Sara Paretsky - Brush Back

  • Eigenzitat aus amazon.de:


    V.I. Warshawski hat immer noch Bernie, ihren Hausgast aus Kanada, in der Wohnung, die dadurch ziemlich klein wird. Das macht das Leben für die mittlerweile 50-jährige Detektivin nicht unbedingt einfacher, aber die junge Frau ist auf der Jagd nach Aussichten für die Zukunft und dabei schwer-punktmäßig an Hockey interessiert, was für V.I. einige Stunden der Gespräche über ihren in „Dead-lock“ verstorbenen Cousin Boom-Boom ermöglicht, der seinerzeit eine der absoluten Chicagoer Größen im Eishockey gewesen ist.


    In dem Zusammenhang taucht Frank Gatto, ein alter Bekannter aus V.I.s Jugendjahren auf, ein damaliger Basketballspieler, der mit Hilfe von Boom-Booms allgemeinen Trainingshilfen versucht hatte, in die Oberliga aufzusteigen. Seine Mutter Stella hat angeblich vor 25 Jahren seine Schwester Annie erschlagen – und ist nun aus dem Gefängnis heraus. Und sie plant klarzustellen, dass sie die letzten 25 Jahre ungerechtfertigter Weise in Haft gewesen ist, weil sie ihre Tochter zwar verprügelt habe, diese aber noch ziemlich lebendig gewesen sei, als Stella zum Bingospielen in der Kirche aufgebrochen ist. Sie behauptet nun, dass jemand nach ihr im Haus gewesen sein muss, um die Tochter zu töten und sucht Beweise dafür – und Frank möchte nun, dass V.I. dabei hilft.


    V.I., die oft genug gehört hat, wie Stella ihre Mutter als Hure bezeichnet hat, ihr vorgeworfen hat, sie würde ihr den Mann ausspannen, Annie, die bei ihr Pianostunden bekommen hat, widerspenstig machen und außerdem über ihre sündige Tochter – V.I. selbst – die Tochter verderben, ist von dieser Idee eher weniger begeistert, doch aus Pflichtgefühl lässt sie sich darauf ein. Und wird beim ersten Gespräch mit Stella wieder ausgiebigst beleidigt. Genau, wie auch der Rest ihrer Familie.


    Als Nächstes müssen V.I. und Bernie in den Medien lesen, dass Stella behauptet, dass Boom-Boom etwas mit Annies Tod zu tun haben solle. Und V.I. kann darauf nicht in ihrer bewährten Art und Weise reagieren, weil Stella eine einstweilige Verfügung gegen sie erwirkt hat, die jede Kontaktaufnahme von V.I.s Seite aus unter Strafe stellt.


    Als wenn dies nicht schon problematisch genug wäre, kommt V.I. außerdem in Kontakt mit einem jungen Paar, das durch Schulden Probleme mit einem usbekischen Eintreiber bekommen hat und von dem der männliche Part plötzlich verschwunden ist. Hier führt die Fährte nach Südchicago und dort in die Bereiche der Bauindustrie und der Jugendförderung durch diese Industrie. Und seltsamerweise auch zu alten Verbindungen zu Boom-Boom und V.I.s Vater Tony, der als Polizist eine Zeit lang ziemliche Probleme in dieser Gegend gehabt hat.


    Ein sehr aktueller Fall über Korruption, Schuld, Rachegefühle, das Gefühl, Rechte zu haben, die an den Gesetzbüchern vorbei gehen und Rechtfertigungen für die schlimmsten Vergehen auf der Grundlage von falsch verstandenen Philanthropie. Wieder einmal zeigt Sara Paretsky, dass sie die ursprüngliche „Schwester im Verbrechen“ ist, die fortlaufende Kritikerin aller möglicher politischer und gesellschaftlicher Missstände in den USA und einfach eine handwerklich absolut solide Autorin, die nichts von ihrer Kunstfertigkeit eingebüßt hat. Absolut lesenswert. :thumleft:
    :thumleft::study: