Christian Grawe - >Darling Jane< Jane Austen - eine Biografie

  • Kurzmeinung

    Schneehase13
    Unterhaltsame, informationsreiche Biografie - für Leser ihrer Romane und/oder Jane Austen-Interessierte zu empfehlen.
  • Kurzmeinung

    Studentine
    Sehr informative Einblicke in das Leben, Schaffen&Wirken der großartigen Jane Austen. Macht wieder Lust auf ihre Romane.
  • Über den Autor:
    Christian Grawe, geboren 1935, hat Germanistik, Philosophie und Geschichte studiert und war bis zu seiner Emeritierung Professor für deutsche Literatur an der University of Melbourne. Zusammen mit seiner Frau hat er die Romane Jane Austens zum erstenmal vollständig ins Deutsche übersetzt; eine Ausgabe ihrer drei Romanfragmente ist in Vorbereitung. Bei Reclam hat er außerdem Jane Austen zum Vergnügen herausgegeben, dazu kommen zahlreiche Editionen und Interpretationen von Werken der deutschen Literatur.
    (Quelle: Klappentext)


    Inhalt:
    Jane Austen (1775 - 1817) ist inzwischen auch in den deutschsprachigen Ländern eine Klassikerin. Keinen geringen Anteil daran haben die Übersetzungen ihrer Romane von Christian und Ursula Grawe, die ab 1980 bei Reclam erschienen.
    Christian Grawe legt hier eine überarbeitete, erweiterte und mit neuem Bildmaterial versehene Fassung seiner Biographie der Autorin vor. Er entwirft darin auch ein Gesamtbild des sozialen, politischen und literarischen Umfelds um 1800, das den Hintergrund der Romane bildet.
    (Quelle: Klappentext)


    Das Buch umfasst 245 Seiten gegliedert in Einleitung und folgende Kapitel:
    1. Steventon 1775 – 1801
    2. Jugendwerke
    3. Jane Austens England
    4. Bath – Southampton 1801 – 1809
    5. Literarische Krisenjahre
    6. Chawton – London 1809 – 1816
    7. Werke zu Lebzeiten
    8. Chawton – Winchester 1816 – 1817
    9. Werke aus dem Nachlass


    Angehängt sind die oben zitierte Information zum Autoren, ein Bildnachweis sowie ein 8-seitiges Personenregister. Das Gemälde auf dem Cover wurde nach einer Skizze, angefertig durch ihrer Schwester, gemalt.


    Meine Meinung:
    Über Jane Austen als Person und ihr Leben gibt es kaum belegbare Informationen. Die Autorin führte ein sehr zurückgezogenes Leben und was über sie und ihre Meinungen, Gedanken und Ansichten sowie ihr rein persönliches Leben bekannt ist, kennen wir fast ausschließlich durch ihre Familie und ihre Briefe. Leider sind die meisten Briefe, die sie sich mit ihrer Schwester Cassandra schrieb, von der Schwester vernichtet worden und dies betrifft v.a. die Briefe, die sehr persönliches enthielten. Auch die restlichen Familienmitglieder wahrten über Janes Tod hinaus Stillschweigen über Persönliches. Das ist vom menschlichen Standpunkt her nachvollziehbar, für uns neugierige Leser allerdings sehr bedauerlich.
    Mit diesem Buch liegt eine hervorragend recherchierte und belegte Biografie Jane Austens vor. Christian Grawe hat sich so intensiv mit dieser Autorin auseinandergesetzt, mit allem Material, das über sie nur irgendwie greifbar ist sowie mit ihren Werken und den Gedanken und Ansichten, die sich daraus herauslesen lassen, dass es einfach nur bewundernswert ist. Schon an den Kapitelüberschriften ist dabei erkennbar, dass sich Grawe nicht nur auf das reine Leben der Autorin beschränkt, sondern ein rundes Bild der Autorin in ihrer Zeit und im gesellschaftlichen Kontext erschafft.
    Der Autor beginnt dabei mit ihr und ihrer zahlreichen Familie, und da diese Familie zeitlebens einen sehr engen Zusammenhalt bewiesen hat, ist die Einführung auch wichtig. Den Familienmitgliedern begegnet man im ganzen Leben Jane Austens immer wieder. Gleichzeitig gibt Grawe die ersten zusätzlichen Informationen über das gesellschaftliche Leben und die Konventionen der damaligen Zeit. Damit bekommt der Leser schon ein erstes Gefühl, wie wichtig Verhalten und Sprache für die Mitglieder gewisser Gesellschaftsschichten waren. Jane Austen gehörte der Gentry an und war damit ein wohlangesehenes Mitglied der höheren Gesellschaft, was sich die meisten heute kaum vorstellen können wenn sie lesen, dass sie die größte Zeit ihres Lebens auf die finanzielle Unterstützung der Brüder angewiesen war. Aber das war für damalige Zeit die normale Lebenssituation junger Frauen, die nicht heirateten, und kein Armutszeugnis oder ähnliches, wie wir es heute empfinden.
    Der Autor führt uns durch das Leben der Autorin und verknüpft dieses ständig und durchgehend sowohl mit ihren Werken als auch mit der Gesellschaft der damaligen Zeit. Er gibt also nicht einfach nur die persönlichen Lebensumstände wieder, sondern erschafft den direkten Zusammenhang von Jane Austens Leben mit den Figuren in ihren Romanen. Dadurch vermittelt er ein sehr klares Bild der damaligen Zeit und öffnet die Augen für die gekonnte, stille und gleichzeitig überdeutliche Kritik, die Jane Austen in ihren Romanen äußerte. Außerdem befasst er sich gleichzeitig auch mit den Schriftstellern und der Literatur der damaligen Zeit und setzt auch dies immer in Zusammenhang mit Jane Austen. Im Endeffekt ergibt sich somit eine Betrachtung der Autorin selbst, ihrer Werke, ihrer Zeit und auch ihrer Anerkennung oder auch Ablehnung in der literarischen Welt des 19. Jahrhunderts.


    Mein Fazit:
    Diesem Buch kann ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen für alle Leser, die an einer fundierten, rundum gelungenen, allerdings den Leser auch fordernden Biografie Jane Austens Interesse haben. Es ist wohl von Vorteil, wenn man wenigstens ein paar ihrer Romane vorher gelesen hat, da dann die Bezüge zu den Werken leichter zu verstehen sind.


    Außerdem möchte ich hier noch ein Zitat Sir Walter Scotts anführen, der 1826 in seinem Tagebuch über Jane Austen schrieb:

    Zitat

    Die junge Dame hatte ein Talent, die Probleme und Gefühle alltäglicher Charaktere zu schildern, wie ich es so ausgeprägt noch nie erlebt habe. Das aufwändige Wau-Wau-Gebelle beherrsche ich wie heutzutag jeder andere auch, aber der feine Pinselstrich, der gewöhnliche, unbedeutende Dinge und Menschen durch die Wahrheit der Beschreibungen und Empfindungen interessant macht, ist mir versagt. Wie schade, dass ein so begabtes Geschöpf so früh gestorben ist.

    viele Grüße vom Squirrel



    :study: Kai Seyfarth - Entscheidung in Aleppo: Walter Rößler, Helfer der verfolgten Armenier