Mirjam Mous - Crazy Games: Der perfekte Tag, der in der Hölle endet / Test

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    Die Idee klingt super spannend und originell: der junge Elvis (zu dessen Groll so benannt von seinem Vater, der als Elvis-Imitator arbeitet) glaubt, er hätte einen tollen Tag vor sich und er könnte mit schicker neuer Frisur und trendiger Brille endlich bei seiner Angebeteten landen. Aber dann drückt ein Obdachloser ihm einen Zettel in die Hand, auf dem steht:


    DAS IST EIN TEST.
    WIR HABEN DEINEN VATER.
    ERZÄHL ES NIEMANDEM.
    SONST UNTERZEICHNEST DU SEIN TODESURTEIL.


    Elvis denkt erst, das wäre ein doofer Scherz von seinen Freunden, muss aber schnell feststellen, dass der Zettel bitterer Ernst ist. Die Entführer lassen ihm eine Reihe von Aufträgen zukommen, mit denen er sich die Freiheit seines Vaters erkaufen soll, und die haben es in sich.


    Originell sind die Idee und die Auflösung, warum das alles passiert und wer dahinter steckt, auch tatsächlich! Leider habe ich beides in groben Zügen schon nach etwa der Hälfte erraten, daher konnte mich das Ende, das ansonsten bestimmt der Hammer ist, nicht überraschen... Aber auch davor konnte mich die Spannung einfach nicht so richtig packen.


    Die Geschichte verläuft lange nach dem immer gleichen Schema: neuer Auftrag, unerwartete Schwierigkeiten, Elvis muss umdenken, Erfolg oder Misserfolg. Es gibt gefährliche Situationen, eklige Situationen, und oft muss Elvis Straftaten begehen. Noch dazu muss er da ganz alleine durch, denn die Entführer beweisen ihm schnell, dass sie jederzeit überwachen, ob er auch wirklich niemandem davon erzählt.


    Das ist alles absolut nicht langweilig, aber hochspannend fand ich es leider auch nicht.


    Vielleicht hat mich die Spannung nicht so richtig gepackt, weil ich nicht den Eindruck hatte, dass Elvis wirklich aus eigener Kraft weiterkommt. Er versucht natürlich, klammheimlich rauszukriegen, wer die Entführer sind und wo sie seinen Vater gefangen halten, und er hat auch gute Einfälle, aber wenn er weiterkommt, dann meistens durch einen glücklichen Zufall (bzw das, was er für einen glücklichen Zufall hält), oder manchmal auch durch Hilfe von unerwarteter Seite, wie zum Beispiel durch die taffe Graffiti-Künstlerin Jules.


    Elvis ist ein sympathischer Junge, der nicht auf den Kopf gefallen ist und seinen Vater so sehr liebt, dass er alles tun würde, um ihn zu retten. Ich mochte ihn gerne, aber die anderen Charaktere blieben für mich ziemlich blass - was halt daran liegt, dass Elvis von den Entführern sehr isoliert wird. Talisha, das Mädchen, in das er verknallt ist, spielt zum Beispiel nur in wenigen Kapiteln eine aktive Rolle. Da wirkt sie dann zwar sehr mutig und interessant, aber ich konnte sie einfach nicht genug kennen lernen, um wirklich mit ihr warm zu werden!


    Die Geschichte wird uns aus der Ich-Perspektive von Elvis erzählt, und der erzählt locker, in jugendlicher Sprache und manchmal mit bösem Humor. Der Schreibstil wirkte dadurch auf mich sehr passend für ein Jugendbuch.


    Fazit:
    Die Idee für die Geschichte ist sehr originell und klingt total spannend, aber leider konnte mich das Buch einfach nicht packen und ich habe die große Wendung am Schluss zu früh erraten. Für mich ist "Crazy Games" ein Buch, das man gut zwischendurch lesen kann, aber kein Buch, das man unbedingt lesen muss.