Christian Liedtke - Heinrich Heine

  • Inhalt (laut amazon.de):
    Heinrich Heine, der Dichter der Liebe und der Revolution, gilt als widersprüchlicher Charakter. Ästhetik und Politik, Poesie und Publizistik waren für ihn jedoch keine Gegensätze. Mit einer unverwechselbaren Mischung aus Ironie und bitterem Ernst griff er ein in die literarischen wie politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit – einer Epoche großer historischer Veränderungen, die sich in seinem Leben und seiner Dichtung so deutlich wie bei kaum einem anderen widerspiegeln.


    Über den Autor (laut amazon.de):
    Christian Liedtke, geb. 1964 in Hamburg. Studium der Germanistik und Philosophie in Hamburg, Cincinnati (USA), Köln und Bonn. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Heinrich-Heine-Institut der Landeshauptstadt Düsseldorf. Herausgeber der Bände «Heinrich Heine. Neue Wege der Forschung» (Darmstadt 2000), «Heinrich Heine im Porträt. Wie die Künstler seiner Zeit ihn sahen» (Hamburg 2006), Mitherausgeber von Heinrich Heine: «‹... und grüßen Sie mir die Welt!› Ein Leben in Briefen» (Hamburg 2005). Mitverantwortlich für die Internet-Edition «Heinrich-Heine-Portal»


    Meine Meinung:
    Da ich mich bis zur Lektüre des Buchs noch nie richtig mit Heinrich Heine beschäftigt hatte, war dieses dünne Büchlein eine gute Möglichkeit, den Einstieg zu finden. Von der Tatsache, dass es nur etwa 150 Seiten hat, sollte man sich nicht abschrecken lassen: Es ist wirklich gehalt- und anspruchsvoll geschrieben. Vom einfachen Weg- oder gar Nebenbeilesen würde ich unbedingt abraten. Ich persönlich musste mich sehr konzentrieren, um manche Gedankengänge - mehr oder weniger - nachzuvollziehen, denn der Autor geht ab und zu in politische und philosophische Überlegungen, die man für sich erst einmal "durchdenken" muss. Das wäre im Grunde auch meine einzige Kritik, die für einen anderen vielleicht keine richtige ist: Es war manchmal recht anstrengend zu lesen.


    Ansonsten bin ich relativ zufrieden mit der Lektüre. Zum einen geht der Autor chronologisch vor, zum anderen bringt er viele Originalzitate ein, die dann kursiv gedruckt sind, und nicht zuletzt wird der Text von Unmengen an Illustrationen begleitet, die alle in schwarz-weiß gehalten sind. Die vielen Originalaussagen bringen einem Heine noch näher und nicht zu selten habe ich mich köstlich wegen seiner Kritik an was auch immer (schließlich war er kritikfreudig, dem Interesse an der Aufklärung sei Dank!) amüsiert, weil er diese derart schonungslos und treffsicher formuliert. Diese Stelle hat es mir besonders angetan:


    "Unter den Berliner Studenten hat [Hegel] eine große Anhängerschaft, und Heine wird Zeuge, wie in der gelehrten Karawanserai zu Berlin die Kamele sich sammeln um den Brunnen Hegelscher Weisheit, davor niederknien, sich die kostbaren Schläuche auffüllen lassen, und damit weiter ziehen durch die Märkische Sandwüste." (S. 53)


    Da konnte ich mir mein Lachen nicht mehr verkneifen. Ansonsten lässt der Autor auch Ausschnitte aus seinen Gedichten einfließen, die mir Lust auf mehr gemacht haben. Bei manchen könnte man ohne das Hintergrundwissen (Heines Vorliebe zur Ironie und das Zeitgeschehen) annehmen, Heine würde eine Idylle beschreiben, aber nach der Lektüre der Biografie wäre es sehr spannend, die Kritik herauszufiltern, die in den Versen mitschwingt.


    Die Person Heines wird insgesamt ziemlich greifbar gemacht. Man merkt, dass der Autor sich gründlich mit Biografie und Werk beschäftigt hat, weil er unter anderem auch Meinungen anderer Biografen oder Rezensenten kritisiert und seine persönliche Auslegung vorschlägt. Doch er verfällt nie in einen Lobgesang auf den Dichter, sondern bemüht sich um eine möglichst neutrale Sichtweise. So war zumindest meine Wahrnehmung. Man hat am Ende auch eine relativ gute Vorstellung davon, wie Heine sich selbst und seine Rolle als Schriftsteller und Dichter sah. Er hat sich beispielsweise bewusst von Klassik und Romantik abgegrenzt, sich für die Subjektivität eingesetzt, aber auch die Träger der nationalistischen Bewegung in Deutschland kritisiert, da diese ihm zufolge keine Substanz hatte, also nicht auf Prinzipien wie Freiheit fußte, sondern auf Abgrenzung zu anderen und persönlichen Motiven.


    Fazit:
    Eine vielschichtige Darstellung, die das Denken fordert und ein feines Bild des großen Dichters zeichnet.

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



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