Renate Bergmann - Das bisschen Hüfte, meine Güte

  • Kurzmeinung

    Chattys Buecherblog
    Kurzweilig und sehr unterhaltend. Das Richtige für triste Tage.
  • Kurzmeinung

    Studentine
    Renate Bergmanns Ansichten über das Leben heute & früher, die jungen Leute & ihre Lieben sind immer herrlich erfrischend
  • Ich möchte darauf hinweisen, dass ich für diese Rezension Band 1 als bekannt voraussetze. Somit können für Leser, die "Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker" noch nicht gelesen haben, Spoiler vorhanden sein.


    Auf einer Hochzeitsfeier kommt Renate Bergmann, eine 82-jährige Berlinerin, ins Straucheln, fällt und schon ist die etwas in die Jahre gekommene Hüfte hinüber. Da hilft auch kein Körnchen mehr sondern nur noch eine Operation. Diese übersteht die vierfach verwitwete Rentnerin sehr gut, aber die anschließende Reha verlangt einiges von ihr ab. Zunächst muss sie Organisatorisches klären, denn jemand muss sich um die Gräber ihrer vier Männern kümmern und sie fürchtet, dass das Treppenhaus verkommen könnte, denn die jungen Dinger wissen ja gar nicht mehr, was anständiges Reinemachen bedeutet. Doch auch die Übungen in der Reha gehen Renate gegen den Strich. Dank ihrer defekten Hüfte muss sie immerhin ihren Namen nicht tanzen, doch die nächsten sechs Wochen werden sicherlich kein Zuckerschlecken werden.


    Vor kurzem habe ich „Ich bin nicht süß, ich habe bloß Zucker“ als Hörbuch gehört und Renate sofort in mein Herz geschlossen. Die rüstige Rentnerin redet, wie ihr die Berliner Schnauze gewachsen ist und steht mit beiden Beinen im Leben - zumindest soweit es ihre Hüfte zulässt.


    Ich finde es immer noch faszinierend, dass hinter diesem Pseudonym der 1974 geborene Torsten Rohde steckt. Wie der Roman bei Personen in Renates Alter ankommt, kann ich als Mittdreißigerin nicht einschätzen, aber mich hat er hervorragend unterhalten. Der Hörer trifft auf viel (trockenen) Humor und Renates Direktheit ist einfach umwerfend.


    Marie Gruber versteht es hervorragend der Protagonistin eine authentische Stimme zu verleihen, der man sehr gerne zuhört - auch stundenlang. Beide beiden bisher erschienenen Hörbüchern handelt es sich um gekürzte Lesungen. Beim Auftakt hatte ich (dadurch) tatsächlich das Gefühl, dass die Handlung ab und zu etwas abgehackt, eher episodenartig, wirkte. Bei diesem Hörbuch hingegen hat es sich wie ein flüssiger Text angefühlt.


    Fazit: Wer „Ich bin nicht süß, ich habe bloß Zucker“ mochte, wird auch über diese Fortsetzung lachen können. Torsten Rohde bleibt seinem Stil sehr treu und Renate erlebt genug, um den Hörer ein zweites Mal gekonnt zu unterhalten. Zum Glück erscheint das dritte Hörbuch bereits im Oktober unter dem Titel "Über Topflappen freut sich ja jeder". Ich freue mich schon drauf und kann die Hörbücher nur empfehlen - am bestens mit Band eins starten.



    • Audio: 3 CDs - ca. 240 min
    • :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:
  • Mario

    Hat das Label Humor/Satire hinzugefügt.
  • Ausgerechnet auf der Hochzeit ihres Neffen kommt die Online-Omi zu Sturz, als sie beim Ausweichen vor dem auf sie zufliegenden Brautstrauß einen ungeschickten Schritt macht. Renate ist 82 und schon vierfache Witwe, da heißt es aufpassen.

    Die Hüfte muss operiert werden, doch davon lässt sich die rüstige Rentnerin nicht unterkriegen. Schließlich ist sie auf Notfälle wie diesen bestens vorbereitet. Hinter der Tür im Schlafzimmer steht immer ein Köfferchen mit dem Wichtigsten, der Nachbar ist für die Versorgung des Katers zuständig, und die Gießgemeinschaft kümmert sich um die Gräber ihrer verstorbenen Ehemänner.

    Auf der Reha sieht Renate den Sinn mancher Anwendungen zwar nicht recht ein, aber was tut man nicht alles, um wieder auf die Beine zu kommen. Schließlich hat sie jede Menge Verpflichtungen, die auf sie warten.


    Seit meiner ersten Begegnung mit Renate Bergmann, hat es mir die Online-Omi angetan. Ihre Art, die Dinge in die Hand zu nehmen, finde ich so realistisch und humorvoll dargestellt, dass ich mich dem Charme der bezaubernden Rentnerin aus Berlin nicht entziehen konnte. Bodenständig, lebensklug und in ihren Wertvorstellungen verwurzelt, gibt sie diese gerne (meist ungefragt) weiter. Viermal verheiratet war Renate ja nur, weil eine "wilde Ehe" für sie niemals in Frage gekommen wäre. Dafür sind ihre moralischen Grundsätze viel zu hoch.

    Für Arztbesuche hat man immer eine eigene Garnitur Unterwäsche, die sonst nie angezogen wird, und beim Treppenschrubben macht Renate schon gar keiner etwas vor.

    Gekonnt verknüpft die Online-Omi das, was sie noch von ihrer Mutter gelernt hat, mit dem modernen Schnickschnack, wie etwa dem Internetz, und fährt damit ganz vortrefflich. Liebenswert, resolut, im Hier und Jetzt lebend, doch auch gerne in Erinnerungen schwelgend und einen Korn genießend, hat mich die alte Dame im Sturm erobert.

    Der Vortrag der Sprecherin Marie Gruber hat mir sehr gut gefallen. Nicht nur der resoluten und schelmischen, sondern auch der ängstlichen Renate versteht sie ihre Stimme in allen Nuancen perfekt anzupassen.

    Für meinen Geschmack war das Hörbuch viel zu kurz, ich habe Tränen gelacht und mich 4 Stunden 17 Minuten köstlich amüsiert.


    Unglaublich ist lediglich die Tatsache, dass Renate Bergmann ihre Existenz einem Mann verdankt, nämlich Torsten Rohde, geboren 1974 in Genthin.

    Laut Wikipedia (Wikipeter nach der Online-Omi) studierte er an der Technischen Hochschule Brandenburg Betriebswirtschaftslehre und arbeitete anschließend als Controller in seiner Geburtsstadt.

    Die Idee für seine Figuren kam dem Autor auf Familienfesten. Seit 2016 lebt er in Berlin.