Alexa Hennig von Lange - Die Welt ist kein Ozean

    • Taschenbuch: 352 Seiten
    • Preis: 14,99€
    • Verlag: cbt
    • erschienen am: Juli 2015
    • ISBN-10: 3570162966
    • ISBN-13: 978-3-570-16296-5
    • Meine Wertung: 4/5

    KlappentextAusgerechnet in einer psychiatrischen Klinik für Jugendliche will die 16-jährige Franzi ihr Schulpraktikum machen. Sie stellt sich das abenteuerlich und besonders vor – muss aber schnell erkennen, dass sie eine Welt betritt, in der die Normalität außer Kraft gesetzt ist. Hier trifft sie auf den 18-jährigen Tucker – und Tucker trifft sie voll ins Herz. Nach einem traumatischen Erlebnis spricht er nicht mehr. Tief in sich zurückgezogen, dreht er im Schwimmbad seine Runden, am liebsten unter Wasser, wo ihn keiner erreichen kann. Behutsam versucht Franzi, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Als ihr das gelingt, steht sie vor einer schweren Entscheidung: Soll sie wie geplant für eine Zeit ins Ausland gehen? Oder dem Herzen folgen, das gerade erst wieder zu sprechen begonnen hat?


    Leseprobe


    Meine Meinung
    Alleine das Cover sticht einem ja schon ins Auge, Diese roten Haare, schon sehr auffällig und ein Eyecatcher. Total harmonisch mit den Wellen und den Titel des Buches.
    Wenn man dann noch den Klappentext gelesen hat weiß ich nicht wie man nicht neugierig werden kann und es unbedingt lesen mag.


    Eigentlich ist es ja gar nicht so schwer, ein Schulpraktikum. Doch wo macht Franzi ihres? Ausgerechnet in einer Klinik für psychiatrische Jugendliche. Sie stellt dort auch recht schnell fest wie wohl behütet sie doch eigentlich aufgewachsen ist. Aber sie ist eine taffe person, stellt sich den Anforderungen die an sie gestellt werden.
    Doch bald stellt sie fest, dass das Verhältnis was zwischen Patienten und Betreuerin herrschen soll, gar nicht so einfach einzuhalten ist.


    Sie trifft direkt am ersten Tag auf Tucker, ein jugendlicher mit totalem Mutismus. Was das bedeutet? Ich habe es für euch heraus gefunden:


    Totaler Mutismus


    Der totale Mutismus ist eine nach vollzogenem Spracherwerb erfolgende völlige Hemmung der Lautsprache bei erhaltenem Hör- und Sprechvermögen, d.h. es liegen keine peripher-impressiven oder peripher-expressiven organischen Störungen vor sowie keine zentralen Schädigungen der am Sprechvorgang beteiligten Sprachzentren und der Innervation. Eine direkte Ursache ist nicht bekannt. Es kommen sowohl

    • psychologische Faktoren (abweichende Problemlösungsmechanismen, Konditionierungsprozesse und Milieueinflüsse) als auch
    • physiologische Faktoren (familiäre Dispositionen, Hypokonzentration des Neurotransmitters Serotonin im Hirnstoffwechsel, Hyperfunktion der Amygdala, psychiatrische Grunderkrankungen, Entwicklungsstörungen) in Frage, die zumeist in einer
    • gegenseitigen Ergänzung (z.B. Diathese-Stress-Konfigurationen) zur Sprechverweigerung führen.

    So, da steht Franzi nun und weiss nicht was sie mit ihm machen soll. Das junge Mädchen gerät in ein Wechselbad der Gefühle, aus dem sie fast nicht mehr heraus kommt, sie nicht weiß wie sie handeln soll und einfach nur verwirrt ist.An Ihrer Seite die Familie und Ihre beste Freundin. Doch auch sie können nicht die wichtige Entscheidung treffen vor der Franzi aktuell steht. Herz oder verstand? Auf was soll man denn nur hören wenn man die Folgen noch nicht absehen kann?


    Die Autorin hat hier ein ganz tolles Jugendbuch zu Papier gebracht, was den Leser mitten ins Herz trifft. Von der ersten Seite an schließt man die Protagonisten ins Herz, sie sind einfach realitätsnah und man kann sich gut mit Ihnen identifizieren.


    Der Schreibstil ist sehr angenehm, die Kapitel in einzelne Tage unterteilt und man fliegt förmlich durch das Buch. Man kann kaum erwarten was als nächstes geschehen wird, es ist alles möglich.


    Ein Punkt werde ich leider abziehen, da ein bis zwei kleine Stellen für mich nicht ganz nachvollziehbar waren. Wegen der spoilergefahr werde ich das an dieser Stelle nicht weiter erläutern.


    Fazit
    Ein Jugendbuch mit ernstem Hintergrund. Trotz allem kann man lachen, mitfühlen und es einfach nur geniessen!


    Sterne
    ****

  • Eine psychiatrische Klinik für Jugendliche - nicht unbedingt der typische Ort für ein Schulpraktikum. Aber genau deshalb will Franzi dorthin. Etwas Abenteuerliches erleben und raus aus ihrem behüteten Zuhause. Doch schnell erkennt sie, dass in dieser Klinik die Uhren anders ticken. Es ist, als wäre sie in einer anderen Welt. Dort trifft die 16-Jährige auf den zwei Jahre älteren Tucker, der an totalem Mutismus leidet. Seit einem traumatischen Erlebnis spricht er kein Wort mehr, doch Franzi und Tucker scheinen sich dennoch zu verstehen. Innerhalb kurzer Zeit bauen sie eine zarte Verbindung zu einander auf und Franzi hat das Gefühl, er könnte DER Richtige sein. Dabei wollte sie doch in wenigen Tagen für ein Jahr ins Ausland gehen. Aber seit sie Tucker begegnet ist, weiß sie nicht mehr, was sie will und was das Richtige für sie ist.


    Mit „Die Welt ist kein Ozean“ hat Alexa Hennig von Lange eine Fortsetzung um Sina aus „Ach wie gut, dass niemand weiß“ geschrieben. Sina spielt in diesem Roman jedoch eher eine Nebenrolle, aber es geht um die gleiche Familie und hauptsächlich um Franzi, Sinas jüngere Schwester. Ich habe den Roman „Ach wie gut, dass niemand weiß“ nicht gelesen. Es gab ein paar erklärende Rückblicke und somit hatte ich nicht das Gefühl, dass mir etwas zum Verstehen Essentielles fehlen würde. Franzi fand ich als Protagonistin sehr angenehm, da sie ein positiv eingestellter Mensch ist und Lebensfreude ausstrahlt. Trotzdem hat sie natürlich auch schlechte Tage, was sie im Gesamtkonzept authentisch und liebenswert erscheinen lässt.


    Der Einstieg in die Geschichte fiel mehr sehr leicht und durch den flüssigen Schreibstil flog ich nur so durch die Seiten. Der Roman ist emotional, traurig und gleichzeitig fröhlich und teilweise tiefgründig. Geht es doch darum, ob Franzi sich tatsächlich Hals über Kopf in Tucker verliebt hat oder ob es einfach nur an ihrem Helfersyndrom liegt, dass sie sich den schwierigsten Fall heraus gesucht hat. Außerdem muss sie sich darüber klar werden, ob sie immer noch ins Ausland gehen will. Australien war ihr großer Traum seitdem sie sieben Jahre alt war, aber können sich Träume nicht auch im Laufe der Zeit verändern? Das alles Herauszufinden gehört nun einmal zum Erwachsenwerden dazu, auch wenn es zeitweise weh tut. Die Suche nach dem Glück ist nicht die einfachste, aber eine der wichtigsten und das lernt Franzi in diesem Roman.


    Ein gewisser Tiefgang hat mir jedoch bei allem gefehlt, was die psychiatrische Klinik anbelangt. Der Alltag dort, die anderen Patienten, die Therapien im Allgemeinen oder Tuckers Behandlung im Speziellen kommen zu kurz. Außerdem ging es mir zu schnell, wie Tucker sich Franzi gegenüber geöffnet hat, nachdem er über ein Jahr in sich gekehrt war, und auch am Ende kam mir die Handlung zu abrupt vor. Dass manche Menschen besonderen Zugang zu anderen und somit auch schnelleren therapeutischen Erfolg erlangen können, glaube ich durchaus, aber hier geschah dieses innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes, damit die Story innerhalb eines zweiwöchigen Praktikums platziert werden kann.


    Fazit: Die Story um Franzi und Tucker habe ich sehr gerne gelesen. Sie ist eine Mischung aus süß, bewegend und dramatisch. Für ein Jugendbuch werden durchaus schwierige Themen angesprochen und zum Teil tiefgründig behandelt. Lediglich der Aspekt der psychiatrischen Klinik kommt für meinen Geschmack zu kurz und hätte gerne intensiver im Roman ausgelebt werden können.




    Broschiert: 352 Seiten
    Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 14 Jahren
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