Mercè Rodoreda - Auf der Plaça del Diamant / La plaça del Diamant

  • Original : La plaça del Diamant (Katalanisch, 1962 ; geschrieben zwischen Februar und September 1960)


    INHALT :
    Mit ungewöhnlicher Eindringlichkeit schildert der Roman die Lebensgeschichte von Natalia, alias Colometa, einer in Traditionen verhafteten jungen Frau ab circa den 30iger Jahren in einem Viertel Barcelonas. Auf dem dem Titel gleichnamigen Platz lernt sie ihren ersten Mann Quimet kennen, der das Heft in die Hand nimmt. Zwei Kinder kommen, der Bürgerkrieg fängt an und ihr Mann verschwindet in den Kämpfen...


    BEMERKUNGEN :
    In 49 durchnumerierten, meist circa vierseitigen Kapiteln schildert Natalia als Ich-Erzählerin ihr Leben ab dem Kennenlernen ihres Mannes auf einem Tanzabend in einem Viertel Barcelonas, irgendwann zu Beginn der 30iger Jahre. Damals war ihre Mutter schon lange tot, und ihr wiederverheirateter Vater schon nicht mehr so wichtig. Sie arbeitete noch als Verkäuferin in einem Konditoreigeschäft. Doch wie bei der Werbung, wird Quimet, ihr Mann, auch anderweitig immer wieder bestimmend eingreifen. Von außen liest sich das nicht immer gerade wie eine moderne Liebesbeziehung ! Ja, eigentlich scheint irgendetwas faul von Anfang an. Ist es ein altes Rollenverständnis ? Natalia, die von ihrem Mann regelrecht umgetauft und nur Colometa gennant wird, erzählt sehr schlicht. Will man sie « unterworfen oder gefügig » nennen ? Nun, manchmal leuchtet eine Gegenkraft auf, eine Widerstandskraft. Doch irgendwie kann sie nicht voll zum Ausdruck kommen.


    Sie muss auf den Willen Quimets hin ihre « aufreizende » Arbeit in der Konditorei schmeissen, und sie ist es, die die Wohnung einrichtet und mit herrichtet (mit der Hilfe zweier, dreier guter Freunde ihres Mannes). Später wird sie als einfache Hausangestellte bei reichen, eher rechtsgerichteten Leuten anfangen, während Quimet manchmal daherjammert, sich der Arbeit entzieht, abergläubisch und seltsam sein kann.


    Der Spanische Bürgerkrieg, mit seinen Vorläufern, seinen Konsequenzen und der neuen, frankistischen Herrschaft bestimmt stark den Roman und die Schicksale. Für uns auch eine Möglichkeit, von dieser Zeit mehr zu erfahren.


    Die Sprache bleibt, der Ich-Erzählerin angemessen, einfach. Anscheinend manchmal trocken, doch bei genauerem Lesen sieht man den inneren, stillen Aufschrei der Frau, die sicherlich nicht unsensibel ist.

    Dieser faszinierende Roman machte die katalanische Autorin Mercè Rodoreda weltberühmt. Er wurde in über 20 Sprachen übersetzt und ist heute der Klassiker der katalanischen Literatur. Mercè Rodoreda (1908–1983) lebte während der Franco-Zeit im französischen Exil und begann erst nach ihrer Rückkehr wieder mit großem Erfolg zu schreiben und zu veröffentlichen.

    Ihr Roman La plaça del diamant (1962) (dt. Auf der Plaça del Diamant) wurde zum gefeiertsten katalanischen Roman überhaupt und wurde seit der Erstveröffentlichung in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Er wird auch von vielen als die beste Darstellung des Spanischen Bürgerkriegs in einem Roman angesehen. (die letzten beiden Abschnitte sind aus der Vorstellung durch den Suhrkamp-Verlag)


    AUTORIN :
    Mercè Rodoreda, die bedeutendste Schriftstellerin der modernen katalanischen Literatur, wurde 1908 in Barcelona geboren. Mercè Rodoreda begann scon in den 30iger Jahren mit dem Schreiben von Kurzgeschichten für Zeitschriften, nicht zuletzt um ihrer unglücklichen Ehe zu entfliehen. Sie schrieb dann psychologische Romane, darunter Aloma, der mit dem Preis Crexells ausgezeichnete Roman. Dann begann ein fast zwanzigjähriges Schweigen. Zu Beginn des Spanischen Bürgerkriegs arbeitete sie für die katalanische Generalitat, die katalanische Regionalregierung. Sie ging, wie viele republikanische Katalanen, ins Exil nach Paris, bis sie vor den deutschen Truppen in den unbesetzten Teil Frankreichs floh und schließlich nach Genf zog, wo sie als Übersetzerin für die Unesco arbeitete und wieder zu schreiben begann. Hier entstanden die Werke, die sie berühmt machten: Nach langer Zeit veröffentlichte sie erst wieder im Jahr 1958, den Erzählband Vint-i-dos contes (Zweiundzwanzig Kurzgeschichten), für den sie den Víctor-Català-Preis . Mit El Carrer de les Camèlies (1966) gewann sie mehrere Preise. La plaça del Diamant (1962, dt. Auf der Plaça del Diamant 1978) wurde gefeiert. In den 1970ern kehrte sie nach Romanyà de la Selva (Provinz Girona) in Katalonien zurück und beendete 1974 ihren Roman Mirall trencat. 1980 erschien u. a. Viatges i flors und Quanta, quanta guerra. In diesem Jahr gewann sie auch den Premi d'Honor de les Lletres Catalanes. In der letzten Periode ihres Schaffens bevorzugte sie einen eher symbolistischen Stil. Rodoreda wurde Ehrenmitglied des Verbandes der Schriftsteller katalanischer Sprache (Associació d'Escriptors en Llengua Catalana).


    Die Erfahrung des Krieges und besonders des Exils durchzieht thematisch das Werk Mercè Rodoredas. Gegenüber dem Realismus ihrer früheren Bücher bewegen sich die Figuren ihrer letzten Romane und Erzählungen in einer eher phantastischen Welt, und die Sprache gewinnt an metaphorischem Reichtum.


    Mercè Rodoreda starb 1983 in Girona.


    Taschenbuch: 250 Seiten
    Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: 7 (28. Mai 2007)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3518458787
    ISBN-13: 978-3518458785

  • Ich will Euch nicht vorenthalten, dass mich dieser Roman in mancherlei Hinsicht an Maria Barbal und "Stein im Geröll" erinnert hat. Allerdings ist hier die Ausgangssituation eine städtische. Auch ist die "Entwicklungslinie" wohl nicht genau dieselbe. Doch Barbal wird wahrscheinlich diesen schnell zum Klassiker gewordenen Roman von Rodoreda gekannt haben. Ha, was sage ich? Edit: ich sehe, dass diese katalanische Ausgabe (ist kleingeschrieben auf der Titelseite) ein Vorwort von Barbal enthält!!!


    Eventuell hätte ich dieses Buch auch unter Historischen Roman einordnen können?


    Hier noch ein Link zu einer katalanischen Ausgabe:

  • Er wurde in über 20 Sprachen übersetzt und ist heute der Klassiker der katalanischen Literatur.

    oder bei den Klassikern - es ist Deine Entscheidung :wink: auf jeden Fall sag ich danke für die interessante Rezension, Du gräbst immer so hier unbekannte Schätze aus :)

  • oder bei den Klassikern - es ist Deine Entscheidung :wink: auf jeden Fall sag ich danke für die interessante Rezension, Du gräbst immer so hier unbekannte Schätze aus :)

    Ja, stimmt, das ginge auch. Ich selber neige allerdings bei der Einordnung in die Klassiker dazu, epochenmäßig noch weiter zurückzugehen. Aber es wäre auch anders in Ordnung für mich ...

  • Ja, stimmt, das ginge auch. Ich selber neige allerdings bei der Einordnung in die Klassiker dazu, epochenmäßig noch weiter zurückzugehen. Aber es wäre auch anders in Ordnung für mich ...

    Ich persönlich finde, Du hast es hier schon genau richtig eingeordnet. :wink: aber ich setze es Dir gerne um, wenn du möchtest.