Jens Bahre - Der stumme Richter

  • Untertitel: Psychogramm eines Mörders

    Kurzbeschreibung lt. Buchinnenseite:
    Ein Mann beseitigt seine Frau und glaubt - da er es raffiniert begonnen hat - weiterhin wie bisher als geachteter Bürger in der Gemeinschaft bestehen zu können.
    Aber vermag er mit seinem Verbrechen zu leben, es vielleicht sogar zu vergessen? Oder sieht er seine Umgebung plötzlich anders, weil er meint, andere sähen den anderen in ihm?
    Die vom Mörder zurechtgebastelte Zuversicht soll sich bald als Selbstbetrug erweisen.
    Ein stummer Richter ist allgegenwärtig.

    Zum Autor (lt. www.krimilexikon.de):
    * 24.10.1945 in Unterloquitz, + 2.3.2007 in Berlin
    Jens Bahre schrieb Romane, Erzählungen und Kinderbücher. "Nicky oder die Liebe einer Königin" und "Der Dicke und ich" wurden auch zu Defa-Filmen. Später hatte er mit Krimis großen Erfolg, zwei wurden als "Polizeiruf 110" verfilmt. Sein letztes Buch "Das Consortium" erschien 2000 bei Ullstein. Jens Bahre verstarb am 2. März mit 61 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes, nachdem der übergewichtige Autor in einem Sondereinsatz aus seiner Wohnung geborgen wurde.


    Lt. Spiegel 11/2007 wurde sein ehrgeizigster Roman "Linie 19" über den Alltag in der DDR nie gedruckt - erst verhinderte die Stasi die Veröffentlichung, und nach der Wende interessierte sich kein Verlag mehr dafür.


    Meine Meinung zum Buch:
    Das Buch erschien in der DIE-Reihe (Delikte - Indizien - Ermittlungen). https://de.wikipedia.org/wiki/…kte_Indizien_Ermittlungen
    Ich liebe diese "alte" Form der Kriminalromane.
    Die Tat selbst tritt in den Hintergrund. Der Untertitel: "Psychogramm eines Mörders" ist Programm. Erzählt wird die Geschichte eines Ehepaares, das sich auseinandergelbt hatte. Die Frage ist bereits: Haben sie je wirklich "zusammengelebt" oder immer nur "nebeneinander"?
    Die Schilderungen dessen, was sich jeder der beiden denkt, falsch in den anderen hineininterpretiert, Dinge die nie angesprochen wurden, all dies bildet den Hintergrund.
    Der Ehemann, geplagt von Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühlen fühlt sich erlöst, als er es scheinbar hinter sich gebracht hat und die Ehefrau umbrachte. Doch dann wird ihre Leiche nicht gefunden. Er mimt den trauernden Ehemann, in der Firma wird deswegen Rücksicht genommen. Die Polizei verdächtigt ihn, hat aber nichts gegen ihn in der Hand. Aber trotzdem treibt irgendwer mit ihm ein böses Spiel. Wer weiß Bescheid?
    Hinter jeder Person verdächtigt der Ehemann nun den Mitwisser, denjenigen der ihm immer wieder Hinweise übermittelt. Er fängt an zu trinken, wird fahrig, alles geht den Bach runter.


    Mir hat das Buch ausnehmend gut gefallen, vor allem da es sich ausgiebigst mit dem Ungesagten beschäftigt, mit dem, was im Kopf des Mörders vorgeht.


    Von mir gibt es dafür :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: und eine Leseempfehlung für alle, die auf diese alte Form der Kriminalromane begeistern können.

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    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

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