Philip Mansel - Eagle in Splendour

  • Inhalt (laut amazon.de):
    The court of Napoleon I, in its grandeur and extravagance, surpassed even that of that the Sun King. Napoleon's palaces at Saint-Cloud and the Tuileries were the centres of his power, the dazzling reflection of the greatest empire in modern European history. Napoleon's military conquests changed the world and dominate most portraits of him, but it was through the splendour of his court - a world fashioned beyond the battlefield - that Napoleon governed his empire. Using the unpublished papers of the Emperor's leading courtiers, and his second Empress Marie Louise, Philip Mansel brings to life the intoxicated world of a court 'devoured by ambition' as Stendhal called it : its visual magnificence and rigid hierarchy; mistresses, artists and manipulators. The life of the court illuminates the life of Napoleon himself and the nature of a personality that conquered half the world yet, in the end, was abandoned by his dynasty and his courtiers, his past glories fading into lonely and ignominious exile.


    Über den Autor (laut amazon.de):
    Philip Mansel, who has lived and taught in Paris, is one of Britain's leading historians of France and the Ottoman Empire. His first book, Louis XVIII, together with subsequent works such as Paris Between Empires, 1814-1852, established him as an authority on the later French monarchy. Mansel's acclaimed Constantinople: City of the World's Desire was described by William Dalrymple as 'An impeccably researched masterpiece of exquisite historical writing.' He currently lives in London, and is editor of The Court Historian, journal of the Society for Court Studies (www.courtstudies.org).


    Meine Meinung:


    "One of the main differences between the court of Napoleon I and others is that his court was a conscious creation of the monarch's will. It was not the product of centuries of traditions and accumulated "rights". It was formed at the beginning of the nineteenth century and all its officials were selected, often to their own surprise, by the Emperor himself. Thus the court reveals as much about the Emperor's character as it does about the society of his day. It shows how the greatest genius to sit on a throne interpreted his role as a monarch." (S. 29f.)


    Wer bei diesem Werk einen groben Einblick in Napoleons Hof erwartet, der sollte sich nach etwas anderem umsehen. Was hier vorliegt, ist ein komplexes, seriös recherchiertes und unglaublich gut durchdachtes Buch, welches absolut nicht zum Nebenherlesen geeignet ist.


    Vor dem Hintergrund von Napoleons Biografie erfährt man in sieben Kapiteln, was es mit der Institution „Hof“ auf sich hatte und was das Besondere an dem napoleonischen war. Es werden sowohl die Mitglieder wie auch ihre Beziehungen untereinander und zum Herrscher untersucht, außerdem die verschiedenen Interessen, die politische Funktion des Hofs, die Höfe von anderen Bonapartes zum Vergleich u.v.m. Ergänzt wird der Text durch kommentierte Bilder und Zitate. Die ersteren stellen bedeutende Gebäude wie z.B. Napoleons zahlreiche Paläste oder im Text erwähnte Personen und Ereignisse dar, sodass man das Geschriebene durch die Pause beim Betrachten besser verarbeiten kann. Die Unmengen an Zitaten von Zeitzeugen veranschaulichen die Fakten ungemein. Dazu muss man sagen, dass es schön wäre, wenn der Leser wenigstens über Basiskenntnisse des Französischen verfügen würde, denn es kommen viele fremdsprachige Ausdrücke vor, die andernfalls vermutlich verwirrend sind.


    Man merkt, dass das Buch nicht für jeden geschrieben wurde. Es ist von Vorteil, Grundwissen über Napoleon und seine Herrschaft mitzubringen, ansonsten könnten einige Zusammenhänge durchaus unverständlich sein. Das gilt zwar nicht für das gesamte Buch, aber der Autor macht schon deutlich, dass es vor allem an die Leser gerichtet ist, die sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen wollen. Das beweist allein die Tatsache, dass es zu allen Fakten und Themen passende Zahlen gibt, die Mansel gerne gehäuft verwendet, und fast noch mehr Namen. Es gibt unglaublich viele Personen, die eine Rolle spielen und irgendwann konnte ich fast niemanden mehr auseinanderhalten, Napoleons Familie einmal ausgenommen. Doch die vielen Prinzen, Grafen, Damen usw. haben mir zusammen mit den Zahlen das Lesen ziemlich erschwert. Wem Régine Pernoud etwas sagt, der hat vielleicht eine vage Vorstellung, wovon ich spreche. Sie verwendet ebenfalls sehr gerne unzählige Namen, die mich genau wie hier ab und zu zur Verzweiflung getrieben haben. Bei The Eagle in Splendour wurde das Lesen dadurch unheimlich zäh, aber ich bin sicher, dass das Buch für den richtigen Leser (z.B. Historiker) von unschätzbarem Wert sein muss.


    Ich weiß jedoch, dass Mansel durchaus auch anders kann. Es gibt unzählige Passagen, die mir sehr gefallen haben, weil er seine Gedanken leicht verständlich formuliert und mehr „zeigt“ als „erzählt“. Passend zur Seriosität seines Werks ist immerzu eine klare Struktur vorhanden, was das Lesen grundsätzlich erleichtern soll und tatsächlich über einige trockenere Passagen hinweghilft.


    Insgesamt finde ich, dass ich sehr viel Neues entdecken und mitnehmen konnte. Spannend fand ich seine Thesen im Hinblick auf die Funktion des Hofs und sein Scheitern, sowie im Bezug auf die Diskrepanz zwischen Napoleons relativer Unbeliebtheit vor und großer Anerkennung nach seinem Tod. Auch stellt der Autor Aspekte stets aus unterschiedlichen Blickwinkeln dar, sodass man nicht nur eine Seite präsentiert bekommt. Ich habe gemerkt, was für ein ungenaues Bild von Napoleon ich bisher gehabt habe und bin froh, endlich aufgeklärt worden zu sein. Jetzt kann ich mich darauf freuen, das erworbene Wissen mit Ausführungen in anderen Büchern zu vergleichen.


    Fazit:
    Ein nicht ganz leicht zu lesendes, aber mit unzähligen Informationen gespicktes Werk, das für die Kenner des Themas sehr interessant sein dürfte, für das erste Kennenlernen jedoch weniger geeignet ist.

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



    You cannot open a book without learning something. - Konfuzius

  • Wem Régine Pernoud etwas sagt,

    mir sagt sie etwas und ich schätze ihre Bücher (3 habe ich bisher gelesen) - deswegen ist auch "Eagle in Splendour" mal gleich auf meine Wunschliste gehüpft. Danke für die Rezi :wink:

  • mir sagt sie etwas und ich schätze ihre Bücher (3 habe ich bisher gelesen) - deswegen ist auch "Eagle in Splendour" mal gleich auf meine Wunschliste gehüpft. Danke für die Rezi :wink:

    Auf deine Meinung wäre ich auch besonders gespannt, weil ich das Buch eben gleich mit Pernoud assoziiert habe. Zum Glück hat Mansel keinen komplizierten Stil, das wäre nämlich sonst mein Untergang angesichts der Namen und Zahlen gewesen. :totlach:

    :jocolor: Verschwundene Reiche: Die Geschichte des vergessenen Europa // Norman Davies (Projekt)



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