Elizabeth Chadwick: Das Lied der Königin / The Summer Queen

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    Frankreich im 12. Jahrhundert. Alienor ist jung, wunderschön, und sie ist die Erbin des reichen Herzogtums Aquitanien. Als ihr geliebter Vater unerwartet stirbt, ist ihre Kindheit plötzlich vorbei. Sie wird mit Louis, dem noch sehr jungen Prinzen von Frankreich, verheiratet, doch dann verändert ein weiterer Tod ihrer beider Leben für immer. Sie werden zu König und Königin gekrönt, viel früher, als sie jemals damit gerechnet hätten. Alienor muss sich daran gewöhnen, nun die Herrscherin des großen, lebhaften französischen Hofes zu sein – doch sie ist erst 13 Jahre alt …


    Autorin (Quelle:amazon)
    Elizabeth Chadwick lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Nottingham. Sie hat inzwischen 15 historische Romane geschrieben, die allesamt im Mittelalter spielen. Vieles von ihrem Wissen über diese Epoche resultiert aus ihren Recherchen als Mitglied von »Regia Anglorum«, einem Verein, der das Leben und Wirken der Menschen im frühen Mittelalter nachspielt und so Geschichte lebendig werden lässt. Elizabeth Chadwick wurde mit dem »Betty Trask Award« ausgezeichnet, und ihre Romane gelangen immer wieder auf die Auswahlliste des »Romantic Novelists' Award«.


    Allgemeines
    Titel des Originals: The Summer Queen, ins Deutsche übersetzt von Nina Bader
    Erschienen am 18.August 2014 im Blanvalet Taschenbuch Verlag als TB mit 640 Seiten
    Gliederung: Familienstammbäume, Landkarten, 53 Kapitel, Autorennachwort, Bibliographie
    Erzählung in der dritten Person
    Erster Band einer Trilogie über das Leben der Alienor von Aquitanien
    Handlungszeit: 1137 - 1154, Handlungsorte: verschiedene Orte in Frankreich


    Zum Inhalt
    Der erste Band der Trilogie beschäftigt sich mit Alienors jungen Jahren als Ehefrau des französischen Königs Ludwig VII. Nach einem relativ vielversprechenden Beginn geht es mit der 1137 geschlossenen Ehe allmählich abwärts, als Ludwig, ein sehr unsicherer Mensch, sich von "falschen Ratgebern" unterstützen lässt, anstatt seine intelligente und tatkräftige Ehefrau zu konsultieren. Auch seine sich ins Obsessive steigernde Religiosität, die ihn in den Augen seiner unzufriedenen Gattin eher zum Mönch als zum Mann macht, belastet Alienor sehr. Auf dem Kreuzzug ins Heilige Land eskalieren die Spannungen zwischen den Eheleuten, sodass Alienor unbedingt eine Annullierung ihrer Ehe anstrebt. Ludwig freundet sich ebenfalls mit dem Gedanken daran an, schließlich hat Alienor ihm keinen Thronfolger, sondern "nur" zwei Töchter geboren, aber vorerst will die Kirche/der Papst nichts von einer Annullierung wissen. Doch Alienor, die ihr Herzogtum Aquitanien der französischen Oberhoheit entziehen und selbst verwalten will, gibt nicht auf.


    Beurteilung
    Wer sich bereits ein wenig mit Alienor und ihrer Zeit auskennt, bemerkt schnell, wie gut die Autorin recherchiert hat. Das recht abenteuerliche Leben der für ihre Zeit erstaunlich "emanzipierten" Protagonistin mutet fiktiv an, die gute Quellenlage stützt allerdings die Beschreibung im vorliegenden Roman. Nicht nur Alienor und Ludwig sind als Charaktere gründlich und ohne Schwarzweißmalerei ausgestaltet, auch die Nebenfiguren, wie z.B. Alienors ungebärdige Schwester Petronella nehmen größeren Raum ein, der von Petronella verursachte Skandal ist ebenfalls historisch verbürgt. Interessant ist auch das Auftreten weiterer historischer Gestalten, wie Abt Suger von Saint Denis und der berühmt-berüchtigte Bern(h)ard von Clairvaux.
    Der Erzählstil ist flüssig, anschaulich und mit einer Prise Erotik gewürzt, wobei die Autorin aber niemals auf das Niveau der sogenannten "Nackenbeißer" abgleitet.
    In ihrem Nachwort erläutert Elizabeth Chadwick, welche Fakten aus Alienors Leben und erster Ehe verbürgt sind und wo sie die Handlung nach ihren Vermutungen ausgestaltet hat.
    Eine beigefügte Bibliographie gibt dem Leser Anregungen zur weiteren Lektüre, sie enthält auch die wohl bekanntesten drei Biographien der Alienor von Aquitanien von Régine Pernoud, Alison Weir und Ralph Turner.
    Da sich meine Rezension auf die englische Originalausgabe bezieht, kann ich nicht sagen, ob in der deutschen Ausgabe das gleiche Zusatzmaterial enthalten ist.


    Fazit
    Gründlich recherchiert, höchst unterhaltsam geschrieben, sehr empfehlenswert für Leser mit Interesse an der Geschichte des mittelalterlichen Frankreichs und seines Verhältnisses zu England!
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Anbei der Link zur Originalausgabe, die ich gelesen habe.


    Kurzbeschreibung zur englischen Ausgabe (Quelle: amazon)


    Eleanor of Aquitaine's story is legendary. She is an icon who has fascinated readers for over eight hundred years. But the real Eleanor remains elusive - until now. Based on the most up-to-date research, bestselling novelist Elizabeth Chadwick brings Eleanor's magnificent story to life, as never before. Young, vibrant, privileged, Eleanor's future is golden as the heiress to wealthy Aquitaine. But when her beloved father dies suddenly in the summer of 1137, her childhood ends abruptly. Forced to marry the young prince Louis of France, Eleanor is still struggling to adjust to her new role when Louis' father dies and they become King and Queen of France. Leaving everything behind, the vivacious Eleanor must face the complex and faction-riddled French court. She is only 13. Overflowing with scandal, politics, sex, triumphs and tragedies, The Summer Queen is the first novel in a stunning new trilogy, from award-winning and much-loved author Elizabeth Chadwick.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • €nigma: Eine Bibliographie kann ich nicht entdecken, aber Karten auf den Coverinnenseiten, drei Stammbäume, "Anmerkung der Autorin" zum historischen Hintergrund, Danksagungen und eine kurze "Anmerkung für die Leser" zur Begründung, warum sie Alienor hier Alienor und nicht Eleanor nennt.


    Hier meine Rezension zur deutschen Ausgabe:


    Inhalt
    Aquitanien, 1137: Als Alienor, die Tochter des Herzogs von Aquitanien, im Alter von dreizehn Jahren zur Waisen wird, trägt sie eine große Last auf ihren Schultern, denn sie ist die Erbin ihres Vaters. Doch ihr Erbe ist bedroht, schließlich ist es ein Leichtes, einem Mädchen durch Zwangsheirat die Macht zu entreißen. Und so begibt sie sich unter die Vormundschaft des französischen Königs, anstatt ihren kindlichen Schwärmereien nachzugeben, und wird bald mit dem Prinzen Louis verheiratet, der eigentlich für ein Leben im Kloster vorgesehen war.
    Doch dann stirbt der König, und das junge Paar muss die Last der Verantwortung für zwei große Reiche tragen…


    Meine Meinung
    Dieser Roman bildet den Auftakt einer Trilogie um Alienor von Aquitanien.
    Diese wird hier als bodenständige, früh erwachsen gewordene Person dargestellt, die weiß, was sie will und was ihre Pflicht ist, auch wenn sie ein ganz anderes Leben vorgezogen hätte. Sie ist dazu erzogen worden, ihr Land zu regieren, wobei ihre Klugheit ihr eine große Hilfe ist. Sie wird sehr sympathisch dargestellt, gelegentlich nimmt sie sich aber Dinge heraus, die ich so nicht von ihr erwartet hätte. Louis dagegen, obwohl zunächst als netter, frommer junger Mann vorgestellt, hat mir von Kapitel zu Kapitel weniger gefallen, was wohl so beabsichtigt war. Seine Entwicklung ist verständlich, wenn man seine Erziehung im Kloster sowie seine Erlebnisse berücksichtigt, jedoch kam sie stellenweise recht unerwartet.
    Da es sich hier um einen biografischen Roman handelt, ist hier nicht der eine große Spannungsbogen zu erwarten. Der Schwerpunkt liegt tatsächlich auf dem Leben Alienors von Aquitanien, die ein hohes Alter erreicht und ihren Kopf oftmals durchgesetzt hat. Obwohl sie eine der schillerndsten gestalten des Hochmittelalters ist, ist über sie nicht allzu viel bekannt, und was überliefert ist, ist nicht selten widersprüchlich und häufig abwertend. Elizabeth Chadwick interpretiert diese Informationen auf ihre Weise und gibt hier ein glaubwürdiges und stimmiges Bild über die junge Alienor ab.
    Dabei wird der Roman nie langweilig, denn Alienors Leben war selbst in jungen Jahren schon nicht ganz alltäglich. Lücken werden glaubhaft gefüllt, Zeiten, in denen wenig passiert, übersprungen, ohne dass man dabei aus dem Fluss der Geschichte gerissen wird.
    Im Gegensatz zu anderen Romanen der Autorin, die übersetzt wurden, werden hier die Namen der Herrschenden nicht ins Deutsche übertragen, sondern anscheinend so beibehalten, wie die Autorin sie selbst verwendet hat. Leider gibt es kein Personenregister, doch ist die Anzahl der Personen überschaubar, Namen sind so gewählt, dass es kaum zu Verwechslungen kommen kann, und bei überlieferten Mehrfachbelegungen werden verschiedene Schreibweisen angewandt, so dass man auch gut ohne eine solche Hilfe zurecht kommt. Dafür sind mehrere Stammbäume, zwei Karten sowie ein ausführliches Nachwort der Autorin enthalten.
    Der Schreibstil ist angenehm, schnörkellos, dabei aber auch nicht zu schlicht. Allzu moderne oder auch extrem altertümliche Begriffe sind mir nicht aufgefallen.


    Fazit
    Ein sehr schöner Roman, den ich gerne gelesen habe und der mich in einigen Punkten überraschen konnte, obwohl ich schon mehrere Bücher kenne, in denen Alienor von Aquitanien zumindest am Rande vorkommt. Ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung und empfehle diesen Roman all denjenigen, die sich für diese interessante Persönlichkeit interessieren und mehr über sie erfahren wollen.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • €nigma: Eine Bibliographie kann ich nicht entdecken,

    Wie schön, eine Rückmeldung zur deutschen Ausgabe! :thumleft: In der englischen Ausgabe schließt sich die Bibliographie an das Autorennachwort an. Es gibt als Ergänzung auch noch die ersten beiden Kapitel des Folgebandes "The Winter Crown", das wird in der deutschen Ausgabe wohl nicht der Fall sein, da die deutsche Übersetzung dazu erst im Februar 2016 auf den Markt kommt. Die englische Ausgabe werde ich mir übernächste Woche in London besorgen. :lechz:

    Louis dagegen, obwohl zunächst als netter, frommer junger Mann vorgestellt, hat mir von Kapitel zu Kapitel weniger gefallen, was wohl so beabsichtigt war.

    So ging es mir auch, aber es gefiel mir, dass er nicht als Erzschurke abgestempelt wurde, sondern als Mensch mit psychischen Problemen, der nicht aus seiner Haut konnte, beschrieben wurde. Er passte charakterlich überhaupt nicht zu Alienor und die Einmischung der Geistlichen verschärfte die Konflikte nur. Ich habe heute in die Biographie von Ralph Turner, "Eleanor of Aquitaine" reingelesen, demnach hat Elizabeth Chadwick die Persönlichkeit Alienors wohl ziemlich treffend dargestellt. Diese Biographie gibt es auch in deutscher Übersetzung, falls es Dich (oder sonst jemanden) interessiert.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998