sich entweder in inneren Selbstgesprächen oder Dialogen ab, ausser der Zeit treibt nichts die Handlung voran. Ich empfand dies nicht als Nachteil, da zumindest zu Beginn vieles sehr humorvoll geschildert wurde und die Familienmitglieder mit liebenswerten Schrulligkeiten aufwarten. Doch der Humor lässt leiderleider nach und die Probleme der einzelnen Personen nehmen überhand, sodass für mein Empfinden zunehmend die Glaubwürdigkeit der Handelnden darunter zu leiden begann. Zwar versöhnte mich der Schluss (der nur vorübergehend sein soll ;-)) des Ganzen, doch so richtig begeistern konnte mich die Familie nicht mehr.
    Alles in allem eine durchwachsene Lektüre mit durchaus schönen Momenten, die hoffen lassen, dass der zweite Teil sich in manchen Dingen etwas zurücknimmt - manchmal ist weniger mehr ;-)

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Als Kerrin ihre Schwiegermutter Inge Boysen nach den Weihnachtstagen in deren Reetdachhaus auf einer Nordseeinsel gelegen leblos auffindet und annimmt, dass diese gestorben ist, informiert sie sofort sämtliche Familienmitglieder, die nach und nach im Haus Tide hinterm Deich eintreffen. Während jeder gedanklich mit seinen eigenen Sorgen und Nöten beschäftigt ist und seinen Gefühlen freien Lauf lässt, liegt Inge aufgebahrt da und kann sich nicht verständlich machen. So erfährt sie ungewollt alles, was die Familie von sich zum Besten gibt, aber auch, was man über sie denkt. Dabei tun sich einige Abgründe und Baustellen auf, von denen sie wahrscheinlich in ihren kühnsten Träumen nichts geahnt hat. Dann stellt sich heraus, dass Inge doch nicht tot ist, so dass alle wieder abreisen wollen. Als sich draußen ein Wintersturm anbahnt, der nun allen die Möglichkeit der vorzeitigen Flucht aus Haus Tide nimmt, sind die Familienmitglieder gezwungen, sich miteinander auseinander zu setzen.


    Sybil Volks hat mit ihrem Buch „Wintergäste“ einen Familienroman vorgelegt, für den anscheinend noch ein weiterer Nachfolgeband geplant ist. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm zu lesen, dabei manchmal sogar poetisch zu nennen. Dabei sind einige Stellen auch sehr humorvoll ausgelegt und entbehren nicht einer gewissen Komik. Schön auch die Beschreibung der Landschaft, die dem Leser die Liebe der Autorin zur Nordsee nicht verbergen. Doch schon die Aufteilung des Romans ist eine Herausforderung. Die 5 einzelnen Buchabschnitte sind sehr lang, in denen zu Beginn noch Absätze einen Szenenwechsel anzeigen. Doch schon bald wird alles aneinander gereiht und der Leser hat wirklich Mühe, die einzelnen Handlungen auseinander zu halten, da es durch die vielen Familienmitglieder ebenso viele Handlungsstränge gibt, die sich abwechseln, aber sich nicht ergänzen oder miteinander verbunden werden. Dadurch fehlt dem Roman eine gewisse Struktur, die man als Leser meist gewohnt ist. Neue Wege und Überraschungen sind normalerweise nichts Schlechtes, doch in diesem Fall einfach zu viel des Guten, wird der Lesefluss dadurch doch sehr erschwert. Auch der fast durchgängige Einsatz von Monologen macht die Lektüre zu einer Herausforderung. Bei so vielen angesetzten Themen innerhalb einer Familie wären Dialoge, die in Disputen, Streitgesprächen oder Versöhnungen münden, wesentlich interessanter gewesen und hätten der Handlung eine gewisse Spritzigkeit verliehen.


    Die einzelnen Charaktere wurden von der Autorin sehr detailliert ausgearbeitet, jedoch fehlt es allen an Wärme und Sympathiepunkten, um sich wirklich in sie hineinversetzen zu können oder sie zu mögen. So bleiben alle recht unnahbar und fremd, obwohl einzelne Schicksale durchaus interessante Ansätze haben. Aber gerade die fehlende Identifikation mit den Protagonisten führt dazu, dass einen die Gefühle, Gedanken und Sorgen nicht wirklich berühren. Und der Schicksale, Nöte und Sorgen gibt es in diesem Buch viel zu viele, alle werden eigentlich nur gestreift, allenfalls etwas weiter ausgeführt, doch es kommt kaum zu einer Lösung. Dies frustriert und macht einen eher teilnahmslos, es kommt Langeweile auf, da alles auf Längen ausgebreitet wird.


    „Wintergäste“ birgt eigentlich eine Menge Potential für eine spannende und unterhaltsame Familiengeschichte, doch dies wurde hier nicht umgesetzt und konnte als Roman nicht überzeugen. Am Ende ist man nicht schlauer als zu Beginn. Sehr schade für die vergeudeten Möglichkeiten, hierfür gibt es keine Empfehlung!


    Mehr als :bewertung1von5: wäre zuviel.

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


    "Wissen ist begrenzt, Fantasie aber umfasst die ganze Welt."
    Albert Einstein


    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben!"
    _____________________________________________


    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten

  • @Mara Danke für die Info. Dass es weitergeht, wusste ich. Nicht aber, dass es eine Trilogie werden soll. Sei's drum, ich hatte ja mehr so meine Schwierigkeiten mit den problemüberladenen Personal der Geschichte. Alles sooo geballt in einer Familie? Daher auch mein letzter Satz: Manchmal ist weniger auch mehr.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling

  • Hallo
    @Frühlingsfee@Lerchie @Xirxe @dreamworx


    ist euch eigentlich klar, dass es sich hier um den ersten Band einer Trilogie handelt, da kann noch nicht alles aufgeklärt werden. :lol:

    Ehrlich gesagt, ist mir das nach der Lektüre des Buches total egal, denn ich bin damit einfach nicht warm geworden, habe mich über lange Strecken einfach nur totgelangweilt, für mich konnte das Buch lange nicht an Torstraße anknüpfen, leider. Deshalb erspare ich mir die weiteren Bände.

    Bücher sind Träume, die in Gedanken wahr werden. (von mir)


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    Albert Einstein


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    gelesene Bücher 2020: 432 / 169960 Seiten