M. Behland, W. Krämer, R. Pogarell (Hrsg.) - Edelsteine, 107 Sternstunden deutscher Sprache

  • Anmerkungen zu Max Behland, Walter Krämer, Reiner Pogarell (Hrsg.): Edelsteine, 107 Sternstunden deutscher Sprache. IFB-Verlag, Paderborn, 2014:
    Eine „Dreierbande“ des Vereins Deutsche Sprache VDS, der Germanist Max Behland, der Linguist Reiner Pogarell und der Statistiker Walter Krämer, letzterer auch Vorsitzender des Vereins, ist tief in die Sprach- und Kulturgeschichte eingestiegen. Heraus gekommen ist, man kann sagen, das Lesebuch Deutsch – von den Anfängen bis heute. Im Gegensatz zu ähnlichen Veröffentlichungen umfassen die 650 Seiten auch nicht-literarische Themen, soweit sie typisch sind für einen Lebensbereich und seine Ausdrucksform.


    Die drei Wissenschaftler konnten dabei auf einem bereits 2002 erschienenen Werk „Sternstunden der deutschen Sprache“, Herausgeber Krämer/Pogarell, aufbauen, und einen Teil der Beiträge übernehmen. Wie sich bereits in damaligen Rezensionen abzeichnete, bestand - und besteht - ein großer Bedarf an einem Kompass auf der sprachlichen Reise durch die Jahrhunderte.


    Im jetzt vorliegenden Band sind an die 40 Autoren mit unterschiedlichen Hintergründen vertreten, von germanistisch-wissenschaftlichem Ansatz wie Cornelius Sommer (S. 127 Artikel zu Martin Opitz, S. 193 zu Wieland), der Politiker im Ruhestand Helmut Schäfer (S. 227 zu Hölderlin) bis hin zur Naturwissenschaft, so beim Physiker und Friedensforscher Götz Neuneck (S. 547 zu Heisenberg).


    Wo immer der Bedarf bestand, haben die Herausgeber selbst zur Feder gegriffen, u.a. Max Behland zum 2+4-Vertrag (S. 582) sowie mit Kommentaren zu einer amtlichen Käseverordnung (S. 567) und zu Loriot (S. 601). Reiner Pogarell nimmt sich u.a. Wulfilas (S. 15), des ersten deutschen Wörterbuchs (S. 27), Luthers (S. 115), Goethes (S. 238), Richard Wagners (S. 307), der Gebrüder Grimm (S. 317), Dietrich Bonhoeffers (S. 471), der Wunder-von-Bern-Reportage (S. 523) und des Barden Hannes Wader an (S. 541).


    Walter Krämer macht so etwas wie den Ausputzer mit zahlreichen Beiträgen: Er schlägt den Bogen vom Bayrischen Reinheitsgebot 1516 (S. 105) über Friedrich II. (S. 172), Lichtenberg (S. 179), Kleist (S. 230), Heine (S. 280), Marx/Engels (S. 296), Bismarck (S. 373), Kurt Gödel (S. 434), Karl Popper (S. 449), Karl Kraus (S. 454), Ricarda Huch (S. 482) bis zum Beipackzettel der ersten Anovlar-Pille (S. 537).


    Steht damit das Rückgrat dieses Werkes, so runden die weiteren namhaften Autoren das Bild ab. Zur Sprache kommen neben den Wurzeln in der Antike und den Bezügen auf Mittelalter, Aufklärung und beginnende Neuzeit alles, was hier von Bedeutung ist: Stichworte Bach, Kant, Lessing, Libretto Zauberflöte, Schiller/Beethoven, dt. Romantik, Hoffmann von Fallersleben, Schopenhauer, Brehm, Duden, Storm, Karl May, Freud, Einstein, Kafka, Rilke, Rosa Luxemburg.


    Es geht weiter mit Musil, Tucholsky, Fritz Lang, Joseph Roth, C.G. Jung, Karl Kraus, Max Frisch, Thomas Mann, Arno Schmidt, Grass, Juli Zeh, Strittmater, Ransmayr, Suter … auf Seiten der leichteren Muse Erika Fuchs, Loriot und Gernhardt. Zur Wiederherstellung des nötigen Ernstes lese man als abschließenden Beitrag Auszüge aus der Danziger Rede Bundespräsident Gaucks (S. 650).


    Vermisst habe ich – aber das ist subjektiv – Albrecht Haushofer, Heinrich Böll (ist er schon vergessen?) und Erich Fried.


    Fazit: Das Buch gehört auf jeden Weihnachts-, Geburtstags- oder sonstigen Gabentisch. Es erleichtert den Besuch der verkürzten Sekun-dar-Oberstufe und sollte den Leser treu auf allen Wegen bis zur Bahre begleiten.


    A.M.